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zu erreichen (W. Kropf 1938, S. 142 ff.). Dabei um faßte seine „Frühstufe“ alle jene Gefäßformen und Verzierungen, die ihre Vorbilder in der waagerecht gerieften Ware der Urnenfelderzeit haben. In unse rem Falle wären dies scharfprofilierte Terrinen mit Trichterrand, Horizontalriefen- und Flechtbandver zierungen. Betrachtet man den Besiedlungsablauf im Arbeits gebiet, so läßt sich zeigen, daß einer gleichmäßig dich ten Besiedlung während der jüngeren Urnenfelder zeit an Weißer Elster und Mulde (W. Coblenz 1958, S. 71 ff.; H.-J. Gomolka 1958, S. 124 ff.) nur noch verschwindend wenige Zeugnisse der Billendorfer Kultur folgen, während an der Elbe die urnenfelder zeitlichen Gräberfelder weiterlaufen und nicht nur den gesamten Horizont der Schwanenhalsnadeln, son dern vielfach noch den Horizont der Kropfnadeln um fassen. Offenkundig schon früh setzen an Weißer Elster und Mulde neue Friedhöfe ein, zu deren In ventar Harpstedter Rautöpfe, Fußbecher und Drei rippenkopfnadeln gehören (H. Höckner 1962, S. 289 ff.). Da man von einer insgesamt gleichlangen Lebensdauer der Schwanenhalsnadeln und der Drei rippenkopfnadeln ausgehen muß (s. S. 33 f.), kann es sich bei den Billendorfer Funden aus den auslaufen den Urnenfelderfriedhöfen des Elster-Mulde-Gebie tes nur um Zeugnisse aus einem verhältnismäßig frü hen Abschnitt der Hallstattzeit handeln. Eine Kartie rung der Terrinen mit Trichterrand und der Terrinen mit verdicktem Rand und Sparrenmuster (Karte 7) zeigt nun tatsächlich, daß allein die Terrinen mit Trichterrand über das gesamte Gebiet verbreitet sind, während Terrinen mit verdicktem Rand und Spar renmuster nur im unmittelbaren Einzugsbereich der Elbe vorkommen. Eine Kartierung der Horizontal riefen- und der Flechtbandverzierung, unabhängig von der Gefäßform (Karte 8), ergibt das gleiche Bild. Mit Hilfe dieser unterschiedlichen Verbreitung der einzelnen keramischen Merkmale läßt sich somit in der Tat eine Frühstufe innerhalb der Terrinen kenn zeichnen, und es wird sich zeigen, daß dies auch für andere Gefäßgattungen möglich ist. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, die durch das Kartenbild als „älter“ ausgewiesenen Formen auch im Elbebereich, wo die Gräberfelder, wie wir gesehen haben, weiter laufen, ebenfalls als eine in sich geschlossene Fundgruppe abzuheben. Ein solcher Versuch wird durch die ungünstige Überlieferung er- schwert. Die Masse des Materials stammt aus Grabun gen des vergangenen Jahrhunderts und der Jahrhun dertwende, für die nur selten die Grabzusammen hänge überliefert sind und für die vor allem keine Sicherheit besteht, daß die Gräber wirklich komplett, das heißt mit dem gesamten Scherbenmaterial, dem Leichenbrand und den meist verbrannten und des halb unansehnlichen Metallbeigaben, geborgen wor den sind. Der Anteil der wirklich geschlossenen und auch vollständigen Gräber ist daher, gemessen an der Masse des Fundmaterials, verhältnismäßig gering. Es gibt im Arbeitsgebiet nur drei Gräber, in denen Ter rinen zusammen mit Schwanenhalsnadeln vorkom men: Canitz, Grab 2 (Taf. 15,8,10—13,15—16; Taf. 16,1-5); Röderau, Grab 2 (Taf. 29,3-28; Taf. 30,1 bis 16) und Zeithain, Grab 8 (Taf. 36,21—35). Das Grab von Canitz enthält zwei Terrinen mit gewölbter Schulter, abgesetztem, konischem Hals und verdick tem Rand (Taf. 15,10; Taf. 16,5) und zwei Terrinen, deren Schulter und Hals ohne deutliche Abgrenzung ineinander übergehen (Taf. 15,11,16). In Grab 2 von Röderau sind von der scharf profilierten Terrine mit Trichterrand und Horizontalriefenverzierung an (Taf. 30,3) alle Abstufungen bis zu einer Terrine wie Taf. 30,15 vertreten. Grab 8 von Zeithain ist schlecht er halten, trotzdem linden sich die Reste von scharfpro- filierten Terrinen (Taf. 36,28,31,34) neben solchen von „verwaschener“ Form (Taf. 36,35). Man kann das nach meiner Meinung nur so interpretieren, daß die durch das Kartenbild als „älter“ ausgewiesenen Formen zwar etwas früher einsetzen, aber dann doch während eines so langen Zeitraumes hergestellt und benutzt worden sind, daß in einem fortgeschrittenen Horizont noch mit Schwanenhalsnadeln sämtliche Terrinenformen nebeneinander in Gebrauch waren, wie es sich unschwer auch an anderen, nicht durch Bronzen datierten Gräbern aufzeigen läßt. Umge kehrt kann das Verbreitungsbild der Terrinen mit ver dicktem Rand und Sparrenmuster nur dann erklärt werden, wenn diese insgesamt etwas später einsetzen als die Terrinen mit Trichterrand, so daß sie zwar in den auslaufenden Gräberfeldern des Elster-Mulde- Gebietes nicht mehr anzutreffen sind, wohl aber noch zusammen mit Schwanenhalsnadeln vorkommen können. Zum Schluß soll noch auf eine Sonderform unter den Terrinen hingewiesen werden. Es handelt sich um eine verhältnismäßig kleine Terrine von Brockwitz, Grab 7 (Taf. 5,7), mit einziehendem Unterteil, kräftig gewölbter Schulter, extrem kurzem, konischem Hais und breitem Trichterrand. Wie bei den anderen Ter rinen ist auch hier der Halsansatz durch vier Horizon talrillen betont. Der extrem kurze Hals läßt unsere Terrine jedoch aus dem Rahmen des sonst üblichen herausfallen. Breite Trichterränder gibt es bereits an Terrinen der waagerecht gerieften Ware (W. Grün berg 1943, Taf. 49,2; Taf. 50,10). Sie begegnen ein mal an Terrinen mit gewölbter Schulter und abgesetz tem, hohem konischem Hals (W. Grünberg 1943, Taf. 48,9; Taf. 50,10), den Vorformen unserer Billen dorfer Terrinen mit Trichterrand wie Taf. 58,2,5,7, und zum anderen an breiten, mehr schüsselartigen Terrinen mit kurzem Hals (W. Grünberg 1943, Taf. 50,5). Daß auch diese Form bis in die Hallstattzeit weiterlebt, beweist eine kleine Terrine von Bergwitz, Kr. Gräfenhainichen (G. Kossack 1950, Taf. 30,5), die mit ihrem kurzen Hals und dem breiten Trichterrand dem Brockwitzer Gefäß recht ähnlich sieht.