Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
4. ZUSAMMENFASSUNG DER ENTWICKLUNG UND TECHNOLO GIE DER SPÄTMITTELALTERLICHEN KERAMIK IN DER STADT DRESDEN Das insgesamt vorliegende keramische Material aus dem Stadtkern Dresden, durch die Töpfereiabfälle aus der Inneren Neustadt vorteilhaft ergänzt, gestattet eine lük- kenlose Rekonstruktion der formenkundlichen und technologischen Entwicklung vom beginnenden 13. Jh. bis ins 16. Jh. „Die keramische Scherbenbildung ist eine Zeitreaktion. Da die einzelnen Stoffe im festen Zustand vorliegen, müssen die Reaktionen auch im festen Zustand ab laufen und gehen daher sehr langsam vor sich. Sie können auch fast nie zum voll ständigen Abschluß kommen. Im keramischen Scherben hat sich meistens noch kein (chemisches) Gleichgewicht eingestellt ...“ (HOFFMANN 1974, 37). Aus dieser Feststellung läßt sich ableiten, daß an der gebrannten Keramik in weit besserem Maße als bei anderen Materialien, die einem technischen Aufbereitungs- und Verfor mungsprozeß unterlagen, annähernd die gesamte Herstellung von der Rohtonauf bereitung bis zum abgeschlossenen Brand und im günstigsten Fall darüber hinaus deren Verwendung abgelesen werden können. Die Scherbenbildung hat die Rohton- und Magerungsstruktur bei den angewendeten Brennverfahren und den dabei er reichten Temperaturen nur unwesentlich verändert. Das bedeutet, daß auch am fertig gebrannten Produkt alle Formungs- und Verarbeitungsspuren erhalten sind und daß an den Bruchflächen der keramischen Erzeugnisse der innere Materialaufbau erkenn bar geblieben ist. Für ein geschultes Auge ist der gesamte technologische Herstel lungsprozeß ablesbar. Lediglich bei gesinterten Scherben sind diese Einblicke ge schmälert; aber vollkommen gesinterte Stücke liegen nur vereinzelt vor, und die nicht gesinterte Vergleichsware gibt genügend Auskunft. Eine angeschliffene Kera mikfläche kann diese Aussagen präzisieren. 4.1. Angeschliffene Keramikflächen und Möglichkeiten ihrer Auswertung Zur Klärung technologischer Probleme an Keramik, vor allem ihrer Weiterentwick lung von der Freihandarbeit zur Drehscheibenkeramik, wurde eine Methode ange wendet, die an sich schon lange bekannt und in Einzelfällen praktiziert worden ist, 28 aber in ihrer technischen Durchführung weiterentwickelt wurde. Nach wie vor bleibt unbestritten, daß geschliffene Keramikflächen in vielerlei Hinsicht aussage kräftig sind. Daß diese Möglichkeit allgemein zu wenig genutzt wird, hat seine ob jektiven Ursachen vor allem darin, daß brauchbare Schliffe von dem mehr oder weniger bröckeligen keramischen Material nicht ohne Schwierigkeiten zu erhalten sind. Die Jahrzehnte alte Methode der Gesteinsdünnschliffe versagt hierbei weitest gehend. Hinzu kommt, daß der Beruf der geduldigen und geübten Schleifer aus stirbt. Die Gesteinsschleifmaschinen der beiden Serien NEO-SUPAN und MONTA- SUPAL aus den VEB Optische Werke Rathenow sind auch mit herkömmlicher Aus rüstung zur Herstellung keramischer Feinschliffe ungeeignet. 28 Z. B. KRUPPE 1973.