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zur Kiesgewinnung größtenteils abgebaggert wor den. 22 Dabei sind 92 Siedlungsgruben, doch „nirgends Reste einer wallartigen Erdaufschüttung, eines Gra bens“ (A. Mirtschin 1930) bemerkt worden. Das Fund- material selbst verteilt sich auf zwölf Gruben aus der Linienbandkeramik, wenige Gruben mit Scherben aus der älteren und jüngeren Urnenfelderzeit — das äl teste Fundstück ist auch hier wieder der Doppelkegel mit Rillen über dem Umbruch —, fünf Gruben mit Billendorfer Keramik und über 70 Gruben mit Scher ben aus der Späthallstatt-/Frühlatnezeit (Taf. 24 bis 28) .23 Damit hat der Burgberg von Poppitz im Ar beitsgebiet das umfangreichste Siedlungsmaterial aus diesem Zeitabschnitt geliefert. Vom Charakter her entspricht die Keramik den jüngsten Funden von der Heidenschanze bei Dresden-Coschütz (vgl. K. Simon 1980 b, S. 17 ff.) und von der noch zu behandelnden Schwedenschanze bei Oschatz (Taf. 42,3—12). Die Gruben waren bis auf eine Ausnahme in der Aufsicht rund bis oval. Ihr Durchmesser schwankte zum Teil erheblich (0,45—1,90 m), lag jedoch meist zwischen 1,0 und 1,30 m. Im Profil waren sie wannenförmig, lediglich bei Grube 27 und Grube 56 waren die Gru benwände unterschnitten, das Profil dadurch trapez förmig. Grube 16, 23 und 36 besaßen jeweils einen „gepflasterten“ Boden, und neben Grube 20 und Grube 74 wurden ein, neben Grube 52 zwei etwa 5 bis 6 cm starke Pfähle festgestellt. Der Inhalt der Gruben bestand aus Asche, Holzkohle, Lehmbewurf, Scherben und Tierknochen, einmal (Grube 47) auch aus Bruchstücken von Webgewichten, das heißt, es handelte sich um Abfallgruben. Eine Ausnahme bil dete lediglich Grube 30. Sie war als einzige rechteckig und 3,17 X 2,30 m groß. Grube 30 enthielt auffällig viel Keramik aus der Späthallstatt-/Frühlatenezeit 22 Die Siedlung konnte bei bereits laufendem Kiesgruben betrieb von A. Mirtschin, Riesa, nur nebenher untersucht werden. Deshalb lassen sich auch die in fünf Fällen beob achteten Grubenüberschneidungen (Grube 20, 30, 52, 01 und 53 mit 88) nicht für eine chronologische Untergliede rung des Fundstoffes verwenden. Die einzelnen Gruben waren in der 60 cm mächtigen dunklen Humusschicht nur als Scherbenanreicherungen auszumachen. Erst in der darunterliegenden helleren Kiesschicht waren Verfärbun gen sichtbar. Dort aber wurden meist nur noch die Gru benböden angetroffen. A. Mirtschin konnte zwar in der Kiesschicht die einzelnen Grubenböden nach ihrer unter schiedlichen Tiefe trennen und feststellcn, welche Grube jeweils als die jüngere in die andere Grube einschnitt, aber das Scherbenmaterial aus der Humusschicht nicht mehr auseinanderhalten. Außerdem ist bei allen Tiefen angaben zu berücksichtigen, daß das Gelände vor der Grabung nicht einnivelliert worden ist. Alle Tiefenangaben beziehen sieh auf die jeweilige moderne Oberfläche. Da durch kommen besonders am Rand der Siedlung erheb liche, auf den Unterschied zwischen alter und moderner Oberfläche zurückzuführende Tiefenunterschiede zwischen den Graben zustande. 23 Linienbandkeramik: Grube 2, 20, 24, 26, 29, 31/32, 46, 68, 76, 77, 87. Urnenfelderzeit: Grube 43, 58, in Grube 20, 27, 30 vermischt mit jüngerem Material. Billendorfer Kultur: Grube 36, 56, 63, 83, in Grabe 51 vermischt mit jüngerem Material. (Taf. 25,12—35), besaß aber keine Herdstelle. Als Wohnhaus dürfte sie mit nur 7 m 2 Fläche zu klein ge wesen sein. Die Wohnhäuser dieser Zeit erreichen teilweise erhebliche Größe (bis 120 m 2 , im Durch schnitt 50—60 m 2 , vgl. D.-W. Buck 1979, S. 46 f.; ders. 1986 a, S. 280). Außerdem handelt es sich nor malerweise um ebenerdige Pfostenbauten. Doch ge hörten zu den Gehöften auch Speicher und eingetiefte Nebengebäude verschiedener Zweckbestimmung (zu Tornow, Kr. Calau, vgl. R. Breddin 1976, S. 67; D.-W. Buck 1985, S. 88). Um ein solches Nebenge bäude könnte es sich bei Grube 30 gehandelt haben. Wie der Burgberg bei Poppitz war auch die Schwe denschanze bei Oschatz anscheinend besonders dicht in der Späthallstatt’/Frühlatenezeit besiedelt (Taf. 42,3—12). Daß sie auch schon früher bestanden hat, zeigen Ränder wie Taf. 42,6,7 und das freilich nicht besonders gut erhaltene Randstück einer Lappen schale (Taf. 42,5). Lappensdialen kommen im Nor den von Hallstatt B bis Hallstatt Dl vor (M. Claus 1952, S. 53 ff.; C. Dobiat 1980 b, S. 122 ff.). G. Bier baum (1925, S. 233) spricht außerdem von wenigen bronzezeitlichen Scherben, die neben slawischen von der Schwedenschanze vorliegen sollen. Ihr Verbleib ist mir nicht bekannt. Sie würden — ähnlich wie bei den übrigen befestigten Höhensiedlungen im Arbeits gebiet — den Beginn der Besiedlung in die ältere Urnenfelderzeit zurückverlegen. Auch die Schwedenschanze war schon K. Preusker (1844, S. 128, S. 138, Taf. 8, Abb. 25, Abb. 36 a) als Burgwall aufgefallen. Inzwischen ist die Schweden- schanze von Süden her durch Steinbrüche erheblich verkleinert worden (W. Coblenz 1964, S. 196, Anm. 55). Sic liegt auf einem dreieckigen Felsen aus Rochlitzer Porphyr und wird im Süden, Westen und Nordwesten von der Döllnitz und im Norden vom Mühlgraben umflossen. Der Steilabfall zur 25 m tie fer liegenden Döllnitzaue ist beträchtlich (W. Radig 1929, Profil auf Abb. 11, Ansicht auf Taf. 12 b). Da gegen geht der Felsen im Osten fast eben in die Hoch fläche über. An zwei Einschnitten, die von Süden und von Norden Zusammentreffen, verengt sich das Pla teau bis auf etwa 60 m. An dieser Stelle befindet sich der Hauptwall, der stellenweise noch 15 m hoch erhal ten ist. Ihm ist in gut 50 m Entfernung, wiederum an einer Verengung des Plateaus und parallel zum Hauptwall ein zweiter, etwa 100 m langer Wall vor gelagert, der stellenweise noch 7 m hoch erhalten ist. Dagegen war ein dritter Wall, der eine Länge von 180 m aufweist, schon zu Preuskers Zeiten nur noch als flache Geländewelle zu erkennen. Außerhalb dieses dritten Walles lag nach K. Preus ker (1844, S. 138) eine Ziegelei, „wo mehrmals Ur nen gefunden wurden“. O. Schuster (1869, S. 81) nennt die Schwedenschanze „zugleich eine Opfer stätte, da in der Nähe viele Urnen gefunden wurden.“ Wahrscheinlich meinte auch er damit das zugehörige Gräberfeld. 24 24 Zwar ist keine dieser „Urnen“ erhalten, doch kann man