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Kriegsleitung um viele Millionen reduzirt worden. Demzufolge wird die Beilegung der Mintsterkrise erhofft. Vielfach wird trotzdem das Verbleiben des Finanzministers Szell bezweifelt, dagegen Tisza's Verbleiben als wahrschein lich erachtet." Einer Korrespondenz aus Wien über die Krisis entnehmen wir noch Folgendes: Die ungarische Regierung will nicht die Okkupation überhaupt rück gängig machen; das, was sie bis jetzt gutgeheißen, das will sie auch vor dem Parlamente vertreten, aber auch nicht mehr. Der Standpunkt TiSza's und Szell's ist auch derjenige Andraffy's. Es ist somit wahrscheinlich, daß das . ungarische Kabinet vom Kaiser nicht entlassen werden wird. Dazu scheint allerdings noch die Forderung zu kommen, daß eine Konvention mit der Pforte abgeschlossen werde, damit die Okkupation auf weniger Hindernisse stoße und leichter, mit geringerem Machtaufgebot und geringeren Kosten beendigt werden könne. Um solchen Preis kann die ungarische Krisis fried lich beigelegt werden. — Vom Schauplatz« der Okkupation liegt heute nur die Nachricht vor, daß mehr als 4000 In surgenten sammt Kriegsmaterial sich nach Serbien ge flüchtet haben, woselbst sie entwaffnet und internirt wurden, darunter 2 Pascha'S, 200 BegS, ein ganzes Bataillon NizamS, 3 Geschütze, einige Tausende Hinterlader, viele Pferde, Proviant und Munition. Fast täglich überschreiten kleinere türkische Jnsurgentenbanden mit Webern, Kindern und Habe die Grenze Serbiens. In Italien sträubt man sich jetzt gegen die lang er sehnte und vom Ministerium jetzt wirklich beabsichtigte Ab schaffung der ehedem bekanntlich äußerst verhaßten Mahl steuer. So haben gegen den betreffenden Entwurf, welcher den neuen Kammern vorgelegt werden soll, namentlich eine größere Anzahl von Gemeinden der Mischen Provinz Ka- tania dem Senatspräsidenten eine Petition eingesandt, der Aufhebung seine Zustimmung zu versagen. Das Land — so heißt es in dem Schriftstück — habe nachgerade ange- fangen, sich an die Mahlsteuer zu gewöhnen; ihre Beibe haltung sei jedenfalls ein geringeres Uebel, als die Ein führung neuer Steuern in dem durch den Wegfall noth wendig gewordenen Betrage von 30 Millionen im nächsten und gar 70 Millionen im nächstfolgenden Jahre. Man würde gezwungen sein, die Gebäude- und Grundsteuer zu erhöhen, welche den Wohlstand des Landes viel eher rui- niren würde, als die Mahlsteuer. Es verlautet, daß ähn liche Petitionen auch in anderen Provinzen vorbereitet! werden. — Der Brief des Papstes an Kardinal Nina will den italienischen Blättern durchaus nicht gefallen. Sie finden, daß der Papst mit aller Welt in Friede und Freund schaft leben wolle, nur nicht mit Italien. Die französische Presse beschäftigt sich gegenwärtig auch mit dem zwischen England und Afghanistan ausgebrochenen Konflikte und stellt sich dabei keineswegs auf die Seite des Ersteren. Während der „Moniteur" aus der Raschheit der vom Vizekönig von Indien getroffenen Maßregeln den Schluß zieht, daß der Krieg gegen Afghanistan von langer Hand vorbereitet worden sei, billigt der „Figaro" in allen Punkten das Verhalten des Emirs von Kabul und nimmt dessen Partei in folgender Weise: „Gegenwärtig", schreibt das Blatt, „läßt England die sonderbarsten Klagen gegen das Verhalten des Emirs von Kabul vernehmen und fordert, daß dieser orientalische Souverain ihm die albernsten Ent ¬ schuldigungen mache. Ich weiß nicht, was der Emir er widern wird, falls ich aber an seiner Stelle wäre, wurde ich den Engländern sagen: „Ich lebe sehr ruhig rn meinem Hause, ich liebe die Besuche nicht, auch kenne ich Sw nicht und verlange nichts von Ihnen. Sie sagen, daß sie als Freunde zu mir gekommen sind mit Worten des Friedens und des Trostes, und ich sehe hinter Ihnen nur Flinten und Kanonen. Sie verzeihen mir daher, wenn ich Ihnen die Thür nicht weit geöffnet und Sie gebeten habe, wieder Ihren Rückweg anzutreten." Es giebt keine andere Spracht, die man führen könnte. Der Kriegseifer in England kühlt sich allmälig ab. Die „Times" veröffentlicht eine Zuschrift des ehemaligen BizekönigS von Indien, Lord Lawrence, in welcher derselbe eineJnvasion in Afghanistan als für die Finanzen Indiens zu kostspielig mißbilligt und erklärt, daß eS keine Schande für England sein würde, sich mit dem Emir zu vergleichen. — Der Deputtrte Lawson erklärte dieser Tage in eimr zu Alston gehaltenen Rede: Der Vizekönig, Lord Lytton, habe mit der Absendung der Gesandtschaft an den Emir die thörichste Handlung begangen, die sich je ein britischer Staatsmann habe zu Schulden kommen lassen, da ja nichts über die Bereitwilligkeit des afghanischen Herrschers bekannt gewesen sei, dieselbe anzunehmen. Lord Lytton habe sich leichtsinnig eine Kränkung zugezogen. Wenn das Kabinet ihn in Folge solchen Verfahrens nicht zurückrufe, so lege es keinen Werth auf die Integrität des indischen Reiches. Nachdem nun allerdings erwiesen ist, daß drei Briefe des VizekönigS an den Emir unbeantwortet blieben, konnte eine Abweisung der Mission in ziemlich sichert Aussicht genommen werden. — Im höchsten Grade regierungsfeindlich äußern sich endlich die irischen Blätter, welche den Augenblick für gekommen erachten, wo Irland seine berechtigten Forderungen gegen England durchsetzen und letzteres in die äußerste Verlegenheit bringen werde. — Gegenüber den neuesten osffziellen und offiziösen Aus lassungen des St. P.-tersburger Kabinets bezüglich der afghanischen Frage fordern die „Times", daß Rußland seine angeblich friedlichen Absichten dadurch bethätigen möge, daß es die rufsifche Mifsion aus Kabul zurückziehe. Dies Ver langen ist bereits in St. Petersburg durch den englischen Botschafter zum formellen Ausdruck gebracht worden. Rußland hat jedoch den englischen Wünschen in einer nicht mißzuverstehenden Weise widersprochen. Der russische Regierungsbote veröffentlicht einen aller höchsten Befehl, durch welchen die Polizei und Genaarmerie ermächtigt wird, alle Fabriken und Manufakturen jederzeit su besuchen. Die Durchsuchungen in denselben müssen im Beisein des Fabrikverwalters vollzogen werden. — Zwischen dem russischen Botschafter Fürsten Lobanoff und Safvet Pascha finden fortgesetzt Verhandlungen, betreffend die Regulirung der Punkte statt, die durch den Berliner Frieden der Separat-Vereinbarung der beiden Staaten überlassen sind. Das Auftreten des Fürsten Lobanoff, der in Livadia eben weitere Befehle seines Souveräns über diese Verhand lungen eingeholt hat, wird als ein sehr konziliantes be zeichnet. — Man glaubt, daß in der ersten Hälfte des Oktober der Czar nach Petersburg kommen wird, um die Garden vor der Entlassung der ausgedienten Truppen zu inspiziren und von letzteren Abschied zn nehmen. Fast alle nach Petersburg zurückgekehrten Garderegimenter haben tür ¬ kische Pensionäre, nämlich Kinder, welche sie mit russischer Gutmüthigkeit auf dem schrecklichen Marsche von Philtp- popel nachAdrianopel dem sicheren Verderben entrissen haben. Aus dem Reichstage. Die Kommission zur Berathung des Sozialistengesetzes etzte gestern die zweite Lesung fort. Bei 8 I werden die Worte „sozialdemokratische, sozialistische oder kommunistische Bestrebungen" mit 12 gegen 7 Stimmen aufrecht erhalten; )ie von der Regierung gewünschte Wiederherstellung des Wortes „Untergrabung", anstatt des Worts „Umsturz" wurde mit 13 gegen 6 Stimmen abgelehnt, dagegen dem Wunsche der Negierung entsprechend die Worte „die Ein tracht der Bevölkerungsklaffen" mit 13 gegen 7 Stimmen gestrichen. So abgeändert, wurde 8 1 im Ganzen mit 12 legen 8 Stimmen angenommen. Zu 8 5 beantragt der Abg. Brüel den in erster Lesung zu 8 20 beschlossenen Zu satz einzusügen, wonach die Beschränkung des Versammlungs- rechtS auf Versammlungen zur Vorbereitung von Reichs und Lanbtagswahlen sich nicht erstrecken soll. Minister Eulenburg sprach lebhaft gegen den Antrag des Abg. Brüel, Abg LaSker für denselben. Der Antrag des Abg. Brüel wurde mit 10 gegen 10 Stimmen ab gelehnt. Zu 8 6 spricht Minister Eulenburg den lebhaften Wunsch aus, daß der Beschluß in erster Lesung, wonach dem Verbote einer Druckschrift eine Verwarnung vorausgehen muß, wieder befeitigt werde. Nach einer längeren Debatte wird bezüglich des Alinea im 8 6 in folgender Fassung: „Bei periodischen Druckschriften kann das Verbot sich auch auf ein ferneres Erscheinen erstrecken, sobald auf Grund dieses Gesetzes das Verbot einer einzelnen Nummer erfolgt ist", angenommen; der ganze 8 12 gegen 8 Stimmen genehmigt, 8 7 mit un wesentlichen Aenderungen angenommen, und die 88 9, 10, 12, 13, 14, 1b und 16 unverändert genehmigt. 8 11 wurde unter Streichung des letzten Absatzes und mit dem vom Abg. Goßler beantragten Zusatze: „gegen das Verbot findet nur eine Beschwerde an die Aufsichtsbehörde statt", angenommen. 8 16a wurde unter Streichung der Worte: „durch aufreizende Worte" und „im Geheimen", 88 1? und 18 mit kleinen redaktionellen Abänderungen genehmigt. Zu 8 19 wird der Antrag des Abg. Helldorff, wonach die Rekursinstanz auS 9 Mitgliedern (dem vom Kaiser zu er nennenden Präsidenten, 4 Mitgliedern aus der Mitte des Bundesrathes, 4 aus Mitgliedern der höchsten Gerichtshöfe des Reichs und der Bundesstaaten oder Verwaltungs gerichtsbehörden) bestehen soll, mit 13 gegen 7 Stimmen abgelehnt; 8 19 wurde wesentlich in der Fassung der ersten Lesung genehmigt und 8 20 mit einigen Abänderungen, 8 21 unverändert angenommen. Zu 8 22 erklärte Minister Eulenburg» die verbündeten Regierungen beharrten nach wie vor darauf, daß keine Geltungsfrist im Gesetze ausge sprochen werden solle; unter allen Umständen sei eine Frist von 2^r Jahren zu kurz und vereiteln die Absicht des Gesetzes vollständig, indem sie jede Beobachtung der Wirkung unmöglich mache. Er bitte, durch Annahme dieser Frist nicht das soeben aufgebaute Werk zum Falle zu bringen. Der Antrag des Abg. v. Schwarze auf eine fünf jährige Frist wurde abgelehnt. 8 22 wurde in der Fassung der ersten Lesung (2^/sjährige Frist) angenommen. Das ganze Gesetz genehmigte die Kommission schließlich mit 11 gegen 8 Stimmen Dorenberg. Erzählung von Adolph Streckfuß. ^Nachdruck verboten.) <13. Fortsetzung.) Meist war an jenen Abenden noch mehr Besuch da, wenn auch nie große Gesellschaft. Der Geheime Rath hielt ein gastliches Haus, in welches eingeführt zu werden nicht ganz leicht war, welches aber dem Eingesührten stets offen stand. In diesem kleinen Kreise trafen sich die geistigen Größen der Residenz in zwanglosester Weise; hier maßen sie sich oft im spielenden Kampf und die Preis richterin war die geistreiche feine Geheime Räthin, welche stets zu verhindern wußte, daß der Wettkampf, wie dies sonst leicht geschieht, vom Spiel zum ernsten Gefecht überging. Heldreich wußte es als eine ganz besondere Gunst der Geheimen Räthin zu schätzen, daß sie ihm gerade zu diesen Abenden Zutritt in ihr Haus gewährt hatte, eine Ehre, welche nur höchst selten anderen jungen Leuten zu Theil wurde. Eines Freitags Abends, etwa vierzehn Tage nach dem Abenteuer im kleinen Hause, befand sich Heldreich ebenfall- im kleinen Zirkel der Geheimen Räthin. Diese hatte ihn zu sich gewinkt und plauderte sehr freundlich mit ihm, während sich ihr Gatte mit dem Justizmtnister eines Duo dezstaates, bisher dem einzigen Gaste, höchst angelegentlich über eine Frage des Kirchenrechts unterhielt. Es war schon gegen 8 Uhr, als der Bediente noch einen Besuch meldete. Die Geheime Räthin empfing die Karte mit einem nicht besonders zufriedengestellten Gesicht und reichte sie ihrem Gatten, der mit den Achseln zuckte und sagte: „Es ist nicht angenehm, liebe Frau, aber es hilft schon nichts — wir dürfen gerade hier die Schicklichkeit nicht ver letzen; — der Herr Baron würde uns sehr erfreuen!" Der Bediente entfernte sich, gleich darauf öffnete sich die Flügelthür und — Heldreich glaubte zu träumen — der Baron, der Dieb, der Mörder, — trat in'S Zimmer. Er trug dir eleganteste Toilette und benahm sich in der- selben wie ein Modemann, der nie in anderen, als hoch aristokratischen Zirkeln gelebt hat. Als der Geheime Rath ihn Sr. Exzellenz dem Herrn Minister Grafen von Stolzen ¬ burg vorstellte, verbeugte er sich tief und respektvoll, ganz anders trat er Heldreich gegenüber auf. Die Vorstellung erfolgte: Herr Baron Hugo von Laßperg — Herr Studiosus Karl Heldreich." Der Baron schaute Heldreich, als er den bürgerlichen Namen hörte, von oben bis unten an. Nicht mit einer Gesichtszuckung verrieth er, daß er schon jemals in irgend einer Beziehung mit dem Vorgestellten gestanden habe; er nickte nur nachlässig mit dem Kopfe und nahm dabei jene süßlich herablassende Miene an, welche das Unab hängigkeitsgefühl jedes Bürgerlichen empören muß. Heldreich war in keiner Weise geneigt, sich herablassend behandeln zu lassen, am wenigsten von diesem Menschen; er drehte ihm deshalb unmittelbar nach der Vorstellung verächtlich den Rücken und kehrte zur Geheimen Räthin zurück, seinen früheren Sitz neben dem Lwpha wieder einnehmend, wäh rend der Baron, der zwar durch die verächtliche Art Heldreich's einen Augenblick in Verlegenheit gebracht war, sich doch schnell wieder faßte und sich, als wenn nichts geschehen wäre, zu dem Geheimen Rath wendete, um an dem Gespräche Theil zu nehmen, welches dieser mit dem Minister führte. Die Geheime Räthin war eine scharfe Beobachterin des ganzen Vorganges gewesen. Ihren Hellen Augen war es nicht entgangen, daß Heldreich beim Eintritt des Barons im höchsten Grade erstaunt gewesen war, ebenso hatte sie die absichtliche Nichtachtung desselben bei der Vorstellung bemerkt. „War Ihnen der Herr Baron von Laßperg schon früher bekannt, Herr Heldreich?" fragte sie mit leiser Stimme, sich scheinbar sehr angelegentlich mit der Theekanne be schäftigend. „Aber bitte, schauen Sie gefälligst, während wir zusammen sprechen, mich oder meinen Mann oder wen Sie wollen, nur nicht den Baron an. Wie gesagt, kannten Sie ihn schon?" „Gnädige Frau, ich habe ihn leider bei einer Gelegen heit kennen gelernt, über welche ich durch mein Ehrenwort gezwungen bin, nicht zu sprechen." „Vielleicht aber können Sie mir sagen, ob die Sache ehrenvoll für den Baron war?" „Durchaus nicht! Ich bin erstaunt, ihn in diesem Kreis zu sehen." „Sie haben Recht. Mir ist sein Besuch auch im höchsten Grade zuwider, denn ich weiß, daß er ein durchaus nicht empfehlenswerthes Leben geführt hat. Erst neulich war der Polizei-Lieutenant von Alt bei uns, ein vortrefflicher Mann, den ich sehr hochschätze, und dieser hat mit meinem Manne eine lange Unterhaltung über den Baron geführt, welche keinesfalls zur Ehre desselben ausgefallen fein mag, denn mein Mann war nach derselben sehr verstimmt." Die Geheime Räthin schwieg. Heldreich hatte mi wachsendem Staunen zugehört. Nachdem Herr von Alt mit dem Geheimen Rath gesprochen, diesem also dieselben Mittheilungen, wie ihm selbst gemacht hatte, empfing der selbe dennoch den Besuch eines Menschen, der nach dem Bericht des Polizei-Lieutenants im Verdacht stand, ein Raubmörder zu sein. Er fühlte sich durch eine solche Leichtfertigkeit in der Seele des Geheimen Raths, den er bisher besonders hoch geachtet hatte, verletzt und wurde es bald noch mehr. Der Geheimrath benutzte eine kleine Pause im Gespräch, um dem Baron die Unterhaltung mit dem Minister zu überlassen. Er winkte Heldreich mit den Augen in eine Fensternische; hier sagte er viel ernster, als sein junger Freund dies bisher je gehört hatte: „Sie waren, und unzweifelhaft absichtlich, sehr unartig gegen den Baron von Laßperg!" - „Ich kann es nicht leugnen, Herr Geheimrath." „Sie werden Ihre Gründe dazu gehabt haben, aber Sie hätten bedenken sollen, daß der Baron mein Gast ist." „Das habe ich auch bedacht und ihm deshalb auf sein beleidigendes Kopfnicken nur den Rücken gedreht. Dieser Mensch ist doch wahrhaftig zu einer so empörenden Herab lassung nicht berechtigt. Ich bin leider durch mein Ehren wort gebunden, nicht über einen Vorfall zu sprechen, bei welchem dieser Herr Baron eine Hauptrolle spielt ." „Dann sollten Sie auch einen Vorfall, über den Sie nicht sprechen dürfen, nicht andeuten." Heldreich fühlte das Wahre des Vorwurfs; er schwieg betreff:n; — seine Gestchtszüge waren stets der Spiegel seiner Seele, so daß der Geheimrath die Beschämung seines jungen Freundes deutlich in denselben lesen konnte. Er war ein wenig ärgerlich gewesen, jetzt aber drängte ihn seine Gutmüthigkeit, den Verletzten wieder zu versöhnen. „Hm, hm, es war nicht so bös gemeint. Ich weiß wohl, man spricht manches gegen den Baron. Herr von Alt hat mir Alles mitgetheilt; aber — hm, — es giebt Ver hältnisse, hm, — Sie wissen wohl, ich bin eigentlich sehr wählerisch, — empfange nicht Jeden in meinem Kreise; aber nun mit einem Worte, der Baron ist entfernt verwandt mit meinem Minister; da muß man wohl ein Auge zudrücken. Und wenn ich's thue, können Sie es auch thun, junger Herr! Ich verlasse mich darauf, daß Sie zu keinem weiteren Streit Veranlassung geben." „Sicherlich nicht, Herr Geheimer Rath!" „Em Mann, ein Wort! Und nun keine Silbe mehr über diesen Baron. Ich hoffe, er wird das Wiederkommen vergessen." (Fortsetzung folgt.)