Volltext Seite (XML)
1878 Erscheint jed«r Wochmtog Mmd» k Uhr für dm Mdtrn Tag. PrU» vierteljihrlich 8 Mark 88 Pf-, t»tlwvnatl!ch 1 M. 6V Pf. u. einmouatl. 78 Pf. Jnseratt «erdm bi» Vormittag« 11 Uhr für nächste Nummer angenommen und die gespaltene Zeile oder deren Raum mit IS Pf. berechnet. - 29. Freitag, dm 29. Miirz. MkMWyeiqer und TagMM. Amtsblatt für die kümglichm Md städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Braun in Freibergsdorf. Be- pro Außerdem nehmen sämmtliche kais. Postanstalten stellungen an. Der AbounementspreiS beträgt Quartal 2 Mark 25 Pf. gegen Vorausbezahlung. Deputation für das Veterinärwesen über die Verbesserung >es Viehtransports auf Eisenbahnen, wonach die Einrich- ung von regelmäßigen besonderen Biehzügen auf den wich- igeren Transportlinien, sowie die Verwendung ausreichend breiter, zum Tränken des Viehes eingerichteter bedeckter Wagen als besonders wünschenswerth bezeichnet wurde, mit der Herstellung solcher Tränkungsvorrichtungen in umfassen dem Maße versuchsweise vorzugehen und eine genaue Kon- trole über die Benutzung derselben anzustellen. In Kürze haben wir auf die Ministerveränderungen in Preußen bereits aufmerksam gemacht. Camphausen ist gegangen und Achenbach folgte ihm auf dem Fuße. Wer nur einigermaßen mit den Elementen der politischen Rechenkunst vertraut ist, muß sich sagen, daß es sich gegen wärtig nicht um eine jener unterhaltenden Diversionen dreht, welche die Eintönigkeit der parlamentarischen Kam pagne unterbrechen, sondern um den Eintritt in einen aku ten Prozeß, der auf eine bewußte Verschiebung der politi schen und wirthschaftlichen Bewegung nach rechts deutet. Dies». Bewegung tritt, wie alle politischen Neuerungen, zuerst leise und mit einer gewissen holden Verschämtheit auf; die Organe der neuen Politik der „besonnenen Ein sicht in die wahren Bedürfnisse des Volkes" wollen nur zögernd die Zügel der ihnen anvertrauten Gewalt ergreifen und das geflügelte Wort des Fürsten Bismarck, es thäte Noth, ein Mintster-Rekrutirungsgesetz zu erlassen, so schwer werde es, den geeigneten oder wenigstens bereiten vor Eintritt in die Debatte: Als das Abgeordneten haus am 9. Februar die Sitzungen unterbrach, um dem Reichstage Platz zu machen, geschah dies in Folge einer Verständigung zwischen beiden Präsiventen der Land tagshäuser und einigen von dem Staatsministerium delegir- ten Ministern. Leider unterblieb es in Folge eines Ver sehens, dem damals beurlaubten Ministerpräsidenten dieses getroffene Arrangement mitzutheilen, ebenso demselben den Jrrthum zu benehmen, daß die Verlegung während der ganzen Reichstagssession währen würde. Er bemerke dies zur Ergänzung der neulichen Erklärungen des Minister präsidenten. Abg. Lasker erklärt sich Namens der National- liberalen für die Bewilligung des Gehalts für den Vize präsidenten des Ministeriums, wünscht aber hinsichtlich der Frage der Reffortirung der Domänen und Forsten längere Zeit zum Ueberlegen und zu gründlicherer Vorbereitung. Redner ist entschieden gegen einEisenbahnministerium. Minister Friedenthal tritt nochmals für die Vorlage ein und hebt hervor, die Vertagung der Dinge, welche die Vor lage wolle, würde das Land schädigen. — Fürst Bismarck bemerkt, er sei der Ansicht gewesen, der Landtag würde erst nach Ostern wieder zusammentreten. Das Ministerium konnte sich über diese Dinge früher nicht schlüssig machen, feine Krankheit habe ihn gehindert, früher bet seinen Kollegen damit vorzugehen, überdies halte er die Vorlage für eine reife Frucht, nachdem er sich jahrelang damit beschäftigt habe. Darin sehe er sich freilich getäuscht. Bezüglich der Reffortirung der Domänen und Forsten habe er den prinzipiellen Widerspruch des Ministers Camphausen gekannt und deshalb nicht eher an die Frage herantreten können, als nach Rücktritt Camphausen'S, den er, so sehr er auch dagegen anstrebte, nicht hindern konnte. Fürst Bismarck widerlegt darauf einzelne Einwände LaslerS; bezüglich der Abtrennung der Forsten und Domänen sei die Sache eilig, weil der künftige Finanzminister mehr Zeit für die Gesetzgebung frei bekommen müsse, die seit 12 Jahren ruhe und worin viel nachzuholen sei, was andere Länder» Frankreich, Oesterreich, selbst Rußland, aus dem Gebiete des Zoll-, Steuer- und Finanzwesens voraus hätten. Er habe die Sache für so einfach gehalten, daß er geglaubt, diefelbe fei in wenigen Tagen zu erledigen, er habe die beschäftigten Leute nicht wieder nach Ostern behelligen wird durch eine solche Quälerei des Viehes auch eine Ver schlechterung desselben herbeigeführt, da es beim Mangel an Futter und Wasser an seinem Gewicht, mithin an seinem Werthe verliert. Als eine Hauptaufgabe erachtet es das Reichseisenbahnamt, neben Verbesserung der bestehenden Einrichtungen auf Abkürzung der Transporte hinzuwirken, was der deutsche LandwtrthschaftSrath bereits im Jahre 1874 befürwoitet hat. Zu diesem Zwecke ist zunächst die Bildung geeigneter, in möglichst unmittelbarem Zusammen hangs stehender Fahrpläne ins Auge gefaßt, und zwar der Art, daß, soweit ein Bedürfniß dafür anzuerkennen ist, auf den großen Hauptrouten die Beförderung in geschloffenen, je nach Umständen täglich oder an einzelnen bestimmten Tagen koursirenden Viehzügen mit direkter Expedition er folgt und daß sich an dieselben, soweit angängig, mit ge ringen Aufenthaltszeiten auf den Uebergangsstationen die jenigen Personen- und Güterzüge anschließen, welche inner halb gewisser Bahngruppen auf den Nebenrouten zur Vieh besörderung dienen sollen. UebrigenS muß es befremden, daß man im deutschen Reiche erst jetzt auf Maßregeln be dacht ist, um das Wohlbefinden des Viehes während des Transports auf Eisenbahnen herbeizuführen, während sich andere Staaten längst zu Gunsten einer menschlicheren Be handlung des Viehes ins Mittel gelegt haben. So verfügt das englische Gesetz vom 1. August 1849, daß jede Person, welche Schlachtvieh derartig befördert, daß es unnöthigen Schmerzen und Qualen unterliegt, mit einer Strafe von 3 Pfund beim ersten Male und von 5 Pfund in jedem Wiederholungsfälle belegt werden foll, — ähnlich das amerikanische Gesetz vom 3 März 1873, das Strafen bis 500 Dollars verhängt. Was in Deutschland in dieser Hinsicht bisher geschehen ist, beschränkt sich auf eine seitens des preußischen Handelsministers im August v. I. an die Direktion der Ostbahn ergangene Anweisung in Folge der Verhandlungen der Plenarversammlung der technischen Tagesschau. Freiberg, 28. März. Die Aussichten für das Zustandekommen des Kongresses werden von Tag zu Tag windiger. Die Gereiztheit der englischen Diplomatie erscheint dem natürlichen Menschen verstände auf den ersten Blick geradezu unbegreiflich. Allein sieht man näher zu, so erklärt man sich unschwer diese britische Nervosität durch den Argwohn, daß der von Ruß land mitgetheilte Friedensvertrag den Inhalt seiner Ab machungen mit der Pforte nicht erschöpfe, sondern daß es mit einem Separatvertrag zurückhalte, der es that- sächlich vollends zum Herrn im Orient mache. England verlangte deshalb auch nicht sowohl die Vorlage des Friedens auf dem Kongreß selbst, sondern eine bestimmte und von der Pforte zu bestätigende Erklärung, daß außer dem mitgetheilten Friedensinstrument keinerlei Ab machung existire. Es ist ziemlich natürlich, daß auch in Rußland dieses Auftreten der englischen Staatsmänner die öffentliche Meinung stark zu verstimmen beginnt. In Peters burg führen denn auch die Zeitungen bereits eine recht herbe Spracht, und da Derartiges nicht ohne höhere Ge nehmigung in die Presse kommt, so muß schon eine sehr hochgradige Verstimmung vorhanden sein. Augenblicklich gilt General Jgnatieff als Odysseus der Ortentfrage; er be findet sich in Wien, ob als Kriegs- oder Friedensschwalbe, ist fraglich. Er soll mit einer zweifachen Mission betraut sein. In erster Linie würde derselbe zu untersuchen haben, ob in Men die Geneigtbeit bestehe, eine Konferenz, an welcher England sich nicht betheiligen würde, behufs Schlichtung der obschwebenden Schwierigkeiten zu beschicken. In Petersburg scheint man der Ansicht zu sein, daß trotz des englischen Widerstandes Italien und Frankreich eine Mann zu finden, hat feinen berechtigten Hintergrund. Es ist ein offenes G.heimniß, daßAchenbach betreffs derEffenbahn- politik nie die Zustimmung Bismarcks auf seiner Seite hatte. Diesem Jdeenkvnflikt schien sich endlich ein Ausweg dahin zu öff nen, daß das Eisenbahwefen aus dem Reffort des Hand. lSmt- nisteriums ausgeschiedrn und als besonderes Ministerium kon- stituiet werden sollte ; man weiß aber, daß Herr Achenbach nur sehr schwer zu bewegen gewesen, diesi« Vorschläge deS Fürsten Bismarck seine Zustimmung zu geben. Aber eS dauerte nicht lange, so kam Fürst Bismarck dahinter, daß der mit so vieler Mühe angedahnte Ausweg ihn dennoch nicht zu dem gewünschten Ziele führen werde. Das Ab geordnetenhaus erwies sich wider sein Verhoffen nicht ge neigt, die unmittelbar vor Thorschluß vorgeschlagene, mit nur Halbwegs ausgearbeiteten Motiven unterstützte Neuerung ohne Weiteres anzunehmen, da er aber so leicht sich nicht entschließt, eine einmal im Zuge der Verwirklichung be griffene Idee aufzugeben, so mußte er auf andere Mit tel denken, die von ihm geplante Umgestaltung der Eisenbahnpolitik durchzusetzen, und so mochte ihm der Rück tritt Achenbachs von diesem Augenblicke an als nnumgäng- lich: Nothwendigleit erscheinen Denn für den Fürsten Bismarck war die Sachlage einfach folgende. Ein beson deres Ersenbahnministerium mit Herrn Maybach an der Spitze, dem gelehrigsten Vertreter seiner eisenbahnpolitischen Ideen, konnte er nur mit Zustimmung der Volksvertretung in's Werk sitzen; dagegen bedarf er dieser Zustimmung nicht, um den Unlerstaatssekretär Maybach als seinen Nach folger dem Kaiser in Vorschlag zu bringen. Mrd aber Herr Maybach Handelsminister, so beherrscht er zugleich das nach dem Willen des Abgeordnetenhauses vom Han delsministerium nicht abzutcennende Eisenbahnwesen, und es hindert ihn somit nichts, die Ideen, über die er sich mit dem Reichskanzler einverstanden weiß, im vollen Um fang zur Ausführung zu bringen. Wie sich nun das preußische Abgeordnetenhaus zu dieser veränderten Sachlage stellen wird, darüber giebt die gestrige Sitzung einige Auskunft, weshalb wir etwas ausführlicher auf dieselbe eing.hen. Auf der Tagesordnung stand der Nachtragsetat. Minister Friedenthal erklärte Inserate finden durch den „Freiberger Anzeiger" die weiteste Verbreitung und betragen die Gebühren für die Spaltzeile 15 Pfennige. Die Expedition des „Freiberger Anzeiger". Abomemeuts-Eillladung. Indem wir das geehrte Publikum zum Abonnement Hüf das mit dem 1. April beginnende 2. Quartal des »Freiberger Anzeiger" höflichst einzuladen uns erlauben, bitten wir, die Bestellungen auf das Blatt rechtzeitig machen zu wollen, damit wir vollständige Exemplare liefern können. In Freiberg selbst werden Bestellungen angenommen: in der Rinnengaffe 96 und den nach ¬ genannten Ausgabestellen: Meißuergasse; «81V»IS lNleinLmrinn, Annabergerstratze; » Ecke der üntzeren Bahnhofstraße; »run« Erbischestratze; ». Obermarkt; Ll«riu»i»i» Aiiivir» Bnrastratze; ^«Uii8 8töirm«r, Weingaffe «ud kleine Borngaffe. die Ordnung der Verhältnisse in Albanien, das sich bis zum Meere bei Kavalla erstrecken würde» in die Hand ichmen. Die Grenzen Bulgariens endlich würde Rußland derartig modiftziren, daß die Machtverhältniffe durch die Ereignisse der letzten Zeit nicht zu Ungunsten Oesterreichs sich gestalten würden. ES wird angenommen, daß Jgnatieff Aussicht habe, in seiner Mission zu reussiren. Der seitens des Reichseisenbahnamtes den Eisenbahn direktionen zur Begutachtung zugestellte Entwurf eines Reglements über die Verladung und Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen verfolgt den Zweck, den mannigfachen Klagen und Beschwerden, zu wel chen die Viehbeförderung auf Eisenbahnen Anlaß gegeben hat, Rechnung zu tragen. Schon seit Jahren hat die bru tale Art, in welcher das Handels- und Schlachtvieh auf den Eisenbahnen verladen und befördert wird, die gerech teste Entrüstung hervorgerufen. Die armen Thiere müssen eingepfercht stehen, und oft ohne Futter und Trank Tage lange Eisenbahnfahrten durchmachen, ob auch die Hitze des Sommers sie dem Verschmachten nahe bringt. Offenbar Konferenz acceptiren würden. Sollte das Wiener Kabinet diesen Vorschlag als nicht praktisch betrachten, dann wäre Jgnatieff angewiesen, eine Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich unter wohlwollender Vermittelung Deutsch lands anzubahnen. Zu diesem Behufe soll der russische Spezialgesandte ermächtigt worden sein, Oesterreich weit gehende Anerbietungen zu machen, die sogar geeignet wären, den Vertrag von San Stefano nicht unwesentlich zu Gunsten Oesterreichs zu modisiziren. Unter den Aner bietungen befände sich auch folgende: die Durchführung der Reformen in Bosnien und der Herzegowina dem Zu sammenwirken Oesterreichs und der Pforte zu überlassen, unter Verzichtleistung des betreffenden, im Friedensvertrage Rußland gewährten Rechtes auf eine Mitwirkung bei der Neugestaltung der Dinge in den genannten Provinzen. Ferner würde das Petersburger Kabinet bereit sein, Oester reich eine Position im Oriente zuzugestehen, welche nach seiner Ansicht die Interessen dieses Staates auf der Balkanhalbinsel wahren könnte. Oesterreich würde demnach