Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
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Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
3.2.1. Komplex 84 Das einheitliche technische Entwicklungsniveau der Gefäßtypen spricht dafür, daß der gesamte Komplex zusammengehört und kurzfristig in die Grube gelangt ist, je denfalls nicht in einzelnen Etappen mit längeren Zwischenräumen. Aus dem gesam ten Dresdener Stadtkern bietet der Fundkomplex Dresden-Altstadt, Altmarkt West, Grube 12, den besten zeitlichen Vergleich mit dem Inhalt der Grube 84. Aus Grube 12 stammen an rottoniger Irdenware (MECHELK 1970, 149): Topfkacheln (Typ 9) schlichte Töpfe (Typ 10) Henkeltöpfe (Typ 11) Krüge (Typ 12) Näpfe (Typ 14) Henkeltöpfe, innenglasiert (Typ 18) Grapentopf, innenglasiert (Typ 19) Grapentiegel, innenglasiert (Typ 20) Zur weitgehenden Übereinstimmung der Gefäßtypen kommt die der Profilspiegel (vgl. MECHELK 1970, Abb. 69 oben, mit Abb. 43) - kräftige steile Kragenränder, steile Kragenränder und schlichte Kragenränder mit Innenfalz für Henkeltöpfe, Kompositränder für schlichte weitmundige Töpfe, nach innen geneigte Randlippen für Krüge. Weiterhin finden sich verzierte Außenflächen an einem steilen Kragen rand und auch die Verwendung von Rollstempeln. Darüber hinaus stimmt das Vor handensein von früher innenglasierter Hafnerware überein (je ein Stück eines innen glasierten Henkeltopfes und eines Grapentiegels; in Altmarkt West, Grube 12, zu sätzlich ein innenglasierter Grapentopf). Als zeitbestimmend ist für Grube 12 der Steinzeugkrug S.: 760/64 (MECHELK 1970, Abb. 60,1, Taf. 34) anzusehen, der durch gleiche Stücke im Rheinland um 1370 datiert ist (HAGEN 1937, 177 ff.) und in Brandenburg nach 1378 angesetzt werden kann (KNORR 1956, 42-44). Mit Rücksicht auf einen langfristigen Handel von rheinländischer Keramik wurde das Datum „nach 1378“ auch auf den Dresde ner Krug und damit den gesamten Fundkomplex der Grube 12 sowie auf den Fund komplex 84 übertragen. 3.2.2. Komplex 91 Aus verschiedenen Gründen scheint der Inhalt der Grube 91 jünger zu sein. Bei Formanalysen der Grubeninhalte 84 und 91 wurde schon darauf hingewiesen, daß sich im Komplex 91 weiterentwickelte Randprofile befanden. Dazu sind die dicken Kragenränder zu zählen, die daraus entwickelten Kompositränder und die Block ränder. Es steht nun die Frage, um wievieles jünger diese Formen und damit diese Fundstelle einzustufen sind. Aus dem Material selbst ist kein näherer Ansatzpunkt zu gewinnen, jedenfalls nicht mit den herkömmlichen Methoden. 20 20 Sowohl die Keramik als auch das Ziegelmaterial würden sich für eine Thermolumineszenz- oder eine Archäomagneto- Untersuchung eignen. Für die Anwendung beider physikalischer Datierungsmethoden fehlen bisher in der DDR die apparativen Möglichkeiten, darüber hinaus auch die notwendige Vergleichsbasis an gemessenem Material. 37