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Rest eines Tonringes, wie sie in der Niederlausitz ge legentlich vorkommen (D.-W. Buck 1977, Taf. 1 A2). C7 Alle übrigen Teller bestehen mit einer Ausnahme aus einer flachen Bodenplatte und einem dicken, etwa 1,5 bis 2,5 cm hohen Rand. Nur bei dem Teller vom Burgberg in Löbsal (Taf. 9,27), dem einzigen aus einer Siedlung stammenden Tellerbruchstück aus dem Arbeitsgebiet, handelt es sich um eine flache Scheibe, die auf der Oberseite mit unregelmäßig angeordneten und auch unterschiedlich ausgeführten Fingertupfen bedeckt ist. Vergleichbare Teller sind östlich der Elbe (D.-W. Buck 1977, Taf. 70,17) und vor allem in Schle sien verbreitet (J. Domanska u. J. Golubkow 1974, S. 105 ff.; dies. 1976, S. 77 ff.). Das Bruchstück vom Burgberg unterscheidet sich übrigens nicht nur in der Form, sondern auch in der Tonbehandlung von den anderen Tellern. Es besteht aus einem hellgrauen sandigen Ton und besitzt eine hellbraune glatte Ober fläche. In der Machart ähneln ihm je ein Tellerbruch- stück von Mischwitz und von Leckwitz. Den nur noch 2,7 cm breiten Rand von Mischwitz (Taf. 66,41) würde man nach Tonqualität und Oberflächenbe handlung für den verdickten Rand einer Terrine hal ten, wenn nicht die Unterseite eben und die Außen kante deutlich gekrümmt wäre. So weit man bei einem so kleinen Bruchstück überhaupt einen Durchmesser errechnen kann, hat es sich um einen auffallend gut gearbeiteten Teller von 15—20 cm Größe gehandelt. Alle übrigen Teller sind aus einem derben, zum Teil regelrecht groben Ton gearbeitet und mittelmäßig oder schlecht gebrannt. Auch die Oberfläche ist wenig sorgfältig überarbeitet und deutlich uneben, in einem Falle sogar rauh. Weil die Teller meist stark ergänzt und auch sonst nicht genau kreisrund sind, lassen sich ihre Durchmesser nur annähernd mit 15 bis 20 cm angeben. Alle besser erhaltenen Exemplare besitzen eine sogenannte Ausgußöffnung zwischen zwei Rand zipfeln, die von der Form her den Öffnungen an Töpfen und Schalen entspricht (Taf. 6,8; Taf. 9,6; Taf. 29,20; Taf. 36,15).Teller mit Randbildung und Ausgußöffnung kommen, allerdings seltener als im Arbeitsgebiet, neben flachen Tellern ohne Randbil dung, auch östlich der Elbe vor (D.-W. Buck 1977, Taf. 32,11,12; Taf. 34,3). Ein heute nur noch in einer Abbildung vorhandener Teller aus Zeithain (W. Kropf 1938, Abb. 201, vgl. dazu unsere Anm. 52) besaß gleich fünf nebeneinanderstehende derartige Rand zipfel. W. Kropf (1938, S. 96) deutet diese Erhöhun gen als die Nachbildung einer Herdeinfassung aus 67 Alic Teller «les Arbeitsgebietes sind aus einem Stück gear beitet. Dabei ist der für den Rand benötigte Ton von der Mitte zum Rand gedrückt worden. Es gibt keine Hinweise dafür, daß zuerst eine gleichmäßig flache Bodenplatte ge arbeitet worden wäre, der dann in einem zweiten Arbeits gang ein separat angefertigter Randring aufgesetzt worden wäre. Nur so aber hätte sich eine Fuge bilden können, an der das Stück später auseinanderbrechen konnte. Leider ist der fragliche Scherben so schlecht erhalten, daß man auch keine Ansatzspuren der Bodenplatte mehr erkennen würde, wenn sie ehemals vorhanden gewesen wären. Steinen. Ganz abgesehen davon, daß dann das Vor bild ja nur an einer Seite mit Steinen eingefaßt gewe sen wäre, erscheint diese Deutung doch zu bildhaft und rational. Um eine Antwort auf die Frage nach dem Charakter unserer Teller zu finden, dürfte ein Bruchstück von Nünchritz (Taf. 66,39) eher weiter helfen, bei dem die „Randzipfel“ als kleine Näpfchen ausgebildet sind und das daher zum Kreis der Kemos- gefäße gezählt werden muß. 68 Als Kernosgefäß führt es uns in den gleichen Zusammenhang, dem auch unsere Ofenmodelle entstammen. Wieder finden wir die besten Parallelen in den reichen Hügelgräbern von Nove Kosariskä (Hügel 3, vgl. M. Pichlerovä 1969, Taf. 16,1), die über Funde aus dem Südostalpenraum mit Italien verbunden werden können (A. Siegfried- Weiss 1979 a, S. 54 ff.). Am Ende dieser langen Reihe stehen dann dreibeinige Bronzetischchen mit aufge setzten Näpfchen (Bisenzio, vgl. O. Montelius 1912, S. 52, Nr. 254, Taf. 25,5) aus Mittelitalien, die als Opfertische gedeutet werden (H. Müller-Karpe 1959 a, S. 86). 8. „BACKTRÖGE“ (Taf. 66,31,37) Aus den Lehmgräbern von der Zeithainer Windmühle stammen drei „Backtröge“, von denen einer heute nur noch in einer Zeichnung erhalten ist. Die Gefäß- chen besitzen abgerundet rechteckige Grundfläche, steile Wandung und jeweils paarige „Tragstangen“ an den Schmalseiten. Sie ähneln am ehesten modernen — oder gerade eben erst veralteten — Backmulden, mit denen sie natürlich inhaltlich sicher nichts zu tun haben. Für einen dieser „Backtröge“ ist der Grabverband überliefert (Lehmgrab 4 der Sammlung K. Wiegand). Es handelt sich um ein reich ausgestattetes Grab der älteren Hallstattzeit. Auch die beiden anderen „Back tröge“ gehören zum älterhallstättischen Teil des Friedhofes. Dafür spricht auch die Mischung von auf gelöstem Flechtband und Sparrenmuster an Taf. 66,37. Vergleichbare Gefäße finden sich in der Billendor- fer Kultur östlich der Elbe (W. Kropf 1938, Abb. 237; D.-W. Buck 1979, Fundliste 24 auf S. 195) und in Schlesien. Davon ist ein Gefäß aus Belcz Maly, pow. Gora, Grab 35 (J. Golubkow 1972, S. 123, Abb. 42 j), nicht in dem Maße trogartig gebildet wie unsere Zeit hainer Stücke, sondern besteht vielmehr aus einer ovalen flachen Schale, der beidseitig an den Schmal- 68 Das bedeutet nicht, daß man die Töpfe und Schalen mit Ausgußöffnung zu den Kernosgefäßen rechnen muß. Wahrscheinlich hat man die Teller, als man die Bedeutung jener Näpfchen nicht mehr verstand, formal an die Aus gußöffnungen der viel häufigeren Töpfe und Schalen ange- glichen. Eine Funktion im Kult hatten Töpfe und Schalen mit Ausgußöffnung vermutlich nicht.