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35 1878 die das Konklave, die Papstwahl einleiten sollen. Unabhängigkeit auch vor Rußland indem man dasselbe seine Grenzen sicher gestellt werden, nicht noch Wetter im wird der Gewand scharlach- Tode tu ein einer derjenige Theil der russischen Friedensbedingungen erfreuen, ; der die Selbständigkeit Rumäniens, Serbiens und Monte- negro's betrifft und der einen, vorläufig noch tributären bulgarischen Nationalstaat in's Auge faßt. Unbedingten Widerspruch würde Deutschland wie Oesterreich aber dem lautbar gewordenen Verlangen Rußlands entgegensetzen müssen, die beffarabischen Lande von Rumänien zurückzu nehmen. In aller Freiheit mag sich auf Kosten des Türkenreiches die russische Gebietsmacht in Asien ausdehnen und die ganze Küste des schwarzen Meeres in Besitz nehmen; doch an der Donau, überhaupt im südlichen Europa, darf die russische Herrschaft nicht aufgerichtet werden, auch dort nicht wieder, wo sie es, wie in Bessarabien, schon einmal war. Die Donau als ein zum großen Theil deutscher Strom muß bis zur Mündung frei bleiben und dem russi schen Sperrzoll-System nicht verfallen. Das ist ein allge meines Interesse. Nothwendtger Weise wird Deutschland England wird sich vor allen Dingen wegen der Darda nellen auf die Hinterfüße stellen. Wir haben bereits dar- zulegen versucht, daß für dieses englische Interesse die anderen Mächte nicht Grund hätten, sich besonders zu er wärmen. Möge man Albion auf seinen Hinterfüßen stehen lassen. Rußland dürfte in dieser Frage bei Oesterreich wie bti Deutschland auf keinen Widerstand stoßen, zumal wenn ei selbst bereit ist, wirklich europäischen, allgemeinen und höheren Interessen in billiger Rücksicht auf seinen Zu sammenhang mit dem internationalen Völkerrecht Rechnung zu tragen. Und für diese Interessen wird Deutschland in erster Linie, weil ohne selbstsüchtige Hintergedanken und Rußland alle Früchte des Sieges über die Türkei gönnend, In zweiter Linie dürfte auch Deutschland, mehr noch wie Oesterreich, für Griechenland ein lebhafteres Interesse an den Tag legen, als sich eigentlich aus der Rolle, die dasselbe in diesem Kriege gespielt hat, zu rechtfertigen scheint. Wenn es trotzdem Berücksichtigung bei der Regelung der neuen Gebietsverhältniffe verdient und findet, so aus allgemein politischen Interessen. Dieselben erheischen einen- theils, daß auch in den von griechischen Christen bewohnten Provinzen der europäischen Türkei, ebenso auf den Inseln, eine Fremdherrschafr aufhöre, gegen welche, wie auf Kandia und in Thessalien, fort und fort die Bevölkerung sich revo lutionär erhebt und in Hekatomben dann von den erbitterten Türken geopfert wird; anderniheils aber auch, um den neuen slavischen Staaten auf der Balkan-Halbinsel mit berechtigter Vergrößerung des bestehenden griechischen Königreichs ein Rußlands Hegemonie daselbst schwächendes Gegengewicht zu bieten. Kandia hat sich aus freien Stücken bereits Griechenland angeschloffen; den benachbarten Pro- Vierundzwanzig Stunden nach dem Leichnam des Papstes sezirt, einbalsamirt, von weißer Seide gehüllt, das Haupt mit Osten um den kleinen Staat verlängern läßt. .Wenn Ruß- and gelobte, wie vor Ausbruch des Kampfes der Czar es eierlichst that, in diesem Kriege keine Eroberungen machen U wollen, so, muß es bezüglich europäischen Gebiets gerade von denjenigen Mächten beim Wort gehalten werden, denen es eine solche beruhigende Verpflichtung aus freien Stücken gab und die dafür seinem Kriegsmarsch kein Hinderniß in den Weg legten. Hier wird sich denn also das sogenannte Dreikaiser-Bündniß zu bewähren haben. mzen mit griechischer Bevölkerung wollten die griechischen Truppen eben zu Hilfe gegen die Türken kommen. Es wäre politisch klug, diese Gebiete rechtmäßig mit Griechen land zu vereinigen. dann mit aller Energie für Rumänien eintreten, wenn es von dieser russischen Zumuthung nicht befreit werden sollte. Rumänien, wir glauben es noch heute, hat seine jüngste Aktionspolitik im Einverständniß mit Berlin geregelt und es wird auch beim FriedenSschluß, als der verdienteste der kleinen Bundesgenossen Rußlands, nicht zu kurz kommen. Der Hüter der Donau-Mündung muß es bleiben und seine etnzutreten haben. Unbedingter Zustimmung wird sich deutscher SeitS Deutschland auf der Konferenz. Dem österreichischen Minister Grafen Andrafly mag man es wohl gönnen, daß er sich ein Verdienst daraus gemacht hat, in demselben Moment die Einladungen zur Friedenskonferenz erlassen zu haben, da England in seinem niedrigen Egoismus sich ernstlich anschickte, aus der orien talischen Frage eine europäische Verwickelung zusammen- zchetzen. Wenn es nichts weiter beweist, so doch, daß Oesterreich auch jetzt noch vor einer unheilvollen Thorheit sich bewahrt, von England sich auf's Glatteis führen zu lassen. Möge es des Weiteren in Zurückhaltung seine Klugheit bekunden, dann wird es mit Deutschland zusam men auf der Konferenz die besten Erfolge davon tragen. Allerdings ist die Konferenz noch nicht der unbestritten sichere Uebergang zum Frieden; es kommt hierbei das Reiste auf Rußland an. Aber wahrscheinlich ist es, daß wenn überhaupt die Konferenz zusammentrttt, die heikelsten Fragen schon ihre hauptsächliche Lösung gefunden haben werden. An solch heiklen Fragen ist aber ein gewisser Aeichthum da und »S erscheint auf den ersten Blick, als wenn dieselben bei einer Konferenz in ihrer Lösung eher erschwert als erleichtert werden könnten. Denn im Grunde genommen kommen jetzt Alle nur, um Rußland die Steges- beute nach ihren Ansichten und Interessen zurecht zu stutzen und eS ist wohl möglich, daß Rußland darüber die Geduld verliert. Inserate werden bi» Vormittag« 11 Uhr für nächste Stummer angenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum mit tö Pf. berechnet. rothen Mütze (Barett) bedeckt und auf's Schaubett gelegt. Zur Nachtzeit tragen vier Bettelmönche die Leiche in die' ixtinische Kapelle, wo Schweizergarden und Klosterleute Todtenwache halten. Drei Tage verbleibt die Leiche in dieser Kapelle. Am Morgen des vierten Tages bringen acht Priester den tobten Papst in den Sankt Petersdom/ Beim Hochaltar, der sich über dem Grabe des heiligen Petrus unter der berühmten Kuppel erhebt, ist rin Katafalk errichtet, dort ruht die Leiche des Nachfolgers Petri. Die Kardinäle erscheinen im Schleppkletde, paarweise treten sie vierhundert Thürmen wogen ungezählte Schallwellen und zerfließen in den Lüften. Der Kardinal Kämmerling hüllt sich in violette Gewän der und eilt in den Vatikan, ins Sterbeztmmer des Papstes. Dreimal ruft er mit lauter Stimme den Tauf- und Ge schlechtsnamen desselben — dann schreiben die päpstlichen Notare das Protokoll über den erfolgten Tod des Papstes. Der erste Kammerdiener bringt den „gold'nen Fischerring" und legt ihn in die Hände des Kardinals. Diesen Ring, dessen Gravirmig den Apostel Petrus mit einer ins Wasser gesenkten Angelruthe (Menschenftscher, Eoangel. Johannis darstellt, drücken die Päpste auf das rothe Wachs, mit den sie ihre Breven und Privatbriese verschließen. In gewöhnlichen Fällen nahm die Papstwahl folgenden Verlauf: Der Kardinal Kämmerling besteigt den mit dem päpstlichen Wappen gezierten Staatswagen und fährt durch die Straßen Roms; die Schweizergarde geleitet ihn, er hat das Szepter der päpstlichen und ehemals auch der welt lichen Herrschaft des Papstes in die Hand genommen und darf Münzen mit dessen Wappen und Devisen prägen lassen. Während der Kardinal Kämmerling sich öffentlich zeigt, schnüren alle Angehörigen des Papstes, seine soge- tagen, nur von den beiden Thürmen des St. PetersdomeS erschallt in einzelnen hallenden Schlägen dreimal des Tage- ein Zeichen. Durch drei Tage, an denen der Leichnam vom Hoch« alter in die Sakraments-Kapelle getragen wurde, ist'S dem gläubigen Volke gegönnt, den tobten Papst zu beschauen. Den Eingang zur Kapelle verschließt ein eiserne- Gitter, doch ragen die Füße des Leichnams zwischen den Gitter stäben hervor, damit die Lippen der — Gläubigen sie küssen können. Am dritten Tage wird die Leiche bet verschlossenen Thüren in einen Sarg aus Zypressenholz versenkt. Zu ihren Füßen liegt ein Säckel mit so viel Gold-, Silber und Kupfermünzen, als der Papst Jahre regiert hat. Diesen Sarg legen sie in einen bleiernen, der mit dem Wappen des Verstorbenen und einer Inschrift geziert ist. Den bleiernen Sarg schließt der Kardinal Kämmerling mit eigenen Händen und versiegelt ihn. Ein hölzerner Sarg umschließt endlich als dritte Hülle die verwesenden Ge beine des unfehlbaren Papstes. Die Kardinäle schlagen eigenhändig die Nägel in diesen letzten Sarg. Unter Psalmengesang wird der dreifache Sarg in eine Nische ge senkt — bis das Mausoleum fertig ist, welches die Grab stätte des neunten PiuS sein wird, denn alle Päpste müssen seit den letzten Jahrhunderten in der Kathedrale von St. Peter begraben werden. Erscheint jeden Wechmt-, Abend« S Uhr für d<n andern Lag. Prei« vierteljährlich 8 Marl 85 Pf., «weimonatlich 1 M. 50 Pf. u. etnmonail. 75 Pf. Tagesschau. Freiberg, 9. Februar. Daß unser Reichstag schon am ersten Tage seiner neuen Session beschlußfähig zusammengekommen, ist lange nicht dagewesen, ebenso wenig, daß ihm schon am ersten Tage nn so reiches Berathungsmaterial zugegangen, inS- lesondne sofort der Reichshaushaltsetat vorgelegt worden lst, und daß sofort die Präsidentenwahl stattfinden konnte. Die liberalen und konservativen Parteien des Reichstags einigten sich gestern Vormittag über eine an den Reichs kanzler zu richtende gemeinsame Interpellation, ob der Reichskanzler dem Reichstage über den Stand der Orient frage und die Stelluna, Mittheilung zu machen gedenke, welche das deutsche Reich zu derselben eingenommen hat und an welchem Tage. Die Interpellation ist von den Parteisührern Bennigsen, Hänel, Löwe, Luzius und Uhden unterzeichnet. Gerüchtweise verlautet in Parlamentskreisen, die Ankunft des Fürsten Bismarcks sei am Dienstag oder Mittwoch zu erwarten. Der preußiiche Landtag tagt in zwischen fvrt, jedoch werden die beiden Häuser nur wenige Plenar-Versammlungen haben; die wichtigste Thätigkeit lregt dec Justiz-Kommission des Herrenhauses in Betreff des Ausführungsgesetzes ob. nannte Famiglia, ihre Bündel, verlassen den Vatikan, wie den Lateran und den Palast auf dem Monte Cavallo. Neun Tage dauern die Trauerfeierlichkeilen. Am Abende des Todestages, oder ist der Papst am Abende ge storben, am folgenden Morgen, versammeln sich alle in Rom weilenden Kardinäle zu zehn großen Versammlungen, Der todte Papst. Vom Thurme, der auf dem kapitolinischen Berge in )ie Lüfte ragt, tönt eine Glocke. Ein selten gehörter Ton, denn sie läutet nur am Todestage eines — Papstes. Zwei- unddreißig weithin hallende Schläge verkünden der katho- ischen Welt, daß ein Statthalter Christi, des Welterlösers, der zweiunddreißig Jahre auf Erden lebte, dem unfehlbaren Gesetzt der Vergänglichkeit verfallen — gestorben ist. Wenn der letzte Ton der Trauerglocke verklungen, beginnt auf den sieben Hügeln Roms das Geläute aller Glocken. Von 29 Jahrgang. Soimtag, den 10. Februar Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wie die „Na tional Zitunq" mit Bestimmtheit erfahren haben will, in deu eisten Tagen der nächsten Woche in Berlin etntreffen, so daß er bei der that'ächlichen Aufnahme der Arbeiten des Reichstages anwesend sein wird.— In den zustehenden Ausschüssen des Bundesraches ist der Entwurf über dre Beschäftigung der Fabrik-Albeiter respective des LchrlingS- wesenS zu Ende geführt worden. Man hat die Vorlage tm Wesentlichen unverändert angenommen. Ein Antrag Sachsens, der Vorlage einen Zusatz hinsichtlich der Be schränkung des Schankgewerbes zu geben, wurde auf die Erklärung seitens des Reichskanzleramtes abgelehnt, daß man beabsichtige, darüber eine besonder» Vorlage einzu bringen. Es fehlte ferner nicht an Stimmen, welche ein» umfassendere Revision der Gewerbe-Ordnung als wünschens- werth bezeichneten. zum Schaubette, verbeugen sich dreimal und berühren ms Gewand des Todten. Am ersten Tage müssen zwei hundert Messen für die Seelenruhe des Verstorbenen gelesen werden. Alle Glocken Roms schweigen in diesen Trauer- reikMHyeiaek Md Tageblatt. Amtsblatt für dir königlichen und städtische» Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Braun in Freibergsdorf.