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von einer solchen nur während des Kriegs habe die Rede sein können. Man habe indeß nicht vorausgesetzt, daß ein Vertrag, wie der von San Stefano, geschlossen werden könnte. Die englische Regierung, die in loyaler Weise den Kongreß erwartet habe, sei mit Widerstreben gezwungen gewesen, die gegenwärtige Stellung einzunehmen. Die Rede Lord Derby's sei für ihn das Wunderbarste gewesen, das er jemals von einem Minister gehört habe. Die Er klärungen Lord Derby's verstießen gegen das gebräuchliche Verfahren, indem sie Geheimnisse des Kabtnets preisgäben. Der Zweck seines Zirkularschreibens sei nicht gewesen, den Vertrag von San Stesano zu zerreißen, sein Zweck sei lediglich gewesen, nachzuweisen, daß der Vertrag in seiner Gesammtheit in Erwägung genommen werden müsse. Die Vorbereitungsmaßregeln der Regierung trügen keinen krie gerischen Charakter, sondern seien solche Vorsichtsmaßnahmen, die weder die Absicht eines beschloßenen Kriegs, noch eine Drohung für irgend eine Macht in sich schlöffen. Er glaube, er habe guten Grund, zu hoffen, daß der Krieg vermieden werde. Wenn aber der Krieg dennoch ausbre chen sollte, so hege er zu dem Geiste Englands das Ver trauen, daß das Land denselben zu einem guten Ende führen werde. Nach noch einigen Bemerkungen der Lords Kimberlay Strathnairn und Denman wurde, wie bereits gemeldet, die Adresse genehmigt. Im Unterhaus« erläuterte Northcote die von der Regierung getroffene Maßregel der Einberufung der Reserven und hob hervor, dieser Schritt sei nicht geschehen, um das Land zu beunruhigen, indem man es glauben mache, die gegenwärtige Lage enthielte eine große nationale Gefahr. Diese Maßregel sei vielmehr nur getroffen, weil es dringend erforderlich sei, die Armee derart vorzubereiten, daß sie ohne Verzug verwendet werden könnte, wenn eS nothwendig werden sollte. Die Einberufung der Reserven sei mithin keine kriegerische Maßregel, sondern eine Vorsichtsmaßregel. Northcote gab darauf eine ähnliche Darlegung der Lage wie Lord Beaconsfield im Oberhause. Er wünsche vor Allem einen wirklichen Kon greß, der im Stande sei, eine Lösung der orientalischen Frage herbeizuführen. England habe die Theilnahme an einer nicht realen Konferenz abgelehnt. Es liege im Jn- tereffe Europas und auch in dem Rußlands, daß die Lage nicht zweideutig erscheine. Es sei wünschenswerth, daß die Konferenz, auf deren Zusammentritt die Regierung hoffe, eine reale und endgilttge sei. Er wünsche eine Sprache zu vermeiden, welche Rußland reizen könnte. Rußland habe ohne Zweifel Opfer gebracht, aber es sei nothwendig, offen auszusprechen, daß die Ansprüche, welche der Friedens vertrag von San Stefano enthalte, nicht unbestritten bleiben könnten. Indem England verlangt habe, daß Europa bei der Ordnung der obschwebenden Fragen befragt werden solle, habe es nur verlangt, was Rußland im August vorigen Jahres bereit war, zuzugestehen. Es sei auch jetzt noch Hoffnung vorhanden, daß die Schwierigkeiten, welche den Zusammentritt der Konferenz gehindert hätten, beseitigt werden würden. Aber diese Situation sei in diesem Augen blicke noch nicht hergestellt. Rußland habe noch nicht die Diskussion des ganzen Friedensvertrags auf dem Kongresse zugesagt, aber er glaube, daß Rußland jetzt, nachdem es gesehen habe, daß England keine egoistischen Zwecke verfolge und nach einer ruhigeren Erwägung die Gesichtspunkte Englands annehmen werde. Die Stimme Europas sei einig mit England in dem Verlangen, die Frage auf breiter und endgiltiger Basis geregelt zu wissen und eine Konferenz zu sehen, welche jeden Artikel des Friedensver- trages nach seiner eigenen Tragweite und in seinen Be ziehungen zu den bestehenden Verträgen erwägt. Da die Gelegenheit, an der allgemeinen europäischen NegulirungS- arbeit theilzunehmen, England versagt worden sei, so sei es Pflicht der Regierung gewesen, dafür Sorge zu tragen, daß die englischen Interessen keinen Schaden litten. Sicher lich könnten gewisse Veränderungen im Orient eine mora lische Einwirkung auf Indien haben. Die Interessen des Reiches würden gewahrt werden, wenn sie bedroht würden. Die gegenwärtige Politik sei dieselbe, welche den Antrag auf Bewilligung des außerordentlichen Kredites veranlaßt habe, eine Politik, weit entfernt, einen Krieg Hervorrufen zu wollen, aber eine Politik, entschlossen, die Rechte und die Pflichten Englands zu wahren. Gladstone erwiderte, er würde die Rede Northcote's nicht kcitisiren, wenn sie ein einfaches politisches Expose wäre. Aber da die Rede Northcote's sich auf eine Maß regel beziehe, welche durch eine Depesche erläutert worden sei, müsse er wie Jedermann seine Bemerkungen zu dieser Maßregeln und zu dieser Depesche machen. Er wolle kein Amendement zu der Adresse Vorschlägen, weil eine viel günstigere Gelegenheit hierzu sich bei der Diskussion über den für die Reserven nothwendigen Supplementär! cedit bieten würde- Er hoffe, daß das Gleichgewicht, von dem Lord Beaconsfield einstmals gesprochen, sich nicht auf die Wiederherstellung des ungerechten Zustandes beziehe, der soeben beseitigt worden sei. Northcote habe nicht die Dringlichkeit für die Maßregel der Regierung erwiesen. Er (Gladstone) bestreite, daß die Politik, welche den Vorschlag auf Einberufung der Reserven gemacht habe, dieselbe sei, welche den außerordentlichen Kredit beantragt habe. Die Majorität der Nation wünsche dringend den Zusammen tritt der Konferenz unter geziemenden Bedingungen. Er sehe mit Befriedigung, daß Northcote die Hoffnung auf den Zusammentritt der Konferenz stärke. Der Vorschlag Deutsch lands auf Zusammentritt einer Präliminarkonferenz sei der Weg der Vernunft und gesunder Prinzipien Er billige die Politik der Regierung bezüglich Griechenlands. Ebenso sei er einverstanden mit der politischen Definition, welche der Marquis von Salisbury am Ende seiner Cirkular- depesche gegeben habe. Die übrig'n Ausführungen der De pesche Salisbury's unterzieht Gladstone einer strengen Kritik. Weiter führt Gladstone aus, die Forderung Ruß lands bezüglich Bessarabiens sei unpolitisch. Aber es sei dies keine englische, sondern eine europäische Frage. Die Stipulationen des Friedens von San Stefano seien im Allgemeinen dieselben, die Rußland vor dem Uebergange seiner Truppen über den Balkan verlangt habe. Warum sei also die Zirkulardepesche Salisbury's seit dem Juni vorigen Jahres zurückgehalten worden? Gladstone erklärt sich schließlich gegen die Politik der Jsolirung und empfiehlt das Einvernehmen mit den europäischen Mächten. Der Staatssekretär für Indien, Lord Staplehurst, (Hardy), tritt den Ausführungen Gladstone's entgegen, die Politik Glaostone's sei selbst von seinen alten Freunden verworfen worden. England wünsche den Frieden, aber Englands Herrschaft erstrecke sich über alle Theile der Welt und es könne keine Abänderung der Verträge, an denen es Theil habe, ohne seine Zustimmung gestatten. England trage keine Schuld an dem Scheitern des Kon gresses. Man müsse nicht voreilig annehmen, daß England isolirt sei. Die Einberufung der Reserven sei keine Maß regel, um Europo zu beunruhigen. Der Friede sei der große Zweck des englischen Volkes, aber der Friede müsse bastrt sein auf der Wahrung der Rechte Englands. Man reibe nicht blind in den Krieg hinein, im Gegentheil, man habe Anker geworfen. Auf Antrag Jenkin's wird darauf die Debatte auf Dienstag Abend vertagt. Tagesschau. Freiberg, 10. April. Die Annahme, daß die Bundesrathsarbeiten zum Zwecke der Vorlagen für den Reichstag bereits ihr Ende erreicht hätten, bestätigt sich durchaus nicht; vielmehr ist noch manche wichtige Vorlage in der Vorbereitung begriffen. Unter Anderem ist man mit dem, schon in der vorigen Session verheißenen Gesetz über Regelung der Servis Verhält nisse, beziehungsweise Aufbesserung der Servisklassen für Militärs beschäftigt. Ferner liegt es in der Absicht, den Handelsvertrag mit Rumänien dem Reichstage noch vorzulegen. Endlich wird man doch nicht umhin können, auch die vorgelegte Denkschrift über den österreichischen Handelsvertrag zur Diskussion zu stellen. Doch wird dies alles erst nach den Osterferien geschehen können, die höchst wahrscheinlich schon mit dem 12. dss. Mts. ihren Anfang nehmen werden. — Zum 4. Mai ist ein gemeinschaftlicher Ausflug des Bundesrathes und des Reichstages nach Kiel festgesetzt, welcher in erster Linie dem g vßen Reichsmarine- Eteblissement zu Ellerbeek gelten dürfte. Es wird am 24. Mai 10 Jahre her sein, daß der Bundesrath des nord deutschen Bundes und das Zollparlament von Berlin nach Kiel kamen, um die ersten Anfänge der großen Marine- Anlagen, sowie der Hafenbefesttgung und die damals noch kleine Marine des norddeutschen Bundes zu besichtigen. Wenn sie jetzt kommen, so werden sie das Ellerbeeker Etablissement mit seinen großartigen Docks, Helligen, Maschinen- und Verwaltungsgebäuden fertig vorfinden, an beiden Seiten begrenzt von den in gleicher Zeit aus Dörfern zu städtischen Ortschaften herangewachsenen Oertern Ellerbeek und Gaarden. — Bekanntlich befindet sich gegenwärtig der rumänische Ministerpräsident Bratianu in Berlin unb pflegt mehrfache Unterredungen mit dem Fürsten Bismarck. Auch gestern konferirten beide Staatsmänner längere Zeit mit einander. Wir knüpfen hieran eine Aeußerung des Fürsten Karl von Rumänien. Sein Vertreter am russischen Hofe, General Ghika, wird dort gerade nicht liebenswürdig be handelt. Nun erzählt die „Pol. Korresp.", der Fürst habe an Ghika den Auftrag gerichtet: „Sagen Sie dem Fürsten Gortschakoff, daß die rumänische Armee zermalmt werden kann; solange ich aber am Leben bin, wird sie nicht entwaffnet werden!" Man wird sich erinnern, daß Rußland mit einer Entwaff nung drohte. Nach diesem kategorischen Wort des Fürsten Karl soll Ghika den russischen Reichskanzler nun auf einmal „mißverstanden" haben. Die österreichischen Blätter ergehen sich in Betrach tungen über die englischen Parlaments-Verhandlungen. Die „Abendpost" sagt, daß durch die Erklärungen der britischen IeuMelon. Das verkaufte Herz. Eine Erzählung von Max Ring. sN-chdruck verboten.) In der That war die soeben erhaltene Mittheilung ganz dazu angethan, um ihn auf das Angenehmste zu überraschen, da seine kühnsten Hoffnungen dadurch noch übertroffen, seine glühendsten Wünsche erfüllt wurden. Wie das Direktorium ihm anzeigte, sollte Brandt die durch den plötzlichen Tod des bisherigen Beamten erledigte Stelle eines Ober-Ingenieurs der Eisenbahn interimistisch über nehmen und sich sofort nach der Residenz begeben, um sei nen neuen, höchst einträglichen Posten anzutreten, da die dringenden Arbeiten keinen Aufschub gestatteten. Trotz dieses unerwarteten Glücks schien aber seine Freude darüber keineswegs ganz ungetrübt zu sein. Nach dem der erste Rausch geschwunden, versank er in ein tiefes, fast schmerzliches Nachdenken, aus dem er nur durch die Stimme des neugierigen Wirths gerissen wurde, welchem seine Aufregung nicht entgangen war. „Mein Gott!" rief dieser besorgt. „Sie haben doch keine unangenehme Nachricht erhalten, mein lieber Herr Brandt?" „Im Gegentheil," versetzte er, nachdem er sich mühsam gefaßt hatte. „Wie ich soeben erfahren, hat mich das Di rektorium der Eisenbahn zum interimistischen Ober- Ingenieur ernannt." „Da gratulire ich Ihnen von ganzem Herzen. Ich hab' es ja immer gesagt, daß sie es noch einmal zu etwas Großem bringen werden. Wie mich das freut! Das will ich doch gleich meiner Alten und der Rosa melden; die werden einmal Augen machen." „Nicht doch," erwiderte Brandt verlegen. „Sie thun mir wohl den Gefallen, vorläufig darüber zu schweigen." „Die Sache kann doch kein Geheimniß bleiben. Mor gen wissen es alle Leute, besonders Ihre Kameraden," „Ich finde es schicklicher, wenn ich ihnen meine Beför derung selbst anzeige. Sie könnten es mir sonst übel nehmen." „Das ist wahr. Ohnehin wird es Ihnen nicht an Nei dern fehlen; bester aber beneidet, als bemitleidet." Im Stillen jedoch dachte Vater Wegener, daß es sei nem sparsamen Miether nur darum zu thun sei, die Wein- Bowle zu sparen, welche er zur Feier eines für ihn so freudigen Ereignisses den Kollegen schuldete. Nichtsdesto weniger bedauerte er, einen so ausgezeichneten Gast zu ver lieren, der gewissermaßen zu seinem Hause gehörte und von ihm wie ein Mitglied seiner eigenen Familie angesehen wurde. „Es thut mir wirklich leid," sagte er betrübt, „daß Sie uns verlassen wollen, wenn ich Ihnen auch ein solches Glück herzlich gönne. Sie werden uns Allen fehlen." „Hoffentlich sehen wir uns öfters, da ich von Zeit zu Zeit nach Schönfeld kommen muß, um den Bau des Tun nels zu inspiziren" „Je öfter Sie kommen, desto angenehmer wird cs uns sein. Sie wissen ja, wie lieb wir Alle Sie haben." „Davon bin ich überzeugt." „Und Sie werden uns auch nicht vergessen und uns nicht über die Achsel ansehen, wenn es Ihnen auch noch so gut geht und Sie immer höher steigen." „Nie, nie!" rief Brandt mit zitternder Stimme und einer an dem ruhigen Mann fast befremdenden Erschütte rung, indem er Vater Wegener wie zur Bekräftigung seine Hand reichte. In der That schien dem jungen Manne die Trennung von seiner bisherigen Umgebung weit schwerer zu fallen, als er merken lassen wollte. Es war, als ob eine geheime Gewalt ihn hier festhtelte, als wenn ihn eine unbekannte Macht fesselte, eine unsichtbare Stimme ihn warnte. Be dauerte er das bescheidene friedliche Glück, das er bisher genoffen, oder fürchtete er die mit seiner neuen Stellung verbundene größere Verantwortlichkeit? Scheute er sich vor der schweren Arbeit oder traute er sich nicht die Kraft zu, den ihm angebotenen Posten auszufüllen? Zog er die Ruhe und die Einfachheit des Dorfes dem geräuschvollen Treiben der großen Stadt vor, oder schreckten ihn die traurigen Erinnerungen an eine bewegte Vergangenheit? Dachte er an einen Freund, an eine Geliebte, welche er verlaffen mußte, oder erwarteten ihn gefährliche Ver suchungen und Verwickelungen für die Zukunft? Ein kaum gehofftes Glück war ihm ungesucht in den Schoß gefallen, und doch vermochte er nicht, sich darüber zu freuen. Die glänzendste Lausbahn lag vor ihm offen, und trotzdnm zuckte er schmerzlich zusammen, wenn er an den nahen Abschied dachte. Ein finsterer Schatten lagerte auf seiner hohen Stirn und ein banger Seufzer entwand sich der gepreßten Brusi, so bald er sich allein sah. Wie ein Dieb vermied er es, den Hausbewohnern zu begegnen, und ungesehen schlich er sich über den Hos nach dem abge legenen Gartenhäuschen, das er seit einiger Zeit allein be wohnte, um, wie er vorgab, ungestört von den übrigen Gästen arbeiten zu können. Während er hier die nöthigen Vorbereitungen zu seiner Abreise traf, seine bescheidene Garderobe in den alten Leder ¬ koffer packte und seine Mappen mit den zahlreichen Plänen und Baurissen ordnete, füllte sich die nur für die Hono ratioren bestimmte Wirthsstube mit den bekannten Stamm gästen, welche sich regelmäßig in der Dunkelstunde einzu- stellen pflegten. — Durch den Bau der neuen Eisenbahn hatte sich auch die alte Dorfschenke zu einer nie zuvor ge ahnten Höhe emporgeschwungen und der goldene Adler einen frtschen Ausflug genommen. Vater Wegener verstand sich auf seinen Vortheil und schmiedete das Eisen, so lange es heiß war Auch er hul digte dem Prinzip des zeitgemäßen Fortschritts und bemühte sich, den Umständen im eigentlichen Sinne Rechnung zu tragen. Mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit fand er sich in die Rolle eines modernen Hotelwirths, indem er sich weniger die Manieren als die Preise eines solchen anzu eignen suchte. Sein Geschäft florirte dabei und ging so gut, daß er es mit seiner Frau nicht mehr allein bestreiten konnte und sich nach einem Beistand umsehen mußte. Da er selbst keine Kinder hatte, und seine um einige Jahre ältere Frau nur eine bereits an einen wohlhaben den Ackerbürger verheirathete Tochter aus erster Ehe besaß, o entschloß er sich, sein Mündel Rosa, die Tochter des verstorbenen Schulmeisters Schirmer, in sein Haus zu nehmen und ihr gewissermaßen die Last der ganzen Wirth- schaft aufzubürd'.n, der er sich selbst nicht mehr gewachsen sühlte. Zugleich glaubte er damit ein gutes Werk zu thun, da der arme Schulmeister dem verwaisten Mädchen nichts hinterlassen hatte, als seinen Segen und ihre Schön heit, weshalb sie sich genöthigt sah, bisher ihr Brot küm merlich durch Nähen und Schneidern zu verdienen, wozu sie ein besonderes Geschick zeigte. Wegener hatte keinen Grund, seine Wahl zu bereuen, da Fräulein Rosa, wie sie allgemein im Hause hieß, seine kühnsten Erwartungen übertraf und für ihn ein wahrer Schatz wurde. Von ihrem Vater, der ein tüchtiger und gut unterrichteter Mann war, hatte sie eine weit bessere Erziehung erhalten, als die meisten Kinder auf dem Lande. Ihre Bildung erregte nicht nur die Bewunderung der Dorfbewohner, sondern auch der städtischen Gäste, denen sie durch ihr feines und gemessenes Wesen unwillkürlich Respekt einflößte. Keiner dieser übermüthigen Herren wagte es, sich eine Freiheit mit ihr zu erlauben, oder wie mit andern Mädchen einen schlechten Witz mit ihr zu machen. Selbst die ausgelassensten Gesellen verstummten, wenn Fräulein Rosa sie mit ihren großen durchdringenden Augen halb bittend, halb verweisend anschaute. (Fortsetzung folgt.)