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namcn der antiken Schriftquellen zu identifizieren. Er wandte diese Erkenntnis auch auf die römerzeitlichen Verhältnisse in der Lausitz an und machte mit Recht darauf aufmerksam, daß bislang kaum der Versuch gemacht worden war, spezi fisch „burgundische“ Merkmale im archäologischen Quellenmaterial aufzuzeigen. Nach J. Neustupny könnten die Burgunder allenfalls an der Kultur des nörd lichen Teiles der Niederlausitz teilgehabt haben, und das auch nur bis gegen Mitte des 3. Jh. Er deutete auch an, daß die spätkaiserzeitliche Kultur der Lau sitz nach verschiedenen Seiten Beziehungen aufweist, so daß eine eindeutige Zuweisung an einen bestimmten Stamm lediglich anhand der Bodenfunde un möglich erscheine 119 . Gegen die Burgunderhypothese wandten sich auch J. Kostrzcwski 120 und eine Reihe weiterer polnischer Forscher 121 , die zumindest für Niederschlesien in der Jungkaiserzeit keine archäologischen Belege für den Aufenthalt des burgundischen Stammes zu erkennen vermochten. Im archäologischen Quellenmaterial sei ein Unterschied zu anderen Gebieten der Przeworsk-Kultur nicht festzustellen 122 . Hatte J. Neustupny 123 auf gewisse Unterschiede im Formengut der Ober- und Niederlausitz hingewiesen, so vertrat G. Mildenberger 124 dennoch die Ansicht, daß starke Beziehungen der Oberlausitz zum nördlich angrenzenden Brandenburg und zum Odergebiet bestünden, ohne diese Funde jedoch mit Sicherheit für bur gundisch erklären zu wollen. Noch einige Jahre zuvor hatte er dem historisch be zeugten Auftreten burgundischer Scharen am Main und später am Mittelrhein125 einen Durchzug durch „Mitteldeutschland“ vorausgehen lassen 126 . Den Wander weg würden möglicherweise die „sicheren Ostgermanenfunde von Mockern“ und der „unsichere Fund zweier verzierter Lanzenspitzen aus dem Vogtland“ an- deuten 127 . Erstaunlicherweise bezeichnete J. Kostrzcwski 128 die östlich der Neiße bis zum Bbr (Bober) nachzuweisende Kulturgruppe 129 unter Vorbehalt doch wieder als „burgundisch“, für die die große Zahl von Eisenäxten ein charakteristisches Merk- 119 J. Neustupny 1951, S. 81. 120 J. Kostrzcwski 1947 a, S. 79-83; J. Kostrzcwski 1949, S. 217; J. Kostrzcwski 1951, S. 102 f.; J. Kostrzcwski 1959, S. 143-149, bes. 145, 147 (bes. zu Ostsachsen); J. Kostrzcwski 1961, S. 50-52. 121 K. Tymieniecki 1951, S. 686; E. Konik 1959, S. 17; I. Kramarkowa 1963, S. 154-156. Allge mein zur Burgunderfrage ferner: L. Piotrowicz 1948, S. 180; K. Tymieniecki 1952, S. 45; K. Ja- dzewski 1958, S. 10; K. Jazdzewski 1960, S. 22; T. Lehr-Splawinski 1961, S. 204; J. Linderski 1961, S. 204 f. 122 Zuletzt I. Kramarkowa 1963, S. 156. 123 J. Neustupny 1951, S. 80. 124 G. Mildenberger 1959 b, S. 110. 125 Vgl. Anm. 75. 126 G. Mildenberger 1948, S. 81. 127 Wie Anm. 126. 128 J. Kostrzewski 1970, S. 178 f. 129 J. Kostrzewski 1970, Katte 14 auf S. 165.