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1:2 und 1:3. Lediglich bei zehn Schalen erreicht die Höhe die Hälfte des größten Durchmessers. Ebenso selten übersteigt der größte Durchmesser das Drei fache der Höhe. Bei den meisten Schalen entspre chen sich Bodendurchmesser und Höhe ziemlich ge nau, wobei der Bodendurchmesser gelegentlich ein klein wenig größer, kaum aber kleiner als die Höhe ausfällt. Die Böden sind in der Begel eben, doch kommen auch durchgebogene Böden vor (Taf. 37,16; Taf. 64, 12,19). Gelegentlich wird der Boden außen durch eine schwache Einziehung von der Wandung abgesetzt (Taf. 14,8; Taf. 37,20; Taf. 64,26). Dagegen ist mir aus dem Arbeitsgebiet keine Schale bekannt, deren Boden innen — wie in der Hallstattkultur — durch eine Rille von der Gefäßwand abgesetzt wäre (B. W. Bahn 1983, Abb. 8,15,16; Abb. 14,8). Der eigentliche Gefäßkörper ist konisch oder schwach gewölbt (Taf. 64,21,24), der Rand verdickt und schwach eingebo gen. Kräftig eingebogene Ränder (Taf. 16,4; Taf. 19,3) begegnen ebenso selten wie stärker gewölbte Schalen (Taf. 64,15). Beide Merkmale treten allge mein erst in der jüngeren Hallstattzeit häufiger auf. Als ein sicherer Hinweis auf Zugehörigkeit zur älte ren Billendorfer Stufe können die unterständige, viel fach schwach gekehlte, mitunter aber auch gerillte Henkelöse und der zur Henkelseite hin leicht schräg abfallende Rand gewertet werden. Die urnenfelder zeitlichen Schalen mit eingebogenem Rand besitzen kräftige, unterständige Henkel, und an den jüngeren Schalen wird — wenn sie nicht überhaupt henkellos sind — die Henkelöse durch eine kleine randständige Leiste ersetzt. Von den 96 besser erhaltenen Schalen besitzen immerhin 62 diese Henkelöse, und nur 17 waren mit Sicherheit henkellos. An drei weiteren Schalen begegnen unterständige rundliche Knubben an Stelle der Henkelösen (Taf. 10,23; Taf. 13,15; Taf. 40,2). In den gleichen zeitlichen Rahmen gehören die sogenannten Ausgußöffnungen, von denen zwei (Taf. 10,24; Taf. 64,6) an Schalen auftrelcn, die nach ihrer Form zu den Trichterschalen überleiten. Die Rand ausschnitte sind fünfmal vor dem Brand (Taf. 10.24; Taf. 12,26; Taf. 64,6,7,11) und nur einmal nach dem Brand (Taf. 24,3) angebracht worden. Im Vergleich zu den „Ausgußöffnungen" an den Töpfen sind sie auffallend flach und besitzen nur schwach ausgebil dete Randzipfel. Schalen mit Ausgußöffnung sind ebenso wie die entsprechenden Töpfe nur im engeren Flußgebiet der Elbe verbreitet (Karte 9). Sie scheinen Östlich der Elbe zu fehlen (D.-W. Buck 1977; ders. 1979, S. 119 f.; W. Kropf 1938, S. 61 fl.), kommen aber verhältnismäßig häufig in Schlesien (J. Golubkov 1972, S. 67 ff.; M. Zeylandovä 1973, S. 50 ff.), in Böhmen und Mähren (K. Motykovä 1973. Abb. 8,14; Abb. 17,29; V. Podborsky 1970, Taf. 18,15) und wei ter über die Slowakei bis nach Transdanubien vor (J. Paulik 1956, Taf. 9,5; S. 197, Anm. 60).59 Weiter oben wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Mehrzahl der Schalen verdickte Ränder besitzt. Bei einigen Schalen hat man den Eindruck, als seien ihre Ränder unter Verwendung einer langsam rotie renden Töpferscheibe nachgearbeitet worden (s. S. 45). Doch trifft das nur für einen kleinen Teil der Schalen zu. Es kommt recht häufig vor, daß der Rand zwar in sich gleichmäßig gerundet erscheint, daß aber seine Stärke am gleichen Gefäß mehrmals wechselt. In der Regel hat man sich um einen geraden Rand verlauf bemüht, nicht immer allerdings um einen wirklich waagerechten Rand. Es hat teilweise sogar den Anschein, als sei ein schräger Rand beabsichtigt gewesen. Es gibt nämlich, wie bereits erwähnt, eine große Anzahl Schalen, bei denen der Rand zur Hen kelöse hin deutlich abfällt. Dagegen kommt es nie mals vor, daß die Henkelseite höher ist als das übrige Gefäß. Die Ränder selbst sind entweder gerundet oder gerade (im Winkel von etwa 90° zur Wandung), seltener schräg (im spitzen Winkel zur Wandung) ab gestrichen. Eine Ausnahme bildet ein dreikantiger Rand (Taf. 29,10). Breite Randflächen boten sich als Raum für Ver zierungen an, so für engere oder weitere Torsion (Taf. 32,10; Taf. 64,12,16,19) oder für Gruppen von gera den oder schrägen Rillen (Taf. 29,3; Taf. 64,18,20, 22). Bemerkenswert ist die Randverzierung einer Schale aus Nünchritz (Taf. 64,10). Bei ihr wird die Randtorsion an drei Stellen von abgerundet recht eckigen Feldern unterbrochen, die an den Schmalsei ten feine, etwa einen Millimeter tiefe Löcher aufwei sen. Möglicherweise haben in ihnen Niete gesessen, mit denen inzwischen verloren gegangene Metallauf lagen angebracht waren. Gefäße mit aufgenieteten oder aufgeklebten Metallfolien aus Bronze, Blei oder Zinn kommen im Ostalpenraum nicht selten vor (C. Dobiat 1980 a, S. 130 ff., Abb. 16, Fundliste 3, S. 199 f.), beispielsweise mit Bleinieten befestigte Bronzebleche an Gefäßen aus Wildon in der Steier mark (C. Pescheck 1948, S. 166). Auch Bronzenage lung wäre denkbar (C. Dobiat 1980 a, S. 129 f.). Allerdings sind in den Löchern der Nünchritzer Schale keine Metallreste mehr zu erkennen, vielleicht aber an dem sauber abgewaschenen Gefäß auch gar nicht mehr zu erwarten. Schalen mit Randtorsion sind ebenso wie Schalen mit Rillengruppen auf dem Rand im engeren Fluß gebiet der Elbe verbreitet (Karte 10), doch begegnen sie auch östlich der Elbe (D.-W. Buck 1977, Taf. 1B2, Taf. 12C3; Taf. 13A1; Taf. 15,1b,2b,3b; W. Coblenz 59 Vorkommen von Schalen mit Randausschnitten liegen im Rheinland (W. Dehn 1941, Karte Abb. 48; H.-E. Joachim 1968, S. 55, Taf. 7A4; Taf. 11D2; Taf. 13B2; H. E. Nel- lissen 1975, Taf. 9,8), in Bayern (J. und S. Stork 1981, Taf. 16C1) und an der Niederelbe (W. Wegewitz 1959, S. 249 ff.; H. Keiling 1962, S. 28). Doch fehlen diesen Schalen die für unser Gebiet typischen Randzipfel, so daß wohl nur an einen allgemeinen, weniger an einen unmit telbaren Zusammenhang gedacht werden kann.