Lateneperiode und der Beginn der archäologischen Epoche der römischen Kaiserzeit im freien Germanien. Der Schwerpunkt ist zwangsläufig durch die Phase der Konsolidierung namentlich bekannter Einzelstämme um die Wende unserer Zeitrechnung bedingt. Umfaßt das Werden und Wachsen germanischer Gruppierungen inner halb ihrer mitteleuropäischen Umwelt auf der Grundlage der Boden funde die eine Seite unseres Bemühens — formenkundliche Details müs sen dabei allerdings in den Hintergrund treten —, so würde dieser Ver such dennoch unvollständig bleiben, wenn die schriftlichen Quellen, auf deren mitunter recht zwielichtiger Aussage alle späteren namentlichen Zuordnungen beruhen, nicht unmittelbar und in ihrer Widersprüchlich keit zur Sprache kämen. Es war daher auf der anderen Seite abzuwägen, welchen Stellenwert die Zeugnisse römischer und griechischer Bericht erstatter hinsichtlich der Stammesverhältnisse im Mittelgebirgsraum be sitzen. Die Glaubwürdigkeit dieser Zeugnisse konnte eher positiv be urteilt werden. Alle noch so berechtigte Kritik an Charakter und Details antiker Notizen über Germanien kommt nicht um deren eingehende Er örterung und schließliche Benutzung herum, will sie sich nicht eines Hauptzeugen begeben, um einzelne Gemeinschaften und deren frühe Schicksale allseitig zu beleuchten. Für das Mittelgebirgsland bilden archäologische und literarische Quellen in ihrem Zusammenspiel die vergleichsweise günstige Möglichkeit, Fra gen der äußeren Erscheinung, dann der inneren Beschaffenheit, nicht zu letzt aber des gegenseitigen Verhaltens germanischer Einheiten als stammliche und personengebundene Körperschaften aufzuwerfen und hier und da auch zu beantworten. Daß trotzdem vieles schattenhaft bleibt, jedes Bemühen um eine Antwort neue Fragen aufkeimen läßt, wird nie manden überraschen, der sich jemals bei ähnlich diffuser Ausgangssitu ation von der mehr antiquarisch-deskriptiven Betrachtung, die als solche ihren Wert hat, auf das Feld gentilizisch-ethnischer Forschung begeben hat. So werden auch in dieser Darstellung manche Punkte offenbleiben müssen, andere nur unzureichend behandelt werden können, die wenig sten schon jetzt ein gesichertes Ergebnis einschließen. Die Arbeit hat im Jahre 1975 der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakul tät des Wissenschaftlichen Rates der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Promotionsschrift B vorgelegen. Sie wurde für den Druck überarbei tet und um das Schrifttum der letzten Jahre ergänzt. Dabei konnten ver schiedene Publikationen, die insbesondere für die Durchdringung des hier behandelten jüngsten Abschnittes ergänzende Gesichtspunkte lie fern, nicht mehr oder nur noch am Rande berücksichtigt werden. Das gilt namentlich für die Interpretation der reichen frühkaiserzeitlichen Grä- 6