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und in das Donaugebiet 132 . Die Drehscheibenkeramik des Kontaktgebie tes ist bis an Havel und Spree sporadisch verbreitet, ausnahmsweise so gar darüber hinaus, sie fehlt indessen schon in der Altmark132a. Altmark und Havelland, mitunter die Prignitz bilden auch die selten überschrit tene Nordgrenze für einzelne Erzeugnisse des Metallhandwerks. Dazu zwei Beispiele, die uns noch in anderem Zusammenhang beschäftigen werden. Keltische Stilmerkmale tragen stabförmige Gürtelhaken, die aus Bronze, häufiger aber aus Eisen bestehen. Haben wir diese als Import anzu sehen 131 , so stammen jene aus Werkstätten des Landes. Das dichte Vor kommen der eisernen Stabgürtelhaken im Bereich von Thüringer Wald und Harz 13 '* zeugt von kunstvoller heimischer Schmiedearbeit nach kelti schem Vorbild. — Für das Zwischengebiet kennzeichnend sind die schmucklosen Bronzefibeln vom Mittellateneschema der Variante J nach R. Beltz' 35 . Sie konnten ohne großen Aufwand als Serienerzeugnis herge stellt werden, da als Ausgangsmaterial einfacher Bronzedraht genügte, der rundstabig belassen oder flachgewalzt und mit Kerben verziert wurde. Die Fabrikation des geschätzten und überaus weit verbreiteten Massen artikels ist nach Ausweis von Halbfertigstücken in Westthüringen jahr zehntelang betrieben worden130. Diese Tatsache läßt für das Metallhand werk ähnliche Bestrebungen vermuten, wie sie für die Töpferei zu er schließen sind: man versuchte, offenbar mit einigem Erfolg, auch Be triebsformen, die in der Wirtschaft der Oppidakultur bestanden, aufzu greifen und in selbständiger Art zu betreiben. Die Absicht lief wie dort auf eine Rationalisierung des Produktionsprozesses hinaus. Daß durch diese Neuerungen auch das soziale Gefüge der Produzenten berührt wurde, ist wahrscheinlich. Dennoch lassen begrenzte Quantität und entsprechend geminderte Qualität der Erzeugnisse keine Zweifel aufkommen, daß der tatsächlich erreichte Stand wirtschaftlicher Leistung einen Vergleich mit dem Süden nicht ohne Abstriche erlauben würde. Man wird daher mögliche Abhängigkeiten vom Süden, was die Form des 132 Vgl. auch Th. Voigt 1958, S. 428 f. An glättmusterverzierten Gefäßen, wie W. Schulz 1928a, Taf. 8,1 oder 14,1, sind südöstliche Zusammenhänge sofort zu greifen, vgl. dazu J. L. PIC 1906. PI. 49,5,20; 52,2; 54,18 und allgemein V. Pingel 1971, S. 122 f. Darüber hinaus rechnet V. Pingel 1969, S. 150 ff. für die beliebte Kombination von senkrecht laufenden Wellen und Geraden, wie sie die eben herangezogenen Gefäße von Mühlhausen und Seebergen auszeichnet, mit weitgespannten Verbindungen von der französischen Mittelmeerküste bis nach Böhmen, denen ihrerseits hellenistischer Einfluß zu Grunde liege. “»Vgl. H.-J. Gomolka 1973, S. 559. 133 Th. Voigt 1960, S. 235 ff. und unten S. 105 ff. mit Abb. 8 und Nachweis S. 191 f. 1M Zuletzt: R. Hachmann 1956/57b, S. 56 mit Anm. 20 und Taf. 8, Karte 7. Erste Zusammenstel lung: Th. E. Haevernick 1938, S. 80 ff.. Taf. 38. Vgl. auch unten Anm. 313. “ R. Beltz 1911, S. 685. Verbreitung: J. Werner 1955, S. 195, Karte 2. Eine neuerliche Zusammen stellung in Listenform ist ein Desiderat. “ R. Behrend 1969, S. 126; K. Peschel 1972b, S. 22. 47