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" 80. Jahr,««,. "" Demasta«, dm 18. Wil. 1878 Unabhängig- Gebiets von gegen einen GebietStheil das Vilajet Vin. Die Uebernahme dieser Garantie giebt den Großmächten — auch Rußland — das Recht der Kontrole und Protektion über alle christlichen Provinzen und zwar: Der Briefwechsel zwischen dem deutsche« Kaiser und »m Papst ist noch nicht abgeschlossen, auf welchen Um land es zurückzuführen sein wird, daß der bisherige Brief- vechsel noch nicht in authentischer Form publizirt ist. Wie lalienische Blätter behaupten, wird auf die Antwort des Kaisers ein neues Schreiben des Papstes erfolgen. Der Kaiser soll ausdrücklich die Unterwerfung der Katholiken unter die Maigesetze zum Mindesten im Prinzip ver langt haben — Mrst Bismarck bleibt zunächst in Berlin und zwar voraussichtlich mindestens bis zum Schluß der Reichstagssession; hauptsächlich wohl wegen der Fragen der auswärtigen Politik. Eine regere Theilnahme des Reichs kanzlers an den Reichstags-Debatten wird für die Bera- thung der Gewerbeordnungs-Novelle erwartet, eine Ange legenheit, welcher, wie man weiß, der Fürst besonderes Interesse zugewendet hat; waren doch auf seine Anordnung im Spätherbst v. I. frühere Vorarbeiten sistirt und in geänderter Richtung später ausgenommen worden. — Der Reichtagsabgeordnete Holthof hat folgende Interpellation angemeldet: In der dem deutschen Reichstage unter Nr. 13 der Drucksachen zu Kenntniß gebrachten Denkschrift des kaiserlichen Gesundheitsamtes ist die Mittheilung enthalten, daß dem Herrn Reichskanzler ein Antrag auf Veranstal tung einer eingehenden Ermittlung über die Verun reinigung der Flußläufe durch Kanaljauche und Jn- dustrieabfälle, weiterhin über die Einwirkung dieser Fluß- damit anerkannt, daß die Gesetzgebung über diese Angele genheit der Kompetenz des Reiches unterstehe. Angesichts dessen richtet der Unterzeichnete an den Herrn Reichs kanzler die Frage: 1) Ist ihm bekannt, daß in Preußen die Angelegenheit der Fiußverunreinigung als vollkommen entschieden angesehen und diese Entscheidung zur Grundlage administrativer Verbote und Zwangsverfahren gemacht Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1b Pfennige. Theil der Kriegsentschädigung annektiren; der von Alexandropol bis Bajazid, Kars und Erzerum eingerechnet (Provinz Armenien) darf nicht an Rußland fallen. VI. Der übrige Theil der Kriegsentschädigung wird nicht durch Gebiets-Abtretung gezahlt, sondern durch eine Summe ottomanischer Fonds, deren Zinsen und Amorti- sirungcn von den Signatar-Mächten garantirt werden. VII. Sämmtliche innere und äußere, altr und neue Schulden der Türkei werden in ein einziges Staatspapier konsolidirt, bei welcher Operation der Emissions-Kours jeder Anleihe in Betracht gezogen werden soll. Die Zahlung der auf zirka 3 Prozent zu normirenden Zinsen wird durch die Einnahmen des Staatsschatzes gesichert und übernehmen die Signatar - Mächte hierfür die Garantie. wird der Pforte wie bisher zugeführt. Die keit Serbiens wird nicht anerkannt. V. Rußland kann den Theil türkischen Batum an bis Alexandropol im Austausch wird? 2) Welche Schritte gedenkt er gegen diese-, der Kompetenz der Reichsregierung präjudizirlichr Verhalten zu thun? Wie wenig wirksam bisher das Verbot der Rinder einsuhr auS Rußland geblieben ist, beweist der Umstand, daß die Einfuhr von Groß-Vieh aus Rußland nach Preußen ftätig gewachsen ist. Da diese Einfuhr auf un gesetzlichem Wege die Grenzen passtrt, ist'selbstverständlich in der Statistik eine Einfuhr auS Rußland nicht zu finden. Jndeß können wir uns hierüber aus russischen Quellen leicht unterrichten. Im Jahre 1874 betrug der Antheil Preußen- an der russischen ViehauSfuhc 10,6 pEt. (3549 Stück) d«S gesammten russischen Viehexportes; im Jahre 1875 gingen bereit- 13,7 pEt. (4038 Siück); im Jahre 1876 sogat 17,8 pCt. (7231 Stück) nach Preußen. Aus diesen Zahlen läßt sich zugleich entnehmen, wie gefährlich die russische Viehzucht der deutschen Landwirthschaft webden könnte, wenn die Grenzen der Einfuhr offen ständen. Seitdem man in Oesterreich die abfälligen Aeußerungen, welche Graf Derby in der Adreßdebatte des englischen Ober hauses über Oesterreich gethan, in vollem Wortlaute kennt, ' ist in maßgebenden militärischen Kreisen eine solche Ver- i stimmung gegen England zum Durchbruche gelangt, daß , die Chancen eines Anschlusses Oesterreichs an die englische Politik dadurch nichts weniger als gestiegen find. Auch auf dem Ballplatze, schreibt ein Wiener Korrespondent, ist zwischen England und Rußland stattfinden. Fürst Bismarck oll in London und in Wien drei Bedingungen aufgestellt jaben, ehe er sich dazu herbeilafle, Rußland zu überreden, einem Kongresse die Entscheidung zu überlassen über die Territorialveränderung, welche der Vertrag von San Ste fano ausspricht. Diese Bedingungen seien: 1) Rückgabe Bessarabien- an Rußland gegen die Dobrudscha; 2) Aus dehnung Rußlands in Asien bis einschließlich Erzerum; 3) die Kriegsentschädigung ist undtskutirbar, weil dieselbe lediglich eine türkisch-russische Angelegenheit ist. Wenn das Berliner Kabinet jetzt nun, wie oben gezeigt, andeuten läßt, daß es schließlich die Flinte ins Korn werfen werde, um den Engländern die Gelegenheit zu lassen, ihre Forderungen allein und durch den Krieg mit Rußland durchsetzen zu können, dann muß die Verständigung zwischen Oesterreich und Rußland wohl soweit gediehen sein, daß sich die günstigsten Aussichten bieten. Ferner gewinnt es den An schein, als ob Oesterreich-Ungarn auf dem besten Wege ist, durch kluge Separatverständigungen sich ein derartiges han delspolitisches Uebergewlcht im Orient zu sichern, daß Eng lands bisherige Präponderanz stark ins Gedränge geräth. Diese österreichischen Vortheile machen das britische Kabinet natürlich noch rabiater. Außer dem politischen und wirth- schaftlichen Einfluß Rußlands jetzt auch noch die handels politische Konkurrenz Oesterreichs im Orient stark fürchten zu müssen, geht dem Kabinet von St. Jame- zu arg gegen die Richtung, und da es bei den jetzigen Verhältnissen mit besseren Chancen gegen Rußland austreten kann als gegen Oesterreich, so ist es erklärlich, daß Rußland jetzt auch noch den britischen Zorn zu ertragen hat über jeden Zoll Vor- theil, den Oesterreich-Ungarn im Orient erringt. Es ist somit verständlich, daß England jetzt in der Thät wegen seiner Interessen glaubt, die kriegerische Politik zu be treiben, wenn es nicht im Orient gegen früher allzustark ins Hintertreffen geschoben werden soll und wenn es die Hoffnung behalten will, soviel von dem russischen Beutc- antheil zu gewinnen, daß es der drohenden österreich ungarischen Konkurrenz im Handel und in der Politik des Orients die Wage halten kann. Und so will trotz aller l christlichen Bestrebungen die heilige Dreifaltigkeit bei der : türkischen Erbtheilung durchaus keinen Boden gewinnen. UN- TLgMkü. 'M ff Erscheint jeden Wochentag Abcnds 6 Uhr für den H ff andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2d Pf., ff zweimonatlich 1 M. 50 Pf. n.einmonatl. 75Pf. Tagesschau. Freiberg, 17. April. Die Kou-retzfrage will nicht vom Flecke. Selbst die vorsichtige „Nordd. Allg. Ztg." gebraucht den überaus starken Ausdruck, „das Mißtrauen ist noch nicht beseitigt, welche- besonders zwischen England und Rußland eine für die Rathschläge der Vernunft anscheinend unüberwind liche Schranke bildet." Ein anderes hochoffiziöseS Organ sagt: „die Arbeit des ehrlichen Maklers sei keine leichte; seine Vermittlung werde allseitig gebilligt, finde jedoch nicht jenes Entgegenkommen, auf dessen Grund eine erfolgreiche Vermittlung allein möglich. Fürst Bismarck allein kann nicht die goldene Brücke bauen, welche Rußland aus dem Hauptquartier von San Stefano in den Konferenzsaal führt. England hat echt kaufmännisch sehr viel ge fordert, um viel oder einiges zu erlangen ; allenfalls muß England seinen Vorschlag präziser formuliren oder eine Konferenz ermöglichen, sonst erübrige nur noch ein Appell an die ultim» ratio." Demnach wäre also England wiederum derjenige Faktor, welcher eine Verständigung er schwert und die deutsche Arbeit zum Scheitern zu bringen droht. Es soll nämlich, wie das Bureau Hirsch meldet, folgende Gegenvorschläge dem Vertrage von San Stefano zur Seite stellen: I. Einschränkung der westlichen und südlichen Grenzen Bulgariens in der Weise, daß die westliche Grenz-Linie ge bildet wird durch die Bergkette des Depote-Dagh (von Dubnitza bis Pascha-Makli); die südliche Grenze soll durch eine Linie gebildet werden, welche von Pascha-Makli über Mustapha-Pascha und Köprüssi bis nach Sebolou, an der Küste des schwarzen Meeres, geht. Durch diese Modifiziruug würden Mazedonien, die Westseite der Provinz Saloniki, der Küstenstrich am ägäischen Meere und der größte Theil des Vilajets Adrianopel von Neu-Bulgarien ausge schlossen sein. II. Die Gebietsvergrößerung Montenegro's geschieht ohne Einbeziehung der Küste und ohne Hafen am adria tischen Meer. III. Serbien wird eine Grenzberichtigung zugestanden und zwar auf Basis der englischen Mediationsvorschläge nach dem zweiten serbischen Aufstande. IV. Politische Aenderungen werden zwischen Serbien und der Pforte nicht zugegeben. Der jährliche Tribut Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg na- Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Brau« in Freiberz Ur. irsil man ungeheuer indignirt, und es thut nichts zur Sache, >aß man dagegen einwendet, Derby sei ja heute nicht mehr Minister, könne also nicht mehr als das Sprachrohr der englischen Regierung angesehen werden. Genug, daß er vier Jahre lang Minister war. Die Entrüstung Über einen Ausfall wird fast noch durch das Erstaunen darüber iberboten, daß ein Mann, der fo lange die auswärtige Politik Großbritanniens leitete, sich über die inneren Ver hältnisse Oesterreichs so wenig unterrichtet zeigt. Wenn das die Staatsmänner Englands sind, dann hat man in Wien zu der ganzen Politik, die in London getrieben wird, 'ein Vertrauen und keine Zuversicht Wie soll man auch nicht über die Behauptung lächeln, daß in einem eventuellen Kriege Oesterreichs gegen Rußland die Armee den Gehorsam verweigern würde? Wenn wir über Alles so beruhigt wären, wie in diesem Punkt, dann könnten wir es getrost auf einen Krieg ankommen lassen. Weder in dem Kriege von 1859, noch in jenem von 1866 sind die Niederlagen durch Mangel an Disziplin im Heere verschuldet worden, sondern der Schuh drückte uns ganz anderswo. An der mangelhaften Füh rung auf der einen und an der besonders 1866 un vergleichlich besseren Strati gie und Taktik auf der anderen Sette lag es vor Allem. Auch in dem letzten türkisch russischen Kriege ist es nicht vorgekommen, daß polnische Regimenter (und es waren ihrer in der russischen OperationS- armee) den Gehorsam versagt hätten. Andererseits hat der Umstand, daß die französische Armeenicht aus verschiedenen Nationalitäten sich rekrutirt, die Kapitulationen von Metz und Sedan nicht hintangehalten. Darin geben wir Derby Recht, daß die Deutsch-Oesterreicher den Frieden wollen, aber wenn es zum Kriege käme, werden sie ihre Schuldig keit ebenso thun, wie die Ungarn. Die slavischen Regimenter endlich, über welche Oesterreich verfügt, sind zum großen Theile polnische Regimenter, und die Polen, das weiß man, lieben Rußland nicht. Sie wären in einem Kriege gegen das Czarenreich vielleicht noch zuverlässiger als die Ungarn. Die Einwendungen Derby's gegen Oesterreichs finanzielle Kraft sind etwas mehr begründet, doch so viel Kapitals kraft wie Rußland und die Türkst hat man in Wien und Pest schließlich doch noch, und Russen wie Türken haben ja eben erst das Problem gelöst, ohne große verfügbare Mittel Krieg zu führen. — Nach Miltheilungen von bestunter- rtchteter Sette hat der diesseitige Botschafter in Konstanti nopel, Graf Zichy, mit der Pforte Unterhandlungen einge- leitet, welche die Repatriirung der in Oesterreich weilenden und dem Lande zur Last fallenden zahlreichen bosnischen Flüchtlinge zum Zweck haben. Die italienische Deputtrtenkammer genehmigte den Zolltarif mit 19 l gegen 20 Stimmen. Aus die Ansratze des Deputirten Trompeo, ob das Kabinet den Zolltarif auch dann in Kraft treten lass.n wolle, wenn Frankreich den mit ihm abgeschlossenen Handelsvertrag zur festgesetzten : Zeit nicht ratifiziren sollte, erklärte der Finanzminister Herzegowina, Bosnien, EpiruS, Thessalien Mazedonien,!Verunreinigungen auf die menschliche Gesundheit, endlich Bulgarien und Armenien. Diese Provinzen erhalten den! über die Mittel gegen etwa konstatirte Uebelstände und Lokal-Bedürfnissen entsprechende administrative Reformen.!zwar hauptsächlich aus dem Grunde unterbreitet worden Eine gemischte internationale Kommission, welche die Sig-tsei, weil diese Frage innerhalb des engeren ErhebungSbe- natar-Mächte vertritt, wird die strikte Aussührung derszirkes der Einzelstaaten einer befriedigenden Lösung nicht Reformen in jeder der privilegirten Provinzen überwachen! fähig sei, vielmehr zu eingreifender und umfassender Fassung und Sorge tragen, daß die verschiedenen Tribut^ablungen im Gebiet des ganzen Reiches dringend auffordere. Es ist derselben regelmäßig dem türkischen Staatsschatz? zufließen ' " ' *— und denselben in den Stand setzen, die Zins- und Amor tisations-Zahlungen der türkischen Staatsschuld mit regel mäßiger Pünktlichkeit zu leisten. " Wir lassen dahin gestellt, ob diese Mittheilungen des Bureau Hirsch zuverlässige sind, jedenfalls dürste aber au solchen Grundlagen schwerlich eine friedliche Vereinigung