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Elbe ist ein Rückgang der Siedlungsdichte augenscheinlich. Alte Gräber felder, die schon die VorbeVölkerung angelegt hatte, wurden noch in der Mittellatenezeit aufgegeben, so beispielsweise in der Dresdener Elbtal weitung. Hier sind Gräber der Spätlatenezeit Ausnahmen 12 ’, wobei aller dings beachtet werden muß, daß bisher kein Bestattungsplatz der Boden bacher Gruppe vollständig untersucht werden konnte. In Nordböhmen läßt das Gräberfeld Nestemice bei Üsti, weniger deutlich Podmokly selbst, erkennen, daß die Bodenbacher Gruppe bis in die Spätlatenezeit fortbe standen hat. Nestemice bricht erst im Verlauf von Latene D 1 ab‘2°. Ver schiedentlich sind neue Bestattungsplätze angelegt worden 12 '. Sie binden den nordböhmischen Raum in die mitteldeutsche Kontaktzone ein 128 , die jetzt nördlich der Linie Riesa—Halle ein Dichtezentrum aufweist und kel tische kulturelle Anregung an der Mittelelbe unmittelbar in die Jastorf kultur überträgt. Führend ist jedoch, wie schon angedeutet, die Westflanke, das Gebiet zwi schen Harz und Thüringer Wald. Von hier aus liefen die Verkehrslinien saaleabwärts zur mittleren Elbe. Im Einzugsbereich der Saale selbst scheint jetzt alles, was an den frühen Jastorfeinfluß erinnern könnte, auf gesogen worden zu sein. Auch der stärkste Beharrungsfaktor, die Ton ware, an der dieser Einfluß vornehmlich sichtbar gewesen war, ordnet sich dem Charakter der kulturellen Mischzone ein. Freilich sind Qualitätsmin derungen gegenüber den westthüringischen keramischen Erzeugnissen, mögen diese ihrerseits gegen jene im keltischen Süden durchaus abfallen, nicht zu verkennen. Geben wir diesem Umstand zunächst etwas Raum, so könnte man meinen, daß auch in der wirtschaftlichen und sozialen Le bensführung Unterschiede zum westsaalischen Gebiet weiterbestanden haben, das seinerseits auf allen Gebieten der materiellen Produktion sei nen Vorsprung sichtlich auszubauen vermochte. Es wäre dies ein Anzei chen — vorerst gewiß nicht mehr — für die möglicherweise noch immer nicht ganz bewältigte Auseinandersetzung zwischen Jastorf und Latene, die an der Saale noch nicht abgeschlossen, im Westen dagegen weder jetzt sondern in ein zeitliches Nacheinander mit Überschneidungen (besonders Netmice) aufzu lösen, so daß sich eine geschlossene Siedlungsfolge ergibt, vgl. auch H. Grünert 1961, S. 364, Anm. 5 zu Podmokly und allgemein R. Hachmann 1960, S. 113; ders. 1970, S. 236 f. 125 Aus zerstörten Gräbern des vorhin genannten Platzes Dresden-Briesnitz, Schulberg (oben Anm. 114), stammt der Rest eines mitteldeutschen Spätlatönedrehschelbengefäßes (Landes museum Dresden). 129 Jüngste Gräber: Nr. 12, 18, 21 (W. Mähling 1944b, S. 107 f., Taf. 31,2; S. 109 ff., 175, Abb. 5-6, Tat. 12,5, 14,6; S. 111 f., Taf. 19,1-3). Vgl. auch R. Hachmann 1970, S. 286. 127 R. Hachmann 1960, S. 113 mit Kritik an W. Mähling 1942 und 1944b. 12s So schon C. Streit 1936, S. 39. Das gilt jedoch nicht für die Drehscheibengefäße der „Stradonitz- kultur“ in Kobyly, okr. Turnov (Kobil — W. Mähling 1944 c), und Jestrebi, okr. Ceskä Lipa (Habichtstein - C. Streit 1936, S. 33 ff.), von denen sich diejenigen mitteldeutscher Prägung charakteristisch unterscheiden. 45