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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187802214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18780221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18780221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-02
- Tag 1878-02-21
-
Monat
1878-02
-
Jahr
1878
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.02.1878
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wie die« ». v. bei Bauausführern der Fall sei. Alle- Reden half jedoch nicht«, die Arbeitgeber haben die be- fchwerltch» Aontrolpflicht auszuüben. Hinsichtlich der Steuer- hdtterztthung beantragte Abg. Freitag, daß hier eventuell Gefängnißstrafe oder Entziehung der bürgerlichen Ehren rechte eintreten solle, da die falsche Angabe de« steuer pflichtigen Einkommens immerhin ein offener Betrug sei. Gegenüber diesem Anträge, welcher von der Kammer schließlich abgelehnt wurde, bemerkte Abg. Günther, daß eS Anträge gäbe, die am besten nicht gestellt werden sollten. Man könne, wie sich daS bei dem vom Herrn Freitag ge stellten sagen lasse, vom Prinzip der Billigkeit nicht gegen sie stimmen, könne aber auch nicht wünschen, daß sie ange nommen würden. Bon anderer Seite wurde ausglführt, daß e« sehr verfänglich sei, den Geist der Kriminalität zu zitiren. — Heute wird die Kammer in die Berathung über daS Gesetz bezüglich der direkten Steuern rc. eintreten. Lokales und Sächsisches. Freiberg, 20. Februar. — Rach einer Bekanntmachung der hiesigen königl. Amtt- hauplmannschasl wird bis auf Weitere« der von Krummhenners dorf nach Wolfsgrün führende Kommunilationsweg für den Fähr verkehr gelperrt. — Die königl. Kirchen-Inspektion bringt den Kirchenvorständen in Freiberg und Branv zur kenntnitz, daß die zur Legitimation der Mitglieder eines Kirchenvorstandcs nach Außen zu erlaßende Bekanntmachung sich nicht auf Nennung der Familiennamen zu beschränken, sondern auf dm vollständigen Namen und Angabe des Standes zu erstrecken hat. — Der gestern Abend im Debus'schen Saale stattgcfundcnc Familimabend der „Liedertafel" war dem Andenken deS am 5. März v. I. in Dresden verstorbenen um den deutschen Männer- gesang so hochverdienten Musikdirektor Julius Otto gewidmet. Es gelangten deshalb nur Kompositionen von Otto zur Aufführung. Den ersten Theil füllte die herrliche, immer von Neuem fesselnde Komposition „Im Walde" aus, worauf der Vorsteher, Herr Jung nickel, in längerer Rede des verstorbenen, allgemein beliebten, von allen deutschen Sängern hochgeehrten Komponisten gedachte, der trotz mannichsachm Leides (4 Gattinnen und seine sämmt- lichcn 10 Kinder gingen ihm im Lode voraus) nicht die Heiter keit und den Frieden deS Gemülhs verlor, wie seine zahlreichen Schöpfungen beweisen. Der Redner schilderte dann in beredter Weise dm Segen deS Gesanges, der tröstend im Leid, begeisternd zu hohen männlichen Thaten allzeit unseres Volkes treuer Genosse, vor Allem aber auch, weil das Gemülh veredelnd, von hoher er ¬ zieherischer Wichtigkeit sei und wie Männer, die gleich Otto eine so fruchtbringende Muse entwickelt, auf den Dank ihres Volkes, Vornehmlich aber der Sänger, denen die herrlichen Schöpfungen manche erhebende, unvergeßliche Stunde bereitet, Anspruch haben. Die Sänger nun wollen ihrem Otto, wie sie vor wenigen Jahren dessen Sohn, dem zu srüh verstorbenen, hoffnungsvollen Dichter I. Otto in Pirna einen Denkstein setzten, zum Zeichen ihres Dankes in unserer Residenz, dem Ort seines langen verdienst vollen Wirkens, ein Denkmal errichten. Mit dem Ersuchen an die Sänger, dem guten Zweck willig ein Scherflein zu widmen, und dem Wunsche, „die deutschen Sänger, das deutsche Volk mög sich immer am Gesänge und vor allem an dm herrlichen Kom positionen eines Ottos erbauen", schloß der Redner seine beifällig aufgmommene Ansprache. Sechs von Otto komponirte Lieder, bei denen vier, zu welchen Otto juu. die Dichtung geschaffen, bildeten den zweiten Theil des Programms. Die zum Besten des Denk mals veranstaltete Kollekte brachte einen Ertrag von ca. 42 Mk ein. Die Mitglieder der Lirdertasel aber werden den Leitern des Vertins für Berritung eines so genußreichen Abends gewiß dankbar sein. „Ehre Denen, welche ihre großen Lodten ehren." — Nächsten Montag findet daS dritte Abonnement-Konzert der hiesigen vereinigten Kapellen statt. In demselben wird eine jugendliche, erst 14 Jahre alte Künstlerin sich aus der Doppel pedalharfe hören laßen: Fräulein Frida Mannsfeld aus Dresden, die bisher nur in den Konzerten ihre? Vaters, des Herm Kapellmeister Mannsseld, mitwirkte und beim Dresdner Publikum sich außerordentlicher Beliebtheit erfreut. — Gestern Abend ^7 Uhr versammelte sich an der Westseite des Obermarktes viel Publikum. Ein böswilliger Mensch hatte in die schönen Laden-Spiegelscheiben des Herm Glasermeister Lreuth mittelst eines Diamant geschnitten und verursachte die Festnahme eine- dieser Lhat dringend verdächtigen Glasergesellen Len Mcnschmauslaus. Der Arrestal leugnet nun zwar das Ver gehen, doch wird es nicht schwer fallen, ihn dessen bald zu über- führm. Der Werth der Glasscheiben beläuft sich auf ca. 500 Mk. Heute Morgen erst hat man vor dem Hause den Diamant, den der Lhäter nach den Schnitten sofort weggcworfen haben muß, aufgefunden. — Einspruchsverhandlungen Freitag den 22. Febmar Vor mittags 9 Uhr in der Untersuchung wider Karl Oswald Lösfler in FreibergSdorf und Genoßen wegen Widerstands u. s. w; Vor mittags ^10 Uhr in der Untersuchung wider Gotthelf Paul Beckert, z. Z. in Seidau, wegen Diebstahls; H10 Uhr in der Untersuchung wider Fürchtegott Alwin Freudenberg in Freiberg wegen Körperverletzung; Vormittags 10 Uhr in der Untersuchung wider Karl Heinrich Schlieder in Neuhausen wegen Hausfriedens bruchs und ruhestörenden Lärmes. — Laut dem ersten Verzeichniß der bei dem Reichstage ein- gegangenen Petittonen wünschen aus dem Königreich Sachsender Vorstand des sächsischen Gemeindetages eine Abänderung der Be stimmungen der Gewerbeordnung über Ertheilung der Schank konzessionen, eine größere Anzahl Petenten aus Buchholz, Burkartshain, Grüna, Reichenbach bei Waldheim, Alberodt, Steinbach, Pulsnitz, Braunsdorf, Annaberg, Wolkenstein, Jöhstadt, Zschorna rc. die Nichtanwendung deS ß 3 deS Apothekergesetzes aus homöopathische Arzneien und dergleichen Hausapotheken, der Invalide Schmidt zu Schönefeld bei Leipzig Erhöhung seiner Pension, Robert Pitschel in Leipzig Berücksichtigung seiner angeb lichen Forderung auS seinem Vertragsverhältniß bei dem ReichS- oberhandelsgerlchte Leipzig aus rückständiges Gehalt und Pension, der Allgemeine Handwerkerverein zu Dresden die Abänderung der Gewerbeordnung, Paul Liebe in Dresden eine authentische Er- lärung LeS Gesetzes wegen Erhebung der Braufteuer vom 31. Mai 1872, der Gewerbeverein in Riesa die Abänderung er Gewerbeordnung, die Vereine der Glacühandschuhmacher in Wickau und Dresden dm Erlaß von Rormattvbefttmmungen hinsichtlich der Beschäftigung der Strafgefangmen, Schuhmacher, Müller und Genoßen in Döbeln die anderweite Regelung der Beschäftigung der Sträflinge in dm Gefangenenanstalten, der Gewerbeverein in Meißen die Ablehnung der LabakSsteuervorlage — Bei der Chaufföe- und Brückcngeldverwaltung find er nannt worden: Karl Heinrich Wächtler, seither Chauff^egeldein- nehmer in GroßhartmannSLors, als solcher zu Brand; der pen- fionirte Steuerausseher Karl Robert Rosenlöcher, als Chauffsegeld- rinnehmer in Großhartmannsdorf. — Der »-deutliche Prosessor Or. mvö. Tohnbeim iu BreSlau ist ,vm o> deutlichen Prosefloc der allgemeinen Pathologie und der patho- logisten Anatomie sowie zum D rettor de» pathologisch-anatomischen Institut« bei der Universität Leipzig ernannt worden. — Dem Obereinnehmer bei der Stadlfteuer-Eiunahm« zu Drei- den, Adolf Zimmermann, wurde da« Bertienstkreuz verliehen. * Frauenstein, am 19. Februar. Gestern früh 3 Uhr brach in der Scheune des Gutsbesitzers August Göhler in Hart mannsdorf bei Frauenstein Feuer aus, welches jedoch glücklicher Weise durch einige vom Balle zurückkehrenc e Personen bemerkt und gelöscht wurde. Die vorgenommene Untersuchung hat ergeben, daß die Bewohner des HauseS die Asche auf Anordnung deS Besitzers in der Scheune aufbewahrt haben, weil eine Aschengrube nicht vorhanden ist. Von dem entstandenen Feuer ist die zirka 2) Meter lange Tennewand ungesähr 1 '/z Meter hoch durchge- brann«, sowie auch eine Partie Holz in einer Stärke von 6 bis 8 cm. Als ganz besonderer Glücksumstand ist es zu bezeichnen, daß ter Bcsitzcr deS Gutes erst kürzlich das direkt über Lem Feuerhcerd gelegene Stroh verkauft hat. ES würde, wenn eS noch vorhanden gewesen wäre, der Flamme eine solche Nahrung gegeben haben, daß nicht bloS das betreffende Gut, sondern viel leicht auch die umliegenden Wirihschastm ein Raub der Flammen geworden wären. — Nach raschem, aber siegreichem Kampfe des Frühlings mit dem Winter hat Ersterer (ob bleibend ist kaum anzunehmen) feinen Einzug bei uns gehalten. Seit vergangenem Sonntage ist die Schlittenbahn gänzlich beseitigt und eS haben sich seit dieser Zeit auch die ersten Frühlingsboten, die Staare, bei unS eingestellt. Wenn die lustigen Sänger nur nicht von wiederkehrender Kälte werden nächstens zu leiden haben. H Frankenstein, 19. Februar. Der fortwährende Wechsel zwischen Schnee und Regen, Frost und Thauwetter, welchen der gegenwärtige Winter bisher gebracht, hak natürlich, wie au anderen Verkehrsstellen, so auch hier den Verkehr sehr erschwert der übrigens in erfreulicher Zunahme begriffen ist. Wesentlich trägt dazu bei der lebhafte Vertrieb von Kohlen, Futter- und künstlichen Düngemitteln aller Art. Auch komint dazu der starke Be zug und Versandt der Teichmann'ichen Fabrik zu Wingendorf an Rohmaterial und Fabrikaten, das Ausladen der Getreidesäcke, welche zur Meyer'schen Kunstmühle in Oberschöna wandern, sowie die Gersten- und voluminösen Hopsensäcke, welche den soliden Rus der „guten Quelle" daselbst aufrecht erhalten. Erheblich ist auch der Versandt an landwirthschchtlichen Erzeugnissen aller Art, welche aus den umliegenden Ortschaslen kommen, woran auch der, mit diesem Gewerbe verwandte, lebhafte Wols'schc Viehhandel seinen Antheil nimmt. Der Landwirthichaft machen sich bereits die Vor boten der Frühjahrsbestellung bemerklich; den Krasl'schen Kalkülen zu Memmendorf und Frankenstein entsteigen mächtige Rauchwolken und der dort bereitete, von den Landwirthen im "weiten Umkreise längst erprobte und als gut befundene Kalk wird, wie immer, so auch in diesem Jahre reichen Absatz finden. — Vor Kurzem brach ein ansehnlicher Theil vom Wohn- und Wirtschaftsgebäude deS Rittergutes Wegefarth bis auf das Stallgewölbe nieder; hoch aufgeschüttete Getreidcmaffen mochten dem alten Gebäude zu schwer geworden und deshalb der Zusammenbruch desselben erfolgt sein. In Unterhainsdorf bei Reichenbach gab der Bauer Hart mann seinem erwachsenen Sohne, der sich in Reichenbach nach seiner Meinung etwas zu lange verweilt hatte, bei der Heimkehr mehrere Ohrfeigen. Der Sohn, erzürnt darüber, geht auf den Dachboden und erhängt sich, sein Vater findet ihn kurze Zeit nach der That, schneidet ihn loS und bringt ihn wieder ins Leben. Die weitere traurige Folge aber war, daß der dem Leben wieder- gegebene Sohn wahnfinnig wurde und der Irrenanstalt übergeben werden mutz. In Bernstadt beging am 14. d. Herr Amtsrichter Thomas das fünsundzwanzigjährige Jubiläum seiner Amtsführung als Vorstand der dortigen königlichen Gerichtsbehörde. Obst- und Gartenbau-Verein. (Generalversammlung vom 16. Febr.) (Schluß). Zuletzt sprach Herr Kantor Käubler in Kleinwaltersdorf über den Obstbau. Er bedauerte, datz man in landwirth- schafilichcn Vereinen den Obst- und Gemüsebau zu nebensächlich behandele, was theilS dem Mangel an Kenntnißen, die der rationelle Betrieb der Obstkultur erheischt, theilS alten eingewur zelte» Gewohnheiten und Vorurtheilen zuzuschreiben sei. Nament lich verstehe man in guten Obstjahren den Segen deS Himmels nicht gehörig zu verwerthcn und ebenso fehle cs an der richtigen Behandlung und Pflege der Obstbäumc. Schon dem Kinde tollte der Sinn für Obstbaumzucht cingepflanzt werden. In dieser Beziehung wäre eS sehr erwünscht, wenn in den Volksschulen die Obstbaumzucht zum stehenden Unterrichtsgegenstande erhoben würde. Uebergehend zu einer Widerlegung alt eingewurzelter Voruriheile bemerkt der Vortragende: „Ich bin zu alt dazu und kann keine Früchte mehr von jungen Anpflanzungen ernten!" So denken nicht nur Viele, sondern sprechen es auch auS. —Lieber Freund! Wenn dein Vater oder dein Großvater nicht die paar Bäume in deinen Garten und um deine Wohnung gepflanzt hätte, so würdest du dich nicht laben können an dem Genüße eines guten Apfels, einer süßen Birne, einer wohlschmeckenden Kirsche! Ahme doch hierin deinen Voreltern nach, aber nicht in solch mangelhafter, sondern in ausgedehnterer Weise, und bedenke, daß du es sür deine Kin der und Enkel thust, die dankend dich dasür, wenn du auch schon lange heimgegangen bist, noch segnen werden! — Häufig hört man auch von dem Landwirlhe Las Wort: „zur Pflege des Obst baues habe ich keine Zeit!" Ja, eS ist wohl nicht zu verkennen, daß die Agrikultur in unserm gehobenen Zeitalter die meiste Zeit de« Landwirthe raubt, doch weiß wohl ei« Jeder, datz dir Pflege der Obstbaumzucht wenlg Zeit in Anspruch nimmt ynd nur we- nige Stunden erfordert. Daß eine weitergehend« Anpflanzung nach vieler Leute Ansicht zu viel Geld kostet, dies kann nicht zugegen werden, wett jeder Garten- und WirthschastSbefitzer ein« kleine mit fast gar keinen Geidkosten und mit sehr weniger Mühe ver bundene Baumschule sich anlezru kann. DaS kleine Lerrai» zu einer solchen bringt ihm hundertmal mehr Rutzen, als da» GraS oder die sonst daraus wuchernden Nesseln und Disteln. Und, wenn gar di« oft vorkommenden Näschereien und der schädigend« Obstdirbstahl den Landwirth von Anpflanzungen abhält, so muh er erwägen, daß solche Sündm am meisten nur da Vorkommen, wo wenig Obst erbaut und dadurch der Lüsternheit erst recht Vorschub geleistet wird. Wenn er die Hand in den Schooß legt, weil in reichen Jahrgängen das Obst bedeutend an Werth ver liert, so könnt« er in gutrn Obstjahren dennoch großen Gewinn auS seinen Früchten heranSschlagen, wenn er sich mit der Berei tung deS ObstsyruvS, Obstweins, Obstesfig» bekannt machen und befaßen wollte. Welchen großen Gewinn die Rheingegend nur allein aus den Pflaumen zieht und welche große Summen dafür auS unserem gesegneten Sachsenlande auSgeführt werden, beweist deutlich der riesige Import. DaS alte Boruriheft vieler Leute: „das Anpflanzen in erweiterter Weise macht unsern Gärten nur Schaden", ist hie und da sehr tief eingewurzelt, und man ver- j säumt es deshalb nicht, die Axt selbst den besten Fruchtbäumen an die Wurzel zu legen! Freund, der du diesem Vorurtheftr noch huldigst, bedenke, daß eine geordnete und wohlgepflegte Baum anlage in hochliegenden Gärten und Anhöhen nur den GraSwuchS fördert, und daß ein guter Fruchtbaum, der 3 bis 4 Scheffel deS herrlichsten ObsteS dir bringt, mehr werth ist, als 2 Centn» Heu, deS Brennmaterials noch gar nicht zu gedenken, welches seine dürr gewordenen Aeste oft in großer Maße dir liefern! ES ist gewiß eine herrliche Aufgabe der vorgeschrittenen Zeit: der Obstkultur unsere ganze Ausmerlsamkcit zuzuwenden und die Wichtigkeit dieses ZweigeS ganz besonders in Erwägung zu ziehen. Die Geschichte hat unS hierin ein tresflichcS Vorbild in dem unvergeßlichen „Vater August" ausbewahrt, der im Jahre 1620 selbst ein Büchelchen über Obst baumpflege und Obstkultur schrieb und herausgab; der überall Obstkerne sammelte und sie reichlichst zur Aussaat verschenke, der ; keine Mühe scheute, um die Kunst des Veredelns zu verbreiten, s In unserem Jahrhunderte zeichnete sich hierin zuerst die Lausitz ! aus, wo im Jahre 1834 recht segensbringende Vereine inS Leben ! gerusen wurden, und besonders auch einzelne Geistliche daselbst t um Lie Obstkultur sich verdient machten. Zur Förderung des ' hochwichtigen Zwecks geht uns Allen unsere Staatsverwaltung mit ' einem guten Beispiele voran. Während vor 50 und 60 Jahren , die sahrbaren Straßen an beiden Seiten mit Vogelbeerbäumen, Pappeln und andern unfruchtbaren Bäumen bepflanzt waren, er blickt man jetzt auf königl. Chausseen nur Fruchtbäume, die eine beträchtliche Summe für den Unterhalt der StaatSwege fast in jedem Jahre abwerfen. In unserem Vaterlande sind es bloS ein zelne Gegenden, die sich bemühen, die Obstkultur zu fördern. ES ist dies besonders das gesegnete Elbthal von Pirna bis Meißen, ferner die Umgegend Leipzigs und treffliche Anpflanzungen in der Lausitz; auch große Gärten in Dresden und Zittau kann man als Hauplsitze des vaterländischen Obstbaues ansrhen. Durch , die Obstbaumzucht und Obstkultur nur allein können aber ganze s Gemeinden sich zum Wohlstände erheben, kann dies zwar nicht gleich geschehen, sondern nach und nach, so möchte doch jetzt schon in unserem Bezirke ein Anfang damit gemacht werden. — Jede Stadt, jedes Dorf klagt gar sehr über die von Jahr zu Jahr sich steigernden Bedürfnisse; Anlagen über Anlagen müßen in verdoppelter Weise aufgebracht werden, um dem Zeitgeiste mit seine» enormen Ansprüchen zu genügen. U.id hierin wird wohl auch die Zulunst nicht viel ändern; die Beitragspflichtigen find eben, genöthigt, die drückenden Lasten so lange zu tragen, bis die Sonne ' wieder eine glücklichere Aera bescheint. Eine bessere Zeit kann - aber recht wohl die Obstkultur herbeiführen, welche nicht nur die k Säckel Einzelner, sondern auch ganzer Gemeinden zu füllen ver- b mag, und welche einen besonderen Wohlstand herbcizusühren recht D wohl geeignet ist. Halten wir in den Ortschaslen unseres Kreise- tz einmal Rundschau, so finden wir in den meisten ost sehr ansehn-I licheit Dorsfluren keine oder äußerst wenig Obftbäume. Meis! tz mit erlenem Gesträuche oder anderem wilden Gestrüppe, welcher I - von Zeit zu Zeit abgehauen — den Gemeinden uur «mal kargen Ertrag gewährt, find schöne und lange Dorsfluren de- 8 wachsen. Wenn vor 15 oder 25 Jahren schon diese wilde» I Sträucher aus den beträchtlichen Gemeindefluren ausgerodet und H dasür Ler Lage und dem Boden angepaßt nur Obstbäume schock- ß weise angepflanzt worden wären; ich sage, wenn eine ganze Dors flur von oben bis unten hinaus vor 20 Jahren schon auf dich 8 Weise kultivirt worden wäre, welche Zierde, welcher Schmuck würde H diese Obstplantage in solch ausgedehnter Weise sür eine Gemeind« jetzt sein's Wie lieblich wäre ein solcher Ort in der Blüte zeit anzuschauen? Welch ein Leben würde sich da entwickeln, wo»? die Obstpächter in großen Maßen die gewürzhaften Frücht« K des Ortes entlang zum Weitertransport« aushäufen? — Wahr-8 hastig ein solcher Ort müßte schon dem Ansehen nach einem Pa radiese gleichen, der Einnahmequelle noch nicht zu gedenken, die bei der Pflege der Obstbaumkultur für eine solche Gemeinde nie ver- L siegt, sondern immerfort fließt! Sei es Stadt oder Dorf, seiaß eS Vereinzelte oder Mehrere: ein solches Paradies, ein solch 8 „trautes Heim" herzuftellen, liegt durchaus nicht in dem Bereich« ? der Unmöglichkeit, und unsere Kinder und Enkel würden uns d«- sür segnen! Das wahre Wort: „Hast einen Raum, Pflanz' eine« Baum; Und pflege sein, Er bringt Dir's ein!" — begeistere nicht nur den Einzelnen, sondern auch ganze Gemein den durch ihre Vertreter zum frohen Angriffe dieses segenbringe» den Werkes, dessen Förderung zugleich ein Hebel der wachsend«« Bildung genannt werden muß, wodurch nicht nur eine lehrreich« und nützliche Beschäftigung geboten, sondern auch so manche M Gewohnheit sich verabschieden wird. Gesetzt — eine Gemeinde besäße 30 Acker Bvden der Does flur entlang, die sie mit Obftbäumen besetzen wollte. Aus eftS^ Scheffel Land pflanzt man in der Regel 120 Bäume, w«EL entweder Aepfel, Birnen und Kirschen tragen, oder 240 Pflaum»« bäume. Wegen des GraswuchscS will ich jedoch von den er^ drei Arten nur 100 und von den Pflaumenbäumen nur IW
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