Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
3.1.6. Gewölbeverglasungen in Töpferöfen Der Verfasser hat im Rahmen von mehrjährigen keramiktechnischen Studien viele Töpfereien aufgesucht und neben anderem auch stets Bau und Funktionsweise der Brennöfen in Augenschein nehmen können. Dabei fiel auf, daß in Sachsen in den Öfen vom Kasseler Typ, in denen Steinzeug oder steinzeugartig gesinterte Keramik hergestellt wurde (in Muskau, Pulsnitz und Waldenburg), an Gewölbewänden und Decken solche dicken, glasurartigen Auflagerungen zustande gekommen waren, wie sie die beiden Ziegelsteine aus Grube 91 aufweisen (Taf. 50, 51). In den genannten Öfen hatten die Auflagen unterschiedliche Färbungen. In Pulsnitz waren sie nicht transparent, sondern dunkelbraun, da dort lehmglasierte Ware gebrannt worden ist. Das Vorfeuer wurde mit Kohlen und nur die Scharffeuerphase mit Holz gespeist. Die Temperaturspitzen lagen bei 1200 °C. In Muskau und Waldenburg trugen die Ofengewölbe innen eine transparentgrüne Verglasung. In ihnen hatte man Stein zeug gebrannt und sowohl das Vorfeuer als auch das Scharffeuer ausschließlich mit Holz gespeist. In der Scharffeuerphase wurde „gesalzen“. Das ist ein im Spätmittel alter und in der Neuzeit gebräuchlicher töpfertechnischer Vorgang, bei dem im Sta dium der höchsten Temperaturentwicklung im Ofen (bei ca. 1250 °C) größere Men gen Kochsalz durch die Feueröffnung geworfen werden. Diese Salzzugabe verdampfte sofort, wurde mit dem Flammenzug durch das Brenngut getragen und schlug sich an diesem und am inneren Ofengewölbe nieder. Sinn und Zweck des Salzens sollten eine bessere Scherbendichte und eine glasierte Oberfläche sein. Solche Glasuren wer den mit Recht Salzglasuren genannt. Die Technik des Salzens gehörte zur Steinzeug technologie des ausgehenden Mittelalters und hat sich lokal bis in die Neuzeit hinein gehalten. 3.1.7. Zur Konstruktion der Töpferöfen und zur Brenntechnik der Handwerker in Altendresden Die rottonige Irdenware der Altendresdener Töpfereien zeigt in der Masse nicht ein heitliche glasurartige Überzüge. Die Scherben lassen im Bruch eine angesinterte Oberfläche erkennen, und nicht wenige Stücke zeigen einen weitgehenden, einzelne sogar einen vollkommen gesinterten Scherben im Bruch. Die innere Gewölbedecke und Wandung eines nachgewiesenen Brennofens trugen eine dicke Verglasung wie Öfen, in denen nach bekannter Technik Steinzeug hergestellt wurde. Wenn wir die Erkenntnisse aus Kapitel 3.1.6. auf die Altendresdener Töpfereiprodukte übertra gen, müssen wir schlußfolgern, daß die Handwerker in vollem Umfang eine Tech nologie der Steinzeugherstellung angewendet haben. 19 Die Gefäße aus Altendresden sind zwar nach Steinzeugtechnologie hergestellt worden, haben aber keinen grauen Bruch und keine rostrote Salzglasur wie Stein zeug sonst in dieser Zeit. Das hat seine Ursache in dem andersgearteten Rohstoff. Den hiesigen Handwerkern stand nur rot brennender, sinterfähiger Ton zur Verfü gung. Aber auch mit dieser Tonauswahl standen die Töpfer nicht allein, denn die bereits erwähnten verzierten Gefäße der Falke-Gruppe zeigen teilweise ebenfalls 19 Eine bereits eingeleitete qualitativ-quantitative Analyse wird erweisen, ob es sich um Niederschlag von Kochsalz dämpfen handelt; dann wäre es eine Art alkalischer Glasur.