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1980; H. Zürn 1970). Auch in der Thüringischen Kul tur sind Fingerringe ganz selten (F. Holter 1933, S. 31; M. Claus 1942, S. 77). Nach L. Pauli (1978, S. 170) wurden sie erst von Latne B an häufiger ge tragen. Daß es sich bei den kleinen geschlossenen Bronze ringen um Gürtelringe handeln könnte (ähnliche Ringe s. I. Kilian-Dirlmeier 1972) bleibt solange un wahrscheinlich, wie sich keine Gürtelhaken aus dem Arbeitsgebiet nachweisen lassen, die eindeutig älter als Hallstatt D2/3 sind. Vorerst muß deshalb die Frage der Verwendung dieser kleinen Ringe offen bleiben. Keineswegs ist anzunehmen, daß sie alle dem gleichen Zweck dienten. 7. KETTCHEN In der Schwanenhalsbiegung einer Schälchenkopfna del aus Gröbern (Taf. 6,12) hängt ein Kettchen, von dem lediglich noch zwei Glieder erhalten sind, das aber ursprünglich länger gewesen sein muß, denn das zweite Glied ist deutlich aufgerissen. Die Kette be stand aus runden, ineinander gehängten offenen Rin gen. deren Enden dicht aneinanderstießen. Als Ma terial diente ein feiner rundstabiger Bronzedraht. Derartige feine Kettchen — auch aus zusammenge bogenem Bronzeband oder feinen, ineinanderge hängten Spiralen — waren während der gesamten Hallstattzeit und auch noch später in Gebrauch. Sie dienten einmal dazu, verschiedenen Klapperschmuck zu befestigen (vgl. u. a. K. Kromer 1959), und zum anderen konnten mittels Ketten zwei Ringe (K. Kro mer 1959, Taf. 43,12; Taf. 90,11; H. Polenz 1980, Anm. 36), zwei Nadeln (H. Polenz 1980, Abb. 2)38 oder zwei Fibeln (H. Polenz 1976, Abb. 1—3; C. Liebschwager 1967, S. 79 ff.) miteinander verbun den werden. Gehängeschmuck dieser Art wurde nach Beobachtungen in Körpergräbern auf der Brust ge tragen. Daß die Schwanenhalsnadel mit Kettenrest aus Gröbern von einem derartigen Gehängeschmuck stammen könnte, erscheint möglich, auch wenn im Falle unseres Grabes nicht einmal die „Gegenseite“ mitgegeben worden ist. Es gibt in der Billendorfer Kultur — obwohl selten — Belege für eine Tracht, bei der das Gewand mit paarweisen Nadeln verschlossen wurde (D.-W. Buck 1979, S. 110). Allerdings fehlen in den entsprechenden Gräbern die Kettchen. Ein zelne Ketten aus zusammengebogenem Draht fanden sich dagegen in Urnen von Groß Lübbenau und Wi- cina (D.-W. Buck 1979, S. 142). Möglicherweise könnten die sehr kleinen offenen Bronzeringe aus Grödel, Grab 1, und Kötitz, Grab 10, 38 Die Spiralrosettennadel mit Kettchen am Kopf von Weis, Kr. Neuwied, gehört vermutlich ebenfalls zu einem Ge- hängeschmuck (H.-E. Joachim 1968, S. 69, Anm. 240). hier kombiniert mit einer Spirale, zu ähnlichen Kett chen gehört haben (zu einer Kette aus offenen Bron zeringen und Spiralen, vgl. H.-E. Joachim 1968, Taf. 22,27,28). 8. BRONZEPERLE Grab 2 von Röderau enthielt unter anderem eine kleine scheibenförmige Bronzeperle (Taf. 30,12), die durch die Schwanenhalsnadel mit kleinem Scheiben kopf in die ältere Hallstattzeit datiert wird. Bronze perlen kommen neben Glasperlen gelegentlich in Bil lendorfer Gräbern vor (vgl. D.-W. Buck 1979, Fund liste 62 auf S. 202). 9. FIBELN Im Museum Großenhain befindet sich eine bronzene Brillenfibel mit Achterschleife (Taf. 57,8). Als Fund ort gilt Deutschenbora, Kr. Meißen. Das Stüde stammt aus dem Kunsthandel. Die Fibel besteht aus durchgängig rundem Bronzedraht, der, als Nadel be ginnend, in die Mitte der linken Spirale läuft, um von da nach sieben Umgängen zur unteren Schleife der Acht, von dieser hinter der Nadel zur oberen Schleife der Acht und von außen zur rechten Spirale zu gelan gen. Dort endet er nach sechs Umgängen in der Mitte der Spirale, hochgebogen als Nadelhalter. G. Bierbaum bildete die Fibel 1925 im Nordsäch sischen Wanderbuch ohne jeden Kommentar ab, ob wohl ihm bei der Beschreibung einer vorgeschicht lichen Wanderung von Oschatz nach Mügeln sicher aufgefallen war, daß der Fundort der Fibel weit ab von seiner Route und auch weit ab von jedweder son stigen vorgeschichtlichen Besiedlung, nämlich bereits im Erzgebirgsvorland, liegt. 39 Offensichtlich hatte er keine Bedenken hinsichtlich der Echtheit des Fund ortes. Bei der bronzenen Brillenfibel mit Achterschleife handelt es sich um einen weitverbreiteten Typ, der von Griechenland (K. Kilian 1975, S. 107) über den Balkan bis nach Böhmen und zur Oberpfalz vor kommt (W. Torbrügge 1979, S. 76; G. Kossack 1959, Karte auf Taf. 155 C) und gelegentlich noch in Schle sien begegnet (Z. Bukowski u. a. 1979, Taf. 21,15), so daß ein Einzelfund aus Sachsen, wenn auch an et was abgelegener Stelle, nicht völlig auszuschließen ist. Dennoch würde ich annehmen, daß die Fibel aus dem Südosten stammt und der Fundort verwechselt oder untergeschoben ist. Die Datierung der Brillen- 39 Deutschenbora liegt wenige Kilometer östlich von Nossen an der Freiberger Mulde, in der Nähe von Schloß Augu stusburg, an der Autobahn Dresden — Karl-Marx-Stadt.