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1878. Jusnat« ««rdm bt» Vormittag» 11 Uhr für nächste Rümmer angenommen und die gespaltm« Zeil« oder deren Raum mit 1L Ps. berechnet. Erscheint jckm Wochmtag Abend» b Uhr für den andern Lag. Prei» vierteltihrlich S Marl 8K Pf-, zweimonatlich 1 M. 50 Pf. u. «inmonatl. 75 Pf. — 2S. Jahrga»- Dienstag, den 18. M und TagmaU Amtsblatt für die Mglichm vud -iidttschm Behörde« zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu» Bra^^u FreibergSdorf. s abzuhalten, auch in dieser den Aussprachen der folgenden Redner zu urtheilen, wird Graf Moltke, der Niebestegte, auch aus diesem parlamen- diese Summe verwenden zu theils nothwendigen, theils ein frischer Hauch wehte durch die Natur, durch die Welt, nur nützlichen Ausgaben zu Gunsten der Armee, nament-! und Alles, was alt, morsch und gebrechlich war, begann zu lich zu Gunsten der Offiziere und Unteroffiziere» deren mög lichst günstige Stellung man als eins der besten Mittel erachtet, die Armee selbst möglichst zu kräftigen und fie in ihrem jetzigen schlagfertigen Zustande zu erhalten, zur Siche rung des Reichs gegen alle Feinde und Neider. Damit t- war aber die Finanzkapazität der Fortschrittspartei, der Abg. Richter (Hagen), nicht zufrieden. Er erklärte sich zwar nicht abgeneigt, die Summe zu Gunsten der Armee per- . wenden zu lassen, obschon er es anscheinend lieber gesehen hätte, wenn er sie ganz oder theilweise zur Deckung de» Defizits hätte heranziehen können; er wollte aber die Unter stützungen nicht beschränkt wissen auf Offiziere und Unter offiziere, fondern er wünschte das Geld zu allgemeinen Zwecken verwendet zu sehen, insbesondere zur Besserung deij Wohnungen der Soldaten in den Kasernen. Ihm gegenüber betonte Graf Moltke, daß die Summe von der Armee erspart worden sei, und zwar nicht an StaatS- odsr Reichsgeldern, sondern an ihren eigenen Mitteln, und daß es deshalb der Gerechtigkeit und Billigkeit entspreche, die Gelder der Armee ungeschmälert zu überlassen. Nach Der 18. März! Nicht ohne Erinnerung soll dieser Tag heute an uns voiübergehen. Dreißig Jahre find seit i jenen 18. März 1848 verstrichen, mit dem eine neue Zeit für uns Alle anbrach, die wir uns, sei eS auch nur in den undeutlichen Umrissen eine» Knabentraumes, an den Tag zu entsinnen wißen. Die Veilchen blühten damals früher, die Blätter sproßten zeitiger al» sonst; Mark, die durch weise Oekonomie erspart worden ist an den von Frankreich für die deutsche Okkupationsarmee ge zahlten Verpflegungsgeldern. Die Militärverwaltung will Tagesschau. Freiberg, 18. März. Scharmützel wurde zwischen den Vertretern der Hanse städte und Denjenigen auSgefochten, welche diesen Städten ihre Freihafenstellung mißgönnen, bei Gelegenheit eine» Antrags der Budgetkommisfion, zu erwägen, ob nicht die Aversionalbeiträge der Freihafengebiete für Zölle und Verbrauchssteuern höher als bisher zu bemessen eien. Ein etwas größeres Interesse bot die Mitt wochsitzung, insofem die Parteien Gelegenheit erhielten, ich wiederum über die Privilegien des Hauses auszusprechen zegenüber der Verhaftung von einzelnen Mitgliedern. Die Sozialdemokraten hatten wiederum, wie in früheren Sessionen, ohne Aussicht auf Erfolg beantragt, einen in Strafhaft sitzenden Genossen, den Abg. Bebel, zu reklamiren; daneben hatten sie den ebenfalls früher bereits abgelehnten Antrag wiederholt auf Abänderung des Art. 31 der Ver- voch früh vertheilt werden. Die ursprün e Absicht, die ormelle Sitzung, in welcher die erste Les deS GerichtS- kostengesetzes stattfinden sollte, am DoMrstage vor den Sitzungen der Häuser des preußischen Lan wurde im Laufe des Mittwochs aufgegebeL da man fand, daß es doch viel besser sei, diese formelle Gttzung gleich am Reichstagsabgeordneten nicht den Vorwurf zu fürchten haben, daß sie sich für den Müßiggang aus dem Staats säckel königlich belohnen lassen, so ist es ganz naturgemäß, ' in den Sitzungen eine Pause eintreten zu lassen, während ; welcher die Kommissionen ununterbrochen thätig fein können, : wogegen diejenigen Abgeordneten, welche den Kommissionen nicht angehören, ruhig nach Hause fahren oder, wenn ihre Heimath zu weit entfernt ist, vielleicht einen Kollegen und Freund in dessen Heimath begleiten oder sonst eine ange nehme Reise machen können, was ihnen ja durch die Eisen- I bahn-Freikarte so sehr erleichtert wird. Eine Meinungsverschiedenheit bestand nur darüber, wie lange die Pause dauern sollte. Der Präsident und mehrere Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses forderten die ganze jetzige Woche für die Arbeiten des Landtags und sie konnten für diese Forderung auch auf die Zustimmung der süddeutschen Abgeordneten rechnen, für welche die weite Reise in ihre Heimath erst dann lohnt, wenn die Pause nicht zu kurz bemessen ist. Da am Montage der nächsten Woche des hohen katholischen Feiertags wegen keine Sitzung gehalten werden kann, so würde der Reichstag nach einer 12tägigen Pause Dienstag den 26. März seine Arbeiten wieder haben aufnehmen können. Damit war aber der Präsident v. Forckenbeck nicht einverstanden. Ihm liegt vor Allem daran, das Budget rechtzeitig, also noch vor Ende dieses Monats, zur Verabschiedung zu bringen, wozu voraussichtlich noch mehrere Sitzungen erforderlich sein werden, und außerdem bestand er darauf, den Ent wurf des Gerichtskostengesetzes sobald als möglich in die Kommission zu bringen, damit nicht der Reichs tag gezwungen werde, dieses Gesetzes wegen länger beisammen zu bleiben. Das Gerichtskostengesetz war etwa am 8. oder 9. März eingegangen, es sollte am 14. oder >15. März den Druck verlassen und tonnte also nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung am 17. oder 18. März lfür die erste Lesung reif sein. Der Präsident schlug dem- l gemäß vor, die Sitzungen am 19. März wieder aufzunehmen, lan welchem Tage allerdings der preußische Landtag noch lbei Weitem nicht seine Arbeiten erledigt haben konnte, so- idaß also sehr unangenehme Kollisionen der Reichstags- Uitzungen mit den Sitzungen der beiden Häuser des Land- Lags, denen fast ein Drittel der Reichstagsabgeordneten langehört, unausbleiblich gewesen wären. Da aber auf der ländern Seite die vom Präsidenten für seinen Vorschlag »geltend gemachten Gründe als durchschlagend anzuerkenner I waren, so traf man schließlich ein Abkommen dahin, dem Ipreußtschen Landtage noch zwei Tage zuzugeben und das iGerichtskostengesetz noch vor der Pause durch die erste iLesung, die ja nur eine formelle zu sein brauchte, gehen Mu lassen. Die Buchdrucker»! erhielt mithin Auftrag, den M)ruck der Vorlage möglichst zu beschleunigen. Dies ge- Dchah, und so konnte das stattliche Heft bereits am Mitt- fassung in der Weise, daß kein Abgeordneter ohne Geneh migung des Reichstags während der Session verhaftet wer den oder in Haft gehalten werden soll. Keine Partei des Reichstags hatte Neigung, auf einen fo weitgehenden An trag einzugehen, nicht einmal die Fortschrittspartei, welche doch auch schon in zwei Sessionen die Forderung erhoben hat, daß Abgeordnete während der Session wenigstens nicht verhaftet werden dürfen. Der Redner der Fortschrittspartei, Abg. Hoffmann, war demgemäß auch in feiner Bekämpfung des Antrags nicht sehr glücklich, denn fachlich macht eS wohl kaum einen Unterschied, ob ein Mitglied während der Session in die Strafhaft abgeführt oder in Strafhast gehalten wird, und wenn das sehr ehrenwerthe Mitglied für Schwarzburg-Rudolstadt meinte, der Antrag würde da hin führen, daß jedes Mitglied, das sich in Strafhaft be findet, und wäre es selbst wegen des schwersten Verbrechens, bei Beginn einer ReichstagSsesfion aus der Haft entlassen werden müßte, so übersah es doch, daß Jemand, der wegen eines schweren Verbrechens sich in Strafhaft befindet, sich kaum des Besitzes der bürgerlichen Ehrenrechte, mithin auch nicht des Besitzes eines Reichstagsmandats zu erfreuen haben wird — ein Uebersehen, das man einem Stadtge- richtSrath kaum zutrauen sollte. Die Bestimmungen der Geschäftsordnung ließen es nicht zu, den Antrag auf Ver fassungsänderung, der als Gesetzentwurf drei Lesungen durchzumachen hat, gleich am Mittwoch abzulehnen; dagegen wurde der Antrag auf Reklamirung des Abg. Bebel, wie vorauszufehen, mit sehr großer Mehrheit verworfen. Partei und einigen Kleinigkeiten, die erst kurz vor der Sitzung zur Vertheilung gelangten und auf die Tagesord nung der nächsten Sitzung gestellt wurden, war Nichts vor handen, womit sich der Reichstag noch hätte beschäftigen önnen. Große Debatten fanden auch nicht statt; es fehlte owohl die Lust, lange Reden zu halten, als auch die Neigung, solche anzuhören, da man in Erwartung der be vorstehenden Heimreise nur noch halb bei der Sache war. Viele hatten schon die Pause antizipirt und waren schon mit oder ohne Urlaub abgereist; infolge dessen waren die Reihen der Mitglieder bedenklich gelichtet, viele Plätze im Hause leer, und nur die Restauration erfreute sich eines stetigen Zuspruchs. Die dritte Lesung des StellvertretungSgesetzes war nur kurz und die Debatte mehr persönlicher als sachlicher Natur. Das Gesetz wäre vielleicht ohne alle und jede Diskussion angenommen worden, wenn nicht Herr v. Kleist- Retzow sich gemüßigt gesehen hätte, auf einige Aeußerungen, die der Abg. Wtndthorst bei der zweiten Lesung gethan hatte, zu erwidern. Auch hielten es weder der Reichskanzler noch die Minister der Mittelstaaten, die bei der ersten und zweiten Lesung gesprochen hatten, der Mühe für Werth, bei der dritten Lesung wieder am Bundesrathstische zu erscheinen. Daß das Gesetz unverändert angenommen werden würde, war vorauszusehen. Für das Fehlen des Reichskanzlers wurden die zahl reichen Besucher der Montagsitzung jedoch hinreichend ent schädigt durch ein noch viel selteneres Ereigniß, einen Speech des Grafen Moltke. Die Reden dieses berühmten Strategen werden mit ganz derselben Aufmerksamkeit an- gehvrt wie diejenigen des Fürsten Bismarck. Er spricht unter der steten Kontrole des Publikums, jedes Wort gilt für wichtig, wird gedeutet und oft auch mißdeutet. Auch bei seinen Reden herrscht im Sitzungssaals dieselbe Mäus chenstille wie bei den Reden des Reichskanzlers. Im vor liegenden Falle sprach er aber nichts besonders Bemerkens- werthes, er sprach nicht als Stratege, sondern einfach als Soldat, er gab nicht, wie in seiner letzten, in der vorigen Session gehaltenen Rede, Andeutungen über Gefahren, die von dem rüstenden Frankreich drohten, über Truppen- anfammlungen an der deutschen Grenze, sondern er fühlte sich nur gedrungen, der Armee, welcher er seit 56 Jahren angehört, einen Dienst zu erweifen. Es han delte sich um eine Summe von mehr als 30 Millionen Mittwoch mit abzuhalten. Es wurde de Weife verfahren. Eine Viertelstunde Wich' Schluß der Mittwochsitzung trat das HauS nochmals zu einer Sitzung zusammen, die eine nur halbstündige D«er hatte Der Präsident des Reichsjustizamts übergab doK zweite Kind dieses Amts unter den besten Segenswünschen der Fürsorge des hohen Hauses, entschuldigte seine Fehl«, penn es solche besitzen sollte, und stellte eine Revision in. Wssicht, wenn man das Gesetz erst einige Zeit praktisch erprobt haben würde. Nachdem ein Abgeordneter einige wenige Worte gesprochen hatte und damit die formelle Ab nähme de» Entwurfs durch den Reichstag erfolgt war, wurde einstimmig beschlossen, den Entwurf an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu verweisen. Da diese Mitglieder auch vorher bereits desig- nirt waren, so konnte ihre formelle Wahl durch die Ab- theilungen alsbald nach Beendigung der Sitzüngen vorge- . , . . nommen werden und die Abgeordneten konnten sich auf die tarischen Kampfe als Sieger hervorgehen. Einige Kapitel verschiedenen Bahnhöfe zerstreuen in dem frohen Bewußt- des Etats wurden ohne wesentliche Debatten nach den An» sein, die nun folgende Ruhepause redlich verdient zu haben, trägen der Budgetkommisfion erledigt. Nur ein kleine» Die drei Sitzungen, welche in der vergangenen Woche ' stattfanden, gewährten nur mäßiges Interesse. Es standen alle diejenigen Sachen auf der Tagesordnung, deren Be- rathung vor der Pause der Präsident noch wünschte, und mit deren Erledigung auch wirklich reiner Tisch gknacht und die Unterbrechung der Sitzungen thatsächlich motivirt war. Denn außer einigen Anträgen der sozialdemokratischen Griefe vom Reichstage. VI. LI. Berlin, 17. März. Der Reichstag hat für acht Tage feine Sitzungen ein gestellt, um dem preußischen Landtage Zeit zu geben, seine Arbeiten abzüwickeln, zum mindesten die dringendsten An gelegenheiten zu erledigen, denn eine Erledigung sämmt- licher dem Landtage vorliegenden Gesetzentwürfe in der Weise, daß sie als Gesetze publizirt werden könnten, würde mindestens zwei nicht allzukurze Sessionen beanspruchen. Aber einige Sachen, namentlich das Ausführungsgesetz zum deutschen Gerichtsverfassungsgesetze und der Gesetz entwurf wegen der Erwerbung der Berliner Stadtbahn, müssen durchaus noch durchberathen werden, und man Hofft, daß dies im Laufe dieser Woche möglich sein wird. Schon lange war man darüber einig, daß gegen die Mitte der Zeit von Eröffnung des Reichstags bis zu den Oster ferien eine Pause gemacht werden sollte, die vom preußi schen Landtage zur Fertigstellung seiner Arbeiten benutzt werden könnte. Die Verhältnisse drängen auch ganz von selbst dazu. Wenn alle Vorlagen die erste Lesung pasfirt haben und in den Kommissionen ihrer Auferstehung harren, dann wird man dem Plenum kaum zumuthen können, mit Erledigung von Petitionen oder Anträgen der fozial- demokratischen Abgeordneten sein Dasein zu fristen und durch unnütze Plenarsitzungen obendrein den Kommissionen die Zeit zu stehlen, welche diese zur baldigen Beendigung ihrer Arbeiten dringend bedürfest. Und da die diätenlosen