daß ein Unterschied in der Art und Weise besteht, wie keltische Form- und Stilmerkmale angeeignet wurden, und nichts läge näher, das anders artige Bild im Ostteil und in der Mitte der beschriebenen Zone dem Ein wirken der Jastorfkomponente zuzuschreiben. Der Westen Thüringens, den der Jastorfvorstoß nicht erreicht hatte, scheint jetzt und ebenso spä terhin in der Gesamtheit seiner kulturellen Äußerungen und nach seinem sozialökonomischen Verhalten der keltischen Sphäre enger verbunden gewesen zu sein. Diese Beobachtung, die mit der gebotenen Zurückhaltung vorgetragen sei, solange die thüringische Latenekultur nicht im ganzen aufgearbeitet ist, erfordert nun aber, eine grundsätzliche Frage zu stellen, die wir im fol genden Kapitel unter einem umfassenderen Aspekt noch einmal aufneh men müssen, und damit möge unser Überblick zu den Vorläuferkulturen historischer germanischer Einzelstämme im Mittelgebirgsraum abge schlossen sein. Ist denn angesichts der erkannten Unterschiede damit zu rechnen, daß überall zwischen Werra und oberer Elbe Germanen der Jastorf gruppen in den letzten Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeit rechnung die tonangebende Schicht gebildet haben? Schon mit dem Blick auf das Kartenbild (Abb. 1) müßte diese Frage verneint werden. Westlich von Ilm und Saale und südlich der Unstrut hat die Jastorfkomponente offenbar niemals eine archäologisch greifbare Wirkung ausgeübt, wie wir vorsichtig formulieren wollen. Andererseits verfehlte die keltische Nach barschaft nirgends, ihren ausgleichenden, die Unterschiede mehr und mehr verwischenden Einfluß geltend zu machen. Das trifft für den Osten und die Mitte im gleichen Maße zu wie für den Westen, wobei der Anteil örtlicher Bevölkerungsgruppen überall eine Rolle spielte, indem vorhan dene kulturelle Grundlagen zur Differenzierung beitrugen, östlich der Ilm-Saale-Linie indessen hatte der Jastorf vorstoß Veränderungen nach sich gezogen, die — bedenkt man die oben erörterte sprachliche und da mit möglicherweise verflochtene ethnische Profilierung — eigentlich tie fer gegriffen haben müßten, als die materiellen Überreste es gegenwär tig erahnen lassen. Die letzteren zeigen immerhin, daß mitgebrachte Eigenheiten nicht allein bewahrt, sondern — zumindest zeitweilig — auch durchgesetzt wurden. Versucht man schließlich auf der bescheidenen Grundlage, die ein zahlen mäßig noch immer geringer, von uns überdies mit voller Absicht auf die Durchsicht der Grabinventare beschränkter Fundbestand bietet, die poli tische Geltung der Jastorfleute abzuschätzen, so wird man in Anbetracht des soeben dargelegten Bildes unterschiedlich vorgehen müssen. Im Raum zwischen Oberelbe und Saale waren einheimische Bevölkerungsgruppen,