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I 1877 ^205^ gewalten rc. richten, ist damit für die Zukunft nicht aus-1 moralischen Ordnung, die auch heute wieder heuchlerisch in zwanzig Jahre lang Ihm zum Schemel seiner Füße ge- fich ihre Namen einzuprägen. großen Volkstribunen" aufheben. Oder man im Sonderheit französische, sind nicht dagegen geschützt, Thor- heiten zu begehen. Und zu den Thorheiten rechnen wir die Nadelstiche, welche das Ministerium Broglie seinen politischen Gegnern beizubringen sich gemüßigt findet. Die französische Nation ist bet ihren mannigfachen Schwächen doch frei von einer kleinlichen Auffassung politischer Dinge. Der Franzose begreift es, daß Jemand, wo es sich um die große Frage der Regierungsform handelt, mit eiserner Faust den Rechtsboden zertrümmert und eine von Grund aus neue Staatsordnung aufbaut, die nach einer kurzen Spanne Zeit ein Anderer wieder zerstörend niederreibt. Daß bei solchen großen StaatSumwälzungen jener ganz besondere Saft, als welchen der Dichter des Menschen werden wird, der„Republique fran<?aise" zur Veröffentlichung des inkriminirten Artikels, seiner Rede nämlich, behilflich gewesen zu sein. Diejenigen Blätter, welche die Rede erst au- dem Organ Gambetta'- entnommen haben, sollen un behelligt bleiben, in Sonderheit auch der zu Lille erschei nende „Progrs- du Nord". Der Schauplatz der gericht lichen Verhandlung, auf welche nicht bloS die Blicke von ganz Frankreich, sondern der ganzen gebildeten Gesellschaft Europas gerichtet sind, wird Paris sein. Herr Gambetta hat bereits seine Vorladung vor den Untersuchungsrichter de- Seine-Tribunal- erhalten. Die französische Regierung hat anscheinend große Eile, gegen den Führer der republikanischen Partei ein gericht liches Urtheil zu erstretten; unklar ist nur, was sie damit anzufangen gedenkt. Da- Urtheil, welche- gegen Gambetta vielleicht eine mehrmonatliche Gefängnißstrafe verhängt, würde doch nicht vor der Wahlkampagne vollstreckbar werden; in keinem Falle würde es die Wählbarkeit des PalaiS Elysee etwa, daß die republikanische Partei bei den ländlichen Wahlen in Mißkredit gerathen werde, wenn sie nur erst in einem ihrer Häupter, dem man allgemein den Ehrgeiz beimtßt, das „Staatsoberhaupt" der aus dem Fegefeuer de- Septennats erlösten Republik werden zu wollen, mit einem auf Gefängniß lautenden GertchtSurtheile getroffen worden sei? Doch, e- ist müßig, sich den Kopf der französischen Minister wegen zu zerbrechen. Auch Regierungen, in Inserate werten bi« Vormittag« 1t Uhr für nLchste Nummer angenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum mit IS Pf. berechne». in Frankreich hinabgleitet, fliegt man wie auf einem I bonapartistischen Gewaltmenschen ganz anders zugegriffen ITerrain gewonnen. Kourierzuge an den Stationen vorüber und hat kaum Zeit, I und das von dem Staatsstreiche betäubte Frankreich hat ganzen Umgegend angemeldet waren; auf der anderen Seit» hatten sich Vereine und Korporationen in großer Zahl, so wie die von allen Seiten herbeigeströmte zahllose VolkS- fand ich von einer bewundernswerthen Ausführung. Es ist beinahe unglaublich, daß es den türkischen Truppen ge lingen konnte, diese starken VertheidtgungSwerke zu nehmen. Die Ruffen, aus diesen Fortifikationen vertrieben, ver schanzen sich jetzt bei Popkot. Bei der Wegnahme der russischen Positionen bei Karahassankiöi hat sich besonders General Baker ausgezeichnet, welchem zwei Pferde unter menge aufgestellt. Von den Krupp'schen Arbeitern allein hatten sich 8934 Mann von freien Stücken gemeldet, um an der Spalierbildung theilzunehmen. Die Fahrt de- Kaisers ging durch Essen und die Arbeiterkolonien, alle Straßen und Wege waren sinnig und glänzend geschmückt, überall waren herzliche Inschriften angebracht und überall ertönten jubelnde Zurufe au- der Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge. Die Abfahrt des Kaiser- erfolgte AbendS Tagesschau. Freiberg, den 4. September. Erschein» jeden Wochentag Ltend« L Uhr für bm andern Tag. Prei« vierteljihrlich 2 Mart 25» Ps., zweimonatlich 1 M. 60 Pf. u. einmonatl. 75 Pf. Gambetta vor Gericht. Der Mann, welcher einst in schicksalsschwerer Zeit mit allmächtiger Hand die Geschicke Frankreichs lenkte und dem auch der Feind nachträglich das glänzendste Zeugniß in Betreff der Redlichkeit seines Willens und der patriotischen Gluth seiner Thatkraft auszustellen nicht umhin konnte, Löon Gambetta, sieht sich jetzt von einem französischen Gerichte angeklagt wegen Mitschuld an einem Preßvergehen. Der französische Ministerrath hat sich überzeugt, daß die Rede, welche Gambetta auf dem ihm zu Ehren in Lille gegebenen Banket gehalten hat und in welcher er bezüglich des Marschallpräsidenten ausrief: „er sollte sich fügen oder 7 Uhr mittelst Extrazuges von Werden au-, wo ihn eine oon allen Seiten herbeigeströmte Menschenmenge enthusiastisch 2V. Jahrgang Mittwoch, den 5. September sein Amt niederlegen" zu einec gerichtlichen Verfolgung Blut bezeichnet, etwas allzureichlich aus den Straßen ver- keine Handhabe bietet. Der Charakter der Versammlung, schüttet wird, das ist zwar für die betreffenden Individuen in welcher diese famose Rede gehalten wurde, hat sich und ihre Anverwandten und Freunde nicht gerade erquickend, nämlich als dec einer Privatgesellschaft herausgestellt, die der französische Volksgeist ist nun einmal aber so geartet, während der Tafelfreuden auch der üblichen „guten Reden" daß Hekatomben von Menschenleben ihm nur als ein der nicht entbehren mochte. Gegen derartige Missethäter wagt Größe der Nation entsprechender Tribut an da- Schicksal man, zur Zett wenigstens in Frankreich noch nicht einzu- erscheinen. Die Bonapartisten in der Umgebung be schreiten. Die Möglichkeit, daß man durch Horcher an Marschall - Präsidenten, die zum Staatsstreich drängen, den Schlüssellöchern erlauschen läßt, ob Gambetta und rechnen mit dieser nationalen Eigenthümltchkeit; sie sind andere Feinde der moralischen Ordnung nicht etwa bei! denn auch keineswegs damit einverstanden, daß ein ihren einem Diner oder Souper sich „beleidigend" über das! eigenen Bestrebungen so gefährlicher Mann wie Gambetta „Staatsoberhaupt" äußern oder Angriffe auf die National-!im Wege des PreßprozesseS abgethan werden soll. Versammlung oder die von ihr eingesetzten Exekutiv-! Als es die zweite Republik im Namen derselben dem Leibe getödtet wurden. In dem Kampfe sind viele Tscherkeffen gefallen, darunter ein Hodscha. — Ueber die Offensiv-Bewegung OSman Paschas find folgende Details hierher gemeldet worden: Osman begann seine Offensive von Grivitza aus mit einer Kanonade, worauf er (am I begrüßte. Namentlich hatten sich zahlreiche Kriegerveretne Freitag) drei oberhalb von Peltsat gelegene russische ausgestellt, auch Veteranen aus den Jahren 1813 und 1814, Redouten mit Sturm nahm. In dieser für die Russen die auf Armstühlen Platz genommen, brachten ihm ihre kritischen Situation eilten denselben von Poradim, Trstenik Huldigung dar. Um 8 Uhr traf der Kaiser in Benrath und Vladina drei starke Kolonnen, welche dem 4. und ein und wurde von der Kaiserin empfangen. Auch hier 9. KorpS angehörten, zu Hilfe, um die verlorenen Positionen war die Bevölkerung in groben Massen zur Begrüßung des wieder zu erobern. Doch die Türken behaupteten sich in I Kaiser- zusammengeströmt, die Stadt wär illumlnirt. Bo« möergerM^^ Ta-eblall. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freibergsdorf. Werkstatt zum Bohren von Riesengeschützen. An diese Be- Vom Ärieasschauolake. sichtigungen schloß sich ein Manöver der Feuerwehr. Um 12 Uhr wurde im Krupp'schen Gartenhause da- Dejeuner Ueber die gestern bereits an dieser Stelle gemeldete eingenommen, der Essener Gesangverein trug hierbei mehrere neue Niederlage der Russen auf dem europäischen Gesangstücke vor. Um halb 2 Uhr geschah die Besichtigung Kriegsschauplätze gehen dem „Neuen Wiener Tgbl." von der AusstellungSräumlichkeiten, wo die aufgestellten Geschütze dessem Kriegskorrespondenten im türkischen Hauptquartier mit allem Zubehör, sowie die Modelle und photographischen folgende vom 1. Septbr. datirten Mittheilungen auf tele- Abbildungen in Augenschein genommen wurden. Um 3 Uhr graphischem Wege zu: Ich habe gestern (3l. Aug.) das erfolgte die Fahrt nach der Krupp'schen Villa auf dem ganze Schlachtfeld bis Karahassankiöi, wo die Schlacht am Hügel. Auf der linken Seite de- Wege- hatten die Schul- ärgsten getobt, besichtigt. Das türkische Artilleriefeuer Hot, kinder Ausstellung genommen, deren gegen 25,000 au- der wie sich auf Schritt und Tritt zeigt, eine furchtbare Wir kung erzielt. Die den Russen abgenommenen Redouten den eroberten Verschanzungen und schlugen, nachdem auch OSman Pascha Verstärkungen an sich gezogen hatte, nach einer sechsstündigen Feldschlacht die Russen so gründlich, daß dieselben deroutirt sich theil- nach Nord, theil- nach Süd zurückzogen. Die Russen ließen einige tausend Ge wehre , 1500 bis 2000 Todte und Verwundete und zahl reiches Kriegsmaterial in den Händen der Türken. Außer« dem sind zahlreiche unverwundete Russen in türkische Kriegs gefangenschaft gerathen. Dieser, wir können wohl sagen unerwartete Verlauf de- bisherigen Feldzuges bringt eS mtt sich, daß der Krieg um Bielei verlängert werden dürfte. Wären die Russen glücklicher gewesen, gewiß, die FriedenSvermittelung hätte nicht lange auf sich warten lassen. Wie die Dinge heute einmal liegen, treten für Rußland alle Humanitären KriegSvorwände gan» in den Hintergrund. Die Hauptsache für das Zarenreich bleibt zunächst die Wiederherstellung der militärischen Ehre. Diesem Moloch werden ungezählte Hekatomben geopfert werden. Das ist der Lauf der Welt. ES ist dies in russi ¬ schem Sinne um so unabwendbarer, als bereits die letzten Treffen auf dem asiatischen Kriegsschauplätze von den Türken innerhalb der russischen Grenzpfähle geliefert werden konnten. In dem Treffen bei Peltsat geben die Russen nicht, wie bei Karahassankiöi, eine Niederlage zu, sie gestehen nur, daß sie Peltsat schon verloren hatten, doch set dieser Punkt ihnen schließlich verblieben. Wenn wir nun auch annehmen wollten, daß die Meldungen OSman Pascha übertrieben wären, wenn er der Eroberung und Behauptung dreier russischer Redouten sich rühmt, so erscheint auch dann die Situation des jetzt unter dem Kommando dcS Fürsten von Rumänien stehenden russischen KorpS nicht in viel besserem Lichte. Die volle Wahrheit des russischen Bulle- SbE, --IWI wl-d. ,u ÜMM M, Es soll angeblich der Minister der Justiz, Herzog dient, bis diese Ihn als einen stillen Mann in die deutsche von Broglie, gewesen sein, welcher noch so viel Sinn für I Gefangenschaft hinaustrugen. Durch politische Prozesse! Kaiser Wilhelm brachte diesmal den Sedantaginden politischen Anstand besaß, daß er gegen die direkte Ver- kann wohl nach einem gelungenen Staatsstreich die Stimme Werkstätten des Mannes zu, der in der neueren Kriegs- folgung Gamöetta's wegen seiner Liller Banketrede Ein-Ides Volksgewiffens erstickt werden; so lange aber noch derIgeschichte durch seine Geschosse einen sehr hervorragenden spruch erhob. Man will Gambetta indessen auch nicht frei Entschluß zur bösen That von GewissenSskrupeln, Zweifeln "worb«,-Krupp in Essen. Fnsch und ausgehen lassen und so wird denn sein Organ, die „Re- des Gelingens und gegenseitigem Argwohn der Komplizen Essen an, nahm im Krupp'schen Gartenhaus» ' publique fran^aise", wegen der Veröffentlichung der Liller darniedergehalten wird, können politische Prozesse gegen die den Kaffee ein und wohnte um 9 Uhr dem Gottesdienst» Banketrede verfolgt und diese Verfolgung auf Gambetta Vertheidiger des bestehenden Rechts keinen Gewinn für die in der Pauluskirche bei. Um 10 Uhr begannen die Be- mit ausgedehnt. Man darf unterstellen, daß er angeklagt wider dasselbe Verschworenen ergeben. Revolutionen werden sichtigungen Zunächst wurde der große Tausend-Zentner- nicht mit Rosenwasser gemacht und, fügen wir hinzu — ^E^hammer, der einen glühenden Stahlblock bearbeitete, besichtigt, hierauf besuchte der Kai er die Werkstatt für ge- Ltaatsstreiche auch nicht. schmiedete Schiffsg.rippe, die Kanonenwerkstatt und die