Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
Titel
Zur Frühgeschichte der Stadt Dresden und zur Herausbildung einer spätmittelalterlichen Keramikproduktion im sächsischen Elbgebiet aufgrund archäologischer Befunde
1.1.2. Dresden, Innere Neustadt, Fundstelle 91 Die Fundstelle 91 befand sich im Gelände westlich des Altendresdener Marktes im Flurstück 64 (Abb. 6). Wiederum wurde durch den Bagger eine Scherbenpackung an einem Baugrubenprofil angeschnitten. Die schnell fortschreitenden Bauarbeiten verhinderten ein vollständiges Freilegen der gesamten Packung, die als Füllung einer flachen, 1 X 3 m großen Erdgrube mit maximaler Mächtigkeit von 0,5 m auf geschlossen war (Abb. 4). Auffällig erschien eine Tonschicht an der Grubensohle, die unterschiedlich stark, zum Teil stark verschmutzt und mit dem darunter anstehenden Kies vermengt war. Unmittelbar darauf befanden sich die Scherben, mit Ziegelbruch und gebrannten Lehmbrocken gemischt. Zu Konstruktionsdetails der Grube kann nicht mehr gesagt werden, als daß es sich wahrscheinlich um eine offene Erdmulde ohne besondere Randbefestigungen gehandelt hat, in der ursprünglich größere Roh tonmengen gelagert und zur Verarbeitung in einer Töpferei vorbereitet wurden (Mauken und Magern). Die nur wenige Zentimeter starke Tonschicht an der Gru bensohle weist darauf hin. Keramikbruch, Ziegelbruch und gebrannte Lehmbrocken sind als Sekundärfüllung in die Erdgrube geraten. Der Keramikbruch war kein gewöhnlicher, sondern bestand aus Töpfereifehlbränden, die möglicherweise beim Ausnehmen eines Brennofens so fort ausgesondert und verworfen wurden. Auch der Ziegelbruch erwies sich als Bau material eines Töpfereibrennofens, und die Lehmbrocken waren ebenfalls Abfall stücke vom Lehmverstrich aus dem Inneren eines Töpferofens. Die gesamte Gruben füllung bestand aus Abfallprodukten einer wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe befindlichen Töpferei; sie gestattete interessante Einblicke in den keramischen Pro duktionsumfang und in die Produktionsweise einer Töpferei des ausgehenden Mit telalters. Der Anteil an erhaltenen Gefäßen war gegenüber Fundstelle 84 sehr gering. Nur zwei Henkeltöpfe und ein pokalartiges Gefäß mit flächenfüllender Einzelstem pelung können als einigermaßen gut erhalten angesehen werden. Aufgrund der flä chenfüllenden Stempelung sollte das pokalartige Gefäß zu dem Typ der verzierten Schnellen gerechnet werden. Aus dem umfangreichen Bruchmaterial war eine Viel zahl von Formen erkennbar: Topfkacheln (Typ 9) 2 Stück schlichte Töpfe (Typ 10) 23 Stück Henkeltöpfe (Typ 11) 105 Stück Krüge (Typ 12) 35 Stück Schüsseln (Typ 13) 5 Stück Näpfe (Typ 14) 9 Stück Deckel (Typ 16) 16 Stück Schnellen (Typ 17) 3 Stück Henkeltöpfe, innenglasiert (Typ 18) 3 Stück Wie bereits bei einer ersten auswertenden Zusammenfassung zu Grube 84 kann auch hier gesagt werden, daß trotz Fehlens großer Fundmengen der vorhandene Teil als genügend repräsentativ angesehen werden kann, um die prozentualen Anteile gegenüberzustellen, die gleichzeitig produziert wurden. Es ist auch beim Inhalt dieser