Volltext Seite (XML)
bestattet. Dabei fällt die große Zahl von älteren Kin dern und Jugendlichen — wie in Röderau, Grab 2 — auf (D.-W. Buck 1979, S. 101). Alle „Familienbe gräbnisse“ scheinen an eine bestimmte Grabform, an die Lehmgräber, wie sie in Sachsen genannt worden sind, oder die Holzkammer- und Rechteckgräber, wie sie D.-W. Buck (1979, S. 102) in Brandenburg be zeichnet, gebunden zu sein. Für diese Gräber ist cha rakteristisch, daß man auf ihre Wände eine Schicht aus Lehm oder Ton aufgebracht hat (D.-W. Buck 1986 a, S. 298 f., Anm. 36; E. Bönisch 1986, S. 119). Im Arbeitsgebiet lassen sich mindestens 15 derar tige Gräber nachweisen. Davon sind 13 um die Jahr hundertwende an der Zeithainer Windmühle leider unsachgemäß ausgegraben worden. Daß man nur die gut erhaltenen Gefäße mitgenommen hat, lehrt ein Vergleich zwischen dem genannten Grab 2 von Rö derau (Taf. 29,3—Taf. 30,16) und den Lehmgräbern 1—5 von Zeithain aus der Sammlung G. Preßprich (Taf. 35,9—Taf. 36,15). Außerdem fehlen sämtliche Leichenbrände, so daß sich keine Angaben zu der in diesen Gräbern bestatteten Personenzahl machen las sen. Ein weiteres Grab von Röderau war durch eine moderne Bestattung größtenteils zerstört. Erhalten hatten sich nur vier Beigefäße, die mit der Mündung nach unten in einer Tonschicht standen. Zu den 13 Lehmgräbern von Zeithain und den zwei Gräbern von Röderau kommt möglicherweise als sechzehntes ein ebenfalls zerstörtes Grab von Kötitz (Grab 2, Taf. 7,4—14). Es lag so flach im Boden, daß der Pflug schon einzelne Steine aus der Steinpackung herausgerissen und verschleppt hatte. Dabei müssen auch die Grabgefäße mit erfaßt worden sein, denn von den meisten Gefäßen haben sich nur noch gering fügige Reste erhalten. Auch der Leichenbrand war völlig zerstreut und offenbar nur noch in Resten vor handen, die nicht ausreichen, um die Anzahl der ehe mals hier bestatteten Individuen zu bestimmen. Eine Tonschicht ist nicht bemerkt worden. Sie wäre in dem lockeren Sand der Heidesandterrasse sicher aufgefal len, wenn sie noch vorhanden gewesen wäre. Das Grab ist mit zwei Spilzkrügen, einem Ofenmodell mit Teller, einer breiten Tasse, einer graphitierten Schüs sel und einer innen verzierten Schale überdurch schnittlich reich und vergleichsweise ähnlich ausge stattet wie die oben genannten Lehmgräber. Audi spricht die rechteckige, 1,75 X 3,0 m große, Nord-Süd gerichtete Steinpackung für ein Holzkammergrab. Steinpackungen solchen Ausmaßes waren bei den „normalen“ Gräbern nicht üblich. Sie begegnen aber bei Holzkammergräbern (D.-W. Buck 1982, S. 58 ff.). Auch aus dem 1803 bis 1818 ausgegrabenen Fried hof von Leipzig-Connewitz könnten einige derartige Gräber stammen, wie verwandte Ausstattungen, von denen drei Vogelklappern, ein Horngefäß, eine Tasse mit zwei menschlichen Füßen und ein Doppelgefäß noch erhalten sind, wahrscheinlich machen. Von all diesen Lehmgräbern ist jedoch nur Grab 2 von Röderau zuverlässig untersucht. Es wurde 1953 auf dem Ortsfriedhof der Gemeinde Röderau gefun den und von A. Mirtschin ausgegraben. Die Fund stelle war schon K. Preusker (1844, S. 206) als vor- geschichtliches Gräberfeld bekannt. Im vergangenen Jahrhundert sind hier wiederholt Bestattungen ange- schnitten, aber nie sachgemäß geborgen worden. Grab 1 war, wie schon gesagt, bis auf vier Beigefäße und Reste der Tonschicht zerstört, Grab 2 dagegen noch gänzlich erhalten. Die Gefäße waren in eine Tonschicht eingebettet, die an der Südostseite noch einen geradlinigen Abschluß erkennen ließ, wie er nur durch eine ursprüngliche Holzeinfassung erklärt werden kann, auch wenn sich in dem lockeren Sand der Düne keine Spuren davon erhalten halten. Alle Gefäße respektierten diese Begrenzung, die schon deshalb eine gewisse Höhe gehabt haben muß. Paral lel zum Rand dieser Tonschicht standen zum Teil in einfacher, zum Teil in doppelter Reihe zwölf Beige fäße mit der Mündung nach unten. Sie waren leer. An die Beigefäße schlossen sich die Bestattungen so nach Nordwesten an, daß sich für die ehemalige Grab anlage ein Rechteck von 1,20 X 1,50 m Seilenlänge ergab, dessen Längsachse in Nordwest-Südost-Rich tung verlief. Bei der Bergung zeigte sich, daß jede der acht Urnen unterschiedlich tief beigeselzt worden war. Daraus muß man schließen, daß die Bestattun gen nicht gleichzeitig erfolgten, sondern sich über einen längeren Zeitraum erstreckt haben. In den letzten Jahren sind in Klein Lieskow, Kr. Coltbus, vergleichbare Gräber untersucht worden, in denen ebenfalls über einen längeren Zeitraum — D.- W. Buck (1982, S. 63) spricht von etwa einem Jahr hundert, das heißt über drei bis vier Generationen — Nachbestattungen erfolgten. Auch dort befand sich über dem Grab eine Lehmschicht mit ursprünglich hölzerner Begrenzung. Darunter stieß man auf eine 2,0 X 2,0 m große und 0,60 m hohe Kammer aus Eichenholz, deren Wände innen mit Lehm verstri chen und weiß bemalt waren (D.-W. Buck 1986 b, S. 61). Noch besser erhalten hatten sich Holzkam mergräber aus Saalhausen, Kr. Senftenberg, die — wie hier erstmalig festgestellt — von flachen Kreis gräben umgeben waren (E. Bönisch und G. Wetzel 1982, S. 56 f.). Ihre Seitenwände bestanden aus je zwei Lagen grob zurechtgehauener, an den Ecken miteinander verkämmter Kiefernbalken, Decke und Boden aus zugehauenen — nicht gesägten — Bret- tern. 30 Die beiden Ausgräber konnten feststellen, daß man außen um die Kammern Rinde und andere Pflanzenreste gepackt hatte, um bei den Bestattungs- feierlichkeiten Feuer an die Kammern zu legen. Da bei muß die Grabgrube mitunter zu früh zugeschüttet worden sein, denn bei einigen Kammern ist es nicht bis zur völligen Verbrennung gekommen. Die Hölzer sind unter Luftabschluß verkohlt und haben sich so ausgezeichnet erhalten, daß man nicht nur die ein- 30 Gesägte Bretter sind erstmalig im späthallstättischen Hauptgrab des Hohmichele nadigewiesen (G. Riek und H. J. Hundt 1962, S. 44).