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Neben figürlichen Klappern begegnen Klappern in Form von Gefäßen und einfache Klapperkugeln. Die Klapper Taf. 66,30 von der Zeithainer Windmühle hat die Form einer Terrine und ist ähnlich wie diese mit einem allerdings etwas unregelmäßigen Flecht band auf der Schulter und Horizontalrillen am Um bruch verziert. Interessanterweise ist ihr Hals wie an einem funktionsfähigen Gefäß offen. Der eigentliche Klapperkörper wird bereits durch eine Zwischenwand in Höhe der Schulter abgeschlossen. Eine andere, inzwischen verschollene Klapper, die um die Jahrhundertwende zusammen mit einer Vo- gelklapper und einer tönernen Axt in einem Grab in der Nähe des Burgwalles von Löbsal zutage kam (Taf. 57,14,15) besaß nach der Zeichnung ähnliche Form. Sie war mit einem Flechtband auf der Schul- ter und mit horizontalen Punktreihen auf Hals und Unterteil verziert. Am Boden sind fünf Punkte um einen Zentralpunkt angegeben. Möglicherweise han delt es sich um feine Lochungen, wie sie Klappern von Liebersee und Heidenau-Mügeln aufweisen (K. Simon 1982, S. 140 ff., Abb. 11,1,2). Zwei weitere Klappern aus Zeithain (Taf. 66,29) haben die Form eines oben geschlossenen, gewölbt doppelkonischen Topfes. Ein am Umbruch ange brachter, abstehender „Schlappohrhenkel“ diente als Griff. Nach der Zeichnung war die zweite, heute ver schollene Klapper mit zwei Horizontalrillen am Um bruch verziert. Auch die Klapper von Arzberg (Taf. 66,28) besteht aus einem abgerundet doppelkonischen Klapperkör per, der jedoch mit einem zylindrischen Stiel versc hon ist. Dieser Stiel verbreitert sich zu einer kleinen kreisrunden Platte, wie dies in gleicher Weise an den Standfüßen der Vogelklappern beobachtet werden kann. Nach einer Skizze in den Ortsakten des Landes- museums für Vorgeschichte Dresden gehörte ein ähn licher Stiel mit dem Ansatz eines wohl kugligen Klap perkörpers (W. Coblenz 1956, Abb. 35) zusammen mit einer Vogelklapper (Taf. 57,1,24) zu Lehmgrab 1 (der Sammlung G. Preßprich). Damit liegen gleich zwei Gräber vor, Löbsal und Zeithain, Lehmgrab 1, in denen sich Vogelklappern zusammen mit anderen Klappern befunden haben. Alle übrigen Klappern sind einzeln gefunden worden. Soweit man die Fundum stände kennt, stammen sie sicher oder mit großer Wahrscheinlichkeit aus reich ausgestatteten Gräbern der älteren Hallstattzeit. Urnenfelderzeitliche Klap pern, auch solche in Vogelform, kommen vor, doch sind sie selten (B. Gediga 1970, S. 264). Eindeutig jünger sind drei Klapperkugeln aus einem Grab von Bad Düben, von denen heute aller dings nur noch eine erhalten ist. Ihr Durchmesser be trägt 3 cm. Sie wurden zusammen mit dem schon genannten tönernen Trinkhorn und einer verzierten Knochennadel der jüngeren Hallstattzeit gefunden. 7a 71a Korrekturzusatz: Die angebliche Schildkrötenklapper aus Coswig ist kürzlich wiederaufgetaucht. Es handelt sich um eine Vogelklapper (frdl. Mitt. U. R. Lappe, Dresden). 15. GEFÄSSE MIT FIGURALEN VERZIERUNGEN (Taf. 65,2,27; Taf. 67,37) Auf den Hälsen von Terrinen und breiten dreiglied rigen Tassen trifft man in einigen Fällen figürliche Darstellungen an. Ihre Deutung ist mitunter schwierig. Lediglich das „Strichmännchen“ auf einer Scherbe von Nünchritz (Taf. 57.13; W. Frenzel. W. Radig u. O. Reche 1934, Abb. 240; B. Gediga 1970, Abb. 38 g) kann eindeutig als menschliche Figur bestimmt wer den. Es besteht aus einem langen Strichleib mit einer Delle als Kopf, schräg herabhängenden Armen und ge- grätschten Beinen. Ungefähr in Kniehohe der Figur ist der Scherben abgebrochen, so daß etwaige Füße nicht mehr zu sehen sind. Eigenartig ist die Darstel lung der Hände. Die Handflächen werden aus den gleichen Dellen gebildet, aus denen auch der Kopf besteht, und die Finger — übrigens nur vier an jeder Hand — übertreffen an Länge bei weitem die Größe des Kopfes. Nach dem Ansatz der Finger an den Handflächen würde man meinen, es fehle jeweils der kleine Finger, während ein Daumen vorhanden ist. Auch enden die herabhängenden Arme bereits weit über der Taille. Trotz dieser Unschärfen kommen die wesentlichen Merkmale des menschlichen Körpers zur Darstellung. Im übrigen war die Figur ursprünglich nicht allein, links am Scherbenrand kann man noch die Reste einer zweiten Person erkennen. Es könnte sich danach um einen Figurenfries, kaum jedoch um eine szenische Darstellung gehandelt haben. Im Vergleich dazu ist die Bestimmung der Zeichen auf einem Terrinenbruchstück von Zeithain (Taf. 67,37) als „Menschen“ nicht so sicher, weil nur die Unterteile erhalten sind. Es fehlen so entscheidende Teile wie Kopf und Arme. Das Gefäß trägt heute noch zwei, ursprünglich wohl vier kreuzständig angeord nete Motive aus doppelten senkrechten Rillen, von denen etwa in halber Höhe rechts und links doppelte Schrägrillen abgehen. Die verlängerte Körperachse und die gegrätschten „Beine“ enden in Dellendreipäs sen. 72 Strichfiguren dieser Art, bei denen die Körper- achse bis zu den Füßen hinab verlängert ist, sind nicht ganz selten innerhalb der Lausitzer Kultur (B. Ge diga 1970, Abb. 44 g, i, j; Abb. 45), ohne daß es sich dabei tatsächlich um Männer handeln müßte, wie D.-W. Buck (1979, S. 130 f.) meint. Die „dreibeinigen Menschen“ auf einem Gefäß von Müllrose, Kr. Eisen hüttenstadt (B. Gediga 1970, Abb. 45) , 73 sind näm lich deutlich nach ihren Frisuren in solche mit Zöpfen (IX) und solche ohne Zöpfe (2X, die vierte Figur 72 Dellendreipässe sind in der Billendorfer Kultur selten (D.-W. Buck 1979, S. 147). Im Arbeitsgebiet begegnen sie nur noch an Terrinenbruchstücken von Leippen und Lütte- witz. 73 Nach D.-W. Buck 1977, S. 16 f., stammt das Gefäß nicht von Müllrose, sondern von Mixdorf, Kr. Eisenhütten stadt. Die Figuren D.-W. Buck 1979, Abb. 78,9,10 (Mix dorf), und B. Gediga 1970, Abb. 45 (Müllrose), sind iden tisch.