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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020422013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902042201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902042201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-22
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
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Im Laufe dieses Jahres wird eine Anzahl fran zösischer Cavallerie-Regimenter ihre zum Theil weit von einander entfernten Garnisonen tauschen, da der Kriegs minister General Andr« in -er Zusammensetzung der Cavallerie-Divtsionen wichtige, durch taktische Erwägungen begründete Veränderungen plant. An Stelle der jetzigen gleichmäßigen Zusammensetzung aus einer schweren Cavallerie-Brigade von 2 Kürassier-, einer Linien- Cavallerie-Brigade von 2 Dragoner- und einer leichten Cavallerie-Brigade von 2 Jäger- oder Husaren-Regi- mentern sollen die französischen Cavallerie-Divtsionen künftig eine gleichartigere Zusammensetzung erhalten, und zwar werden z. B. die eine aus 4 Kürassier- und 3 Dra goner-Regimentern, eine andere aus 4 Chasseur- und 2 Dragoner-Regimentern, eine -ritte aus 4 Dragoner- und 2 Chasseur-Regimentern, und in Folge dessen 2 Cavallerie- Divistonen nur auS leichter Cavallerie bestehen. Diese Veränderungen sollen den Beginn zur Formation völlig homogener Cavallerie-Divtsionen, und zwar zu Kürassier-, Dragoner-, Chasseur- und Husaren-Divisionen, wie zur Zeit Napoleon's I., bilden. Obgleich dieser historische Hin weis für die neu geplante Zusammensetzung zu sprechen scheint, wird dieselbe doch in zahlreichen französischen Fach kreisen abfällig beurthetlt. Es wird gesagt, -aß die Bil dung homogener Cavallerie-Divtsionen in Friedenszeiten keinen Werth habe, wenn sie nicht das Vorspiel zur Bildung großer Cavalleriecorps in Kriegszetten sei. Gegen die Formation solcher Corps aber haben sich, mit Ausnahme von Rußland, bisher alle großen Militärmächte aus gesprochen, während sich sonst unter ihnen eine fast auf fallende Aehnlichkeit der Anschauungen über die Verwen dung der Cavallerie in zukünftigen Kriegen findet. Drei Hauptaufgaben werden dieser zufallen. Die Deckung der Mobilmachung und des Aufmarsches der Armeen, ferner die strategische Aufklärung (die Erkundung der Absichten -es Gegners, -ie Ermittelung der Bertheilung seiner Streitkräfte und die Meldung seiner Bewegungen), und schließlich -ie taktische Theilnahme an der Schlacht, die heute zwar schwieriger, jedoch keineswegs ausgeschlossen ist. AuS diesen vielgestaltigen Forderungen und Aufgaben, die an die Cavallerie herantreten können, folgt aber die zwingende Nothwendigkeit, daß als grundlegende Be dingung für ihre zweckdienliche Zusammensetzung die großer Elasticität dauernd im Vordergründe bleibt. Würde man daher die Formation der Retterei von Haus aus in Lieser oder jener Art so fest bestimmen, wie die beabsichtigte Neuorganisation der französischen Cavallerie dies jetzt will, dann würde dadurch jede anderweitige Organisation verhindert werden, die durch nicht voraus zusehende oder rasch wechselnde Umstände veranlaßt werden könnte. Man ist daher in französischen Fach kreisen vielfach der Ansicht, daß die jetzige Zusammen setzung der Cavallerie-Divtsionen -er künftig geplanten weit vorzuziehen sei. Wenn man jedoch die eventuelle Formation von Kürassier-, Dragoner- und leichten Cavallerie-Dtoisionen für nützlicher halte, so sei nichts leichter, als die gleichen Brigaden -er 2., 3. und 4. Divi sionen der Cavalleriecorps provisorisch zusammenzufassen, wogegen nichts unbequemer sein würde, als eine so genannte homogene Division zu trennen und jeden Augen blick umzugestalten. Im Grunde genommen biete diese Homogenität bis auf einige Bortheile vorwiegend Un zuträglichkeiten. Es könne ost vorkommen, daß der Führer einer größeren Cavalleriemasse auf -em Schlachtfelde selbst oder außerhalb desselben Cavallerie mit einem besonderen Auftrag zu entsenden habe. Eine ausschließlich aus Küraflier - Regimentern gebildete, schwer bewegliche, schwierig zu verpflegende und ost nicht flink genug auf klärende Division werde jedoch zu einem solchen Special auftrage nicht besonders geeignet sein. Ebenso aber könne eine Division ausschließlich leichter Regimenter wohl für die Aufklärung und rasche Action sehr gut verwendbar, beim Gefecht mit einer ihr gegenübertretenden schweren ober Linien-Cavallerie-Divtsion jedoch sehr im Nachtheil sein. Die Dragoner-Division wäre zweifellos bester in der Lage, den verschiedenen Situationen gerecht zu werden; jedoch könne sic allein nicht genügen, da ihre Pferde weniger widerstandsfähig und weniger beweglich sind. Die jetzige Zusammensetzung -er französischen Cavallerie-Diviston aber vermöge allen Anforderungen zu entsprechen und sei in jeder Hinsicht gerüstet, und zwar mit ihrer Kürassier- Brigade für den Choc, mit ihrer Dragoner-Brigade für die Unterstützung und daS Manövriren, und mit ihrer Husaren- oder Chasseur-Brigade für -ie Aufklärung, Ueberraschung und Verfolgung des Gegners. Auch General Gallifet, die erste cavalleristische Autorität Frankreichs, war nie ein Anhänger der homo genen Divisionen. Allerdings gilt seine Ansicht heute in den leitenden französischen Armeekreisen nicht mehr viel, und der heutige Großmeister der französischen Cavallerie, General Donop, sucht sich vom früheren in etwas zu unterscheiden. Mein über diesen Personen- un- Schul fragen, betont man, stehe das Interesse der Lande-- vertheidigung, welche volle Freiheit deS Entschlusses für die Führer großer Lavalleriekörper erheische, selbst ihr Instrument seiner jeweiligen Aufgabe und dem Ziele ent sprechend zu gestalten, daS sie durch seine Verwendung je nach Zeit, Oertlichkeit und Gegner zu erreichen beab sichtigen. Der Krieg in Südafrika. Ariebensabkvmmenl * L»nb»n, 21. April. lTelegrawm.) Ter Eor- resp»n»ent be» „S»anb«rb" in Pret»rta test,raphirt unter »e» Id. April: Ich habe erhebliche« «rum», r» Glauben, »aß »nn »ersuchswetse ein Abkawme» getrasten hat, bas, wenn nicht» Unvarhergesehene» eintrttt, als ein wechselseitig erfreuliche» sich erweisen «vir». Wie ich »Irr, ist aus »ie Initiative »er vaeren selbst schließlich Hst Grunbla», ein,» „sicherten -rieben» erlangt worben. Die vurgher» werben auf- aeforbert «erben, an verschieben«» Sammelplätzen zu er scheinen, wo ihnen an bestimmten, vorher vereinbarte» Terminen »ie britischen vebtugnngen in klarer Weise vor- geleat werben. Mittlerweile tritt jeboch keine Einstellung ver -einbseligkeiteu, außer an »en vereinbarten Terminen zu »en verschiebenen Versammlungen brr Vnrghers, ein. Der Rapport Delarey's. II. (Schluß.) Es befindet sich noch eine sehr große Anzahl Burghers unter den Waffen, die Gott mit seiner Macht aufrecht erhalten möge bis zum Ende. Was die Kleidung anlangt, so sind wir zum Theil mit Fellen bekleidet. Andere tragen Stücke von er beutetem getheerten Schutzleinen oder Zelten, und die große Mehrzahl ist wohl auch mit Khaki bekleidet, das den Kriegsgefangenen abgenvmmen wurde. Ich kann die Unsrigen nicht davon abhalten, denn sie sagen: „Nicht allein unsere Kleider, sondern auch die unserer Krauen und Kinder wurden verbrannt." Doch werdendenKriegsgefangenendie Kleider gegen -ie ausdrücklichen Orders der Vor gesetzten abgenvmmen. Alle Mühlen, Dreschmaschinen, andere Maschinen, Pflüge und Eggen sind vom Feinde vernichtet oder mit Dynamit zerstört. Wir haben noch einige Kanonen. Unsere Mauser sind meist vertauscht mit LeeMetfords. Ich habe mehrere Tausend Mann, die mit Lee Metfords bewaffnet sind. Was -ie Patronen betrifft, so habe ich heute nicht mehr oder weniger, als ich vor einem Jahre gehabt habe. Die Patronen werden erst an-gehen, wenn England aufhört, Munition nach Afrika zu senden. So steht cs auch mit den Generalen Botha und De Wet. Was den Proviant betrifft, so hat es, obwohl -er Feind getrachret hat, das Schwert des Hungers über die Südafrikanische Republik und den Oranje-Freistaat zu ziehen, der allgütige Gott anders gefügt. Mais, -er seit dem letzten Jahr auf -em Felde steht und dort von Mensch und Thier gebraucht wir-, ist noch hinreichend. Die Korn-Ernte über das ganze Land hin ist in An betracht der allgemeinen Verwüstung prächtig. Wir haben also noch immer hinreichend Fleisch und Mais. Wenn auch einmal Hungersnoth in die Südafrikanische Republik kommen sollte, so würde die Cap- colonie und Natal auch davon hcimgesucht werden. Während des letzten Jahres sind viele Pferde um gestanden. Das Gefechtsfeld hat nun eine Ausdehnung bei nahe von Capstadt bis an die Nordgrenze der Südafrikanischen Republik. In der Südafrikanischen Republik sowohl, wie im Oranje-Freistaat wurde in jedem District, wie angemessen, ein Landdrost eingesetzt. Wo die Dörfer im Besitz des Feindes sind, wurden Districts-Landdroste aufgestellt. Jede KriegSabtheilüng hat seinen militärischen Ge richtshof. Ehen werden gesetzmäßig geschlossen. Erbschaften werden ausgemacht. Beinahe jeder zweite District hat seinen Fecht general, als Stellvertreter des Gcncral-Cvmman- danten oder des General-Commandant-Astistenten, wenn diese nicht anwesend sein können. Wenn behauptet werden könnte, daß der Feind keine Farbigen gegen uns in Südafrika bewaffnet, will ich Ihnen einen Beweis fürs Gegentheil geben: Am 29. September 1901 wurde ein Fraucnlagcr im District Rustenburg von einem Kaffcrn-Com- mando überfallen, während Oberst Kekewich sich auf der einen Seite befand. Dabei fielen zwei Burghers und fünf wurden verwundet. Unter den Verwundeten befindet sich Stoffel Fourie, Schwiegersohn S. H. E. des Präsidenten Krüger. Er erhielt drei Schüsse, aber er befindet sich jetzt auf dem Wege der Besserung. Eine Tochter Jan Eloff'S erhielt zwei Schüsse. Am 27. November noch wurden zehn Farbige unter den Waffen von uns erschossen. Bon General BeyerS kommt auch der Bericht, daß er in Einem fort von englischen undKaffern- commandos zusammen angegriffen wird, in den nördlichen Districten. In meinen Districten befinden sich die Stämme von Montsioa und Moshet auch unter den Waffen gegen uns. Die Garnisonen in den Dörfern der westlichen Di st riete der Capcolonie be stehen beinahe ausschließlich aus Ba stards. Die Verluste in der Regierung des Oranje-FretstaateS wurden ersetzt. Die Regierung der Südafrikanischen Republik bilden jetzt, wie folgt: S. W. Burger, wahr nehmender Staatspräsident; Louis Botha, General-Com- manbaut und wahrnehmender Btcepräsibent; F. W. Reitz, Staatssekretär; L. I. Meyer, wahrnehmenbes nicht- offtcielles Glied des AuSführenden RatheS, an Stelle von A. D. W. Wolmarans; I. H. de la Rey, wahrnehmenber Superintendent für Naturelle, an Stelle von P. A. Cronjs; Krvgh, wahrnehmenber Protokollführer, an Stelle des I. A. H. Kock. Wenn Sie das Obenstchenbe über unseren Zustand lesen, werden Sie vielleicht muthlos. O nein, werdet es nicht. Wir haben heute nicht mehr zu verlieren, als unseren Volks bestand, und dafür sind wir bis auf den letzten Mann bereit, unser Blut hinzu geben. Nach einem mehr al- zweijährigen Kampfe be sitzen wir noch unseren BolkSbestand, wie wir ihn in unserer Zusammenkunft zu Paarbekraal begründet haben. Unsere Prediger sind auch beinahe alle gefangen genommen. Im Oranjc-Freistaat und in der Südafrika nischen Republik befinden sich noch 10 Prediger bei den Commandos. Das einzige Grundgebiet, das der Feind im Besitz hat, sind die Dörfer, die nicht niedergebrannt sind, nnd die Bahnlinien. Das platte Land beherrscht er nur so weit, als seine Kanone schießen kann. Es wird noch beinahe jeden Tag von uns gefochten. Schwere Schläge wurden von uns geführt. Seitdem ich in den westlichen Districten Befehl führte, also vom 7. Juli 1900 bis zum und mit dem 4. No ve m b e r 1901 — über die darauf folgende Zeit habe ich noch keine genauen Daten —, waren meine Verluste: getödtet 170, verwundet 380, im Ganzen 550, ivovon 6 von Kaffern ermordet worden sind. I. H. DeLaNey, Generalcommandant-Assistent der westlichen Distrikte der S. A. Republik. Deutsches Reich. I,. Bcrliu, 21. April. (Der Großberzog von Baden und die Marine.) Der Kaiser hat bekanntlich bestimmt, daß eine Abordnung des I. Seebataillons zum fünfzig jährigen Regierungsjubiläum deS Großherzogs von Baden in Karlsruhe einlrifft. Dieselbe soll aus dem (Lommandeur deS I. SeebataillonS, Major von Barsewisch, einem Hauptmann und einem Oberleutnant oder Leut nant unter Führung des Inspekteurs der Marine- Infanterie, Oberstleutnant Dürr, bestehen. Der Groß herzog wird die Abordnung am 26. April empfangen. Das Commando deS Linienschiffes „Baden" sendet ebenfalls eine Deputation. — Ter Großberzog von Baden ist erst in ven letzten Jahren in nähere Beziehungen zur Marine getreten. Am 28. März 1898, unmittelbar nach der Annahme des ersten Flottengesetzes stellte der Kaiser den Großherzog L la suits ves I. SeebataillonS in Kiel und sandte ihm ein Telegramm, in dem es beißt: „Das Flotkengesetz ist soeben mit großer Majorität in dritter Lesung angenommen worden, und vor Allem ist es Deiner unermüdlichen Mit arbeit zu danken, mit der Du, wie immer, wenn eS sieb um daS Wohl de» Vaterlandes handelt, mit Hingabe und Nach druck mir beigestanden hast. Zum Dank dafür stelle ich dich ü. la suits unserer M a r i n e - I ü f a n t e r i e, dei en brave Jungen im fernen Osten unsere Flagge be schirmen." Der Großherzog erwiderte unter Andern»: „Du erweisest mir eine tief dankbar anerkannte Ehre, indem Du mich der braven Marine-Infanterie attackirst." Am 1. Juni 1899 wohnten der Großherzog und die Groß herzogin von Baden dem Stapellauf deS Linienschiffes „Kaiser Wilhelm der Große" auf der Germama- werst in Kiel bei. Die Großherzogin vollzog den Taus act. Im vorigen Jahre war das Großherzogspaar zum Stapellauf des Linienschiffes „Zähringcn", ebenfalls auf der Germaniawerst am 12. Ium 19(>l geladen. Der Groß herzog wies in seiner Tausrebc daraus hin, daß cs ihm 1848 vergönnt gewesen, an dem Kriege in Schleswig-Holstein theilzunehmen und damit an den ersten Bestrebungen, Deutschland zur festen Einigung zu führen. „Dem Linienschiff „Zähringen" wünsche ich", sagte der Groß herzog weiter, „einen erfolgreichen Schutz der Nordküiie deS Reiches so wie dem Geschlecht der Zähringer von jeher brschieden war, im Südwesten Deutschlands Wacht am Rhein zu halten". Auch bei diesem Schiffe vollzog die Großherzogin den Taufact. Die Zahl der in der Marine dienenden Badenser ist recht stattlich. Bei dem letzten Aufenthalt des Großherzogspaares in Kiel waren die hier anwesenden Marincangchörigen aus Baden ins königliche Schloß befohlen, wo der Großhcrzog sie begrüßte. /?. Berlin, 21. April. (Die Zersetzung der con - servativcn Partei.) Die gelegentlich der Wahl bewegung in Elbing-Marienburg wegen ihres Conflictes mit der konservativen Parteileitung viel genannte conscr- vative „Elbinger Ztg." setzt auch jetzt noch den Kampf fort, indem sie der konservativen Partei die Gefahr einer voll kommenden Zersetzung nahe führt. Die conservative Partei entwickele sich mehr und mehr zu einer reinagra- rischen Organisation, »nd dadurch müsse es dahin kommen, daß das conservative Beamten- und Kleinbürgerthum und der Handwerkerstand vollkommen an die Wand gedrückt würden. Diese Aus führungen -es Elbinger Blattes sind gewiß ganz richtig, aber sie hätten vor zehn Jahren gemacht werden müssen. Damals, als der Bund der Landwirthe begründet wurde und natürlich noch nicht annähernd die Macht besaß, die er heute hat, wäre es vielleicht denkbar gewesen, ihm innerhalb der conservativen Gesammtorganisation einen bescheidenen Platz zu geben. Bereits bet den Wahlen von 1893 aber hatte der Bund die konservative Partei voll kommen in der Tasche; Beweis dafür waren die Verhand lungen über -en deutsch-russischen Handelsvertrag im Winter 1898/94. Damals hätte sicherlich ein guter Theil -er Conservativen recht gern -en Mahnungen und War nungen des damaligen Reichskanzlers Folge geleistet, aber die Macht des Bundes war stärker, und so mutzte der handelsvertragsfreundliche Graf Dönhoff-Frie-rtchstein auS der conservativen Partei austreten. Leit dieser Zett ist die Macht deS Bundes über die Conservativen natur- gemäß immer gröber geworden, denn der Bund hat es verstanden, seine Stellung auf dem platten Lande immer mehr zu befestigen, und das platte Land ist nun einmal der Hauptrecrutirungsbezirk der conservativen Partei. Selbstverständlich ist dadurch der Einfluß der conservativen städtischen Bevölkerung, insonderheit der Be amtenschaft, zurückgegangen, aber wenn Liese Kreise -er conservativen Parteileitung ein „entweder — ober" zu rufen wollten, so würde die Parteileitung gewiß keinen Moment zögern, sie auSschclden zu lassen und sich nur noch fester an den Bund der Landwirthe anzuschlteßen. DieS nm so mehr, al» der städtische Fond» der conservativen Partei immer kleiner und zweifelhafter wirb, denn ein nicht geringer Theil de» einstmals conservativen Kleinbürger- thums ist zu den Socialdemokraten abgeschwenkt, und diese Entwickelung wird sich auch in Zukunft fvrtsetzcn, je mehr früher selbstständige Personen des Kleinbürger standes durch die wirthschastliche Entwickelung gezwungen werden, ihre Selbstständigkeit aufzugeben und zu Ange stellten wirthschaftlich Stärkerer zu werden. --- Berlin, 21. April. (Die Abnahme der Sterblichkeit im 19. Jahrhundert.) Aus Grund der neuesten Arbeiten über die Todesursachen in früherer Zeit und in der Gegenwart untersucht Vr. A. Gottstein in Wols's „Zeitschrift für Socialwissenschaft" die Gründe für die Abnahme der Sterblichkeit i m 19. I a h r h u n d e r t. Gottstein schreibt die Abnahme der Sterblichkeit einer Reihe von Vorgängen zu, die sich in Bezug auf ihre Rückwirkung auf die Gesammtsterblichkeir in drei Gruppen theilen lassen. Erstens ist es gelungen, die Zahl der Erkrankungen an einer Anzahl von schwer das Leben bedrohenden Krankheiten erheblich zu vermindern und damit die Sterblichkeit auf dem Um wege über die Krankheiten herabzusetzen. Zu diesen Krank heiten gehören z. B. Pocken, Hundswuth, Trichinose, Cholera, Typhus, Wochenbettfieber; die durch Verderbnis» oder Vergiftung der Nahrungsmittel bedingten Erkran kungen, wie Mutterkornerkrankungen, Skorbut; die Mctallvcrgiftungen (Quecksilber, Phosphor, Blei) und an dere gewerblicke Krankheiten; die Etlichen Verun glückungen. Aus dieser Aufzählung ganz heterogener Krankheitssormcn ersteht man, daß in das Verdienst der Abnahme der Erkrankungen der Fortschritt ärztlichen Wissens, der Hygieine und der staatlichen Gesundheits pflege sich theilen. Zweitens ist es durch die Fortschritte namentlich der Chirurgie gelungen, eine große Anzahl sonst Etlicher Erkrankungen und Verletzungen weniger lebensgefährlich zu machen, indem thetls die Wundbehandlung selbst ihre Gefahren verlor, theils eine Reihe bisher Etlicher Leiden durch das Messer einer leben-rettenden Behandlung zugänglich wurde. In ge ringerem Grade gilt dasselbe auch für die Behandlung innerer Krankheiten, die durch neue Behandlungs methoden, gelegentlich auch durch die Abkehr von zuweilen schädlichen Eingriffen das Leben mindestens vielfach ver längern lehrte». Die Gruppe der die Lebenserhaltung er höhenden Ursachen ist aber bei Weitem die größte und sie ist überhaupt im Gegensatz zu den beiden ersteren nicht an bestimmte Krankheitssormcn geknüpft. Sie lehnt sich nicht an die Fortschritte der Medtcin und -er Hygieine an, sondern an die der Cultur und d e r H u m a n t t ä t; ihre Wirkung kommt der Mehrzahl aller Erkrankungen zu Gute, sowohl was deren Ausdehnung, als deren Lebensgefahr betrifft. Zu diesen Fortschritten der Cultur gehören die Verbesserung der Städtcreinigung, die Reform der Trinkwasserversorgung, die Besserungen im Kranken hausbau, in der öffentlichen Armen- und Krankenpflege; cs gehört dazu die Hebung auch der privaten Kranken- und Kinderpflege, die Verminderung -er Gefahr bei Un fällen, im Kriege und zur See, sowie dir Abnahme von Gewaltthateu; die durch die Umwälzung des Verkehrs wesens erzielte Verbesserung in der Menge und der Zu sammensetzung der Nahrungsmittel, der erhöhte Schutz gegen die Unbilden des Klimas. Es kommen schließlich noch die zahlreichen öffentlichen und privaten Wohlfahrts einrichtungen hinzu, zu denen in Deutschland auch die Arbeiterverstchcrnngsgcsctze rechnen. — Der Hauptgrund für die im neunzehnten Jahrhundert so auffällig hervor tretende Abnahme der Sterblichkeit war also, um ein zu- sammenfasscndcs Schlagwort zu gebrauchen, der Fort schritt der Cultur. * Berlin, 21. April. (Die Berliner Aerzte» kämm er und Professor Schweninger.) Bon der (telegraphisch gemeldeten) Verhandlung in der Ber liner Aerztekammcr über den neuen Fall Sch we tt in g er geben die Blätter jetzt folgenden Bericht: Es lag ein Antrag des vr. Heyl vor: „Die Aerzte- kammer hält die in der Sitzung des Teltower Kreistages vom 18. December 1901 und 26. März 1902 öffentlich ge- thanen Aeutzerungen des Vorsitzenden, Landraths von Stubenrauch, „„Die lebhafte Beunruhigung des Publikums sei unbegründet und im Wesentlichen auf eine Animosität der Aerzte gegen den leitenden Arzt des Lichten selber Krankenhauses (Schwe- ninger) zurückzuführen"" nnd „„daß der verminderte Besuch des letzteren seinen Grund in einer Art Boycott der Aerzte gegen den Genannten habe"", sür durchaus irrig und bedauert die vomLandrath für dasVerhalten der Aerzte gewählte Bezeichnung „Straßcnlürm"". vr. Heul beantragte zugleich, diese Erklärung dem Oberpräsidenteu zur Kenntnitznahme zu übermitteln. Von Professor v v n Bergmann lag der Antrag vor, im Vertrauen auf die Negierung über den Antrag zur Tagesordnung überzu gehen. Nach Begründung des Antrages nahm sofort der Oberpräsidcnt das Wort, um sich gegen den Antrag zu wenden. Die Kammer werde mit gutem Gewissen zu einem Verbiet, wie es in diesem Anträge liege, gar nicht kommen können, weil einer derartigen Verurtheilung eine genaue Feststellung des ganzen Vorfalles vorausgeheu müßte, welche die Kammer vorzunehmen gar nickst im Stande sei. Wenn die Kammer aber auch den Vorfall fest stellen könnte, so würde sie doch immer nur ihre subjcctivc Gegenansicht aussprcchen, -er die subjective Ansicht des Landrathcs nach wie vor gegenüberstehen würde. Einen Tadel gegen den Landrath auszusprechcn, dazu sei die Kammer zudem gar nicht berechtigt, -ie Aufgaben der Kammer seien gesetzlich genau begrenzt und gegen jede Ueberschreitung der Befugnisse — und eine solche würde hier vorlicgen — werde er entschieden Widerspruch erheben. Fühle sich die Kammer als solche beleidigt, so könne sie sich beschweren, sich selbst aber eine Genugthuung zu ver schaffen, stehe der Kammer nicht zu. Der vorliegende Fall sei an sich zu einer solchen Beschwerde gar nicht angethan, cs seien von Seiten des LandratheS keinerlei Be leidigungen gegen die Acrztcschaft gefallen, sondern nur Aeutzerungen, Lurch die sich vielleicht einzelne Aerzte ver letzt fühlen können, denen man die Sache dann allein überlassen müsse. Er empfehle daher den Antrag v. Berg mann. Dieser begründete dann seinen Antrag und sprach zugleich den Wunsch aus, baß -er für da» Lichtrrfelber
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