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51 Tupfenleisten in Henkelhöhe, obwohl gerade Tupfen leisten an den großen gerauhten Vorratsgefäßen der Urnenfelderzeit außerordentlich beliebt waren (W. Baumann 1971, Abb. 10; W. Coblenz 1971, Abb. 3,8). Neu ist auch, daß man Tupfenreihe und Tupfenleiste als Trennlinie zwischen dem gerauhten oder unebe nen Unterteil und der glatten Randzone benutzt. Die gehenkelten Töpfe sind — ebenso wie die noch zu behandelnden Töpfe mit breiter Standfläche — im gesamten Arbeitsgebiet verbreitet, und zwar unab hängig davon, ob sie Horizontalrillen (Connewitz, Taf. 60,19) oder Tupfenreihen als Verzierung auf weisen (Lützschena, Taf. 61,1, auch Lüttewitz und Bad Düben, Taf. 57,28). Sie kommen in vier Fällen zusammen mit Schwanenhalsnadeln oder deren Resten vor (Gröbern, Grab 3, Taf. 6,11 —12; Canitz, Grab 2, Taf. 15,8,10-13,15-16; Taf. 16,1-5; Röderau, Grab 2, Taf. 29,3-28; Taf. 30,1-16 und Bad Düben, Taf. 57,27—28). b) Töpfe mit breiter Standfläche (Taf. 60,14; Taf. 61,8,11,13) Diese kleine, insgesamt nur zwölf Gefäße umfassende Gruppe unterscheidet sich von den oben beschriebe- neu gehenkelten Töpfen durch den sehr tief liegenden Gefäßschwerpunkt. Wie diese sind sie aus einem mit telfeinen Ton hergestellt, innen und außen mit einer Schlämmschicht überzogen und sorgfältig geglättet. Die Zone der größten Gefäßweite wird bei ihnen schon unmittelbar in Bodennähe erreicht, so daß das Gefäß sackförmige (Taf. 4,21; Taf. 11,19; Taf. 61,13), im Extremfall sogar glockenförmige Gestalt erhält (Taf. 34,3; Taf. 60,14; Taf. 61,8). Der an Breite den Mündungsdurchmesser stets übertreffende Boden ist in neun Fällen schwach durchgebogen. Die Henkel ösen sitzen unabhängig von der Zone der größten Gefäßausbauchung ziemlich genau in der Gefäßmitte. Der Rand biegt wie bei den bauchigen Töpfen schwach aus. Soweit eine Verzierung vorliegt, wird sie nach oben durch ein Horizontalrillenband in Höhe der Henkel begrenzt. Im Gegensatz zu allen anderen Töpfen und Terrinen reicht bei den Töpfen mit breiter Standfläche die Verzierungszone bis auf das Unterteil, in einigen Fällen sogar bis zum Bodenansatz. Verzierte Gefäß unterteile kennt man sonst nur an Doppelgefäßen, die ihrerseits den Töpfen mit breiter Standfläche auch nach ihren Konturen sehr ähnlich sind. Gewöhnlich begegnet ein Sparrenmuster (5X), das in Zeithain (Taf. 34,3) und Stauchitz (Taf. 60,14) jeweils durch ein Horizontalrillenband in Henkelhöhe und ein Ho rizontalrillenband über dem Boden begrenzt wird. An einem Topf aus Pegau sind anstelle der Sparren Gruppen aus je drei erbsengroßen Dellen zwischen die beiden Horizontalrillenbänder eingeschoben, und zwei Töpfe aus Brockwitz und Stauchitz tragen nur jeweils ein Horizontalrillenband in Henkelhöhe und ein zweites knapp über dem Boden. Für die Töpfe mit breiter Standfläche sind mir keine Vorbilder aus der Urnenfelderzeit bekannt. Sie sind im gesamten Arbeitsgebiet verbreitet. Zusam menfunde mit datierenden Metallbeigaben fehlen. c) Ungehenkelte, geschweifte Töpfe (Taf. 62; Taf. 63) Töpfe dieser Art sind mit 90 nahezu vollständigen Exemplaren und sicher noch weit mehr Bruchstücken vertreten. Auch sie entstammen in der Mehrzahl Grä bern, in denen sie sowohl als Urnen wie als Beigefäße verwendet worden sind. In den Siedlungen lassen sie sich — im Gegensatz zu den oben behandelten Töpfen mit ihren charakteristischen derben Henkeln — nur schwer nachweisen. Daß sie jedoch auch in Siedlungen benutzt worden sind, zeigen Scherben mit den Resten sogenannter Ausgußöffnungen. Alle ungehenkelten, geschweiften Töpfe bestehen aus einem mittelfeinen Ton, der innen und außen mit einer Überfangschicht versehen ist, und sind gut gebrannt, wenn auch gelegentlich entweder bei der Herstellung oder beim Brand etwas verzogen. Sie be sitzen eine glatte Oberfläche, die in einigen Fällen — meist unterhalb einer Tupfenreihe — uneben oder fein gerauht sein kann. Dabei ist die Randzone auch an diesen Gefäßen stets glatt. Es überwiegen bräun liche Gefäße, schwarze oder schwarzgraue sind selten (14x). Hinsichtlich ihrer Größe ist die Variationsbreite be- trächtlich. Sie schwankt, ziemlich gleichmäßig ver teilt, zwischen 7 und 24 cm, wobei Höhe und größter Durchmesser sich jeweils nur geringfügig unterschei den. Lediglich acht Töpfe sind mehr als 2 cm höher als breit und weitere sechs mehr als 2 cm breiter als hoch. Wiederum ist der Mündungsdurchmesser deut lich kleiner als der größte Durchmesser. Doch liegt der Anteil weitmundiger Gefäße mit 29 höher als bei den gehenkelten Töpfen. Der Bodendurchmesser ist in allen Fällen erheblich kleiner als der Mündungs durchmesser. Die meisten Töpfe besitzen einen ebenen oder ge ringfügig durchgebogenen Boden, dessen Ansatz ge genüber dem Unterteil etwas eingezogen sein kann. Der Boden ist gegenüber der Gefäßwandung höch- stens unerheblich verstärkt. Der eigentliche Gefäß körper variiert von gewölbt doppelkonischen (Taf. 29,25; Taf. 39,4; Taf. 62,2,7) über bauchige (Taf. 10,8,9,11; Taf. 62,6,8) zu fast schlauchförmigen For men (Taf. 5,15; Taf. 10,12; Taf. 63,10). Dabei ist das Oberteil in der Regel geschweift und der Rand aus gebogen, selten eingebogen (Taf. 63,1,2,4). Doch be gegnen beide Arten — ausgebogene und eingebogene Ränder — hin und wieder sogar am gleichen Gefäß (Taf. 62,5; Taf. 63,15). Nur ganz wenige Töpfe dieser Gruppe sind ver-