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gen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden in Kötitz und in Liebersee sind jeweils am Rande der Gräberfelder auch Siedlungsgruben der gleichen Zeit angeschnitten worden. Andererseits kennt man aus der unmittelbaren Umgebung vom Burgberg in Löb sal, vom Göhrisch, vom Burgberg in Zschaitz, von der Schwedenschanze bei Oschatz, vom Kesselberg bei Elsnig und möglicherweise auch vom Kessel in Meh- deritzsch jeweils die zugehörigen Gräberfelder. Neben dem Vorhandensein von ertragsfähigen Ackerböden spielt die Trinkwasserversorgung für Mensch und Vieh bei der Standortwahl der Siedlun gen eine entscheidende Rolle. Auf dem Kartenbild kann das nicht zum Ausdruck gebracht werden. Audi die Siedlungen in der Eibaue lagen stets an kleineren Seitenbächen mit frischem Trinkwasser. Daß auch die Höhensiedlungen deutlich auf das Gewässernetz be zogen sind, hängt nicht nur mit der allgemeinen Ver kehrssituation — der Fernverkehr folgte vorwiegend den Flußläufen — sondern auch mit dem Charakter der Landschaft zusammen. Natürlich geschützte Pla teaus mit Steilabfällen nach möglichst allen Seiten, wie man sie nicht nur in der Lausitzer Kultur für die Anlage von Befestigungen bevorzugt hat, trifft man am ehesten in der Nähe der Flüsse. Da sie zumeist aus hartem, dem Wasser und der Verwitterung Wi derstand leistendem Gestein bestehen, das vor allem für den Straßenbau vorzüglich geeignet ist, und nahe am Wasser zusätzlich günstige Transportmöglichkei ten bestanden, nimmt es nicht Wunder, wenn die meisten Höhensiedlungen inzwischen von Steinbrü chen angegangen sind. Bei den Steinbrucharbeiten und beim Terrassenbau für den Weinbau sind die größten Zerstörungen erfolgt, zugleich aber auch die meisten Funde gemacht worden. Bis jetzt ist keine der Burgen im Arbeitsgebiet auch nur annähernd vollständig freigclegt worden, doch liegen von einigen Teiluntersuchungen vor. Am besten untersucht ist die Heidenschanze bei Coschütz südlich von Dresden. Hier sind 1933 und 1934 Grabungen am Hauplwall und auf der Innenfläche erfolgt. Spä tere Notbergungen kommen hinzu. Die Heiden schanze mit einer geschützten Innenfläche von ur sprünglich etwa 5 ha liegt auf einer fast quadratischen Felszunge aus Syenodiorit, die im Süden, Westen und Norden nahezu senkrecht 75 in tief zum Tal der Wilden Weißeritz abfällt und nur nach Osten mit der Hochfläche verbunden ist. An dieser Stelle befindet sich der noch etwa 11 m hoch erhaltene Hauptwall. Mehrere Steinbrüche haben an den Steilseiten zu um fangreichen Zerstörungen geführt (0. Kleemann 1935, Abb. 1; W. Coblenz 1967, Abb. 1; Werte unse rer Heimat 42, 1984, Taf. 43). Schon bei der ersten Grabung durch W. Kersten (G. Bierbaum 1934, S. 61) zeigte sich, daß der Hauptwall in zwei Phasen entstan den ist. Der ältere Wall war auf einem breiten Funda ment aus Lößlehm mit eingelagerten Stein- und Kies massen erbaut worden. Er war etwa 5 m breit und besaß senkrechte Vorder- und Rückwände aus Holz. Als Füllung dienten dicke Lagen Lößlehm im Wechsel mit dünnen Kieslagen, das Ganze stabilisiert durch waagerechte, mit Vorder- und Rückfront verzapfte Querbalken. 16 Als der erste Wall abgebrannt war, wurde, zum Teil auf dem alten Lößlehmfundament, streckenweise aber auch bis zu 20 m ins Vorgelände verschoben (G. Bierbaum 1934, S. 62; 0. Kleemann 1935, S. 150), auf einem ähnlichen Fundament ein zweiter, etwa 8 bis 9 m breiter Wall in Holzkasten bauweise mit Stein- und Erdfüllung errichtet. Auch dieser Wall muß noch während der frühen Eisenzeit abgebrannt sein. Zwei Gräben und ein Faschinenhin- demis gehören zum jüngeren Wall (G. Bierbaum 1934, S. 62). Von der ehemaligen Randbefestigung sind bei einer Notgrabung 1956/57 zwei Pfostenreihen angeschnitten worden (A. Pietzsch 1971, Abb. 5), de ren einzelne Gruben bis in den gewachsenen Felsen eingehauen waren (H. Kaufmann und A. Pietzsch 1957, Taf. 3 b; W. Coblenz 1967, S. 183, Abb. 2). Der Abstand der Pfostenreihen zueinander betrug ähn lich wie der Abstand der einzelnen Pfosten innerhalb der Reihe jeweils reichlich 2 m. Sie wurden zu einem Wall in Schalenbauweise ergänzt, mit dem die Steil seiten des Plateaus, gewiß in ihrer gesamten Länge, gesichert waren (J. Herrmann 1969, S. 64 ff., Abb. 6). Für die Untersuchung der Innenbebauung erwies sich das Terrain der Heidenschanze weniger geeignet. Die Siedlungsschichten waren zum größten Teil ab geschwemmt und erreichten hinter dem Randwall an der dem Hauptwall entgegengesetzten, tiefer gelege nen Südwestseite bis zu 7 m Mächtigkeit (W. Coblenz 1967, S. 209; A. Pietzsch 1971, S. 35), während in der Mitte des Berges die Kulturschicht abgetragen war (0. Kleemann 1935, S. 151). Trotzdem gelang es, einige Hausgrundrisse festzustellen. Es handelte sich um Pfostenbauten mit Fußböden aus gestampftem Lehm, die zum Teil mehrfach erneuert worden wa ren. 17 Zu den Häusern gehörten kreisrunde Herde mit erhöhten Rändern, die man aus gestampftem Lehm über einer Stein- oder Scherbenunterlage aufgebaut hatte (W. Coblenz 1967, S. 182 f., Abb. 3, Abb. 4). Durch die lange Benutzung waren sie Steinhart ge brannt und hatten sich dadurch besser erhalten als die Häuser. In den einzelnen Schnitten wurden sie ebenso wie die Lehmfußböden in großer Zahl und zum Teil mit mehrfachen Überschneidungen vorge funden. Die Bebauung der Heidenschanze muß nicht nur sehr dicht gewesen sein, sondern sich auch über längere Zeit erstreckt haben. Zu einem ähnlichen Er gebnis kommt man bei der Betrachtung des umfang- 16 Die Existenz einer Vorderfront ist allerdings später von 0. Kleemann (1935, S. 150) bezweifelt worden, wie ich meine zu Unrecht, denn die von W. Kersten an den Enden der waagerechten Balken im Wall festgestellten Verzap fungen hätten keinen Sinn gehabt, wenn die Balken damit nicht auf beiden Seiten, das heißt in Vorder- und Rück front, eingelassen waren. 17 Grabung W. Kersten 1933: ein Hausgrundriß von 5,5 X 12 m (G. Bierbaum 1934, S. 62); Grabung 0. Klee mann (1935, S. 151): ein Pfostenhaus mit einem Anbau.