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Jahrhunderts zur Verbesserung der Felder in der Eis niger Flur abgetragen worden (C. F. Riecke 1868, S. 56). Wenn wir unsere drei Karten (1—3) betrachten, so dürften hier und an den Unterläufen von Jahna und Döllnitz schon in der Urnenfelderzeit die „fettesten“ Böden Sachsens gelegen haben. In der Hallstattzeit mit ihren verstärkten Niederschlägen war es zusätz lich von Vorteil, daß die angeschwemmten Löße durch die darunter lagernden Kiese hervorragend drainiert worden sind. Die eigentliche Flußaue wird auch heute noch aus schließlich als Grünland genutzt. Die Siedlungen lie gen auf der etwa 6 bis 10 m höheren Niederterrasse, auf den Schwemmkegeln der Bäche und mit Vorliebe auf den langgestreckten, als schmale Rücken die Nie derterrasse überragenden Dünen, die östlich von Riesa und zwischen Mühlberg und Annaburg das rechte Elbufer begleiten. Deren lockere, überwiegend helle, fast sterile Sande (Ranker, s. Atlas der DDR. Blatt 6) wurden sowohl in der Urnenfelderzeit als auch in der Hallstattzeit, das heißt unter ganz unter- schiedlichen klimatischen Bedingungen, für die An lage von Friedhöfen bevorzugt. Selbst in der Dresd ner Elbtalweitung, wo die Zahl derartiger Dünen nicht so groß ist, legte man Friedhöfe dort an. Nur in der Urnenfelderzeit (Karte 1) waren auch die Feuchtgebiete auf der Lausitzer Granitplatte, an Röder und Schwarzer Elster, und links der Elbe, in der Dübener Heide, dichter besiedelt (Atlas der DDR, Blatt 6). Billendorfer Funde finden sich erst wieder weiter nördlich auf den Braunerden der Düben-Tor gauer Rinne (L. Eissmann 1975, S. 151; Atlas der DDR, Blatt 6; Karte 2). Betrachtet man die Besiedlung zwischen Elbe und Mulde, so folgt diese in unterschiedlicher Dichte von der Urnenfelderzeit (Karten 1—3) bis zur Hallstatt-/ Frühlatenezeit der Verbreitung des Lösses und deckt sich ziemlich genau mit der Elbe-Löß-Provinz nach I. Lieberoth (1964, Abb. 14, S. 51; G. Haase, I. Liebe roth und R. Ruske 1970, Abb. 18, S. 100; S. 179 ff.), während die südlich der Triebisch zum Gebirge hin anstehenden Lößlehme der Mulde-Löß-Provinz aus gespart bleiben. Sie werden erst im Mittelalter besie delt. Hatte der Löß am Südwestrand der Dresdner Elb talweitung nur einen ganz schmalen Streifen einge nommen, so verbreitert sich sein Vorkommen jetzt bis zum Oberlauf des LommatzscherWassers (Ketzer bach) und greift, wie gesagt, auch auf das rechte Elb ufer über (Atlas der DDR, Blatt 6). Der Löß erreicht Mächtigkeiten bis zu 15 m, und die Böden, die sich auf ihm gebildet haben, werden nicht mehr vom geo logischen Untergrund, wohl aber vom Relief (Grad der Hangneigung) und von den Niederschlägen be einflußt. 7 Wo die Niederschläge, wie in der Lommatz- 7 Beim Löß unterscheidet man je nach dem Anteil an Sand, Grobschluff und Ton zwischen Sandlöß, Normallöß und Lößlehm. Entsprechend den durchschnittlichen Nieder scher Pflege und auf der rechten Elbseite, nur 500 bis 550 mm betragen, ist der Löß, der einen durchschnitt lichen Kalkgehalt von 12 bis 15 Prozent aufweist, kaum entkalkt, und es haben sich auf ihm fruchtbare steppenarlige braune Waldböden (H. Stremme 1951, S. 24; Lößgriserden s. Atlas der DDR, Blatt 6) gebil det. Zwischen Lommatzscher Wasser (Ketzerbach) im Norden und der Triebisch im Süden steigt das Ge lände auf etwa 200 m NN an, und die Niederschläge erhöhen sich auf 620 bis 650 mm, südlich der Trie bisch sogar auf 750 mm, das heißt, daß der Löß hier allmählich in Lößlehm, die Parabraunerden in Fahl erden mit schwacher Pseudovergleyung übergehen (I. Lieberoth 1964, Abb. 14, S. 51). Das Lößhügelland steigt südlich des Lommatzscher Wassers nicht nur insgesamt an, es wird auch zuneh mend stärker zertalt durch ein ganzes System von Bächen und Tilken. Unter Tilken versteht man dabei die Verlängerung der Täler gegen die Wasserschei den hin, die nur bei der Schneeschmelze oder bei Starkregen Wasser führen, in die aber ständig durch die Bodenerosion von den Hängen her humoses Ma terial eingelagert wird. Obwohl der Löß an sich ein sehr gutes Wasserhaltevermögen besitzt und das Re genwasser normalerweise nicht an der Oberfläche ab fließt, sondern einsickert, kommt es an Triebisch und Lommatzscher Wasser (Ketzerbach) doch nicht selten zu Überschwemmungen. Dann füllen sich Bäche und Tilken mit wahren Schlammfluten und transportieren große Lößmengen aus dem Hügelland in die Eibaue. 1912 wurde in Meißen-Triebischtal eine Billendorfer Herdgrube 2 m tief unter Aulehm und Kiesschichten gefunden — offenbar das Ergebnis eines einzigen Hochwassers. Die Bäche haben sich im Lößhügelland auf diese Weise oft bis zu 30 m tief in den Untergrund einge- schnitten. Dabei ist in der Regel die eine Talseite, und zwar stets die nordexponierte, wesentlich steiler aus gebildet als die nach Süden gerichtete Talseite. Man erklärt diese Talasymmetrie durch die Klima- und Bodenverhältnisse während der Weichselvereisung. An den mehr südexponierten Hängen taute der Dauerfrostboden tiefer auf als an den Nordhängen, die von den Sonnenstrahlen kaum getroffen wurden. Nur auf der aufgetauten Seite war eine stärkere Ero- schlägen entstehen auf Löß Schwarzerden (unter 500 mm, mittlere Temperatur über 8,9 °C), Parabraunerden (540 bis 650 mm, mittlere Temperatur 7,7—8,3°C), Fahlerden (620 bis 780 mm, mittlere Temperatur 7,1—8,0 °C) und Pseudo- gleye (750—900 mm, mittlere Temperatur 6,5—7,2 °C), das heißt, je trockener und wärmer ein Gebiet ist, um so besser ist auch sein Boden von der Qualität her für den Ackerbau geeignet und um so leichter läßt er sich bearbei ten (vgl. G. Haase, I. Lieberoth und R. Ruske 1970, S. 99 ff.). — Nadi I. Lieberoth (1964, S. 93) liegt eine große Ertragsreserve der Fahlerden in ihrem Unterboden. Wird der Oberboden bei stärkerer Hangneigung von der Erosion abgetragen und der Unterboden dadurch frei gelegt, ist das für den Landmann ein Vorteil. Im Löß hügelland können deshalb Siedlungen in leichter Hang lage bessere Böden besitzen als die in den Tälern.