Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
110,15 m NN in den anstehenden kiesigen Sand eingegraben. Über der Tonnen mündung befand sich eine nivellierende Bauschuttschicht aus dem 18. Jh. Das Faß mit einer Bindung aus Weidenruten (keine Eisenreifen) glich in den Konstruktions details dem Objekt Dresden-Altstadt, Altmarkt Ost, Grube 18 (MECHELK 1970, 19, Abb. 2). 3.3.1. Analyse des Fundstoffes Aus dem Holzfaß wurde Keramikbruch mit Fehlbrandmerkmalen geborgen, und zwar Henkeltöpfe (Typ 18) 7 Stück, Grapentiegel (Typ 20) 5 Stück, Deckel 1 Stück (vgl. Kat. Abb. 28,1-3). Weiterhin befanden sich im Boden des Fasses Reste eines rohen, hellen, fetten und sandig gemagerten Tones. Die Keramikreste sind als primärer Töpfereiabfall in das Faß gelangt; Spannungs risse, Garnierfehler an Henkeln, Grapentüllen und Grapenbeinen sowie Glasur fehler an Rändern von Henkeltöpfen und dem weitgehend erhaltenen Grapentiegel S.: 490/76 sind zweifelsfreie Belege dafür. Bemerkenswert waren dabei unglasierte Teile der Gefäßtypen 18 und 20, die wir aus dem Stadtkern bisher nur mit Innen glasur kannten. Beim Vergleich mit Töpfereiabfall aus Altendresden ist an diesen Scherben erkennbar, welche technischen Fortschritte bei der Herstellung von glasier ter Hafnerware gemacht worden sind und wie groß das Maß der Umstellung auf die veränderte Technologie gewesen sein muß. Die Töpfer verarbeiteten einen fetten und sehr fein gemagerten, hellgrau, braungrau bis fast weiß brennenden Ton. Nach dem Brand besaß die aus solchem Ton geformte Gefäßwandung eine feine, aber hohe Porosität. Die Tonmasse muß trotz Magerung noch hochplastisch gewesen sein, da Gefäßwandungen unter 3 mm Stärke ausgedreht werden konnten. Derartig ex trem dünn gedrehtes Material barg aber die erhöhte Gefahr einer Trockenrißbildung in sich. Das demonstrierte der vorgefundene Keramikbruch. Um eine Glasur optisch vorteilhaft erscheinen und auch technisch voll wirksam werden zu lassen, hatte sich in der Praxis die Notwendigkeit herausgestellt, die auf der Drehscheibe hergestellte und fertig garnierte Gefäßform vorzubrennen. Dabei erhielten die Stücke wesentlich mehr Festigkeit. Dieser Brand wird heutzutage Schrühbrand genannt. Eine auf rohen Scherben aufgebrachte Glasur hat mehrere Nachteile. 22 Bei stark porösem Scherben zieht sie weit ins Material ein, löst dieses dabei zum Teil auf und wirkt unter Umständen formzerstörend. Eine in den rohen Scherben eingezogene Glasurbrühe kann während des Brandes keine glatte Oberfläche bilden und führt nicht zur voll wirksamen Scherbendichte. Diese Erfahrungen hatte der Dresdener Töpfer, von dem die Reste aus dem Faß stammten, bereits praktisch umgesetzt, denn 22 Die Meinung ist zwar weit verbreitet, daß auf den rohen Scherben keine Glasur aufgebracht werden könne. Praktische Erprobungen haben jedoch gezeigt, daß dies prinzipiell möglich ist, dabei aber verschiedene Nachteile in Erscheinung treten. Die matten Oberflächen früher glasierter Gefäße lassen daran denken, daß die Töpfer erst durch negative Er fahrungen zu der geänderten Technik vorgestoßen sind.