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58 dorfer Gräber vorausgegangen sind. Von der Form her könnte das Gefäß allerdings auch in die späte Hallstattzeit seihst gehören. Eine Schüssel von Zwen kau (Taf. 67,30) datiert dagegen sicher schon in die beginnende Latenezeit. f) Schüsseln mit abgesetztem Hals und Omphalosbo- den (Taf. 7,8; Taf. 16,2; Taf. 18,3) Die Schüssel von Grödel (Taf. 18,3) besitzt einen kräf tig gewölbten Omphalosboden, gewölbte Schulter, ab gesetzten, kurzen konischen Hals und Randlippe. Das gut erhaltene Gefäß ist tiefschwarz gefärbt und glän zend poliert. Es trägt eine reiche Verzierung aus drei Ringdellen und dreimal je zwei stehenden Sparren riefen. Alle Zwischenräume sind mit feinen Strichen in Art eines Flechtbandes gefüllt. Nicht nur die Form der Schüssel, sondern auch das in der Dillendorfer Kultur ungebräuchliche Verzierungsschema weisen auf einen Einfluß aus der bemalten schlesischen Ke ramik hin, die in Ausläufern bis in die Gegend von Bautzen vorkommt (W. Coblenz 1951, S. 119 ff.; D.- W. Buck 1979, S. 129; R. Glaser 1937). Das gilt so wohl für die Verwendung der Ringdelle, die soweit westlich sonst nicht mehr üblich ist, als auch für die Dreizahl der Verzierungskomponenten, die dem Sym metriedenken der Billendorfer Kultur grundsätzlich widerspricht. Zu einer ähnlichen Schüssel lassen sich die Bruch stücke von Kötitz (Taf. 7,8) ergänzen. Auch diese Schüssel besticht durch ihre qualitätvolle Oberflä chenbehandlung. Die Innenseite ist blaßgelb und ge glättet, die Außenseite deutlich graphitiert. Im Unter schied zur Schüssel von Grödel (Taf. 18,3) war die Schulter flach und außerdem durch einen Knick vom Unterteil abgesetzt. Die Schüssel ähnelt dadurch im Profil und mit ihrer graphitierten Außenseite noch deutlicher den schlesischen Vorbildern (W. Coblenz 1951, S. 127, Abb. 5,2; Taf. 1; R. Glaser 1937, Taf. 13—14). Ihre Verzierung besteht aus Dellen und Sparren. Nach den erhaltenen Resten war sie recht kompliziert zusammengesetzt und griff auch auf das Unterteil über. Von einer dritten Schüssel dieser Art, die aus Ca nitz stammt, ist nur ein Schulterbruchstück (Taf. 16,2) erhalten. Auch hier war die Schulter verhältnismäßig flach und mit einem deutlichen Knick vom Unterteil abgesetzt. Die Verzierung besteht aus Horizontal- kanneluren, die von kurzen Rillengruppen unterbro chen werden. Für Form und Verzierung gibt es Bei spiele in der bemalten schlesischen Keramik (R. Gla ser 1937, Taf. 13,23). Daß es sich jedoch nur um eine Nachahmung handeln kann, verrät der braune Ton und die verhältnismäßig große Wandstärke. Die bemalte Ware ist in Schlesien auf die ältere Hallstattzeit beschränkt. Nach R. Glaser (1937, S. 38) unterscheiden sich die bemalten Gefäße, die im Bil lendorfer Gebiet zumindest östlich der Neiße nicht selten und sporadisch bis in die Gegend von Bautzen vorkommen, nicht von der bemalten Ware aus Mit- telschlesien. Hier wie dort gibt es graphitbemalte Ge fäße neben rot-schwarz bemalten Gefäßen. Es ist anzu nehmen, daß auch ihre Nachahmungen nicht später einzustufen sind als die Originale. Die Beifunde zu den Schüsseln von Grödel, Grab 2 (Taf. 18,1 — 11), Kötitz, Grab 2 (Taf. 7,4—16), und Canitz, Grab 2 (Taf. 15,8,10-13,15-16; Taf. 16,1-5), würden dem nicht widersprechen. g) Schüssel mit steilem Oberteil und Schrägrand (Taf. 11,1) Unter dem Scherbenmaterial vom Meißener Dom be findet sich der Rest einer Schüssel mit flachem, koni schem Unterteil, abgesetztem, steilem Oberteil und Schrägrand. Nach Tonqualität und Oberflächenbe handlung unterscheidet sich der Scherben nicht von der übrigen Billendorfer Tonware. Dennoch handelt cs sich um ein unikales Stück, das seine nächsten Pa rallelen erst in Schüsseln aus der älteren Stufe der Bylaner Kultur Böhmens findet (D. Koutecky u. J. Spracek 1982, Abb. 7,3,5). Beziehungen zu Böh men verraten auch eine Situla und eine Tasse von Liebersee sowie je ein Deckel von Torgau und von der Heidenschanze bei Coschütz (s. S. 63 f.). 4. SPITZKRUGE (Taf. 66,1—19) In alten Berichten werden die Spitzkrüge gern als „Tränenkrüglein" bezeichnet. Sie kommen überall in der Billendorfer Kultur vor (Karte 11 und D.-W. Buck 1979, Karte Abb. 93). Ihre Verbreitung reicht im Westen und Norden noch weit über dieses Gebiet hin aus, bis in die Dreitzscher Gruppe Thüringens, in die Hausurnenkultur des nördlichen Harzvorlandes und die Göritzer Kultur an der mittleren Oder. Wegen ihrer meist vorzüglichen Erhaltung und dem sehr charakteristischen, an griechische Aryballoi erinnern den Gefäßaufbau sind sie vielmals das einzige, das den Ausgräbern früherer Tage wert erschien, gebor gen und beschrieben zu werden. Deshalb stammen sicher auch die meisten der heute als Einzelfunde überlieferten Spitzkrüge aus Gräbern. Aus Siedlun gen sind sie im Arbeitsgebiet nicht bekannt. Bei der geringen Größe und dem charakteristischen Gefäßauf bau der Spitzkrüge müßten sich selbst kleine Bruch stücke unbedingt erkennen lassen. Doch kommen sie in den Siedlungen der Niederlausitz genauso häufig vor wie in den dortigen Gräbern (D.-W. Buck 1979, S. 122). Dort, wo in neuerer Zeit eine größere Anzahl Gräber planmäßig aufgedeckt worden ist, wie in Brockwitz, Kötitz und Liebersee, begegnen sie auf fällig selten. In den Gräberfeldern von Canitz, Grö-