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Anteil der älteren, saaleeiszeitlichen, schon in der Eem-Warmzeit völlig entkalkten Löße von Norden nach Süden, zur Mulde-Löß-Provinz hin, zunimmt. 9 Die Löße sind meist bis in größere Tiefe (unter 3,50 m) entkalkt, und es haben sich auf ihnen Fahlerden mit schwacher Pseudovergleyung gebildet, die ihrerseits zu Staunässe neigen. Selbst im südwestlich anschließenden Altenburger Hügelland und im südlichen Leipziger Land zwischen Weißer Elster und Pleiße mit ihren an sich fruchtba ren Parabraunerden 10 geht die Besiedlung in der Hall- in der Zeit zwischen 2500 v. u. Z. und 1000 u. Z. erfolgt ist. Der unter dem Wall der Goldkuppe begrabene urnen felderzeitliche Löß wies bereits eine ausgeprägte Textur differenzierung auf. So betrug die Tondifferenz zwischen Oberboden (A-Horizont) und Unterboden (B-IIorizont) 10 Prozent. Bemerkenswert ist auch der geringe Kalk gehalt und das Polyedergefüge im B-Horizont. Wie die in der Nähe der fossilen Profile aufgenommenen rezenten Profile zeigen, wird die Tonverlagerung durch die Beacke- rung mit dem Wendepflug gehemmt, beziehungsweise sogar wieder aufgehoben. Nach I. Lieberoth (1964, S. 59 ff.) lassen sich Fahlerden und Pseudogleye durch langjährige Beackerung bei gleichzeitiger Kalkdüngung allmählich wieder in Parabraunerden zu rück verwandeln. Etwa 60 Jahre nach der Inkulturnahme sind Kalkteilchen wieder bis in eine Tiefe von 0,70 m nachzuweisen. Im Altacker (länger als 120 Jahre bewirtschaftet) hat sich der Boden wieder völlig homogenisiert, der Kalkgehalt ist bis in über 1,30 m Tiefe normalisiert und die Grenze zum Bt-Horizont (Unterboden mit eingeschlämmten Tonteil chen) beginnt sich zu verwischen. Damit ist die alte Fruchtbarkeit wieder hergestellt. Von den Ubiern, die in der Kölner Bucht Parabraunerden mit Schwarzerderelik ten in 0,40—0,70 m Tiefe bewirtschafteten (H. Jäger 1986, S. 253), berichtet Plinius um 70 u. Z. (nat. hist. lib. XVII, 47): „Wir wissen unter den [barbarischen] Stämmen allein von den Ubiern, daß sie das sehr fruchtbare Acker land, das sie bebauen, durch jede mögliche Art Boden, die sie tiefer als drei Fuß ausgraben und in Stärke eines Fußes aufbringen, fruchtbar halten. Aber das nützt nicht länger als zehn Jahre“ (1 römischer Fuß = 29,5 cm). Auch die Kalkdüngung (Mergel), die eine erneute Tonverlagerung verhindert, war ihnen schon bekannt. Für den hier zu be handelnden Zeitabschnitt sind solche Maßnahmen jedoch noch nicht anzunehmen. 9 Südlich der Zwickauer Mulde und der Triebisch (L Liebe roth 1964, Abb. 14, S. 51) nimmt mit der zunehmenden Höhe über dem Meeresspiegel zum Erzgebirgsrand die Korngröße des Lösses ab. Die feineren (Ton-) Bestandteile steigen bis über 30 Prozent an. Außerdem wird der Anteil der älteren, in der Eem-Warmzeit bereits entkalkten, saaleeiszeitlichen Löße größer. Die Löße sind insgesamt weniger mächtig und immer völlig entkalkt. Zum Erz gebirge hin löst sich die geschlossene Lößdecke dann in einzelne fleckenhafte Vorkommen auf. Als Böden begeg nen schwer zu bearbeitende und wenig fruchtbare Pseudo gleye (G. Haase, I. Lieberoth und R. Ruske 1970, S. 121, S. 183). Das Erzgebirgsvorland ist erst im Mittelalter be siedelt worden. 10 Im Altenburger Hügelland erreicht die Lößdecke zwar stellenweise bis zu 12 m Mächtigkeit. Der Kalkgehalt be trägt jedoch nur etwa 5 Prozent und geht östlich der Pleiße noch weiter zurück. Die jährlichen Niederschläge steigen zudem von Nordwesten mit 550 mm zwischen Weißer Elster und Pleiße nach Südosten auf über 600 mm zwischen Pleiße und Mulde. Die mittlere Jahrestempera tur schwankt zwischen 8,6 °C im Norden und 8°C im staltzeit deutlich zurück gegenüber der vorangegange nen Urnenfelderzeit. Damals hatte die Besiedlung dieser Gebiete allerdings auch ihre absolute Höhe er reicht. Keine andere Periode bis zum Mittelalter hat dort jemals wieder so viele Funde erbracht wie die Urnenfelderzeit. Es müssen im warmen und nieder schlagsarmen Subboreal wohl einmalig günstige Be dingungen für eine Besiedlung vorgelegen haben, die dann im kühleren und feuchteren Subatlantikum nicht mehr gegeben waren. 11 Natürlich wäre es ver lockend, diesen Besiedlungsrückgang mit dem soge nannten Klimaslurz um 700 (G. Smolla 1954, S. 168 ff.) in Zusammenhang zu bringen, zumal auch im nördlichen Mecklenburg, im östlichen Holstein und in Jütland, überall dort, wo im Bereich der weichsel eiszeitlichen Grundmoräne ähnliche Böden vorkom men (F. Scheffer 1978, S. 113), in der vorrömischen Eisenzeit ein Wechsel der Besiedlung von den schweren Lehmböden auf leichtere Sandböden fest zustellen ist (II. Jankuhn 1969, S. 134). Erst in der Spätlatenezeit, als der schollenwendende Pflug auf kam (H. Jankuhn 1969, S. 75), wurden die Lehmbö den der Grundmoräne erneut besiedelt. Zwischen 1951 und 1960 wurden in dem damals verlandeten Göttwitzer See im Wermsdorfer Forst beim Torfstechen wiederholt vorgeschichtliche Funde gemacht — darunter eine Spiralplattenfibel. Weil der See wieder angestaut werden sollte, mußte eine Unter suchung durch das Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden erfolgen (W. Coblenz 1957 a, S. 331 ff.; W. Baumann 1971, S. 113 ff.). Dabei ergab sich die Mög lichkeit zu Pollenanalysen (H. Jacob 1957, S. 317 ff.; 1971, S. 159 ff.). Der Göttwitzer See liegt am Ober- Süden. Entsprechend nimmt auch die oberflächliche Ent kalkung des Lösses von Nordwest nach Südost zu. (Ent kalkungstiefe 1—2 m). Als Bodentypen begegnen Para braunerden, die westlich von Altenburg in Griserden und jenseits der Weißen Elster in Schwarzerden übergehen. Bei den Parabraunerden weisen die oberen 0,30—0,50 m eine Tonverarmung auf, während sich darunter ein Ton anreicherungshorizont befindet. Dadurch werden — bei ungenügendem Abfluß des Wassers in ebenen Lagen — Pseudovergleyung und Staunässe hervorgerufen (Werte unserer Heimat 23, 1973, S. 7, S. 106 f.). Nördlich der Lößrandstufe — im Zwickel zwischen Weißer Elster und Pleiße — herrschen unterschiedlich mächtige Sandlöße über Geschiebemergel oder Schotter der Grundmoräne vor, und als Bodentyp begegnen Parabraunerden, die besonders im Ostteil häufig unter Staunässe leiden. Dort, wo unter dem Geschiebelehm noch tertiäre Tone anstehen, kann cs zu extremer Staunässe und Moorbildungen kommen, wie im Luckaer Forst (s. o. S. 37), im Kammerforst (s. o. S. 60 ff.) und im Pahnaer Forst (s. o. S. 71 ff.). Der hohe Anteil staunasser Böden dürfte der Grund dafür sein, daß hier die Wälder erhalten geblieben sind. Sowohl Weiße Elster als auch Pleiße weisen breite, mit Kies unterlagerte Tal- aucn auf, die heute mit bis zu 2 m tiefem Schwemmlöß bedeckt sind (H. Quitta 1970, Abb. 1, S. 158 f.), auf dem sich fruchtbare braune Auenböden entwickelt haben. 11 Nach R. Grahmann 1934, S. 38 ff., herrschte im Subboreal ein extrem niedriger Grundwasserstand, denn in den Flachlandmooren kam es zum völligen Aufhören des Torf- Wachstums und teilweise sogar zur Bildung einer Flug- sandschicht.