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gedrückt worden und erscheinen auf der Vorderseite erhaben. Alle größeren Bruchstücke waren deutlich in einer Richtung gewölbt, an keinem ist der Rand erhalten. Die kräftige einseitige Krümmung und die geringe Blechstärke sprechen nach meiner Meinung am ehesten für Ohrringe, und zwar für Schildohr ringe. 36 Die für die Stufe Hallstatt Dl typischen mond sichelförmigen Blechohrringe (G. Mansfeld 1971; H. Polenz 1974, S. 153, Taf. 42,1—6) sind in beiden Richtungen gekrümmt und außerdem stets unverziert, die Bandohrringe (K. Spindler 1973, Taf. 27; W. Tor- brügge 1965, Taf. 55,1—12) besitzen eine Mittelrippe und sind bei weit größerem Radius wesentlich schwä- eher gekrümmt als die Brockwitzer Blechreste. Auch erreichen die größten noch vorhandenen Bruchstücke fast die Breite von Bandohrringen, so daß Spuren der Mittelrippe oder des Randes unbedingt zu erwarten wären. Hinzu kommt, daß die erhaltenen Muster an Bandohrringen völlig ungewöhnlich wären. Aller dings weichen die Brockwitzer Blechreste hierin auch von den in der späten Hallstattzeit und beginnenden Latenezeit im Elbgebiet sehr beliebten Schildohrrin gen ab (vgl. A. Mirtschin 1933). Diese tragen entwe der Schachbrettmuster oder reihenweise Buckelchen zwischen senkrechten und waagerechten Leisten. Doch kommen im Ostalpenraum, und zwar bereits in älter- hallstättischem Zusammenhang reich, zum Teil sogar figürlich verzierte Schildohrringe vor (H. Hencken 1978, Fig. 13,19, 89, 235; P. S. Wells 1981. Fig. 77). Daß sie auch nördlich der Alpen schon vor Hallstait D2 auftreten können, beweist ein Exemplar aus Hü gel 3 von Bastheim, Kr. Mellrichstadt, das zu einer Körperbestattung gehört, die über einem Brandgrab mit eisernem Hallstattschwert liegt und nach ihrer Lage „nicht sehr lange Zeit nach der Primärbestattung in den Boden gekommen“ sein kann (G. Kossack 1970, S. 24, 27, Taf. 11C3), also auf keinen Fall jün ger als Hallstatt Dl ist. Wie sich an Körpergräbern des Südwestens zeigen läßt, wurden kleine rundstabige offene Bronzeringe, 36 Man könnte bei den sehr kleinen und schlecht erhaltenen Bruchstücken zunächst auch an die Reste eines verzierten, hohlen Halsringes denken (vgl. W. Torbrügge 1965, Taf. 38,10,11; Taf. 39,19—22). Die Krümmung des größten erhaltenen Blechrestes würde, zu einem Kreis ergänzt, etwa einen Durchmesser von 12—15 mm ergeben, was dem eines hohlen Halsringes in dessen verziertem Mittel teil etwa entspricht. Auch die gerade noch erkennbaren Muster kommen an derartigen Halsringen vor. Doch be stehen alle mir aus dem Gebiet südlich des Thüringer Waldes aus Autopsie bekannten hohlen Halsringe aus er heblich stärkerem Blech. Dagegen zeigen die Schildohr ringe, die in der folgenden Zeit im Elbgebiet sehr beliebt waren (R. Müller 1985, S. 49 f.), das gleiche papierdünne Blech und die wie „zusammengedrückt" wirkende Ober fläche. Hinzu kommt, daß zu dem Brockwitzer Grab bereits ein Halsring gehört, wenn auch massiv. Soweit mir bekannt ist, gibt es die Kombination von hohlem und massivem Halsring nicht, um so weniger, da der eine Halsring ja offen und verziert, der andere aber unverziert und geschlossen sein müßte. deren Enden entweder stumpf aneinanderstoßen (Taf. 6,18; Taf. 30,18) oder leicht übereinandergreifen (Taf. 23,12) als Ohrschmuck getragen (H. Polenz 1974, S. 152). Auch Schleifenringe aus doppelt zu sammengelegtem Bronzedraht, dessen Enden mitein ander verdreht sind (Taf. 39,10) fanden sich rechts und links am Kopf von Skeletten und werden als Ohr- oder Haarschmuck gedeutet (H.-E. Nellissen 1975, S. 79 f.; B. Schmid-Sikimic 1985, S. 417 ff.). Der artige Schleifenringe waren schon in der Urnenfelder zeit weit verbreitet. Im Arbeitsgebiet begegnen sie mehrfach in Gräbern der waagerecht gerieften Ware (W. Grünberg 1943, Taf. 58, 1-13; Taf. 59,1-13). In der Hallstattzeit kommen sie außer in der Billen- dorfer Kultur (D.-W. Buck 1979, S. 141) auch in der Göritzer Kultur (S. Griesa 1982, S. 50), in der Haus urnenkultur (K. Nuglisch und E. Schröter 1968, Abb. 22) und in der thüringischen Dreitzscher Gruppe vor (K. Simon 1972, Taf. 28,1—3,6). Sie gel ten im Osthallstattkreis und in Bayern als typisch für Hallstait C, sind aber in der Schweiz und in Baden- Württemberg noch in Hallstatt Dl anzutreffen (B. Schmid-Sikimic 1985, S. 417 ff.; H.-E. Nellissen 1975, S. 80). Eine Datierung nach Hallstatt C bis Hallstatt Dl legt auch die Keramik, vor allem der Spitzkrug aus Grab 10 von Liebersee (Taf. 39,13), nahe. Kleinere Spiralringe, wie Taf. 4,26,27, mögen al lein als Haarschmuck verwendet worden sein. Diese Vermutung legt auch ihr Vorkommen zusammen mit den oben beschriebenen Schildohrringen im Grab von Brockwitz nahe. 6. KLEINE GESCHLOSSENE RINGE Kleine geschlossene Bronzeringe, wie Taf. 9,8; Taf. 30,14; Taf. 36,21, in Brockwitz auch ein Eisenring, stellen eine häufige Beigabe in Billendorfer Gräbern dar (D.-W. Buck 1979, S. 141). Sie besitzen runden, ovalen oder abgerundet vierkantigen Querschnitt bei 2 bis maximal 5 mm Stärke. Ihr äußerer Durchmes ser schwankt zwischen 17 und 29 mm und liegt meist bei 22 bis 24 mm. Nadi Größe und Form könnte man zunächst meinen, daß die meisten dieser Ringe als Fingerringe getragen worden sind. Gegen eine solche naheliegende Deutung spricht allerdings die Tatsache, daß überall dort, wo Körperbestattung üblich war, im allgemeinen keine Fingerringe bekannt geworden sind. 37 Zu dem reichen Ringschmuck des nordwest alpinen Hallstattkreises gehörten Ohrringe, Hals-, Arm- und Fußringe, teilweise sogar Leibringe, aber eben keine Fingerringe (vgl. H. Polenz 1976; ders. 37 In Wilzhofen-Wielenbach trug die Tote einen Ring am rechten Ringfinger. G. Kossack (1959, S. 82) sieht dies als Zeichen für einen Kontakt init inneralpinen Gruppen an.