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seinen hohen Wassergehalt an die Luft abgibt. War der Ton genügend getrocknet, kam er in die „Mauk- grübe“, in der er mitunter jahrelang bis zur Verarbei tung lagerte. Durch das „Mauken“ wird erreicht, daß die im Ton und im Anmachewasser vorhandenen or ganischen Bestandteile einen Fäulnisprozeß durchma chen, durch den Algenwachslum und Bakterienbil- düng gefördert werden, deren kolloide Ausscheidungs produkte sich günstig auf die Bildsamkeit des Tones auswirken. Kaoline und Tone zeigen nach dem ..Mau ken“ eine Zunahme ihrer Plastizität um 20 bis 50 Pro zeit. Doch bevor der Ton endgültig verarbeitet wer den konnte, mußten ihm noch Magerungsmittel und Wasser zugesetzt werden. Dazu ist große Erfahrung des Töpfers nötig, denn hier mußte je nach Gefäßart unterschiedlich vorgegangen werden. Nur verhältnis mäßig kleine Gefäße ließen sich aus feinem, wenig gemagertem Ton herstellen, und selbst bei ihnen hatte man mitunter Schwierigkeiten. So findet man im Ar beitsgebiet mehrere Spitzkrüge, die nach der einen oder anderen Seite verzogen sind oder bei denen der Hals in den Schulterbereich eingesunken ist (Taf. 36,3; Taf. 66,18). Das kann beim Brennen geschehen sein, aber auch dann, wenn der nasse Henkel für das noch nicht völlig abgetrocknete Gefäß zu schwer war. Größere Gefäße mußten auf jeden Fall stärker gema gert werden und dickwandiger sein, damit sie beim Aufwulsten nicht durch ihr eigenes Gewicht in sich zusammensackten .45 Selbst wenn der größere Teil der Magerungsmittel — vor allem der Sand — bereits aus dem Ausgangs material stammen mochte (M. Maggetti 1979, S. 149 ff.; J. Biederer 1974, S. 172), zeigen die bei der gröberen Ware häufig zu beobachtenden einzel nen auffällig großen Körner in der gleichmäßig feine ren Grundmasse, daß man dem Ton auch künstliche Magerungsmittel zugesetzt hat. 45 46 Ton, Magerungs masse und Wasser mußten vor dem Verarbeiten zu einer homogenen Masse verknetet werden, aus der dann schließlich durch mehrmaliges kräftiges Auf schlagen des Tonklumpens auf eine Unterlage die 45 P. Fasshauer (1955, S. 649 ff.) hält es deshalb für unmög lich, daß die großen Vorratsgefäße aus freier Hand ohne Verwendung von Formen im Ringwulstverfahren aufge baut werden konnten. Es gibt jedoch eindeutige Belege, daß selbst sehr große Gefäße und diese speziell auch im Unterteil aufgcwulstet worden sind (G. Löwe und W. Coblenz 1956, S. 153 ff.; W. Coblenz 1960, S. 227 ff.; ders. 1962 a, S. 69 ff.; K. Simon 1983, S. 65 ff.). Außerdem zeigen Beobachtungen bei den Töpfern Afrikas, daß man die Arbeit durchaus unterbrechen kann, bis der Ton soweit abgetrocknet ist, daß er die nötige Festigkeit be sitzt und daß sich auch frische Tonteile an bereits abge trocknete Teile anfügen lassen, ohne daß der unterschied liche „Schwund“ beim Trocknen zum Reißen führt (D. Drost 1967, S. 44 ff.), übrigens werden nach A. Rieth (1940, S. 150) noch heute die ganz großen Gefäße in der alten Wulsttechnik hergestellt, weil selbst ein geübter Töpfer Gefäße, die höher als 60 cm sind, nicht mehr auf der Drehscheibe hochziehen kann. 46 Bei natürlichem Vorkommen müßten alle Korngrößen annähernd gleich häufig vertreten sein. Luftblasen entfernt wurden. Die richtige Konsistenz war erst dann erreicht, wenn man die Masse zwischen den Handflächen rollen konnte, ohne daß sie kleben blieb (H. Michel und G. Schering 1953, S. 76), eine sehr mühsame und kraftaufwendige Arbeit. Nicht im mer war das Ergebnis nach unseren heutigen Maßstä ben zufriedenstellend. So zeigen nach J. Riederer (1974, S. 174) alle hallstattzeitlichen Gefäße vom Dürrnberg bei Hailein ein inhomogenes Gefüge. Auch ein großer Teil der urnenfelderzeitlichen Scherben aus dem Töpferofen vom Eichinger Kreuz, Ldkr. Neu- Ulm, ist von zahlreichen wandparallelen Rissen durchsetzt, die M. Maggetti (1979, S. 155 f., Abb. 4) darauf zurückführt,.daß die Magerung zu grobkörnig war und der Ton offenbar nicht lange und kräftig ge nug durchgeknetet worden ist. Gelegentlich fanden sich selbst im feinen Ton der besseren Ware verein zelte sehr grobe Körner, die schon beim Ausschläm men des dort verwendeten Lößlehms versehentlich mit „durchgerutscht“ sein müssen. Beim Aufbau des jeweiligen Gefäßes ging man zu meist von einer aus einem Stück gekneteten Boden platte aus. auf die dann die einzelnen Ringwülste nacheinander mit einigem zeitlichen Abstand aufge setzt wurden. Dabei mußte man beachten, daß der neue Tonwulst nicht gerade dort ansetzte, wo die Be lastung, wie am Umbruch oder am Halsansatz, beson ders groß war (A. Rieth 1935, S. 92, Abb. 2 b; K. Si mon 1983, S. 67 ff., Abb. 2 ff.). Die einzelnen „Ringe“ sind jeweils sorgfältig mit möglichst breiter Kontakt fläche übereinandergesetzt und verknetet worden (A. Rieth 1935, S. 93; ders. 1940, Abb. 5; G. Löwe und W. Coblenz 1956, S. 153 ff.; W. Coblenz 1962 a, Abb. 6). Anschließend wurde die Oberfläche nach Möglichkeit innen und außen sorgfältig verstrichen und geglättet. Das dient nicht nur zur Verschönerung des Gefäßes, sondern verdichtet zugleich dessen Ober fläche. Das Gefäß wird weniger porös. Erst wenn der Rohling lederhart getrocknet war, wurden ihm die Henkel angesetzt (A. Götze 1912, S. 312 ff.; G. Löwe und W. Coblenz 1956, S. 163 ff.). Schließlich wurde er verziert und wohl auch noch — etwa an den Rän dern — nachgearbeitet. Diese Nacharbeit erkennt man deutlich an einigen Schalen. Im Schaleninnern finden sich nämlich gelegentlich kleine Reste abgequetschten Tones, die beim überarbeiten des inzwischen leder hart getrockneten Gefäßes mit dem Formholz auf einer langsam drehenden Töpferscheibe losgerissen worden sind oder sich, da nicht sorgfältig genug wie der verstrichen, beim Brennprozeß erneut abgelöst haben. Auch alle Randfazetten müssen abgedreht worden sein. Sie zeigen ebenso wie die nahtlos inein ander greifenden Horizontalkanneluren auf den Schultern unserer Gefäße, daß man zumindest zum Nacharbeiten eine langsam rotierende Töpferscheibe benutzt hat. 47 47 A. Rieth (1935, S. 99) schreibt zu den Horizontalrillen an Gefäßen der Urnenfelderkultur: „Nach dem Urteil von Fachleuten ist es kaum möglich, diese Linienführung mit