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——.... Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freibergsdorf. 37. > «rschttnt j«dm Wochmtag «lxad» ü Uhr für dm <mdnn Tag. P«t» vkrttljLHMH S Marl SV Pf., ^monatlich 1 M. 80 Pf- u. ttnmonatt. 78 Pf. 29 Jahrgang. Mittwoch, de« 13. Februar. Jusnatt ««dm bi» Bormittag» 11 Uhr für nächste Nummer angenommen und di» gespaltene Zeile oder denn Raum «tt ti Pf. berechnet. 1878. und Englands erblicken kann. 'w sowohl die Erneuerung des Staatsvertrages mit Ungarn Ministerien am besten auszukommen wußte; es darf endlich zu sichern? stattet hat. Eine Extraausgabe des „Daily Telegraph" enthält Dies zur Charakteristik des wiedererstandenen Kabinets. Wer den österreichischen Blättern Glauben schenken gemeinsamen Ausgaben, über die Bankfrage, die Steuer restitutionen beim Zucker- und Spiritusexport und über andere schwierige Fragen war man einig geworden. - Da plötzlich ließ das Wiener Abgeordnetenhaus eine Regierung, die e- auf keinen Fall durch eine bessere zu ersetzen vermag, wegen einer Zollfrage fallen, welche hauptsächlich durch die Haltung dieses Hauses selbst die Gestalt angenommen hatte, die zur Krise führte. Wenn das Ministerium Auersperg der Einführung hoher Schutzzölle für Tuch-, Baumwoll-' und Eisenwaaren hat, zur Annahme desselben zu bewegen, mußte sich die österreichische Regierung zu einer Gegen leistung an die Ungarn verpflichten, und zwar in Gestalt hoher Finanzzölle auf unentbehrliche Verbrauchsartikel, nie vergessen werden, daß es seine Integrität hoch hielt, wie es ja bekanntlich ein Mitglied, das sich seiner in dieser Beziehung unwürdig erwies, im Jahre 1874 sofort fallen ließ. unter deren die exorbitanten Sätze für Kaffee und Petroleum von 24 und 8 Gulden pro Centner figuriren. Diese Finanzzölle treffen hauptsächlich den ciSleithani- chen Verbrauch, während ihr Ertrag sich ohne Rücksickt darauf nach der bekannten AuSgabcquote der beiden Reichs» Hälften auf dieselben vertheilen und so für Ungarn eine willkommene Einnahmequelle auf Oesterreichs Kosten dar stellen würde. Dazu wollte das Wiener Abgeordnetenhaus sich nicht verstehen; das Ministerium Auersperg aber sah in dem Kampf der Interessen keinen Ausweg, irgend eine Einigung herbeizuführen, und reichte deshalb seine Ent- lassung ein. Die gebietende Stellung, welche die Ungarn durch ihre Festigkeit und ihren Zusammenhalt allmälig ge wonnen haben, gehört eben auch zu den Folgen jener ver- hängnißvollen Nachgiebigkeit, welche die ziSleithanische Volksvertretung bei der Schaffung des ersten Ausgleichs im Jahre 1867 übte und die jetzt nicht mehr rückgängig zu machen sind Aber eben darum hätte diese Volksvertretung sich jetzt aller Konsequenzen ihrer Politik bewußt werden müssen, ehe sie dieselbe begann und das Ministerium nicht in eine Schutzzollpolitik drängest dürfen, wenn sie nicht den Muth hatte, auch die traurigen Folgen der Bevölkerung gegenüber z« verantworten. Nachdem das Ministerium Auersperg unverändert wieder eingesetzt worden ist, sollte eS jede Gelegenheit er greifen, den Hauptstein de- Anstoßes zu entfernen, welcher sie andere Signatarmacht erklärt, daß sie einer solchen Abänderung des Pariser Friedensvertrages von 1856 im allgemein europäischen, wie in ihrem besonderen staatlichen Interesse nicht zustimmen könne. Die materielle Schadlos- »altung für seine im Kriege gebrachten Opfer wird Ruß- and in der von der Pforte zu zahlenden Kriegsentschädigung und einem Gebietszuwachs in Asien zu suchen Hachen. Sollte in der letzteren Beziehung Englands Eifersucht den Konferenzmächten mit Klagen lästig fallen, so wird hoffent lich „Europa" erklären, daß eS kein allgemeines europä isches Interesse in diesen asiatischen Rivalitäten Rußlands geführt, die man sich denken kann. Ueber die Quote zu Tagesschau. Freiberg, 12. Februar. Vom Orient. Noch fehlt jede sichere Nachricht, ob die Türkei den Die letzte österreichische Krists. Eigentlich ist eS nicht ganz korrekt, von einer letzten öster reichischen Krisis zu sprechen, denn dieser Staat kommt so zu sagen aus d<n Krisen nicht heraus. Eine Kalamität löst dort die andere ab, sei eS auf wirthschaftlichem, sei es auf stattlichem Gebiete. Indessen versprachen wir dieser Tage, die jüngste Ministerkrisis in Wien zum Gegenstände näherer Erörterung zu machen und kommen diesem Versprechen hiermit nach. In konstitutionellen Staaten giebt die Dauer einer Re gierung den Maßstab für ihren Werth. Oesterreich hat seit dem Erlaß des Oktober-Patents im Jahre 1860 bis zur Dezember-Verfassung von 1867 fünf, von da ab bis zur Berufung des Ministeriums Auersperg im November 1871 wieder fünf Ministerien verbraucht, während sich die letztgenannte, abermals vom Kaiser an's Ruder berufene Regierung bis jetzt, also über sechs Jahre, zu halten ver mochte. Sie war in dieser Zeit die stabilste Regierung von allen größeren Staaten Europas. Für ihre Regie- rungSfähigkeit bedarf es also keiner besseren Probe. Allein man darf sie auch eine der besten Regierungen nennen, welche Oesterreich seit Langem besaß. Die an der Spitz« stehende Person des Fürsten Auersperg ist allerdings nur die personisizirte Mittelmäßigkeit und auch das Finanz- wie HandelSportefeuille hätten durch größere Talente be setzt sein können, allein die Männer Glaser, Lasser, Unger — welche dem Kabinet die Signatur gaben — sind Leute von wirklicher Begabung und faktischen Verdiensten. ES , Kaiser Wilhelm ertheilte am Sonntag Nachmittag dem englischen Schiffen das Emlaufen in die Dardanellen ge- Präsidium des Reichstage- eine Audienz. — Der „ReichS- stattet hat. Eine Extraausgabe des „Daily Telegraph" enthält anzeiger" publtzirt einen kaiserlichen Gnadenerlaß vom Welches waren die Ursachen seines Sturzes? Zwei Jahre Erdings ein Telegramm aus Pera, dem zufolge die Pforte 9. Februar, wodurch allen elsaß-lothringischen Militär- l-«7h°U- Am-»»«, »nt°- dm A°sE,LE'°S.'LL^ W-Ich- sich E ,-ftM °d-- dm W-hyM« . » ... ... ,, ,, ... „ d. .gestattete, nach Konstantinopel zu gehen, verweigert hatte, entzogen haben, die rechtskräftig erkannten, noch nicht voll- d«S Reichsraths mit Ungarn über die Erneuerung de- ^tl, wenn die fragliche Erlaubniß ertheilt werden sollte,!streckten Strafen unter Niederschlagung der Kosten erlassen staatsrechtlichen Verhältnisses und des Zoll- und Handels- die russischen Truppe« wahrscheinlich Konstantinopel besetzen werden, wenn dieselben vordem 1. September 1878 behufs bündnisses mit Oesterreich die mühsamsten Verhandlungen würden. Es fehlt jedoch dieser Nachricht noch an jedweder Erfüllung ihrer Wehrpflicht sich stellen und, wenn die Be- ' Bestätigung. Die Auffassungen von Berlin und Petersburg Hörde ihre Einstellung anordnet, in da- Heer oder die über die Absendung der englischen Flotte lassen schwerlich Marine cintreten. Gegen Diejenigen, gegen welche ein eine Weigerung der Pforte annehmen. Die „Agence Russe" rechtskräftiges Erkenntniß noch nicht erging, soll unter der- hebt übrigens wiederholt hervor, daß das Einlaufen frem- selben Voraussetzung jede weitere Strafverfolgung eingestellt der Flotten in den Bosporus in dem Momente, wo Über werden. — Die Reichstagsabgeordneten Bürgers und Ge ben Frieden verhandelt werde, die volle Aktionsfreiheit für nossen haben den Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle Rußland in sich schließe. Sei die Anwesenheit einer Flotte beschließen den Herrn Reichskanzler aufzufordern, mit Rück- ! nothwendig zum Schutze der christlichen Bevölkerung, so sicht auf die wegen Benachth-iligung des freien Gewerbe liege die bezügliche Pflicht nicht minder den russischen Trup- betriebes durch die gewerbliche Gefangenenarbeit erhobenen pen ob. — Mit andern Worten: legen sich die Engländer Beschwerden und behufs Erlangung einer Grundlage für vor Konstantinopel, so ziehen die Russen zum Schutze der dir in dem Strasvollzugsgesetz zu lösenden Fragen über hierbei ein Vorwurf trifft, so ist es der, daß es sich durch Christen ein. die Art der Beschäftigung der Gefangenen die Bundesre- die mächtigen Interessengruppen des Abgeordnetenhauses Ueber die Konferenz verlautet heute nichts Neues, gierungen zu ersuch^ »u iener Schubrollvolitik dränaen liek welkbe den anto- Im Prinzip ist ja Alles dahin einverstanden und hat auch sachliche Anführungen enthalten, einer eingehenden Unter- zu ,ener Schutzzollpolitik drangen ließ, welche den auto- ^ sich wiederholt in dem Sinne er> iuchung, möglichst unter Zuziehung von Vertretern der nomen Tanfentwurf und das Scheitern des HanLelSver-^ daß alle durch den russisch-türkischen Krieg in Gang Beichwerdenführer zu unterz»hen und über derm Ergebnis träges mit Deutschland herbeiführte. Um nun Ungarn, - - - .... .... _ _ . m.r— welches als ackerbautreibender Staat gar kein Interesse an Mit ganz besonderer Spannung blickt man jetzt in ganz Europa auf den deutschen Reichstag, wo bekanntlich eine Interpellation über den gegenwärtigen Stand der orientalischen Frage angemeldet ist. Fürst Bismarck - äzt das „Wiener Tgbl." — ist in der Orientfraae seine eigenen Wege gegangen. In seiner Ueberzeugung betrach tete er die Auflösung des osmanischen Reiche- als Ane un vermeidliche Nothwendigkeit und man kann nicht behaupten, daß sem Urtheil ihn betrogen habe. Der deutsche Reichs kanzler wird diesmal aber kaum den Humor finden, auf die an ihn gerichtete Interpellation des Reichstages über die Orientfrage wieder mit Paradoxen, wie „daS Bischen Herzegowina" oder die ganze Orientfrage sei nicht die Knochen eines pommer'schen Grenadiers werth, zu antworten. Trotz des Waffenstillstandes läuft vom asiatischen Kriegs schauplätze folgende Nachricht ein: Petersburg, 11. Febr. Offizielles Telegramm aus Tiflis vom 10. Februar. Am darf nie vergessen werden, daß es dieses MinistenE entfallen von selbst auch die Anforderungen welches Oesterrelch die direkten Wahlen und die frerlich Ungarn- und das Band, welches die Monarchie umschließt, abtheilung. Da die Kurden auch nach der Ankunft einer noch nicht abgeschlossene Justizreform brachte, als deren Iwird neu gefestigt. Oesterreich-Ungam wird als starke ge- Eskadron der in Choronmyk stehenden Nischneinowgorodschen schönste Errungenschaft die Schwurgerichte jetzt schon im!einigte Großmacht an der Lösung der orientalischen Frage!Dragoner das Geplänkel fortsetzten, waren die Dragoner fünften Jahre funktioniren; «S darf nie vergessen werden,«Mitwirken können. Darf eS sich um so kleinlicher Rück- 2*"" zu geben. Die Dragoner warfen den daß dieses Ministerium es war, welches in der inneren sichten willen gegen Außen schwächen, wo es vielleicht nöthig! Ewundttwurdem Politik bei festem Verharren auf dem Boden der Verfassung ist, die ganze Entschlossenheit und die ganze Kraft einzu- Borgange benachrichtigt, um zur Verhütung derartiger mit den nichtdeutschen Nationalitäten unter allen ähnlichen setzen, um die Interessen der Monarchie für die Zukunft Ueberfälle durch die Kurden strengt Maßregeln anzuordnen. 6. d. M. — 2 Tage, nachdem der Befehlshaber unserer in Chunys stehenden Truppenabtheilung durch die türkischen Kommandos in Musch und Wan von der Einstellung der als des Handelsvertrags mit Deutschland "hindert. Sobald, Feindseligkeiten in Folge des Waffenstillstandes benachrich- e- der Begünstigung einer kleinen Zahl von Fabrikanten worden war - überfiel eine etwa 300 Mann stärkt' " 7 _ I nut Magazingewehren bewaffnete Schar Kurden und Tschet- gebrachte Fragen, welche die europäischen Interessen im Verbindung mtt einer «tattstik über dre Gesangenen- Ällgemeinen (wie die Meerengenfrage), oder die Interessen arbelt im Reiche dem Reichstage demnächst Mittherlung eines einzelnen Staates mit berührten, nicht ohne euro- Z« machen. päisches Einvernehmen endgiltig zu regeln seien. Wer den österreichischen Blättern Glauben schenken Nichts desto weniger wird aber Rußland durchaus nicht wollte, mußte in den letzten Tagen annehmen, Armee und bereit sein, einen erheblichen Bruchtheil Desjenigen, was Flotte des Kaiserstaates seien aus dem Wege nach Kön es der Pforte mit Waffengewalt abgedrungen hat, blos stantinopel, um die Siegesbeute der Russen zu theilen. Die aus dem Grunde wieder fallen zu lassen, weil eine oder Besetzung der Herzegowina und — Bulgarien- war da-