Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Verfasser hat sich schon vor Jahren dem Problem der Herstellung keramischer Anschliffe zuwenden müssen. Ausgangspunkt war dabei die Überzeugung, daß am keramischen Material selbst ablesbar ist, welche Änderungen in der Rohmaterial zubereitung beim Übergang von der Wulstaufbautechnik zur Formung aus einem Stück auf der frei drehenden Blockscheibe möglich und nötig waren und ob es Än derungen in der Materialzusammensetzung beim Übergang vom Reduktions- zum Oxidationsbrand gegeben hat. An den Bruchflächen der Keramik waren schon grob Veränderungen zu erkennen, die nicht nur durch höheren Brand verursacht sein konnten. Es würde zu weit führen, die Herstellung brauchbarer keramischer An schliffe unter den gegebenen technischen Möglichkeiten im einzelnen darzustellen. Feste und schleifbare Einbettungsmittel, Einbettung der porösen Proben unter Va kuumeinwirkung und eine Auswahl geeigneter Schleifmittel in abgestimmter Abstu fung - je nach vorliegender Keramikart - ermöglichten eine Gewinnung keramischer Feinschliffe (nicht Dünnschliffe), die für die Lösung unserer Fragen geeignet sind. Wir verstehen darunter eine einseitig angeschliffene keramische Fläche, wobei die Feinheit des Anschliffes so weit wie nötig betrieben wird und in der Festigkeit des Gefüges seine Grenzen findet. Die geschliffene Fläche wird im Auflicht stereosko pisch beobachtet und ausgewertet (10-20fache Vergrößerung). Der Blick auf eine angeschliffene Keramikfläche vermittelt zunächst die Erkenntnis, daß die zur Be urteilung stehende Keramik prinzipiell aus zwei Komponenten besteht, der homo genen Tonerde und dem heterogenen Gemenge von Magerungsmitteln. Der keramische Feinschliff kann helfen, folgende Probleme zu klären: Art des Scherbenaufbaues (Texturen, Porosität), Mengenverhältnis von Tonerde zu Mage rung (Prozentanteile), Kornstruktur und Art der Magerung, Entscheidung zwischen natürlicher Beimengung oder fraktionierter Magerung, mineralogische Zusammen setzung der Magerung, Auskunft über Brandart und erreichte Temperaturen im Ofen durch Färbezonen in der Tonerde. Beim Feinschliff muß (wie auch beim Dünnschliff) prinzipiell ein angeschliffenes Profil von einer angeschliffenen Fläche unterschieden werden. Profilanschliffe in der Randregion eines Gefäßes, im Wan dungsteil oder im Übergang von Wandung zu Boden ergeben stark differenzierte und in ihrer Struktur vollkommen andere Schliffbilder als Flächenschliffe quer zum Profil an den gleichen Gefäßpartien. Das Gemenge der keramischen Substanz wird z. B. beim Formungsprozeß im Wulstverfahren oder auf der frei rotierenden Dreh scheibe mechanischen Belastungen von außen ausgesetzt. Dabei entstehen Texturen parallel zur Gefäßoberfläche im Material. Die Magerungsanteile ordnen und sortie ren sich in gleicher Weise, und auch Hohlräume ordnen und verziehen sich je nach Art und Richtung der Materialbeanspruchung. Diese fixierten Zustände werden am gebrannten keramischen Gegenstand durch Profil- und Flächenschliffe in unterschied lichen Richtungen angeschnitten, woraus die unterschiedlichen Schliffbilder resultie ren. Bei dem vorliegenden Material sind je nach Fragestellung sowohl Profilschliffe als auch Flächenschliffe, gelegentlich beide nebeneinander, zur Auswertung heran gezogen worden.