Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
2. Phase: Durch den Brückenschlag (nach 1216) unterhalb der Fähre - vom neuen linkselbischen Stadtkern aus - kam eine Neuorientierung des Weges am rechten Ufer zustande. Unter Umgehung der ersten Häuserzeile mündete der Weg vom Brücken kopf in den älteren, ins Hinterland führenden ein. Dadurch entstand eine Wege gabel, an der die Möglichkeit weiterer Ansiedlungen gegeben war. Wahrscheinlich sind auch schon andere Zielrichtungen vom Brückenkopf aus geprägt gewesen, die später durch die Züge der Rähnitzgasse und Großen Meißner Gasse fortgesetzt wurden. Diese Entwicklung leitete über zur nächsten Phase (Abb. 6). 3. Phase: Der Wegebeginn am Brückenkopf erhielt Dominanz. An der Verzwei gung in drei Richtungen entstand eine marktartige Fläche mit unregelmäßigen Um rissen. Aus den Ergebnissen der Reliefrekonstruktion ist bekannt, daß die Unregel mäßigkeit des Platzumrisses ihre naturbedingten Ursachen hatte. 8 An den neuen Wegen konsolidierte sich die Besiedlung: Töpfereien lagen an der Großen Meißner Gasse; in dem Zwickel an der Ostflanke des Marktes entstand ein Häuserblock, der durch die Große und Kleine Klostergasse eingegrenzt wurde. Es ist schon mehrfach die Vermutung ausgesprochen worden, daß sich ursprünglich an dieser Stelle das hi storisch belegte Augustinerkloster etabliert hatte (Abb. 6). 9 4. Phase: Diese Phase ist historisch voll faßbar. Es kam eine selbständige Ge meindeorganisation zustande. Seit 1370 ist der Name „Altendresden“ für die Sied lung am rechten Elbufer überliefert. Um 1403 erfolgte mit Unterstützung des Klo sterordens der Augustiner die Erhebung zur selbständigen Stadt. Bis ins 17. Jh. ist die Bezeichnung Altendresden belegt. 10 Eine Ummauerung der Stadt kam erst sehr zögernd im 16. Jh. zustande (nach 1549), als die Selbständigkeit vom Landesherrn aufgehoben und Altendresden mit der linkselbischen Stadt vereinigt wurde. Aus dieser stark verzögerten Entwicklung bis ins 16. Jh. hinein darf geschlossen werden, daß die rechtselbische Ansiedlung von Anbeginn eine stark untergeordnete Bedeutung besaß; die Dominanz der siedlungsmäßigen Entwicklung lag in jeder Beziehung auf dem linken Elbufer. Dort befand sich eine große, hochwassersichere und siedlungsgünstige inselartige Erhebung mit besseren Voraussetzungen für Be festigungsanlagen. Die fruchtbaren Böden auf der linken Elbseite boten günstige Gegebenheiten zur Bildung einer für mittelalterliche Städte notwendigen Ackerflur. Dazu kommt, daß Dresden - ähnlich wie Pirna, Meißen oder Torgau - im späten Mittelalter keine so überragende Bedeutung und damit noch keine solche Entwick lungskraft besaß, sich zugleich auf beiden Elbseiten zu entfalten. Diese Tendenz zeigen übrigens auch alle benachbarten Elbestädte. 8 Bis 1738 hochwassergefährdet (BUTTE 1967, 306, Anm. zu S. 87). 9 Barockzeitliche Bebauung hatte an diesen Stellen grundlegende Veränderungen geschaffen, jedoch konnte in jüngeren Mauerverbänden ältere, architektonisch wertvolle Bausubstanz geborgen werden (unpublizierte Untersuchungen von SÜLZE 1954). 10 Darstellung von MERIAN 1650, Prospekt von Dresden, rechts „Alt-Dresden“.