Volltext Seite (XML)
14. KLAPPERN (Taf. 57,1-7; 66,28-30) Die figürlichen Klappern aus Sachsen sind 1956 von W. Coblenz (S. 225 ff.) zusammengestellt worden. Da nach sind aus dem Arbeitsgebiet 15 Vogelklappern und je eine Klapper in Form eines Delphins und einer Schildkröte bekannt. Hinzu kommen fünf Klappern in Gefäßform und drei Klapperkugeln. Bei den meisten dieser Stücke handelt es sich um Altfunde, die heute als Einzelfunde aus Billendorfer Gräberfeldern vor liegen. Von drei Vogelklappern, für die der Grabver band feststeht, stammen zwei aus den schon oft ge nannten Lehmgräbern von der Zeithainer Wind mühle. 70 Die dritte (Kotitz, Grab 11, vgl. W. Coblenz 1976 a, S. 354, Abb. 5) ist zusammen mit Gefäßen der waagerecht gerieften Ware der Urnenfelderzeit gefunden worden. Doch zeigen ein Trinkhornrest und ein Teller, daß das Grab nicht allzu lange vor dem Beginn der Hallstattzeit in den Boden gekommen sein kann (so auch W. Coblenz 1976 a, S. 354), bezie hungsweise ihr schon angehört, wenn man nach dem jüngsten Stück, dem Teller, datiert. Zwei weitere Vo gelklappern wurden in Kobeln (Taf. 57,2) zusammen mit uncharakteristischen Scherben in einer Siedlungs grube gefunden. Sie standen beide auf einer 0,10 m starken verziegelten Lehmschicht (W. Coblenz 1956, S. 255 f., Abb. 32). Auch aus anderen Siedlungen, so von der Heidenschanze bei Dresden-Coschütz, sind Vogelklappern überliefert (W. Coblenz 1956,S.225ff.; D.-W. Buck 1979, S. 130). Es fällt schwer, Gemeinsamkeiten und Unter schiede an Vogclplastikcn zu erörtern, wenn von den 15 bekannten Figürchen nur sieben und auch diese nicht alle vollständig erhalten sind. Immerhin fällt auf, daß die Gemeinsamkeiten, aufs Ganze gesehen, überwiegen und die Unterschiede meist untergeord nete Details wie die Kopfhaltung oder die Zeichnung des Gefieders betreffen. Selbst der kürzere Fuß an den Klappern von Kobeln (Taf. 57,2) liegt noch inner halb der Variationsbreite (vgl. B. Gediga 1970, Abb. 4—12). Schwieriger zu beurteilen ist dies schon bei der Klapper von Connewitz (Taf. 57,4), die gar kei nen Standfuß besitzt (W. Coblenz 1956, S. 267 f.. Abb. 43). Doch entspricht sie in der Körperform und selbst nach der Zeichnung des Gefieders so völlig den übrigen Vogelfiguren, daß hier wohl doch die gleiche Art, nur eben nicht stehend, sondern schwimmend dargestellt wurde. Zwar sind nach B. Gediga (1970, S. 263) 94 % aller Vogelplastiken aus der Lausitzer Kultur stehend wiedergegeben, doch kommen auch 70 Zu Lehmgrab 1 der Sammlung G. Preßprich gehörten eine Vogelklapper und möglicherweise eine Klapper in Gefäß form (vgl. W. Coblenz 1956, Abb. 33—36). Lehmgrab 1 der Sammlung K. Wiegand enthielt eine Vogelklapper, Lehmgrab 4 eine Klapper in Gefäßform. In Löbsal sollen eine Vogelklapper, eine Klapper in Gefäßform und eine tönerne fünfkantige Axt zusammen in einem Grab gefun den worden sein (W. Radig 1936, Abb. 134—135). schwimmende Vögel mehrfach vor (B. Gediga 1970, Abb. 12 i, k, o, p). Offensichtlich wird immer ein ganz bestimmter Vogel dargestellt. Nach den Untersuchungen von E. Sprockhoff (1954, S. 67 ff.) kann dies nur der Schwan sein, auch wenn die Figürchen, zumindest für einen unvoreingenommenen Betrachter, mehr einer gewöhnlichen Hausgans (Taf. 57,3,6) ähneln als einem Schwan. Doch muß eingeräumt werden, daß sich die typische Kopf- und Flügelhaltung des Schwanes, die seine Eleganz im wesentlichen ausmacht, nur schwer in Ton hätte ausdrücken lassen. Daß es hin und wie der doch gelungen ist, zeigen die schwimmenden Schwäne von Gorzupia Doina und Jakubow (B. Ge diga 1970, Abb. 12 k, p). Ob nun Schwan oder nur „Wasservogel“, die Figürchen sind trotz des weiten Gebietes und der vielen Kulturen, in denen sie vor kommen, einander erstaunlich ähnlich (G. Kossack 1954 a, Karte Taf. 24; D.-W. Buck 1979, Karte Abb. 83; B. Gediga 1970, Faltkarte). Man kann sich eine solche Verwandtschaft eigentlich nur dann erklä ren, wenn es sich bei den Vögeln um ein Sinnbild handelt, das überall gleich und nirgendwo anders ver standen wurde und von dem die Vorstellung, wie es auszusehen hatte, in dem verhältnismäßig großen Raum übereinstimmte. 71 G. Kossack (1970, S. 164) hat darauf aufmerksam gemacht, daß der „Wasservogel“ in der figuralen Kunst der Hallstattzeit immer in ganz bestimmten Themenkomplexen auftritt. Er findet sich einmal im Zusammenhang mit „Thronenden“, denen Huldigun gen dargebracht werden, und zum anderen im Zu sammenhang mit Darstellungen, die das Symposium, das gemeinsame festliche Mahl, betreffen. Daß der Gedanke von einem „Weiterleben der Toten beim ewigen Gelage“ auch nördlich der Alpen und selbst nördlich der Mittelgebirge eine Rolle gespielt hat, beweisen die umfangreichen Geschirrausstattungen vieler Billendorfer Gräber, auch wenn sich diese Vor stellungen hier nicht so eindrucksvoll manifestieren wie in den späthallstattzeitlichen Fürstengräbern. Wir wissen nicht, welche Rolle der „Wasservogel“ bei die sen Symposien gespielt hat. Es muß uns genügen festzustellen, daß er gewissermaßen dazu gehörte. Neben den Vogelklappern sind an figürlichen Klap pern aus dem Arbeitsgebiet noch eine schildkröten förmige Klapper aus Coswig und eine delphingestaltige Klapper aus Roitzsch überliefert (W. Coblenz 1956, S. 278). Beide sind verschollen, und es fehlen Abbil dungen von ihnen. Doch wären sie in einen ähnlichen Zusammenhang einzuordnen wie die Vogelklappern (zu Schildkrötengefäßen vgl. S. Griesa 1982, S. 40 f.; zu Delphindarstellungen E. Sprockhoff 1954, S. 96 f.). 71 Etwa so, wie es den Dreizack als Sinnbild für den Gott Poseidon gegeben bat, und wie der Dreizack auch allein ohne den Gott verstanden wurde, ja sogar dem Be trachter gegenüber zum Ausdruck bringen konnte, daß der Meeresgott als handelnde Person im Bildgeschehen gegen wärtig gedacht war.