Volltext Seite (XML)
. '' 'L N',ch«:^»s »j^ ^PW^--rk; .»»r^ '^^,!) »vr.öktE Vf '-7».! ne» BkergerM)eigek und Tageblatt - 7i! 1878 gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses diese Ansicht seiner Partei; aber aus der darauf folgenden Rede des Fürsten Rsmarck ersah man, daß man die Rechnung ohne den Urschet jeden Wochentag Mmd» K Uhr für dm andem Lag. Pret» »iateljihrlich 2 Mart 28 Ps., preimon-tllch 1 M. 80 Pf. u. einmonatt. 78 Pf. , n>ii- r. JigtE wirten di« Vormurag« II Uh, für nächste Nummer anxenonnnen and di« gespalten« Zeil« .oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet. übrigen Tage aber ebenfalls wilderum für das Abgeord- netenhaus frei läßt. Von der Erledigung des Budgets vor dem verfassungsmäßigen Termine, dem 1 April, kann unter diesen Umstand en natürlich umsoweniger die Rede ein, als auch die Arbeiten der Bud getkommission, deren bedeutendste Mitglieder, unter Andern der Voisitzer.de selbst und dessen Stellvertreter, dem Abgeordnetenhause ange- hüren, durch das Tagen dieses Hauses eine Verzögerung erleiden. Indessen man kann sich dabei beruhigen, daß der Reichstag endlich das Seine gethan hat, um das Bud get rechtzeitig fertigzustellen, und am Ende ist das Unglück nicht so groß, wenn für den Monat April ein provisori sches Finanzgesetz erlassen wird. Das kommt ja anderwärts auch vor, und wenn es auch gerade nicht schön aussicht, so schadet es doch Nichts. Was nun aber aus diesem preußischen Nachtragsetat, diesem Kukuksei, das in das Nest des friedlich brütenden Reichstags gelegt worden ist, noch werden wird, das wissen die Götter. Die preußischen Abgeordneten denken kollegial genug, daß sie dem Reichstage nicht durch längeres Bei- sammenbleiben hinderlich sein wollen, und die Besprechungen in den Fraktionen waren denn auch unter Berücksichtigung dieses Verhältnisses so weit gediehen, daß man voraussehen konnte, die Majorität werde zwar den Gehalt sür den Vizepräsidenten des Staatsministeriums, den Minister ohne Portefeuille, bewilligen, die Mssortoerschiebungen aber zur Zeit ablehnen, weil die Zett zu weit vorgeschritten sei, um diese Dinge so reiflich, wie sie es verdienten, zu prüfen, und sich diese reifliche Prüfung für die nächste Session, im Herbste, Vorbehalten. Der Abg. Miquel entwickelte in der deren nur wenige. Die Bänke des Harnes waren in der Donnerstagssitzüng außerordentlich schwach besetzt; die meisten Anwesenden waren entweder Mitglieder des preu- zischen Landtags oder Mitglieder der Kommissionen, die auch während der Ruhepause hier fleißig gearbeitet und sich nicht aus Berlin entfernt hatten. Die Uebrtgen waren zum größten Theils weggrblieben und werden nicht wenig erfreut gewesen sein, als sie die Nachricht erhielten, daß sie vhne Gewissensskrupel noch einige Tage am heimischen Herde weilen könnten. In der That war die Sitzung nicht von der Bedeutung, daß man um ihretwillen die Ferien unterbrochen hätte, wurn mau schon vor 14 Tagen gewußt hätte, wie die Dinge kommen würden. Ein für die Gold- uns Silberwaarenindustrie, namentlich für die Städte Pforzheim, Gmünd und Hanau außerordentlich wichtiger, im Nebligen aber wenig Interesse bietender Gesetz entwurf über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren wurde nach einiger Debatte an eine Kommission verwiesen, die zu prüfen haben wird, ob man, wir der Abg. Bam berger will, die Gold- und Silberwaarenindustrie gänzlich sr.i schalten und walten lassen, oder, wie der Sozialdemo krat Moll verlangt, einen Legnungszwang sestsitz-n, oder, wie der Gesetzentwurf und mit ihm der Abgg. Diesenbach und v. Miller (Weilheim) der Letztere der bekannte Erz- gießerei-Inspektor, Schöpfer des kolossalen BavariastandbildrS und Präsident der vor zwei Jahren stattgefundenen kunst gewerblichen Ausstellung in München — Vorschlägen, die Lache dergestalt regulircn soll, daß zwar Gold- und Silber waaren von jedem möglichen Feingehalt angefertiqt werden können, aber nur von einem bestimmten Feingehalt an ab gestempelt werden dürfen, damit das Publikum sich gewöhne, nach solchen gestempelten Waaren zu fragen und vorzugs weise diese schwereren Waaren zu kaufen mit Hintenansetzung der geringhaltigen ordinären Fabrikate. Ein Titel des Etats, über den die Budgetkommission Bericht erstattet hatte, fand hierauf noch fast ohne Debatte unverkürzte Be willigung. Dann wurde vertagt und w hatte der Reichs tag für diese Woche seine Thätigkeit beendigt. deutend. Auf eine solche Erklärung waren die Abgeord neten nicht gefaßt, und es werden nun neue Verhandlungen der Fraktionen stattfinden müssen, um dieser neuen Sach lage gegenüber Stellung zu nehmen. Die erste Lesung vurde denn auch gestern nicht beendigt, sondern die Weiter- lerathung auf Mittwoch vertagt, bis wohin man sich wohl schlüssig gemacht haben wird. Die Sache hat auch dadurch eine weitere Klärung erhalten, daß der gestern von ver schiedenen Rednern gemachte Einwand, es sei kein Finanz minister vorhanden, der doch über eine solche wichtige und sein eigenes Ressort speziell berührende Frage gehört wer den müsse, inzwischen anscheinend hinfällig geworden ist, denn wie man sagt, soll der Oberbürgermeister der Stadt Berlin, Herr Hobrecht, sür diesen Posten gewonnen wor den sein. Auch sonst bot die Rede des Fürsten Bismarck, wie gewöhnlich, noch manches Interessante. Unter Anderen erklärte er mit deutlicher Anspielung auf den früheren preußischen Finanzminister v. Bodelschwingh, die finanz- ministerielle Maschine arbeite so vortrefflich, daß ein Finanz- Minister nur mit dem Unterschreiben von Konzepten und Mundis sich einige Jahre lang über Wasser halten könne, ohne zu zeigen, daß er stimm Amte nicht gewachsen sei, und weiter wird auch außerpreußischen Kreisen interessant sein, seine sehr aussührliche Darlegung der über das von ihm mit so großer Liebe angeregte und gepflegte Reichs eisenbahnprojekt zwischen den verschiedenen betheiligten preußischen Ministerien gepflogenen Verhandlungen. Aus dieser Darlegung ergiebt sich allerdings, daß auch in preußi schen Regierungskreisen das Reichseisenbahnprojekt nicht gerade mit großem Enthusiasmus ausgenommen Worten ist, obgleich nach dem Gefühl eines großem Theils der Be völkerung Deutschlands gerade auf dieses Projekt unendlich mehr als auf andre Einigungsbestrebungen das neulich vom Abg. Windthorst gebrauchte Wort„moäu8 ncguüvväi" paßt. Sehr schlimm war nun die Sache für diejenigen Reichs- tagsabgeordneten, welche aus ihrer Heimath zurückgekommen : waren, um nach einer nur zweistündigen Sitzung wiederum i auf vier Tage beurlaubt zu werden. Zum Glück waren Wirth gemacht halte. Der Sinn dieser Rede war kurz und lar der: „Die Vorlage muß erledigt werden, ich verlange res mit der ganzen, Euch bekannten Energie meines Willens, und wenn Ihr heute noch nicht soweit seid, daß Ihr der Vorlage zustimmen könnt, so habt Ihr Zeit, Euch die Sache bis zum Schluß des Reichstags zu überlegen, und dann werden wir in einer Nochsession reiflich und gründlich da rüber verhandeln. Wird mir aber dann mein Wille nicht, so werde ich die geplante Einrichtung auch ohne Eure Ein willigung treffen!" TaZ ändert nun freilich die Sachs be- rä. Berlin, 24. März. Da wollte nun nach Ablauf der achttägigen Pause, die man dem preußischen Landtag zur Abwickelung seiner Ar beiten zuqestanden hatte, der Präsident des Reichstags in täglichen Sitzungen den Neichshaushaltsetat bcrathen lassen, um die rechtzeitige Verkündigung desselben im Reichsgesetz blatte zu ermöglichen. Aber Herr von Forckenbeck denkt und Fürst Bismarck lenkt Am Mittwoch konnte man in den Morgenblättern lange Erzählungen lesen von den Ge sprächen, die geführt worden seien bei einem Abendessen, das Fürst Bismarck am Montage dem Gesammtvorstande des preußischen Abgeordnetenhauses gegeben hatte. Es sollte da gesprochen worden fiin nicht nur von den zukünftigen Inhabern der vakanten Ministerstellen und den zu erwar tenden Niederlegungen noch mehrerer Ministerportefeuilles, sondern auch von allerhand Verschiebungen der Ressortver hältnisse in den preußischen Ministerien überhaupt. Be kanntlich hat Fürst Bismarck in seinen Reden schon sehr häufig sich darüber verbreitet, daß solche Verschiebungen wünschenswerth seien; indessen war es doch immer beim Alten geblieben, und so konnte man auch diesmal glauben, daß es bei einer theoretischen Aussprache gewissermaßen einer Plauderei über diesen Gegenstand sein Bewenden haben werde. Aber diesmal sollte es Ernst werden. Schon in den Abendblättern las man, daß ein Mintsterrath stattge- gefunden, der sich mit dieser Angelegenheiten beschäftigt habe, und als am Donnerstagedie Reichsboten zur Sitzungzusammen- traten, wurde ihnen erzählt, daß früh beim Abgeordnetenhause — das für gestern dem Schluß seiner Sitzungen entgegensah — eine wichtige, mit dem harmlosen Titel „Nachtragsetat" versehene Vorlage eingegangen sei, nach welcher vom Han delsministerium ein besonderes Eisenbahnministerium ab- Abonnements-Einladung. Indem wir das geehrte Publikum zum Abonnement auf das mit dem I. April beginnende 2. Quartal des „Freiberger Anzeiger" höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, die Bestellungen auf das Blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit wir vollständige Exemplare liefern können. In Freiberg selbst werden Bestellungen angenommen: in der Lxpe«lIHon, Ninnengaffe 96 H.. und den rach- genannten Ausgabestellen: ^uzu8t lllüdrvi, Meitzuergaffe; UvinLin«»», Annabergerstratze; « iilvM«», Ecke der nutzeren Lahnhosstratze; »rui»» Erbischestratze; «. Obermarkt; »erurai«!» Lurgstratze; Wciugaffe und kleine Borngasse. Außerdem nehmen sämmtliche kais. Postanstalten Be stellungen an. Der AbonuementspretS beträgt pro Quartal 2 Mark 25 Pf. gegen Vorausbezahlung. Inserate finden durch den „Freiberger Anzeiger" die weiteste Verbreitung und betragen die Gebühren für die Spaltzeile 15 Pfennige. Die Expedition -es- „ Freiberger Anzeiger". 2S. Jahrgang Dienstag, den 26. März Tagesschau. Freiberg, 25. März. Nicht nur aus allen Orten Deutschlands, sondern auch aus vielen außerdeutschen Ländern treffen Nachrichten über die festliche Begehung des Geburtstages des Kaisers ein. Tas in München veranstaltete Festmahl ist äuserst glänzend verlaufen. An demselben nahmen die Minister v. Pfretzschner, Lutz, Fäustle, Riedl, die Mitglieder des diplomatischen Korps, Vertreter der Universität, die Bürgt r- meister und der Polizeipräsident Theil. Der Abgeordnete Schauß brachte das Hoch auf den Kaiser aus, Prof. Holtzen- dorf das auf den König von Baiern. In Stuttgart fand zur Feier des Geburtstages am Vorabend Gala'afel am königlichen Hofe statt, wobei der König die Gesundheit des Kaisers ausbrachte. Der Schloßplatz war glänzend illuminirt. Am 22. früh wurde die Feier mit Kanonen donner von den die Stadt umgebcnden Höhen eingeleitet, die Stadt war reich beflaggt und geschmückt. Am Abend waren bei dem preußischen Gesandten v. Magnus und bei dem General v. Schachtmcyer Festdiners, die Bürgerschaft hatte sich in der „Liederhalle" zu einem Festbanket ver sammelt, zu welchem angesehene Einwohner der Stadt, unter ihnen der Oberbürgermeister, die Einladung haben ergehen lassen. In London fand anläßlich des Geburts tages bei dem deutschen Botschafter, Grafen Münster, ein Diner statt, zu welchem auch die Botschafter Graf Beust und Graf Schuwaloff und der Gesandte Graf Vylandt geladen waren. In Bukarest wurde ein Gottesdienst abgehalten, dem der dortige diplomatische Agent Deutsch lands, die Mitglieder des deutschen Konsulates, der Präsi dent der Deputirtenkammer, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der kommandirende General der ersten Division und der Polizeipräfekt beiwohnten. Fürst Karl ließ sich durch seinen Haus- und Hofmarschall Vacaresco vertreten. Der König vou Italien hat dem Kaiser von Deutschland seine Glückwünsche zum Geburtstage telegraphisch ausgediückt. Die zur Feier des Tages in der deutschen Botschaft veranstaltete Festlichkeit, an welcher gegen 500 Personen theilnahmeu, nahm einen sehr glänzenden Ver lauf. Der Botschafter v. Keudell brachte" den Toast auf den Kaiser Wilhelm aus und gedachte dabei der Frirde^s- m ssion, welche der Kaiser nach den ruhmreichen Tagen Amtsblatt für die Miglichrn Md WÜschm Behörde« M Freiberg Md Brand Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in FreibrrgSdorf. getrennt, die jetzt zum Ressort des Finanzministers gehöri gen Domänen und Forsten dem landwirthschaftlichen Mini sterium zugewiesen und ein Gehalt bewilligt werden sollte für einen Minister ohne Portefeuille, der als Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums im Wesentlichen nur bei Behinderung des Fürsten Bismarck funktioniren soll. . Der Präsident v. Forckenbeck soll wüth-nd gewesen sein, als er von der Einbringung dieser Vorlage erfuhr. Aber der zwingenden Gewalt der Thatsachen muß man weichen, und so verstand sich auch der Präsident schweren Herzens dazu, nicht nur den Sonnabend — am Freitag und Montag mußten die Sitzungen des kaiserlichen Ge burtstages und des hohen katholischen Feiertags wegen ohnehin ausfallen — dem preußischen Abgeordnetenhause zur Beralhnng der wichtigen Vorlage zu überlassen, son dern auch darein zu willigen, daß der Reichstag in Ler jetzigen Woche nur an drei Tagen Sitzungen abhält, die Griefe vom Reichstage Vll.