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betrafen die Gräber aus allen Perioden der Lausitzer Kultur. überall dort, wo ein genügend breites Fundspek trum vorhanden ist, läßt sich zeigen, daß die Bele gung der Gräberfelder in der Fremdgruppenzeit (Hallstatt Al) beginnt und zumindest an der Elbe erst am Übergang von der Späthallstattzeit zur Früh- latenezeit oder in der Frühlatnezeit selbst endet, östlich der Elbe setzt das Gräberfeld auf dem Schaf berg hei Niederkaina, Kr. Bautzen, abgesehen von Gräbern der Schnurkeramik und der Aunjetitzer Kul tur, mit Gräbern der Buckelstufe ein und wird bis in die ältere Latenezeit hinein durchgehend belegt (W. Coblenz 1976 b, S. 70 f.). Im Westen, an Weißer El ster, Pleiße und Mulde, liegen die Verhältnisse an ders. Dort reichen die Gräberfelder von der Fremd gruppenzeit (Hallstatt Al) nur bis zum Beginn der Hallstattzeit. Noch während der älteren Hallstattzeit, spätestens jedoch in Hallstatt Dl, wurden hier neue Bestattungsplätze mit Brandgräbern der älteren Thü ringischen Kultur angelegt, die im Einzelfall noch die späte Hallstattzeit ausfüllen, meist aber schon in Hallstatt D2 von Friedhöfen mit Körperbestattungen abgelöst wurden. Daß auf einem Gräberfeld über eine Spanne von fast zwei Jahrtausenden bestattet worden ist. wie auf dem seit 1978 vom Landesmu seum für Vorgeschichte Dresden untersuchten Grä berfeld von Liebersee, stellt allerdings eine Aus nahme dar. Hier sind alle Perioden von der Fremd gruppenzeit im 13. Jh. v. u. Z. über die Hallstatt- und Latenezeit zur römischen Kaiserzeit und zur Völker wanderungszeit bis zur Landnahme der Slawen im 6. Jh. u. Z. vertreten (K. Kroitzsch 1979, S. 14 ff.; ders. 1981, S. 4011.), ein Zeitraum, in dem die eth nische Zusammensetzung der Bevölkerung nicht gleich geblieben sein kann. Das Gräberfeld von Liebersee mit etwas über 1 300 Bestattungen und das von Niederkaina mit etwa 2 000 Bestattungen sind die größten derzeit be kannten Friedhöfe dieser Art in Sachsen. Daß sie die einzigen Gräberfelder solcher Größenordnung darstel len, ist unwahrscheinlich. Geht man von der Masse des noch erhaltenen Fundmaterials aus und berück sichtigt dabei, daß der Platz niemals systematisch un tersucht worden ist, so dürfte der Friedhof an der Zeithainer Windmühle kaum weniger umfangreich gewesen sein. Die Regel waren solche großen Bestat tungsplätze allerdings nicht. Doch umfaßten auch die mittelgroßen Friedhöfe immerhin noch einige hun dert Bestattungen. 1958/59 wurde gegenüber der Gauernitzer Elbinsel in der Gemarkung Kötitz ein Gräberfeld mittlerer Größe vollständig aufgedeckt. Dabei kamen 348 Bestattungen zutage, die sich eben falls über den Zeitraum von der Fremdgruppenzeit (Hallstatt Al) bis zur Späthallstatt-ZFrühlatenezeit verteilen (W. Coblenz 1963 a, S. 274 ff.). Offensicht lich besteht kein Unterschied in der Belegungsdauer zwischen den größten und den mittelgroßen Gräber feldern. Doch wird es daneben auch Plätze gegeben haben, auf denen allein in der Billendorfer Kultur bestattet worden ist, so wie es auch solche gab, die nur Gräber der älteren Lausitzer Kultur umfaßten (z. B. Prositz, Kr. Meißen, vgl. W. Coblenz 1955, S. 15 ff.). Eine ähnlich unterschiedlich lange Bele gungsdauer zeigen auch die Bestattungsplätze in Brandenburg. Nach D.-W. Buck (1986 a, S. 298, Anm. 29) wiesen etwa 45 Prozent der Gräberfelder Bestattungen aus mehreren Zeitstufen der Lausitzer Kultur auf. Wie bei der zu beobachtenden Besiedlungskonti- nuität nicht anders zu erwarten, ergeben sich zahl reiche Gemeinsamkeiten mit den älteren Perioden der Lausitzer Kultur, nicht nur was die Anlage der Fried höfe, sondern auch was die Behandlung der Toten betrifft. So stellte W. Coblenz (1952, S. 21 ff.) schon für die mittlere Bronzezeit fest, daß die Gräber felder im allgemeinen auf Anhöhen mit sandigen Bö den liegen. Das gleiche gilt auch noch während der Hallstattzeit. Die Gräberfelder in der Elbauc sind mit Vorliebe auf den hochwasserfreien Dünenrücken an gelegt worden, die im Raum Dresden, Riesa und Tor gau das rechte Elbufer begleiten (Atlas der DDR, Blatt 5). Audi in den Tälern von Jahna und Döllnitz fanden sich die meisten Gräber in den Kiesgruben der Niederterrasse — genauer in den Sandschichten, die normalerweise über dem Kies anstehen. Schwieriger sind die Verhältnisse im Mittelsäch sischen Lößgebiet zu beurteilen. Hier erscheint es be merkenswert, daß ein großer Teil der aus diesem Ge biet stammenden Lausitzer Gräberfelder schon den Altmeistern der sächsischen Vorgeschichte, G. Klemm (1836) und K. Preusker (1841 — 1844), bekannt war. In der Lommatzscher Pflege, die zu den Altsiedel landschaften zu zählen ist, gab es im vorigen Jahr hundert kaum noch Restflächen, die man hätte urbar machen können wie die Heidesandterrassen in der Eibaue. Man versuchte deshalb schon sehr früh, durch intensivere Bewirtschaftung und vor allem durch Tiefpflügen höhere Erträge zu erzielen. Die Folge davon war, daß in der Lommatzscher Pflege zu einer Zeit verstärkt Funde anfielen, als von einer ge regelten Denkmalpflege noch nicht die Rede sein konnte. In einem Grabungsbericht aus dem Jahre 1895 heißt es von dem Gräberfeld in Deila: „Die Gräber sind so flach im Boden, daß sie alle zerfahren sind.“ In der Billendorfer Kultur wurden die Toten — wie von altersher in der Lausitzer Kultur üblich — ausnahmslos verbrannt, wobei die Verbrennung außerhalb des Grabes auf speziellen Plätzen erfolgte. Dem Toten gab man seine Tracht — zu der in gewis ser Weise auch der Schmuck gehört — mit auf den Scheiterhaufen. Daß er Waffen und Geräte nicht er hielt, entspricht alter Urnenfeldertradilion. Der Lei chenbrand wurde ausgelesen, gereinigt und zusam men mit den verbrannten Trachtbestandteilen in einer Urne beigesetzt. Im Arbeitsgebiet lassen sich weder Leichenbrandhäufchen noch Brandschüttun-