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I. Die natürlichen Grundlagen der Besiedlung „Je mehr ... die Bereicherung der natürlichen Pflan zendecke Mitteleuropas seit der Eiszeit fortschreitet, desto spezieller müssen auch die Möglichkeiten menschlicher Ansiedlung und der damit verbundenen Ausnutzung bestimmter Pflanzengesellschaften wer den“ (R. Tüxen 1939, S. 21). Wir wissen aus pollen analytischen Untersuchungen, daß gegen Ende der jüngeren Urnenfelderzeit — um 700 v. u. Z. — ein Klimawechsel vom warm-trockenen Subboreal zum kühl-feuchten Subatlantikum erfolgt ist. Die wärme liebenden Eichenmischwälder werden zunehmend von Buchenwäldern abgelöst. Es bilden sich jene na türlichen Pflanzengesellschaften heraus, die bis in die Gegenwart überall dort erhalten sind, wo der Mensch nicht in den Naturhaushalt verändernd eingegriffen hat. Danach gleicht das Klima der Ilallstattzeit im wesentlichen unserem derzeitigen Klima (H. Jacob 1971, S. 159 ff.; F. Firbas 1949). Das gibt uns die Möglichkeit, Wetterbeobachtungen, wie sie in Mittel europa seit über hundert Jahren regelmäßig durchge führt werden, auf die Verhältnisse in der Hallstatt zeit zu übertragen. Auch die Böden dürften — abge sehen von Veränderungen der allerletzten Zeit — überwiegend gleichgeblieben sein. Untersuchungen an archäologisch datierten begrabenen Böden zeigten, daß die Degradierung der Löß- und Sandlößböden in Mittelsachsen schon am Ende des Neolithikums — etwa um 2500 v. u. Z. — eingesetzt hatte (W. Bau mann, P. Czerney und H. J. Fiedler 1968, S. 534 f.). Am Beginn des Neolithikums, zur Zeit der Band keramik, waren es noch Schwarzerden (dies. 1964, S. 7ff.)A 1 Auf den in Sachsen weitverbreiteten Lößböden waren bis zum Beginn des Neolithikums Schwarzerden entstanden. Diese Böden zeichnen sich durch hohe Fruchtbarkeit und ein für die Bearbeitung günstiges Krumengefüge aus. In allen Gebieten mit mehr als 500 mm jährlichen Nieder schlägen sind die Schwarzerden inzwischen mehr oder weniger tief entkalkt. Dabei wandern mit dem Kalk Ton- und Humusteilchen aus dem Oberboden (A-Horizont) in den Unterboden (B-Horizont). Der Boden wird im A-Hori zont nährstoffärmer und durchlässiger, auch heller (Gris- erden, Parabraunerden, Fahlerden) und im B-Horizont dichter. Im Extremfall (Pseudogley) kann die entstehende Tonschicht den Oberboden vollständig vom Grundwasser abdichten, so daß in feuchten Jahren auf den Äckern nach der Schneeschmelze oder nach Starkregen das Wasser stehenbleibt, während es bei Trockenheit zum Verkrusten der Oberfläche kommt (F. Scheffer und B. Meyer 1963, S. 12 f.). Die Bearbeitung wird dadurch außerordentlich erschwert, zum Teil — selbst für moderne Traktoren — Sehr viel schwieriger sind die damaligen Verhält nisse in der Eibaue zu beurteilen. Hier haben Fluß begradigungen, Uferbefestigungen und das Ausbag gern einer Fahrrinne zu verstärkter Tiefenerosion und zu einem Absinken des Grundwasserspiegels um streckenweise mehrere Meter geführt. Damit wurde dort der Ackerbau erst möglich. Diesem Ackerland gewinn in der Eibaue steht jedoch ein ebenso großer Landverlust durch Erosion im Lößhügelland gegen über. 2 Alle Zuflüsse aus diesem Bereich mußten sich auf das neue Niveau der Elbe als ihrem Vorfluter ein stellen und ihre Flußbetten dementsprechend vertie fen. Nach L. Eissmann (1975, S. 187) beträgt die ab- geschwemmte Lößmenge seit der Weichselvereisung allein im Einzugsgebiet der Jahna und der Döllnitz (etwa 48 km 2 ) zwei Milliarden Kubikmeter, das ent spricht einer Abtragung von 8,2 m an der Jahna und von 9,3 m an der Döllnitz. Selbst wenn davon nur 5 Prozent in der Flußaue der Elbe wieder abgelagert worden sind, hat sich deren Fruchtbarkeit dadurch wesentlich erhöht. Die Bedingungen für die Landwirt schaft haben sich auch noch aus anderen Gründen verbessert. Im Oderbruch, dessen Melioration im Gegensatz zu der der Elbe erst verhältnismäßig spät, aber dafür in einem Zuge durchgeführt worden ist, sind als Folge der Grundwasserabsenkung aus den ehe maligen Bruchwaldböden (mineralischen Naßböden) dunkle Auenböden und stellenweise sogar Schwarz erden mit erheblich höherer Ertragsleistung als die Ausgangsböden entstanden (W. Kasch 1953, S. 7). Wenn in der Hallstattzeit die Böden in den Flußauen möglicherweise nicht so fruchtbar waren wie heute, so gab es dafür die verheerenden Hochwasser, wie sie uns aus den vergangenen Jahrhunderten überlie fert sind, zumindest nicht in dieser Regelmäßigkeit. Sie gelten erst als eine Folge der umfangreichen Ro dungen für den Bergbau im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Nach R. Grahmann (1934, S. 38 ff.) war wenigstens im Subboreal die Wasserfüh rung der mitteldeutschen Flüsse deutlich geringer als unmöglich. Für Ochsengespanne war sie nur in der kurzen Zeitspanne zwischen Abtrocknen und Austrocknen mög lich, deshalb werden diese Böden auch „Stundenböden“ genannt. Bei extremer Staunässe eignen sie sich nur noch als Standorte für Dauergrünland und Wald. — Zur folgen den Beschreibung vergleiche Abb. 1. 2 Zur Erosionsgefährdung im Lößhügelland vgl. die Karte auf Abb. 8 in Werte unserer Heimat 32, 1979, S. 22; L. Eissmann 1975, S. 187.