Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
2.1. Altsiedelkern am Fährzugang Im Bereich der aus Kiesen und Sanden bestehenden Niederterrasse der Elbe - vor mehr als 15 000 Jahren entstanden (BEEGER/QUELLMALZ 1965, 65) - waren durch Wasser- und Winderosion zwei Höhenbereiche gegenüber der linksseitigen hochwassersicheren Insel auf dem rechten Ufer gebildet worden, die sich zungenartig bis dicht an das Elbufer heranschoben. Diese Bildungen müssen bereits lange zu rückgelegen haben, denn an mehreren Stellen zeigen bronzezeitliche Siedlungsgruben einen Formenbestand des Reliefs mindestens seit dieser Zeit an. Die Zone zwischen den beiden Höhen führte in urgeschichtlichen Zeiten Wasser. Ein entsprechendes Profil mit Faulschlammablagerungen von ruhendem oder nur langsam fließendem Gewässer (toter Elbarm?) wurde bei der Schaffung der Baugrube zu einem Fuß gängertunnel angeschnitten. Das Profil erinnerte sehr an vollkommen gleichartige Bodenbefunde in Dresden-Altstadt (BAUMANN 1962, 247-254). Bei den Beob achtungen in der Inneren Neustadt war wesentlich, daß auch hier wie in Dresden- Altstadt die vermuteten Altsiedelkerne an den Klostergassen und an den Meißner Gassen in Höhen über 112 m NN lagen, also in jedem Fall, auch bei einer unregu lierten Elbe, hochwassersicher waren. Die Senke zwischen den Höhen bildete in frühstädtischer Zeit die Marktfläche. Sowohl RAUDA (1957) als auch HAHN (1953) nahmen an, daß als Pendant zum frühstädtischen Siedlungsgeschehen auf dem Altstädter Ufer eine Siedlung am Furtzugang und am Brückenkopf des heutigen Neustädter Ufers entstanden war. Sie wurde an den Klostergassen und Meißner Gassen angenommen. HOYER (1975, 51) ging sogar so weit, die Anlage des Dorfes Nisan an diese Stelle zu verlegen. Er griff damit eine alte Ansicht von RICHTER (1900, 4) auf, der in diesem Zusammenhang von einer Sage sprach, wonach die Sorben aus dem Osten gekommen seien und zuerst das rechte Elbufer besiedelt hät ten. Moderne Forschungen haben inzwischen belegt, daß die das Elbtal besiedeln den Slawen aus dem böhmischen Raum kamen und als ackerbautreibende Bevöl kerung die fruchtbaren Böden des linken Elbufers (des Gaues Nisan) zuerst besetzt hatten (HERRMANN 1970; COBLENZ 1964; 1975). Die Baugrundbeobachtungen während des Neuaufbaus gaben eindeutige Hinweise darauf, wann und wo tatsächlich in dem beschriebenen Reliefbereich eine Besiedlung erfolgt ist. Das Gelände um die beiden Meißner Gassen einschließlich der Verbin dungsgasse „Im Grund“ ist intensiv untersucht worden. Fundmaterial und Befunde aus vorstädtischer Zeit oder einer frühen Phase des 13. Jh. können nicht nachgewie sen werden. In diesem Bereich begann die Besiedlung erst im späten 14. Jh.; die Töpfereiabfallgruben der Fundstellen 84, 91 und 92 gehören zur Erstbesiedlung. Die Befundsituationen waren hier eindeutig, denn es wurden große Flächen an geschnitten, die durch jüngere Bauten mit entsprechend tiefen Fundamentkonstruk tionen oder Unterkellerungen 4 nicht gestört waren. Alle Abfallfundstellen und Gru ben, die primär Brunnen gewesen sind und sekundär mit Abraum verfällt wurden, stammten aus der frühen Neuzeit und gehörten Bauphasen unmittelbar vor 1685 oder danach an. Auch der von HAHN (1953, 15) speziell zitierte Herrenhof und zwei Dorfbrunnen „Im Grunde“ waren nicht nachzuweisen, es sei denn, die Sied- 4 Z. B. südlich von Fundstelle 91 (Abb. 4).