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1878 181. 30. Jahrgang. Dieustag, dm 6. MM. und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd Wüschen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur Iuliu- Braun in Freiberg. Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr sür den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Ps., zweimonatlich 1 M. bO Pf. n.cinmonatl. 7b Pf. Inserate werden bis Vormittags H UHr angenom men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile oder deren Raum 1b Pscnnige. werden die Dinge ganz anders stehen, als heute. hellenischen Interessen einen Gegenstand oer Berathangen wird voraussichtlich nicht nur der Nothstand geschwunden auf dem Kongresse bilden würden. Das Verhalten des 89 klerikal, 78 nationalliberal, 14 Fortschritt, 14 Polen/handelnden werden mit dem Tode bestraft werden. „Telals" abaesetzt erklärt, die im Dekret Patriot und ihr sämmtliches Hab und Gut als konfiszirt Sodann erließ die „nationale Regierung", wie sich Konak installirte gemischte Gesellschaft nennt, ein folgenden Inhaltes: 1. Hadschi Loja, „der erste des Landes", ist durch den Willen des „,,ge- i^in, der heu e noch mit schwerem Drucke auf Handel und Grafen Maffei dei Gesäßen d^ Gewerbe lastet, es Mrd bis dam« auch die Gefahr, die uns griechischen Hofe, erhielt die Billigung des Ministeriums jetzt noch von der Sozialdemokratie droht, ich wesentlich vem Abflüße des Vertrages von San Stefano zur Verfügung zu stellen, damit jene Bosnier, die unbe waffnet sind, bewaffnet werden können. 5. Die Zuwider- 59 Stichwahlen, 12 sind keiner Fraktion angehörig, die aber vorwiegend liberal stimmen dürften, 6 Partikularisten, darunter ein Däne, 2 Sozialdemokraten, 3 Elsässer, 1 Pro testler und 3 elsäßer Autonomisten. Die Eröffnung des neuen Reichstages soll am 9. September stattfinden. Nach vorstehenden Ziffern über die Stärke der Parteien unterliegt es kaum noch einem Zweifel, daß die Majorität dieselbe sein wird, wie sie im vorigen Reichstage war. Die Reichsregierung wird also auch nur diejenigen ihrer Pläne und Vorschläge durchsetzen können, für welche sie stich haltige Gründe vorbringt. Darauf, daß die bisherige Minorität sich um einige Stimmen verstärkt, kommt doch wahrlich nichts an, wenn sie dennoch Minorität bleibt. Die Regierung hat davon keinen Vortheil. Andererseits aber hat sie einen großen Nachtheil dadurch, daß sie durch ihre plötzliche Frontstellung gegen den Liberalismus das Vertrauen, welches derselbe ihr bisher bewiesen, wesentlich beeinträchtigt hat. Es ist einmal nicht anders: wie man in den Wald hineinruft, so schallt es daraus zurück. Man hat, sagt das „Berl. Tgbl.", aus der Mitte der Regierung den Liberalen zugerufen, daß man ihnen mißtraue und sie für Gegner halte, und die Liberalen antworten darauf ganz naturgemäß, daß sie nun auch der Regierung mißtrauen und sie im Verdacht haben, illiberale Maßregeln ins Werk setzen zu wollen. So gehen wir denn (Ausrufer) verkündeten in Serajewo diese Anordnungen der Regierung, während 50 Boten nach dem Innern mit dem betreffenden Schriftstück abceisten. Die Wohlhabenden, eine Brandschatzung befürchtend, flüchteten sich theils ins Gebirge, theils an die Grenze. Bei 4000 gewesene Baschi- Bozuks bivouakiren in den Straßen Serajewos, angeblich, um unverzüglich verwendet zu werden. In der Stadt herrschte Panik. Die fremden Vertreter sind bis jetzt un gefährdet geblieben, vielleicht deshalb, weil sie, nach einer gepflogenen gemeinschaftlichen Berathung, sich mit zahlreichen bewaffneten „Momkes" umgeben haben. Auch sind die Fahnen der fremden Staaten entfaltet worden, um das Ansehen der Konsuln zu erhöhen. Dem italienischen Parlament ist von der Regierung ein, drei Perioden umfassendes Grünbuch vorgelegt worden. Die erste dieser Perioden — vom 8. März bis 25. April 1877 - beginnt mit der Unterzeichnung des Londoner Protokolls durch die Großmächte und schließt mit der Kriegserklärung Rußlands an die Türkei. Aus den be treffenden Schriftstücken geht die wichtige Rolle der italienischen Diplomatie und die Unparteilichkeit ihrer versöhnlichen Aktion hervor. Die zweite Periode — vom 25. April l877 bis zum 24. März 1878 — umschließt die ganze Kriegsepochr verringert haben, und wenn solchergestalt all' die äußeren Einflüsse, welche auf die diesmaligen Wahlen eingewirkt, sich nicht mehr geltend zu machen vermögen, so werden auch die Wähler, die fitzt der Sache des Freisinns abtrünnig geworden, beruhigt uao besonnen zur Fahne des Liberalismus jurückkehren. In Ltsterreich blickt man nicht ohne Besorgniß auf die Dinge in Bosnien. Zwar stoßen die Truppen auf keinen militärischen Widerstand der Pforte, wohl aber auf eine organisirte Insurrektion und die wildeste Anarchie. Daß die Armee, welche die Okkupation zu vollziehen be stimmt ist, dazu ausreichl, kann keine Frage sein, aber es läßt sich zur Stunde wohl noch kaum berechnen, ob der einmal aufgestachelte religiöse Fanatismus, und sollte der selbe auch nur ein politisch-sozialistischer Hebel sein, nicht die weitesten Kreise zieht, und ob nicht vielleicht schln blich die Machthaber in Konstantinopel selbst sich einer Be wegung in die Arme werfen, die andernfalls über sie hin wegschreiten könnte. In den letzten Tagen hat der an der Spitze der Bewegung stehende Hadschi Loja durch ein „Manifest an das Volk" alle Beamte der Pforte in Bos nien „für Verräther an der Sache des Vaterlandes" als Tagesschau. Freiberg, 5. August. Der vergangene Sonnabend war für Teplitz wieder ein besonders festlicher Tag. Früh 8 Uhr fand auf der Köntgs- böhe die Feier zum Gedächtniß des Geburtstages Friedrich Wihelm 111 statt, wobei sich die Großherzogin und die Prinzessin Viktoria von Baden betheiligten. Das Monu ment war mit Kränzen, Blumen und preußischen Fahnen auf das Reichste geschmückt. Die Großherzogin sprach dem Bürgermeister, dem Pastor und dem Gesangvereine ihren Dank sür die Abhaltung der Feier aus, welcher Vertreter der Negierung, des Stadtraths, der Schützen, und die Mannschaften aus den preußischen und sächsischen Militär- Bäoehäusern, sowie eine sehr große Anzahl von Kurgästen beiwohnten. Die sächsischen Majestäten, welche nach i Uhr Mittags auf dem Dux-Bodenbacher Bahnhof angelangt waren, wurden vom Bürgermeister Uherr im Namen der Stadt Teplitz bewillkommnet- Zum Empfange hatten sich eingefunden der Teplitzer Stadtrath, die dortigen Ritter des Älbrechts- ordens, der Regierungsrath Merbeller, der Kommandant des Militärbadehauses, Pfisterer, der Inspektor des Militär badehospitals, Lindner, Deputationen der bürgerlichen Schützengesellschaft, des Militärvsteranenvereins und der freiwilligen Feuerwehr. Die Majestäten, begrüßt am Bahn- Hofe von der Großherzogin und der Prinzessin Viktoria von Baden in Begleitung des kaiserliches Gefolges, fuhren mit der Großherzogin in einem Wagen in die Stadt ein, demselben schloffen sich die Prinzessin Viktoria mit der Hossams von Goehler an, dann folgten die Suiten Ihrer Majestäten und dis zum Gefolge des Kaisers gehörend, n Herren. Dis Stadt war festlich, insbesondere mit mchsischen Farben dekorUt. Ihre Majestäten fuhren direkt in das Herrenhaus zur Be grüßung des Kaisers Wilhelm und nach einstündigem Auf enthalt in Begleitung der Großherzogin und Prinzessin Viktoria von Baden nach dem Hotel „Stadt London," wo dieselben ein zahlreiches Publikum mit lebhaften Hochrufen begrüßte. Um 4 Uhr fand Diner beim Kaiser statt, dann erfolgte die Rückfahrt nach Reheseld. An dem Abends anläßlich des Geburtstags König Friedrich Wilhelm III. im fürstl. Clary'schen Gartensalon stattgr- habten Festbankett nahmen etwa 200 Personen Theil. Der Saal war mit den deutschen, preußischen und öster reichischen Farben geschmückt, zwischen den inmitten grünen Gesträuches ausgestellten Büsten des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Franz Josef befand sich das Bildniß König Friedrich Wilhelm III. Die Toaste auf den Kaiser Wilhelm, den Kaiser von Oesterreich, die Großherzogin von Baden und den König von Sachsen wurden mit großer Begeiste rung ausgenommen und die ganze Feier, bei welcher auch mehrere patriotische Lieder gesungen wurden, verlief in der wandte oer Ministerpräsident Depretis neuerlich seine Sorg falt den griechischen Interessen zu, ebenso befaßte sich derselbe mit den Rechten und Pflichten der Kriegführenden und d-r Neutralen. Das Verhalten der italienischen Re gierung, welches sich vor Beginn oer Feindseligkeiten auf die Verhinderung des Krieges gerichtet hatte, war späterhin auf die Vorbereitung und die Beschl unigung des Friedens schlusses berechnet. Die dritte Periode — von 25. April bis 3. Juni 1878 — umfaßt die dem Zusammentritt des KongressesvorausgeganqenenVerhandlungen. Die Dokumente weisen nach, daß Italien sich immer bereit erklärte, am Kongreße theilzunehmen, frei von jedem Engagement gegen über Rußland, frei von jedem Engagement gegenüber den anderen Mächten. — Es wird bestimmt versichert, dec Kardinal de Luca solle Staatssekretär werden. Das Gerücht, daß Belgien seine Gesandtschaft beim Vatikan aufheben werde, wird als verfrüht bezeichnet. In Frankreich ist das Komits der Achtzehn zwar nicht zu Stande gekommen, aber im Stillen arbeitet die klerikale Direktion der konservativen Gruppen doch noch daran, ein gemeinsames Vorgehen der letzteren bei den Senatswahlen zu erzielen, und wenn das nicht erreichbar ist, will sie wenigstens lokale Kompromisse zwischen Bonapartisten und Royalisten anbahnen. Daß irgend eine Art von äußerem Zusammengehen erreicht werde, ist uns sehr wahrscheinlich, daß es aber wieder mit gegenseitigen Beschuldigungen enden werde, ist noch wahrscheinlicher. — Der Feldzug der fort geschrittenen Republikaner gegen die reaktionären Magistrats- Personen läßt seine Richtung schon deutlicher erkennen, und er hat durch die letzten Vorkommnisse, namentlich durch den Skandal von Algier, an Theilnehmern gewonnen. Die Leute gehen zwar noch nicht so weit, daß sie die Unabsetz barkeit der Justizbeamten aufzuheben gedächten, aber sie sprechen doch schon ganz ernstlich davon, daß man diese Un- absetzbarkeit einmal suspendiren und von irgend einem Datum ab alle Magistrate neu einsetzen könnte. In Algier selbst sind die Richter nicht unabsetzbar, und die radikale Presse weist darauf hin, daß Dufaure wohl von diesem Um stand Notiz nehmen dürfte, um das dortige Tribunal fühl bar zurechtzuwrisen. Chanzy soll sehr aufgebracht gegen die Radikalen und die Presse von Algier sein; er ist nach Paris sammten"" Volkes zum Chef der Regierung gewählt worden. 2. Derselbe hat mit Zustimmung aller Mit glieder der Regierung die Einberufung aller Söhne des Landes vom 17. bis zum 60. Lebensjahre zu den Fahnen ungeordnet. Wer sich, bei normalen Gesundheits verhältnissen, innerhalb 8 Tage nicht zum Dienst« meldet, wird als Verräther erschossen werden. 3. Alle Bürger des Landes haben eine Kriegssteuer zu entrichten. Wer mehr als 100 Dukaten im Besitz hat, muß 20 Prozent seines Vermögens auf den Altar des Vaterlandes zum Behufe der Vertheidigung desselben niederlegen. 4. Jeder Bürger ist verpflichtet, seine sämmtUchen Waffen der Regierung und endigt mit dem Vertrage von San Stefano. Dis be züglichen Dokumente ergeben, daß die Brzwhun-gsn zwischen ' Rom und Bukarest stets herzliche waren, daß Italien nicht gehobensten Stimmung. — Das Aussehen des Kaisers ist augenscheinlich bereits viel frischer, auch der Leibarzt vr. v. Lauer soll sich über den bisherigen Kurerfolg sehr zu frieden geäußert haben. In der Kurliste ist Folgendes veröffentlicht worden: Se. Majestät der Kaiser haben in Erfahrung gebracht daß Viele, welche im Herrenhause hieselbst Wohnung hatten, ihre Zimmer mit großer Bereitwilligkeit geräumt haben, um die Logirung Sr. Majestät derart zu ermöglichen, daß auch allerhöchstdeffen^Frau Tochter und Enkelin in der unmittelbaren Nähe Sr. Majestät Unter- kuult finden können. Für diese Rücksichtnahme laßen S«. Majestät den Betheiligten allerhöchst ihre Anerkennung und ihrenDank aussprechen und haben mich zu beauftragen geruht, den Betr. ffenden dies zu erkennen zu geben. Teplitz, den 2 August 1878. Auf allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers: Graf Perponcher. * Die Auswechslung der Ratifikations-Urkunden des Berliner Friedens-Vertrages hat am vorigen Sonnabend zwischen den Bevollmächtigten von Deutschland, Oesterreich- Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien und Rußland in Berlin stattgefuuden. Der türkische Botschafter gab die Erklärung zu Protokoll, daß der Sultan die Ratifikation vollzogen habt und den Vertrag als vom 3. August an in Gültigkeit getreten anerkenne. Die spätere Auswechslung der türkischen Urkunden, welche rechtzeitig in Berlin nicht eingetroffen waren, ist Vorbehalten geblieben. Von den nun amtlich sestgestellten Wahlresnltatcu liegen jetzt 368 vor, es fehlen somit noch 29. Von den obigen 368 sind 51 konservativ, 37 freikonservativ. in erwartungsvoller Spannung der Zukunft entgegen. Aber den Trost glauben wir jetzt schon hegen zu dürfen, reaktionären Gelüste, mit denen einige Parteien der serbischen Regierung Rachschläge zu ertheilen ms xz-eld gezogen n>id, Gelüste bleiben werden, da für ihre auch ciriechnchsu Kabinett jederzeit in Verwirklichung die Zett durchaus nicht angethan ist. Mag z loyaler Sprache Klugheit anempfahl. Die die Regierung dergleichen Hoffnungen gecheckt haben oder^ seine Truppen wieder innerhalb nicht, ne wird sich bald genug überzeugen, dajz der der Landesgrenzen zurückkehren laßen, war dec Initiative tag nicyt gewillt ist, ihr die Hand dazu zu bieten. Frankreichs und Rußlands zu danken, Auflösung aoer wird ne aus guten j Staaten sich die übrigen Mächte auschloffen. Dies« Gründen L>cheu tragen, und na« wetteren drei Jahren gaben Griechenland die Versicherung, daß die werden die Dinge ganz anders stehen, als heute. Dann! - -