Volltext Seite (XML)
v. ». v. s. s G. G. ». S6.3O s f». G. ö. S. ». K. s 'L. >W»»»W d ein , ver- SA. Uhr iterm lacht. jedem ! fein- flege- Zaffer Essig bei M und -Sicht, »eh. en zu ingen I«i«n, - und miedi » und «auf- I-, se 41 i jtLn, j, Lt.nv« ü adr fü, l,n . Taj;. UkrU vi,n-' ähr-ich >i Mici L5 Vf-, 1 M. b'» V' u. ri> vivüirl. 76 Pf. 29 -»hrgaug. Sonntag, den 16. Februar. awttLU b!« LoraiMag« n Uhl für nächste Nummn angenommen uni die g^raUene Zeil» oder Herm Raum mit >5 Pf. berechnet. 1878. Nom und Konstantinopel. Die Weltgeschichte hat wie auf Zauberschlag zwei Bühnen auf einmal geöffnet, nach denen sich jetzt die Augen der Menschheit richten. Fast gleichzeitig sind die beiden alten Hauptstädte des ehemaliger römischen Reiches, die eine am Tiberstrom, die andere am Bosporus, zu einer weltgeschichtlichen Bedeutung geworden und vielleicht geht von beiden zugleich eine neue große Phase der Geschichte dieses Jahrhunderts aus. Der Tod des Papstes Pius IX. war nichts mehr, was hätte überraschen können; aber was mit dem neuzuwählen- den Papst die Kurie für eine Stellung gegen Italien und Deutschland einnehmen wird, das versetzt die Welt in er klärliche Spannung. Die völlige Niederlage der Türken herrschaft, die in Konstantinopel ihren Sitz hat, bringt Niemanden mehr in Erstaunen; aber was aus dem Marsch der Ruffen nach Konstantinopel und aus dem Stelldichein, welches die Flotten der Seemächte sich im Bosporus geben wollen, noch des Weiteren sich entwickeln kann, das ist zur Zeit die andere große Frage in Europa. Niemals stand in die sem Jahrhundert unser Erdtheil dev Gefahr näher, wegen der in Rom und Konstantinopel sich abspielenden Ereignisse in eine allgemeine, entsetzensvolle Kriegskatastrophe gestürzt zu werden; und niemals auch, daß zwei so schwer aufge zogene Wetter durch einen günstigen Windstoß wieder ver jagt werden können und die elektrisch gespannte Luft ohne Donner und Blitz sich wieder reinigt. Sicher ist, daß die Schwere des einen Ereignisses die des anderen paralisirt und daß eins der Wetter allein ge fährlicher sein würde, als nun ihrer zwei, die sich mit der Summe ihrer wechselseitig sich kreuzenden Interessen gleich sam die Stirn bieten. Würde alle Welt nur die Aufmerk samkeit auf Rom richten, so begönnen sogleich auch müssige und dafür schon auf der Lauer liegende Staatsmänner ihre Jntriguen und Abenteueret ; würde Konstantinopel allein die Spannung der Geister erregen, so ginge sie wohl hier und auch da zu einer Thatenlust über, welche nolsos volsu8 die anderen Großstaaten mitreißen könnte. Dem ist nun nicht der Fall und das läßt hoffen, es werde der Ueberfall durch diese zwei großen Vorgänge mehr zur Ernüchterung, denn zur Erregung der Leidenschaften dienen. Im Augenblick, da der furchtbare Ernst von zwei Seiten herantritt und die Berechnungen unbestimmt macht, liegt es nahe, daß Jeder nur an seine nächsten und eigensten Interessen denkt und sich vorsichtig gegen die in der Lust fliegenden Granaten verhält. Unser Zeitalter ist zudem ein solches, in dem die Politik keine anderen Ideale hat, als wie der Einzelne; sie beschränken sich auf das egoistische Selbsttntereffe und Ausnützen des Augenblicks ohne Risiko. Es ist denn auch unverkennbar, daß die Beunruhigung wegen der Papstwahl ebenso schnell wieder an'S Verflüch tigen gelangt ist, wie die Spannung wegen des Ausganges des russischen Krieges, chdem er vor Konstantinopel einen Halt gemacht hat. Die Papstwahl wird wahrscheinlich in aller Ruhe und Ordnung als eine innere Angelegenheit der katholischen Kirche verlaufen und es wird sich gar nichts ändern, wer immer auch von den Kardinälen zum neuen Papst erkoren sein mag. Man wird, anstatt sich Ideen über kommende Möglichkeiten zu machen, allerseits mit nüchternem Sinn einem Eretgntß gegenüber sich verhalten, welches im Grunde ja an und für sich nichts zu ver schlimmern und in die Ordnung der weltlichen Staaten nicht ein,»greifen vermag. Ein Papst mehrt Wen könnte cS, hat er nicht Hintergedanken dabei, wohl beunruhigen, wer immer nun auch statt Pius IX. die Tiara tragen wird? Und um Hintergedanken zu haben, wie sie zum Beispiel vor einigen Monaten noch Frankreich verdächtigten, ist heute keine Zeit und keine Lust vorhanden. Wäce Pius lX. vor einem Vierteljahr gestorben, hätte daraus Schlimmeres entstehen können denn heute, wo Frankreich sichtlich um ein gutes Einvernehmen mit Deutschland buhlt. Was die überraschende That Rußlands, seinen Frieden der Türkei in Konstantinopel oder doch angesichts der in seine Hände überlieferten Hauptstadt der Sultane zu dik- tiren, betrifft, so wird wohl auch darüber die Angst sich bald legen und die Welt das zwar große, aber doch nicht unnatürliche Ereigniß mit mehr Nüchternheit als Vorurtheil auffassen. Die Freude, daß den falschen Engländern und ihrem Jntriguenspiel so Übel von den Ruffen mitgespielt worden, ist offenbar größer und berechtigter, als der Glaube, daß die Engländer nun in Konstantinopel Europa zu retten hätten. Die widerliche Komödie, welche England wieder einmal in diesem Kriege gespielt, kann Niemand von Ein sicht und ohne Voreingenommenheit erbaut haben und jedenfalls ist es natürlicher, daß Rußland als Sieger mit seinem türkischen Todfeinde sich gründlich auseinandersetzt, als daß für Englands Interessen in Europa sich die Geister er hitzen. Es wird die- denn wohl auch geschehe». Wäre Oesterreich dazu geneigt gewesen, f^r dl» perfiden Britten die Kastanien aus dem Feuer gu langen, so ist es heute, wie allemal bei Oesterreich, zu spät, und diesmal zu seinem Glück. Die Russen stehen heute in der Türkei so da, daß sie den Oesterreichern das Mobilmachen mit einem einzigen Flankenmarsche bitter verleiden würden und der englischen Flotte, wollte sie irgendwie kriegerische Gelüste zeigen, in der Mausefalle des Marmora-MeereS einen ausreichenden Denkzettel geben könnten. Wer anders aber sollte sich noch darüber erhitzen wollen, daß Rußland möglichst reinen Tisch da unten macht? Je mehr trotz und gegen England, um so bester; den» England ist ein heimtückischer Blutsauger der Nationen auf der ganzen Welt; Rußland gber, ohne daß man cs zu lieben braucht, wird nach dieser türkischen Sättigung sür Europa als nicht gefährlicher zu gelten haben, als bisher, da wir es uns doch auch vom Leibe zu halten wußten.' Vom Orient. Alte Liebe rostet auch beim Sultan nicht, denn di« Einfahrt dec englischen Schiffe in die Dardanellen ließ er ich, wenn auch unter Protest, gefallen, aber das Einrücken einer neuen Freunde und Allitrten in Konstantinopel geht ihm denn doch über den Spaß; deshalb verläßt er seine Residenz, schüttelt den Staub von den Füßen und wandert nach Asien aus. Die Intimität zwischen ihm und den Rusten kann also nicht groß sein. Nachrichten aus Kon stantinopel sagen nämlich: Der Zar zeigte dem Sultan direkt an, daß er genöthigt sei, Truppen in Konstantinopel einmarschiren zu lasten. Der Sultan bat den Zar davon abzustehen und wandte sich auch an den englinhen Bot schafter Layard, damit die Engländer auf die Einfahrt in die Dardanellen verzichten. Layard lehnte ab. Der Sultan that direkte Schritte in London, aber vergebens. Darauf zeigte der Sultan dem Zar an, daß er vor dem Einmarsch der Rusten Konstantinopel verlasten werde. — Der Ein marsch ver Ruffen wurde gestern (1b. Februar) erwartet. Die türkische Garnison wird sich mit den Ruffen in der Aufrechterhaltung der Ordnung theilen. — Im Serail wurden Vorbereitungen zur Abreise des Sultans nach Asien getroffen. — Jgnatteff ist am Freitag in Konstantinopel angekommen. Die türkischen Delegtrten wurden zur Fort setzung der Friedensverhandlungen nach Adrianopel einge- laden. Diese sollen am 16. Februar beginnen und bis 1. März beendet sein. Das Resultat dieser Friedensver handlungen wird dann von Rußland der Konferenz als »ir »ceompli vorgelegt. Wie bekannt, wird von russischen Blättern neuerdings hervorgehoben, daß Dentschland bei der Krisis im Orient für die Aufrechterhaltung des allgemeinen Friedens wirken werde. Die russischen Blätter fügen hinzu, die Rolle eines Schiedsrichter« käme Deutschland um so mehr zu, als es durch sein militärisches Uebergewicht und dadurch, daß eS an der orientalischen Frage nicht interessirt sei, die einzige Macht wäre, welche diese Rolle wirksam durchführen könne, , indem es sich gegen Denjenigen entschiede, der jetzt den ' ersten Kanonenschuß abgeben würde. Ebenso hoffen die österreichischen Blätter auf eine Vermittlung Deutsch anäs und so wird sich wohl Fürst BiSmarck genöthigt sehen, die Rolle des Versöhners auf sich zu nehmen. Wie man sich erinnert, hat der Reichskanzler schon im ver gangenen Jahr in einer anscheinend harmlosen Bier- siauderei den Mitgliedern des Reichstages gegenüber seine Orientpolitik gründlich abgesteät: So lange Rußland in der Veisolgung seiner Aufgabe zu Gunsten der orientalischen Christenheit die eigentliche Interessensphäre Oesterreich- Ungarns nicht beeinträchtigt oder gefährdet, so lange kann es auf die wohlwollendste freundschaftliche Neutralität des deutschen Reiches zählen. Aber Deutschland wird nie dulden, daß man die Existenzbedingungen Oester reichs an der unteren Donau untergräbt und in Frage stellt. Diese angeblich Oesterreich protegirende Rolle, welche Fürst Bismark sür sich in Anspruch nahm, wurde damals sogar in Wien ziemlich herb zurückgewiesen und die Wiener Politiker, die nur das Heute und das Morgen überschauten, erklärten stolz, solcher Be- schützuug leicht entratheu zu^tö«««. Heute werd« sie «her den tiefen Sinn und die Warnung für Rußland verstehen, vie beide in jenen anscheinend so leichthin ausgesprochenen Worten des deutschen Kanzlers lagen, und man wird in Wien froh sein, wenn Fürst Bismarck noch jetzt aufrecht erhält, was er damals gesprochen. Thut dies der Reichs kanzler, und wir haben alle Ursache, zu glauben, daß dies geschehen wird, so dürfte auch ein ernstes Wort Deutsch lands in St. Petersburg genügen, um jene Befürchtungen gegenstandslos zu machen, welche in Wien und P.-K jetzt die „patriotischen Beklemmungen" nicht von der Tages ordnung verschwinden lassen. Tagesschau. Freiberg, 16. Februar. Fürst Bismarck begab sich gestern Nachmitta g 4 Uhr in das Palais zu dem Kaiser, wo er bis gegen b Uhr ver blieb. Di« „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die bereits am Sonnabend ausgesprochene Auffassung, es werde eine weitere Komplikation der Lage nicht eintreten, die Lage vielmehr sich friedlich entwickeln, finde in ihr zukommenden Informationen ausdrückliche Bestätigung. Von Peters burg sei die Geltendmachung des deutschen Einflusses ver langt worden, derselbe könne nur ein friedlicher sein. Allen gegentheiligen Behauptungen zum Trotze sei das Ber hältniß der Dreikaiserhöfe nach wie vor em solches, welches nicht nur jede Trübung ihrer Beziehungen vollständig auS- schließe, sondern auch feste Bürgschaften für die Er haltung des allgemeinen Friedens dirte. Im Reichstage erheben sich viele Stimmen dafür, daß man in die Berathung des ReichshauShaltSetats nicht eher cintreten möchte, als bis die sämmtlichen Steuewor« lagen den Abgeordneten zugänglich find. Nun sind aber die Vorlagen über Erhöhung der Tabaksteuer und über die Einführung vou ReichSstempeladgaben erst vorgestern zur Vertheilung gelangt und es ist daher gar nicht unmöglich, daß die EtatSberathung in den »Schien Tagen noch nicht ihren Anfang nimmt. UebrigenS haben sich die Fraktionen des Reichstages schon mit dem R ichshaushaltsetat bt- schäftigt und die Dinge liegen jetzt so, daß man sich wohl sür die gleiche geschäftliche Behandlung, wie im vorigen Jahre, entscheiden und die hauptsächlichsten Etats, also Militär- und Marine-Verwaltung, Matrikular-Beiträge rc., der Budgetkommission überweisen und das Uebrige im Plenum berathen wird. Man zweifelt nicht daran, die Feststellung des Etats bis etwa zur dritten Märzwoche bt- endigen zu können, so daß also die rechtzeitige Publizirung vor dem 1. April zu erwarten sein würde. Die Frage, welche Stellung das deutsche Reich der Papstwahl gegenüber einzunehmen hat, bildet gegenwärtig ein Kapitel der öffentlichen Diskussion. Wir glauben, Fürst Bismarck hat sich darüber vor Jahr und Tag schon recht deutlich ausgesprochen, denn er äußerte am 9 Juni 1873 im Reichstage: „Wir werden uns jeder Einwir kung auf die Papstwahl enthalten und sie gar nicht