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Im Innern der Schwedenschanze sind nach frischem Pflügen des öfteren dunkle Verfärbungen beobachtet worden, in denen sich Holzkohle, Lehmbewurf, Scherben — meist slawische — und Tierknochen be fanden. Diese Siedlungsschicht ist stellenweise bis zu 2,40 m mächtig. Nach dem Scherbenmaterial war die Schwedenschanze in slawisch/frühdeutscher Zeit noch einmal und wahrscheinlich sogar intensiver als früher besiedelt. Auch die Wälle sind möglicherweise wenig stens zum Teil erst in dieser Zeit entstanden oder doch erneut ausgebaut und dabei verstärkt worden. Am weitesten westlich im Arbeitsgebiet liegt auf dem rechten Ufer der Zwickauer Mulde an einer alten Furt — gegenüber von Schloß Leisnig — auf Flur Fischendorf der Dreihügelsberg oder Harling. Es han delt sich um eine Terrassenzunge an der Mündung des Görnitzbaches in die Mulde mit Steilhängen im Süden zur Mulde und im Westen und Norden zum Görnitz bach. Im Osten ist das Plateau über einen Sattel mit der Hochfläche verbunden. Die Hänge im Süden sind im vorigen Jahrhundert für den Weinbau terrassiert worden. Damals wurden auch zwei der ursprünglich drei mittelalterlichen Turmhügel, nach denen der Berg seinen Namen hat, abgetragen. Nach einem alten Stich war der Dreihügelsberg noch im 18. Jh. von einem mächtigen Ringwall umgeben, von dem sich lediglich an der am stärksten gefährdeten Ost seite ein etwa 40 m langes Teilstück erhalten hat. Noch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhun derts war dem Wall an dieser Stelle ein breiter Gra ben vorgelagert (C. W. Hingst 1871, S. 46). Vom Dreihügelsberg sind neolithische, urnenfelderzeitliche und hallstattzeitliche Scherben, darunter auch ein Stück aus der Späthallstatt-/Frühlatenezeit (Taf. 42, 14—17) neben slawischen und mittelalterlichen Scherben aufgelesen worden. 25 Der Berg war danach — abgesehen von einer möglichen neolithischen Be siedlung — von der älteren Urnenfelderzeit an bis in die Späthallstatt-/Frühlatenezeit besiedelt. Das ist in sofern bemerkenswert, weil es an der Zwickauer Mulde sonst keine Billendorfer Besiedlung gibt. An die befestigten Höhensiedlungen im Süden des Arbeitsgebietes schließen im Norden die Niederungs burgen, die sogenannten Sumpfringwälle, an. Etwa 2 km westlich einer Elbschleife bei Kranichau befin det sich in heute sumpfigem Wiesengelände am Rande der Dahlener Heide der „Kessel“ oder die „Schanze“ von Mehderitzsch. Nach dem sächsischen Meilenblatt aus der Zeit um 1800 war der ..Kessel“ von einem fast kreisrunden Ringwall umgeben (H. Kaufmann 1971, S. 78 ff.). Heute ist der Wall nur noch' auf der Westseite als flache Bodenw elle von 20 m Breite und sicher sein, daß es sich wirklich um Leichenbrandbehälter, und zwar der Lausitzer oder Billendorfer Kultur, gehan delt hat. Andernfalls hätte K. Preusker auf deren abwei chenden Charakter hingewiesen. 25 Vgl. AFD 4, S. 455; AFD 13. S. 359; AFD 14/15, S. 30(1; AFD 16/17, S. 509; AFD 18, S. 546; AFD 19, S. 365; AFD 23, S. 249. durchschnittlich 0,60 m Höhe erhalten. Die Innen fläche der Schanze wird vom Röhrgraben in Süd- Nord-Richtung durchflossen. Dort, wo der Bach den Wall schneidet — ursprünglich dürfte er in einem Graben um den Ringwall herum geflossen sein —, er reicht der Wall eine Höhe von 1,30 m. Meliorations arbeiten im Innern der Befestigung lösten 1968 eine Untersuchung durch das Landesmuseum für Vorge schichte Dresden aus. Dabei ergab sich, daß der Burg wall auf einer etwa 90 m großen inselartigen Erhe bung aus kiesigen Sanden erbaut worden ist. Diese Insel kann aber zunächst ihre Umgebung noch nicht wesentlich überragt haben. Sie muß zeitweise sogar im Grundwasserbereich gelegen haben, sonst wäre cs auf ihr nicht zur Moorbildung gekommen, überall auf der Innenfläche und selbst im Bereich des Walles wurde eine durchgehende, bis 0,45 m mächtige Torf- Schicht angetroffen, die später — vermutlich bei einem erneuten Hochwasser — von einer zweiten Sand- schicht überdeckt worden ist. Auch diese Sandschicht ist stark kieshaltig. Erst durch die erneute Aufhöhung ragte die Insel nun endgültig über ihre anmoorige Umgebung heraus. Sie blieb von nun an bei den jah reszeitlich bedingten Hochwassern der Elbe außer halb der Überflutungszone und konnte besiedelt wer den. Daß die Besiedlung nach der Ablagerung der zweiten Sandschicht erfolgt ist, zeigen die erst in diese cingelagerten Scherben, Hüttenlehmstücke, Tierkno chen und Holzreste. Nach dem umfangreichen Scherbenmaterial (H. Kaufmann 1971, Abb. 2 und Abb. 3) war das am Ende der jüngeren Urnenfelder zeit der Fall. Die Besiedlung der Schanze beginnt mit der waagerecht gerieften Ware der jüngeren Ur nen feldcrzeit und reicht bis in die Späthallstatt-/ Frühlatnezeit hinein. Für den Bau der Befestigungsanlagen hat man aus statischen Gründen die Moorschicht durchstochen und den Wall auf die untere, durch den eingelagerten Kies sehr feste und als Fundament besser geeignete Sand schicht gegründet. Bei der Ausgrabung wurden an der Grenze zwischen unterer Sandschicht und Torfschicht noch drei Rundhölzer von 0,12 beziehungsweise 0,20 m Durchmesser geborgen. Sie lagen im Abstand von 0,10 beziehungsweise 0,37 m parallel zum Wall verlauf und gehörten zur untersten Wallschicht. Auch bei früheren Grabungen sollen unter dem Wall gut erhaltene Eichenstämme angetroffen worden sein. Die oberen Wallschichten bestanden aus Sand mit reich lich Holzkohlestücken. In diesem Sand hatten sich je weils in 0,44 m und 0,85 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche Ortsteinschichten gebildet. Sie zeigen an, daß der Grundwasserspiegel später erneut recht hoch gewesen sein muß. Trotzdem ist die Wallanlage offen sichtlich nicht wegen einer Überflutung, sondern nach einer Brandkatastrophe verlassen worden. Eine große Anzahl Scherben ist nämlich sekundär gebrannt, einige davon bimssteinartig verschlackt. Die reichlich im Wall vorhandenen Holzkohlereste sprechen eben falls für eine Brandkatastrophe. Auch zum „Kessel“