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M Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in FreibergSdorf. 28«. Erscheint jeden Wochentag «bend» ü Uhr für den andern Tag. Preis vierteljLhrllch S Mars SS Pf., jwcimLnatlich 1 M. SO Pf. ti. »inmvnatl. 75 Pf. US. Jahrgang. Dienstag, den 11. Dezember. Inserate werden hi« Vormittag« 11 Uhr für nächste Nummer angenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 15 Pf, berechnet. 1877. die Budgetberathung nicht für die passende Gelegenheit hielt, welche auch das mobile Vermögen nahezu in demselben Grade zu den Staatslastcn herbeizuziehen geeignet wäre, tiren, so scheiterten diese Versuche an dem Widerspruche der Mehrheit, die im Gegensätze zu andern Parlamenten tage die Zahl der gewissermaßen Radikalen, welche sich in Verhandlungen über ein Präcipuum nicht einließen und nur eine Revision des Einkommensteuergesetzes forderten, nur 8 Dazu kommt noch, daß seit den letzten Wahlen das Ueberaewicht der Landwirthe auf der rechten Seite der Kammer sich gemindert hat und daß auch auf dieser Seite der Kammer viele Vertreter von Städten und Industrielle sitzen, die zwar in den wenigen Angelegenheiten, die man zu einer politischen Parteifrage aufbauschen kann, mit ihren Parteigenossen stimmen, sich aber in der Steuerfrage völlig eins wissen mit den städtischen Vertretern und Industriellen der linken Seite. Besonderes Interesse konnten in der verflossenen Woche die Verhandlungen beider Kammern nicht in Anspruch nehmen. Der Streit um die Gesandtenstellen in Wien und ! München, der am Montage geführt wurde, ist nicht neu. Er wiederholt sich seit einer Reihe von Jahren bei jedem Landtage. Auch das Resultat der Abstimmung ist nicht neu. Wenn früher, wo die Linke die entschiedene Mehrheit hatte, die Stellen bewilligt wurden, so konnte es auch jetzt, wo nommen wird. Zum Mindesten wird er von den Fana ¬ tikern einer jeden Partei bart bekämpft werden. Indem , ... der Entwurf festsetzt, daß der durch direkte Steuern aufzu- die Rechte einen Zuwachs bekommen hat, nicht anders sein, bringende Staatsbedarf nutzer durch den Ertrag der sich Noch weniger Interesse bot die zweitägige Verhandlung stets gleich bleibenden Steuer vom Gewerbetriebe im Um-1 über den Justizetat, wenn man nicht etwa die heftigen An herziehen gedeckt werden soll durch die Grundsteuer, die «griffe interessant finden will, welche der Abg. Barth (Stenn) niemals über 4 Pfennige pro Steuereinheit ansteigen, wohl! gegen zwei Staatsanwälte richtete, die nach seiner Ansich aber unter düsen Betrag ermäßigt werden kann, und durch gewisse Betrügereien, die bei einer größeren Actiengesellschas die nach oben und unten wandelbare Einkommensteuer, (Zwickau - Lengenfeld - Falkensteiner Eisenbahngesellschaft ?) macht er den Grundsteuerpflichtigen ein Geschenk von vorgekommen sein sollten, nickt eifrig genug verfolgt hatten. 1,7g Pfennigen jährlich für jede Steuereinheit. Sollten! Der Kammer bereitete diese Rede eine sehr heitere halbe damit die Heißsporne unter den Grundbesitzern, welche die Stunde, die naiven Aeußerungen, welche der Redner in Grundsteuer ganz und gar abgeschafft wissen und allen und großer Anzahl vorbrachte, erregten mitunter einen wahren jeden Bedarf nur durch die jedes Einkommen gleichmäßig Jubel. Nur dem Justizminister war es nicht zum Lachen, treffende Einkommensteuer gedeckt haben wollten, befriedigt er zog vielmehr die Stirne gewaltig kraus, als er hörte, werden? Schwerlick. Auf der anderen Seite werden aber in welcher Weise der Abg. Barth über zwei seiner Beamten die bisherigen Gewerbe- und Personalsteuerpflichtigen das Herzog und zwar, wie es schien, in ganz ungerechtfertigter den Grundbesitzern zugedachte Geichenk viel zu hoch finden Weise, da unmittelbar darauf der Socialdrmokrat Freytag und auf einem Grundsteuerpräzipuum von 5 Pfennigen sich gezwungen sah, beiden Beamten das Zeugniß auszu- pro Einheit bestehen, wodurch derben Grundsteuerpflichtigen «stellen, daß sie gerade in der vorliegenden Angelegenheit, die zu gewährende Steuererlaß wesentlich reduzirt werden würbe.«er genau zu kennen behauptete, in vollstem Maße ihre Hierzu kommt, daß die beim vorigen Landtage aus den «Schuldigkeit gethan hätten. Der Minister forderte, von Kreisen der Gewerbe- und Personalsteuerpflichtigen erhobenen! einem der Regierung zustehenden Rechte Gebrauch machend, Magen und Beschwerden in dem Entwürfe zum großen Iden Abg. Barth auf, Namen undThatsachen der Negierung Theil nicht berücksichtigt sind. Zwar ist die Progression I zu nennen, und der Abgeordnete erklärte sich dazu bereit, der neuen Einkommensteuerskala geändert insofern, als der! Natürlich kann ihm, auch wenn sich seine Beschuldigungen beklagen, daß die Regierung keinen Geschmack findet an der.gemacht wurde, bei Gelegenheit des Justizetats die Grund- von ihnen früher so sehr gerühmten Vermögenssteuer, I sätze der zu künftigen Gerichtsorganisation, das Recht der Stände auf Mitwirkung bei der Wahl der Gerichtssitze, das Aufrückungsrecht der Richter und dergleichen zu disku- ausgegeben und sie wird nun streng befolgt. Im vor liegenden Falle kam allerdings noch hinzu, daß viele Ab geordnete mit der Regierung in der Platzfrage nicht ein verstanden waren. Die Regierung wollte in Rochlitz bauen, wogegen Andre es für nothwendig hielten, zunächst im Ge birge, etwa in Sayda oder Frauenstein, ein Seminar zu errichten. Hätte die Regierung gleich zwei Seminare ge ordert, eins für Rochlitz und eins für Sayda, so hätte ie wahrscheinlich eine größere Anzahl Stimmen für sich gewonnen. Daß auch das Projekt der Regierung, in Berlin ein Gesandtsä aftshotel zu errichten, unter diesen Umständen nicht einer beifälligen Entschließung sich zu erfreuen hatte, konnte nicht wundern, obwohl hier gerade das Gegentheil von dem eintrat, was in der Seminarangelegenheit wahr? zunehmen war. Während nämlich die Nothwendigkeit des Seminars bestritten wurde, erkannten sämmtliche Redner die Nothwendigkeit der Errichtung eines Gesandtschaftshotels an und wollten die Ablehnung nur znr Zeit ausgesprochen wissen. Der Minister v. Nostiz-Wallwitz fürchtete, daß später der Bau bedeutend theurer zu stehen kommen werde als jetzt; indessen die Kammer folgte der von der Finanz deputation ausgegebenen Parole: „Im Ueberfluß zu theuer, bei flotten Mitteln theuer bezahlen, wird richtiger sein, als sich in magern Zeiten und bei Ebbe in der Kaffe durch Kauf einer relativ billigen Sache Sorge aufladen." Der preußische Landtag ist in dieser Beziehung der entgegenge setzten Ansicht: er ermuntert die Negierung, gerade die schlechte Zeit zu umfänglichen Bauten zu benutzen, einmal weil gerade in dieser Zeit bedeutend billiger gebaut werde, und dann, um bei den Privatunternehmen das geschwundene Vertrauen einigermaßen wieder zu beleben. Wer hat nun Recht? Aus dem Stan-esaale. 1 vn. 2. Dresden, 9. Dezember. Wichtiger als Alles das, was sich in der vergangenen Woche in den öffentlichen Sitzungen der Kammern ab- spielre, ist das, was sich hinter den Koulissen vorbereitet. Der längst erwartete Steuergesetzentwurf, der Hauptgegen stand dieser Session, wie er schon der Hauptgegenstand mancher früheren Session gewesen, ist eingebracht und damit der Zankapfel zwischen die beiden friedlich einander gegen über stehenden Parteien der Grundsteuerpflichtigen und der Gewerbe- und Personalsteuerpflichtigen geworfen worden. Wie es bei der nun sich entspinnenden heißen Steuerschlacht dem armen Gesetzentwürfe gehen wird, läßt sich zur Zeit noch nicht einmal ahnen. Der Entwurf vermittelt zwischen den beiden streitenden Parteien und deshalb liegt die Ge fahr nahe, daß er von keiner Partei wohlwollend aufge- jetzige ungeheure Unterschied in der Besteuerung der ge-Ials gänzlich grundlos herausstellen, gar Nichts geschehen, ringen und der hohen Einkommen etwas gemildert ist;«denn er genießt für die in der Kammer gethanen Aeuße- andererseits wird aber eine Ergänzung der Einkommen- rungen das Privilegium der vollkommenen Straflosigkeit steuer durch eine Klafsensteuer für die unteren Klassen nicht und daß Aeußerste was geschehen kann, ist, daß die Re- beliebt und die Deklarationspflicht bleibt bestehen. Auch «gierung eine Gegenerklärung in der Kammer verlesen und von einer neuen Bonitirung der der Grundsteuer unter- im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung ab- liegenden Objekte will die Regierung Nichts wissen. Andrer-!druck-n läßt. seits werden viele Grundsteuerpflichtigen es wieder bitter Wenn im Nebligen von mehreren Seiten der Versuch Vom Kriegsschauplätze. Das letzte offizielle Telegramm aus dem russischen Hauptquartier Bogot ist vom 8. d. datirt und meldet: Gleichzeitig mit dem Angriffe auf Elena demonstrirten die Türken gegen die ganze Front der Ruffen. Am 4. d. ückten 6 Tabors mit Artillerie auf der Straße von Osman- ;azar gegen die russische Position von Kesrowa vor, zogen ich jedoch, obwohl sie keinem gröberen Widerstande be gegneten, sogleich zurück. Am 5. d. M. rückten kleinere Detachements aller Waffengattungen konzentrisch von Opaka und Kara-Hassankiöi gegen Polomartscha und Kovatschiza vor, beschränkten sich jedoch nur auf eine Kanonade gegen die russischen Vorpostenstellungen auf der Straße von Polo martscha nach Jenitscheffi (Jenikioi). Nachdem die Kanonade als das immobile Vermögen durch die Grundsteuer be troffen wird. Die nächsten Wochen müssen zeigen, ob die Unversöhnlichen rechts und links zusammen die Mehrheit, v,r bilden. In diesem Falle ist das Schicksal des Gesetzent-1 über Alles und noch einiges Andre, nur nicht über die Wurfs besiegelt, er wird ehrenvoll zu seinen — Vätern?!Ziffern des Budgets, zu sprechen. Man verwies die Dis- nein, zu seinen vielen vorangegangenen Brüdern bestattet, kussionslustigen auf das Ausführungsgesctz zum Gerichts- Sollten aber die Versöhnlichen auf beiden Seiten die verfassungsgesetze, zu welchem sie alle ihre Wünsche unge- Oberhand gewinnen und, des langen Kampfes müde, das hindert vorbringen könnten, und beschränkte sich beim Budget ihnen von der Regierung angebotene Kompromiß annehmen, auf das Bewilligen der gestellten Postulate. dann könnte Herr v. Könneritz triumphirend den Lorbeer Minder bewilligungslustig zeigte sich die Kammer am um sein Haupt flechten, der seinem Vorgänger nach vorigen Freitage. Ihre Thätigkeit an diesem Tage bestand 15jährigem Kampfe versagt blieb; es wäre ihm gelungen, nur im Ablehnen. Zur Diskussion stand zunächst die Ec- die streitenden Interessen zu versöhnen auf einem Gebiete, richtung eines neuen Lehrerseminars. Schon beim vorigen wo dies schwerer ist als auf irgend einem andern. Landtage, wo ebenfalls die Errichtung eines neuen Seminars Dabei sind aber die Aussichten für einen Sieg der Ne- gefordert und bewilligt wurde, hatte man von verschiedenen gierung nicht ungünstig. Die konservativen Beamten, Seiten Zweifel erhoben, ob damit dem vorhandenen Be- welche beim vorigen Landtage das Gros der gegen jedes dürfniffe genügt werden könne, und die Regierung hatte Grundsteuerpräcipuum stimmmendrn Landwirthe verstärken Mühe, sich des Verlangens, sie solle gleich zwei neue halfen, werden diesmal sicherlich auf die Seite der Re- Seminare errichten, zu erwehren. Jetzt kam nun die gierung treten. Diejenigen Gewerbe- und Personalsteuer- Regierung mit ihrer Forderung und diesmal wurde sie ab- pflichtiqen, welche beim vorigen Landtage das Grundsteuer- gelehnt. Es mag dahin gestellt sein, ob die Majoritä präcipuum von 4 Pfennigen acceptirten — es waren da- durchgängig den Versuch des Abg Starke (Mittweida) mals 19 — werden natürlich auch diesmal dafür stimmen heravszurechnen, daß mit den bestehenden Seminaren de und diesem Kern wird sich von rechts und links so manches Bedürfnisse vollständig genügt sei, als gelungen ansa Mitglied auschließen. Betrug doch auch beim vorigen Land- aber die Parole: „Sparsamkeit bis aufs Aeußerste", ist von Nachmittags 2 bis 4 Uhr gewährt, zogen sich die türkischen Truppen zurück und die russischen Vorposten be- etzten die früher innegehabten Stellungen. Am 6. d. rückten wieder 5 türkische Tabors mit Artillerie und Kavallerie gegen Polomartscha und Kovatschiza vor, unter hielten vom Morgen bis zur Dämmerung ein Geplänkel mit den russischen Vorposten und zogen sich auf Achnach (Ahmedkoi) zurück. An demselben Tage vom Morgen bis Nachmittags 3 Uhr unterhielt der Feind ein lebhaftes Geplänkel mit dem rufst chen Detachement bei Kesrowa auf der Straße von OSmanbazar. Am 5. d. begegnete außer dem ein russisches von Pyrgos aus zur Rekognoszirung abgesandtes Detachement einer gleichfalls rekognoSzirenden türkischen Abthetlung. Nach einem kurzen Geplänkel kehrte das russische Detachement nach Pyrgos, das türkische nach Basarbova zurück. Auf russischer Seite wurden ein Offizier und 4 Soldaten verwundet. — Die von den Ruffen bisher am rechten Donauufer besetzten Punkte werden demnächst von den Rumänen besetzt werden. Die Ruffen rücken von der Donau nach Plewna ab. In Sistowa und Nikopolis bleiben nur die russischen Lokalbehörden. Die Rumänen errichten bei Lom-Palanka eine Brücke. Aus Konstantinopel wird gemeldet: Serbische Truppen- abtheilungen erschienen am 5. d. am Javor. Gleichzeitig pafstrten 4 serbische Beamte die Grenze, gingen nach Senidje, und verlangten Aufklärung in Gegenwart der türkischen Truppen und forderten den Abzug der türkischen Truppen bis Mittag des folgenden Tages. Am selben Tage fanden Schlägereien zwischen Serben und der türkischen Bevölke rung statt. Mehemed Alt Pascha übertrug Baker das Kommando der Division. — Ein weiteres Telegramm sagt,