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führt sein, wie in Zeithain Taf. 35,16. Daneben be gegnen Sparren- und einfache Zickzackmuster (Taf. 66.21,25). Von den obengenannten Doppelgcfäßen weicht ein Exemplar aus Nünchritz (Taf. 66,24) ab, das als ein ziges eine runde Grundfläche besitzt. Audi sitzen bei ihm die Henkclösen nicht beidseitig neben der Scheidewand, sondern — um 90° verschoben — ihr genau gegenüber. Damit entspricht es im Aufbau den urnenfelderzeitlichen Exemplaren (W. Grünberg 1943. Taf. 58,13,21). Zwar kommen in der Billendor- fer Kultur gelegentlich Doppelgefäße mit runder Grundfläche vor (D.-W. Buck 1979, S. 125 f.), doch sitzen bei ihnen die Henkel wie bei den Doppelgefä ßen mit länglicher Grundfläche stets beiderseits der Scheidewand (D.-W. Buck 1977, Taf. 64C11). Was das Nünchritzer Doppelgefäß indessen unbedingt als hier zugehörig erkennen läßt, ist das für die Urnen felderzeit ungewöhnliche Profil, dessen größte Weite in Bodennähe liegt. Hinzu kommen, außer Tonquali tät und Oberflächenbehandlung, der ausbiegende ge rundete Band und die Verzierung durch Dellen und Sparren. Diese „Zwitterbildung“ beweist recht an schaulich die Herkunft der Billendorfer Doppelgefäße von ihren urnenfelderzeitlichen Vorbildern (D.-W. Buck 1979, S. 125 f.). Wie diese lassen sie keine weit räumigen Beziehungen zu anderen Kulturen erken nen, außer daß sie gelegentlich — ebenso wie die Spitzkrüge und die Zwillingsgefäßc — in der Haus urnenkultur angetroffen werden (W. A. v. Brunn 1939, S. 112 f., Taf. 39 cc, dd). Daß die Doppelgefäße keinen Ersatz für Zwillings gefäße darstellcn, machen zwei Gräber aus Zeithain deutlich (Lehmgrab 1 und 4 der Sammlung K. Wie gand), die jeweils sowohl ein Doppelgefäß als auch ein Zwillingsgefäß enthalten haben, während es im Ar beitsgebiet kein Grab gibt, zu dem mehrere Doppel gefäße oder mehrere Zwillingsgefäße gehören. Man kann sagen, daß Dopelgefäße und Zwillingsgefäße nicht austauschbar waren, sondern jedes für sich und immer in der Einzahl in einer ganz bestimmten und voneinander zu unterscheidenden Art und Weise be nutzt worden sind. 13. DECKELEIMER (Taf. 35,14) Aus Lehmgrab 1 (der Sammlung G. Preßprich) von der Zeithainer Windmühle liegt ein Deckeleimer (Taf. 35,14) vor. Möglicherweise gehören auch zu Lehmgrab 2 (der Sammlung K. Wiegand) zwei ähn liche Gefäße, die jedoch verschollen sind. Der Katalog des Grassimuseums Leipzig verzeichnet nämlich „ein roh geformtes zylindrisches Gefäß mit Deckel, H. 10,0; Mdm. 5,5 cm“ und „ein roh geformter zy lindrischer Topf mit Deckel“. Dem hier zu beschrei benden, noch vorhandenen Gefäß fehlt allerdings der Deckel. Es besitzt einen zylindrischen Körper mit einer schwachen Einziehung unter dem Rand. Am Rand sind gegenständig zwei trapezförmige, in der Mitte gelochte Laschen angebracht. Der Deckel war vermutlich flach scheibenförmig und wurde mittels eines durch die beiden Laschen gesteckten Stabes am Gefäß gehalten. Der Eimer besteht aus einem rot braunen, feinkörnigen Ton und besitzt eine glatte, etwas fleckige, dunkelbraune Oberfläche. Er unter scheidet sich darin nicht von den übrigen Gefäßen des Grabes (Taf. 35,9—14). Nichts spricht dagegen, daß der Deckeleimer am Ort selbst hergestellt worden ist. Dennoch ist das Gefäß innerhalb der Billendorfer Kultur unikat. Parallelen finden sich erst im Rhein gebiet (W. Dehn 1941, Abb. 42, Liste 5). Sie kom men dort von den Schweizer Pfahlbauten im Süden bis zur holländischen Grenze im Norden vor, wobei die ältesten Vertreter noch in die frühe Urnenfelder- zeit (Hallstatt A) und die jüngsten bereits in den Be ginn der älteren Hallstattzeit datiert werden. Unser Deckeleimer gehört nach seinen Beifunden eindeutig in die ältere Hallstattzeit. Natürlich mutet es befremdlich an, wenn man sich nach Vergleichsfunden in einem Gebiet umsehen muß, zu dem in dieser Zeit offensichtlich keine enge ren Beziehungen von Seiten der Billendorfer Kultur bestanden haben, zumal auch Tonqualität und Mach art dafür sprechen, daß es sich bei dem Deckeleimer um ein einheimisches Billendorfer Erzeugnis handelt. Andererseits ist sicher, daß unser Deckeleimer nur auf die gleiche Weise wie seine rheinischen Parallelen verschlossen gewesen sein kann. Alle anderen Deckelgefäße der Lausitzer Kultur (W. Grünberg 1943, Taf. 30,13) und der Schlesischen Kultur (H. Seger 1926, Taf. 25,3) besitzen Zargen deckel, die wie ein Stöpsel in das Gefäß hineingesteckt und anschließend mit ihm verschnürt worden sind. Dazu dienten jeweils gegenständige paarweise Lo chungen an Deckelrand, Dosenrand und Fußplatte. Hier zeigt sich ein ganz anderes System als an unse rem Deckeleimer. Im übrigen geht aus einem Körpergrab aus der Ge gend nördlich von Hanau hervor, daß es neben den vorherrschenden Nord-Süd-Beziehungen auch ost westgerichtete Beziehungen gegeben hat. Dieses Grab enthält nämlich außer dem im Rheinland üblichen Ringschmuck und einem mit Bronzezwecken besetz ten Gürtel zwei durch ein Kettchen miteinander ver bundene Kropfnadeln mit dreieckiger Kopfplatte, de ren Heimat in der Billendorfer Kultur zu suchen ist (H. Polenz 1980, S. 590 ff., Abb. 14). Es erscheint darum nicht abwegig, wenn während der Hallstatt zeit ein Gefäßvorbild auch den umgekehrten Weg vom Rheinland zur Billendorfer Kultur gefunden hat.