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sion möglich. Dadurch kam es zu einer Hangverfla- chung gegenüber der gefrorenen Seile, die noch da durch verstärkt wurde, daß der Schmelzwasserbach durch das von der Sonnenseite abgeflossene Material auf die Schattenseite abgedrängt wurde und durch seine Seitenerosion deren Steilheit zusätzlich vergrö ßerte (Werte unserer Heimat 30, 1977, S. 187 f.). Nach A. Hennig (1912, S. 6) konnten auf der soge nannten Sommerlehne — dem südexponierten Hang — die Felder im Frühjahr bis zu einer Woche früher bestellt werden als auf der gegenüberliegenden Win terlehne. Auch die Siedlungen bevorzugten die fla chen Südhänge. Sie sind vorwiegend am Ketzer bach und seinen zahlreichen Zuflüssen und in den Seitentälern zur Eibaue konzentriert. Das Meißner Lößhügelland scheint trotz seiner ausgezeichneten Bö den und der günstigen klimatischen Bedingungen — die Vegetationsperiode beträgt immerhin etwa 245 Tage — nur gering besiedelt gewesen zu sein (Kar ten 1—3). Doch könnte das Bild durch die extrem starke Erosion vielfach verfälscht sein. Bei der stellen weise bis zu 9 m betragenden Abschwemmung (L. Eiss mann 1975, S. 87) sind Gräberfelder und Siedlungen in Hanglage inzwischen vollständig zerstört oder bei Tallage, wie in Meißen-Triebischtal, unter metertiefen Abschwemmschichten begraben worden. Nördlich des Ketzerbaches — in der Lommatzscher Pflege — ist das Gelände weitgehend eben, und die Bäche haben sich nur noch geringfügig eingeschnitten. Der Löß ist hier meist über 10 m mächtig. Er geht im Norden an der sogenannten Lößrandstufe, der Grenze zum Oschatzer Hügelland (G. Haase, I. Lieberoth und R. Ruske 1970, S. 131 ff.), ziemlich unvermittelt bis auf Mächtigkeiten von unter einem Meter zurück. In der Lommatzscher Pflege haben sich auf ihm bei Nie derschlägen um 550 mm und einer Durchschnittstem- peratur von 9° durchschlämmte Schwarzerden, soge nannte Griserden, gebildet, die fruchtbarsten Böden, die es in Sachsen überhaupt gibt (Atlas der DDR, Blatt 6). Dennoch erscheint die Besiedlung — viel leicht weil es sich um ein seit jeher intensiv landwirt schaftlich genutztes Gebiet handelt, in dem schon früh, vor allem durch Tiefpflügen im vorigen Jahr hundert, Zerstörungen auftraten — nicht dichter als im nördlich anschließenden Oschatzer Hügelland (J. H. Schultze 1955, S. 283, Landschaft 250: Oschatzer Hügelland). Dort liegen die Siedlungen überwiegend in den Tälern von Jahna, Keppritzbach und Döllnitz, in deren Talauen der abgeschwemmte Löß aus dem Lößhügelland heute eine meist mehrere Meter dicke Schicht bildet. Die Jahna entspringt nur wenige Kilometer nörd lich der Mulde bei Döbeln. Etwa vom Burgberg Zschaitz an folgt sie dem sogenannten Riesaer Mulde lauf aus dem Beginn der Saalevereisung (L. Eissmann 1975, S. 120 ff.). War das Jahnatal im Oberlauf ver hältnismäßig schmal, so besitzt es jetzt eine 300 bis 400 m, stellenweise sogar bis 800 m breite Talaue. Deren bis zu 70 m mächtige eiszeitliche Muldekiese werden heute von 3 bis 6 m Schwemmlöß überlagert, auf dem — infolge der hervorragenden Drainage durch den darunter lagernden Kies — fruchtbare braune Auenböden entstanden sind (Atlas der DDR, Blatt 6). In die Jahna mündet kurz vor Riesa der Keppritz bach, der seine Quelle östlich von Lommatzsch hat und ebenfalls Löß aus der Lommatzscher Pflege mit bringt. Seine 300 bis 500 m breite, mit braunen Auenböden bedeckte Talaue war wie die der Jahna von der Urnenfelderzeit an bis in die Späthallstatt-/ Frühlatenezeit dicht besiedelt. An der Döllnitz sieht das schon anders aus. Hier steht einer ungemein dichten Besiedlung am Oberlauf bis Oschatz während der Urnenfelderzeit eine auf fällige Siedlungsleere während der Hallstattzeit ge genüber (Karten 1—3). Die Döllnitz entspringt südlich des Wermsdorfer Forstes, umfließt dieses Waldgebiet im Süden und Osten und folgt erst von Oschatz an bis zur Mündung in die Elbe bei Riesa dem sogenannten Oschatzer Muldelauf aus der Elstervereisung (L. Eissmann 1975, S. 53 ff.). Ihr Südufer bildet die Grenze der mehrere Meter mächtigen Löße des Hügellandes. Nördlich der Döllnitz geht der Löß an der sogenann ten Lößrandstufe in geringer mächtige (unter 1,5 m) und daher stark vom Untergrund abhängige Sandlöße über. Während die Besiedlung in der breiten, mit Schwemmlöß bedeckten Döllnitzaue zwischen Oschatz und Riesa, dort wo der Löß von mächtigen eiszeit lichen Kiesen unterlagert wird und deshalb keine Staunässe zeigt, im wesentlichen von der Urnenfel derzeit bis zur Hallstatt-/Frühlatnezeit gleichbleibt, wird das Mügelner Becken am Ende der Urnenfelder zeit vollständig verlassen (G. Haase, I. Lieberoth und R. Ruske 1970, S. 183). Hier, bei Mügeln, oberhalb von Oschatz, verläuft die Grenze zwischen den mächtigen kalkreichen (10 bis 15 %) Lößen der Elbe-Löß-Provinz und den nur noch 3—6 m mächtigen kalkarmen (4—6 %), vorwie gend älteren Lößen derMutzschen-Döbelner Löß-Pro- vinz. (I. Lieberoth 1964, Abb. 14, S. 51), 8 wobei der 8 Der Kalkgehalt der Löße war schon primär unterschied- lieh. Er beträgt westlich der Weißen Elster meist über 10 Prozent, geht dann östlich dieses Flusses sprunghaft auf Werte um 5 Prozent zurück und steigt erst östlich der am Rand des Mügelner Beckens anstehenden Zechstein kalke wieder auf Werte um 10—15 Prozent an. Man führt dies darauf zurück, daß die aus dem Erzgebirge kommen den Flüsse nur kalkfreie Gerölle mitbringen und die saaleeiszeitlichen Grundmoränen schon in der Eem-Wann- zeit weitgehend entkalkt worden sind, so daß kein kalk reiches Ausblasungsmaterial für die während der Weich- selvereisung vorwiegend aus westlichen Richtungen wehenden Winde zur Verfügung gestanden hat (G. Haase, I. Lieberoth und R. Ruske 1970, S. 183 ff.). Bei der Beur teilung der Bodenfruchtbarkeit während der Hallstattzeit kann man in diesem Gebiet nicht von den heutigen Ver hältnissen ausgehen. W. Baumann, P. Czerney und 11. J. Fiedler (1968, S. 520 ff.) konnten an archäologisch datierten begrabenen Böden zeigen, daß der Tonverlage rungsprozeß in den sächsischen Lößen besonders intensiv