Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
düngen sind auf Thixotropiebelastung 32 beim Formen zurückzuführen. Solche Schä den dürfen als sicheres Zeichen für intensive Handformungen mit partiellen Masse verschiebungen angesehen werden. Die Oberflächen- und Materialfarben gebrannter keramischer Gegenstände sind unregelmäßig dunkel, braun, grau bis schwarz, die Materialstrukturen nicht sehr fest oder hart. Diese Keramik wurde bei niedrigen Temperaturen überwiegend redu zierend gebrannt. Der dafür verwendete Brennofen war ein Kuppelofen, in dem Feuerung und Brennraum übereinander angeordnet und durch eine Lochtenne ge trennt waren. Der Rauchabzug befand sich im Scheitelpunkt der Kuppel des Brenn raumes (Abb. 16). Die Brenntemperaturen lagen bei 600-700 °C. Typisch ist die abschließende Reduktionsphase beim Brand, die durch die Gewohnheit zustande kam, nach Erreichen der maximalen Temperatur alle Öffnungen (Feuerloch und Rauchabzug) des Ofens zu schließen. Damit war die Sauerstoffzufuhr gedrosselt bzw. unterbunden und zwangsweise eine Reduktion bei beginnender Abkühlphase eingeleitet. Die fleckige Färbung an den keramischen Oberflächen kam durch die Verunreinigungen der Rohtonmassen sowie durch unregelmäßige und unvollkom mene Reduktion beim Brand, d. h. insgesamt durch eine ungenügende Beherrschung der Brenntechnik zustande. Außerdem wurde auf das Aussehen der Keramik als reine Gebrauchsware keine besondere Aufmerksamkeit verwendet. Auch die Formenarmut läßt sich als zweckgebundene Schlichtheit der Formen werten. 33 Diese Deutung hat trotz Vorhandensein verzierter Stücke (eine Schale mit Innenwelle) volle Gültigkeit, denn es läßt sich nicht schlüssig beweisen, daß z. B. die Gurtzone an den „verzier ten“ Exemplaren von Typ 1 wirklich ausschließlich als Verzierung zu gelten hat. Für die Gefäßtypen 1 und 3 aus dem frühen 13. Jh. lassen sich folgende techno logische Erkenntnisse gewinnen: Wulstaufbautechnik, Ringwulst- und Spiralwulsttechnik, Handtöpferscheibe mit nur geringer Taumelarretierung, Gefäßaufbau auf Model, abgehobener Boden, Bodenmarke und Quellrand, Glättung der Rand- und Schulterzonen, grobe und heterogene Tonmagerung, organische Magerung, überwiegend Reduktionsbrand, kein fester Scherben. Der Gefäßtyp 2, Variante 1, stellt eine progressive Form vom Typ 1 dar, und zwar in der prinzipiell selben Aufbautechnik (MECHELK 1970, 72). 34 Variante 2 da gegen ist die früheste Gefäßform, die aus einem Stück Ton auf frei und schnell ro tierender Scheibe, der sog. Blockscheibe, hergestellt wurde. Die Untersuchung der Flächen- und Profilschliffe erbrachte ein eindeutiges Kri terium zur Unterscheidung von Keramik in Wulstaufbautechnik und früher scheiben gedrehter Keramik: die Art und Menge des Magerungsanteils. An den schlauch- 32 Das bedeutet eine übermäßige Druckbelastung auf kleiner Fläche, die eine Matcrialseparierung im Inneren mit Trenn flächenbildung parallel zur Oberfläche bewirkt. An solchen Trennflächen (im Bruch als Texturen erkennbar) platzt das Material bei äußerer mechanischer Beanspruchung ab. 33 Die Einfachheit der Formen entsprach hier weitgehend der Schlichtheit der Lebensweise; Gefäßformen mit anderem Verwendungszweck wurden aus anderem Werkstoff hergestellt (Holz, Metall). 34 Dort war der Verfasser noch der Ansicht, daß beide Varianten auf der frei drehenden Scheibe (leichte Blockscheibe) gefertigt worden sind.