GESCHICHTE UND STAND DER FORSCHUNG Eine Zusammenstellung und Aufarbeitung des Fundstoffes aus der spätrömischen Kaiserzeit und frühen Völkerwanderungszeit in seiner Gesamtheit ist für das Gebiet des ehemaligen Landes Sachsen bisher nicht erfolgt. Hinzu kommt, daß auch die verschiedenen Einzelveröffentlichungen, Fundnotizen und Zusammen fassungen hinsichtlich Umfang und Qualität sehr uneinheitlich sind. So können hier nur einige wenige Arbeiten angeführt werden, die in gewissem Sinne als Vorarbeiten für die vorliegende Untersuchung zu werten sind. An erster Stelle sind in diesem Zusammenhang die Erwähnungen römischer Münzen und anderer römischer Fundstücke durch G. Klemm 56 , K. B. Preusker 57 u. a. zu nennen, die heute größtenteils als verschollen gelten müssen und auch sonst nur unter Vorbehalt für die Besiedlungsgeschichte des Landes heran gezogen werden können. Weitergehende Aussagen wurden erst möglich, als ein größeres Gräberfeld 58 angeschnitten und nach und nach - dem damaligen Stand der Forschung entsprechend - „planmäßig“ ausgegraben wurde. So sind die Fund beobachtungen R. Needons 59 durchaus als zuverlässig und in gewissem Umfang auch heute noch verwertbar anzusehen; es bleibt nur zu bedauern, daß er sich über seine Beobachtungen nur gelegentlich und- sehr kurz äußerte. In der Aus deutung der Littener und anderer Oberlausitzer Kaiserzeitfunde glaubte R. Needon 60 zunächst die „für die Oberlausitz ganz eigenartigen Funde einem Germanenstamme“ zuschreiben zu müssen, „der unter römischer Kultur stand, wahrscheinlich gotisch-vandilischer Abstammung, und der auf dem Durchzug im 3. Jh. n. Chr. sich vorübergehend hier niedergelassen haben muß“. Nachdem der Friedhof von Litten in den folgenden Jahren weitere Gräber erbracht hatte, meinte R. Needon 61 die Sitte der Beigabe von Streitäxten und die Anklänge der Littener Gefäßformen und -Verzierungen an Funde aus Gebieten „östlich der mittleren Elbe“ mit den Langobarden in Verbindung bringen zu müssen. Er sprach die Vermutung aus, daß die Langobarden nach Abzug „aus ihren Sitzen 56 G. Klemm 1835, S. 65. 57 K. B. Preusker 1844, S. 39-49. 58 Es handelt sich um Litten, Kr. Bautzen. 59 Vgl. z. B. die im Stadtmuseum Bautzen noch vorhandenen Notizen und handschriftlichen Katalog eintragungen, denen den heutigen Anforderungen entsprechende exaktere Angaben indessen kaum zu entnehmen sind. 60 R. Needon 1912, S. 48. 61 R. Needon 1916, S. 53 f. 2 Meyer, Germ. Bodenfunde II 17