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t 1875. a§3vi Tagesschau. , n- en tt ? en 1. der Nothwendigkeit einer Revision des Strafrechts weites als die Volksvertretung für gut hielt und wurde deshalb^ zurückgewiesen. Das ist die einfache Thatsache. Die Nerven der Negierung sind stark genug, diesen kleinen Unfall zu ertragen. Auch auf eine konservative Strömung im Volke liehe sich solcher Schritt nicht zurückführen. Die hier und da auftretende Mißbilligung über den Stillstand de» Handels und der Industrie wird nirgends der liberalen Partei zugeschrieben, man macht im Gegentheil gerade die Regierung zum Theil verantwortlich. Mit welchem Programm dieselbe also vortreten sollte, um die liberale Majorität in eine konservative zu verwandeln, ist geradezu unerfindlich^ Aus all' diesen Gründen halten wir die in der Luft um herschwirrenden Gerüchte von neuen Parteibildungen u. s. w. für inhaltslose Schwatzereien, die einer weiteren Widerlegung nicht bedürfen. e i t >r IN des „wahrhaften Testerreicherthums" die Grundlagen des er jetzigen österreichischen Staatswesens in Frage stellen aS möchten und denen andererseits das neue deutsche Reich ein Dorn im Auge ist, wie denn auch eine klerikale Bei- Mischung in der neuen Parteiformation unverkennbar ist. Aufs Neue sucht man den österreichisch-ungarischen Ausgleich in Frage zu stellen und spricht von voller „RücksichtS gründen auf eine spätere Zeit vertagt, bis zu welcher eine umfaßende Revision des Strafgesetzbuches ermöglicht sein wird. Darüber kann also ein prinzipieller Konflikt nicht einmal zwischen Reichstag und Regierung, geschweige denn im Schooße einer Partei entstehen. Daß aber die sogenannten politischen Paragraphen — Bestimmungen, die zum Theil sogar von Hause aus seitens der Altkonservativen zurückgewiesen wurden — eine Spaltung unter den Liberalen hervorgerufen hätten, oder Hervorrufen würden, ist von vornherein ausgeschlossen. Was für Anhaltspunkte bleiben also, um die angekündigte Scheidung wahrscheinlich zu machen? Etwa die Thatsache, daß die Nationalliberalen neuerdings bei verschiedenen nicht unerheblichen Anläßen in der Abstimmung divergirt haben und von einander abgewichen sind? Das liegt nach unserer Anschauung im Wesen dieser Partei und ist seit dem neunjährigen Bestehen derselben immer so gewesen. Ja gerade darin besteht ihr Unterschied von allen andern Fraktionsbildungen, daß sie den Grundsatz: iu nscesoni-ü» unitas, in äubHs lidertn» von Anfang an auf ihre Fahne geschrieben und bis auf den heutigen Tag festgehalten hat. Tie Begründer dieser Partei ließen sich von dem Gedanken leiten, an die Stelle liberaler Fraktionen und Fraktiönchen eine große liberale Partei zu setzen. Tas aber eine solche Partei nicht mit einer absoluten Einförmigkeit der An schauungen, sondern nur mit einer gewißen Mannigfaltig keit der Schattirungen in die Erscheinung treten kann, liegt in der Natur der Sache. Nur wenn es anders wäre, würde man sich wundern können. Aus welchen Gründen sollten Wohl nun plötzlich die Mitglieder dieser Partei den bisherigen Zustand als verfehlt betrachten und die bestehende Vereinigung auflösen wollen? n, SN ße Nach dem Feste.' Vorüber sind die Tage des Festes mit ihrem Rufe: , „Friede auf Erden!" Wie oft ist dieser Ruf in der christ- , kichen Welt schon ertönt! Sind wir dem Ziele auch wirklich i schon recht nahe gerückt? Wer uns Deutsche in der freuden reichen Zeit des Weihnachten beobachtete, der dürste wohl glauben, daß wenigstens iu Haus und Kirche der Frieden eine Stätte gefunden. Bemühen sich doch in der Festeszeit ave Glieder der Familie, jeden Mißklang fern zu halten und nach Kräften Alles zu thun, was Anderen Freude bereitet. Tie Gemeinde versammelt sich in der Kirche und empfängt eine Ahnung davon, wie mit dem Frieden auf Erden auch der Himmel auf Erden gegründet werden würde. Aber das Alltagsleben gewährt solch' friedlicher Stimmung leider niemals lange Dauer. Mit dem Ver hallen der Festglocken pflegt auch die Friedensstimmung «ms den Gemüthern zu weichen, denn das Leben tritt wieder mit feinem bittern Ernst an uns heran. Schwer ist die Zeit und trüb' sind ihre Zeichen — allüberall wohin sich « ser Auge wendet, sehen wir die Menschheit in unablässigem und mübevollem Ringen mit den finsteren Mächten be griffen. die diese arme Erde beherrschen, sehen wir Noth und Elend, Nohl eit und Verwilderung, Kampf und Streit, Tod und Verderben. Nur selten fällt unser Blick in dieser Lebenswuste aus eine grüne Oase des Friedens und der Ruhe, des Kulturfortschritts und der Gesittung. Im sozialen Leben wächst die Noth der Zeit mit jedem Tage; im politischen Leben will Unruhe und Sorge nimmer schwinden. Selbst wo kein Grund zur Sorge vorhanden ist, wird er künstlich erzeugt. So erzählten kurz vor dem Feste mehrere Blätter, es liege im Plane des Fürsten Bismarck, sich eine starke Regierungspartei dadurch zu schaffen, daß die Konservativen aller Schattirung, Schutz zöllner, womöglich auch Ultramontanen und Sozialisten rebst einem ansehnlichen Reste des rechten Flügels der Nationalliberalen zu einer Partei zusammengeschmiedet werden sollten, um sie wirksam gegen den Liberalismus m ie n n. cd !N Freiberg, den 27. Dezember. Anknüpsend an vorstehende Betrachtung, müßen wir doch noch eines Umstandes gedenken. Die Kreuzzeitungs partei scheint sich in der That mit der Idee schon recht heimisch zu machen, daß ihrerseits eine Aussöhnung mit dem Fürsten Bismarck bevorstehe. Das Junkerblatt stellt nämlich für Erreichung dieses Zieles zwei Forderungen: „Aenderung der jetzigen Kircheupolitik und Beseitigung des Kultusministers Or. Falk." Wir wollen dieses Kapitel nicht noch weiter ausspinnen; ist doch das Wort bekannt genug: „Was der Mensch wünscht, das hofft er!" !« se 7 « . . «nd Inserate« ist bei der grotze« Berbreitimg des „Freiberger ««zeiger" («so« Exemplare) die entsprechendste «trk- Ten Bekanntmachungen l Kartal 2 Mark 25 Pfennige. Bestellungen nehmen sämmtliche kais.Postanstalten, sowie die «nterretch- !-mit °-r H»-»« »ln, da» »«»Icht»« .Ik-zra,»»- -rh-tt-., »»chr-cht »kl«« Die Expedition des „Freiberger Anzeiger". (Frotscher'sche Buchhandlung.) Merkwürdiger Weise wird in dem Wust von Gerüchten auch die Nachricht kolportirt, daß von maßgebender Seite die Bildung einer straffen konservativen Partei unter der Aegide eines Blankenburg-Wagener geplant werde, daß ferner zu dem Zwecke auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit Beginn des neuen Jahres in andere Hände übergehen solle und daß endlich die gegenwärtig konserva tive Fraktion des Reichstags bereits eine konservative Ministerliste fertig habe. Wir unterlaßen cs, näher zu untersuchen, ob diese Angaben für mehr als leerer Klatsch gelten können. Wären sie aber begründet, so würde schon der Selbsterhaltungstrieb der liberalen Partei verbieten, die bisher vereinigt gewesenen Kräfte auf's Neue in Fraktionen zu zersplittern. Oder will etwa Jemand die Behauptung ernstlich ausstellen, daß bei der neuen konser vativen Parieigründung der „rechte Flügel" der National liberalen sich unter das Banner eines Wagener begeben werde? Eine solche Behauptung wäre ebenso absurd wie beleidigend. Und schließlich wollen wir doch ja nicht übersehen, daß für die Reichsregierung jeder vernünftige Grund fehlt, plötzlich «inen Krieg mit der Vertretung des deutschen Polkes heraufzuzaubern. Sie ging in ihrer Auffassung von ins Feld zu sühren. So wunderbar es Manchem klingen wag, daß ein solcher Mischmasch Anspruch auf den Namen „Partei" machen könnte, ja sogar einer Partei, auf welche sich bi, Reichsregierung stützen wolle, so ernstlich wurde decp Lie Sache von verschiedenen Zeitungen behandelt. Nun könnte man zwar die ganze Kombination mit einem bloßen H .wms auf den AuSgang aller ähnlichen Prophezeihungen abthun, welche sich nun nachgerade unzählige Male wieder holt haben; aber es ist bester, die gegenwärtige Lage un befangenen Blicke» zu untersuchen. Dos Ferment der augenblicklichen Gährung in unseren parlamentarischen -ierhältmßen bildet ja hauptsächlich die Strafrechtsnovelle, «"d zwar, wenn man näher zusieht, allein die politischen .ragraphen derselben. Was den übrigen Inhalt dieser wird über denselben eine ^crstandigung theilweise noch im Laufe der gegenwärtigen C ession herbeigefuhrt, theilweise aus bloßen Zweckmäßigkeit-- Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Dienstag, den 28. Dezember. Abonnements-Einladung. murt auch ei«e« Abschluss im «bouuemeut dieser Zeitschrift herbei «ud bitten wir unsere geehrte« Leser, ihre ves Der heraunaheude Jahreswechsel s u b^irke« z« willen. In der erfreulichen Wahrnehmung, dah die Auflage des fte«««gtn für das erste Quartal des nenen de« Beweis einer Anerkennnng unserer Bestrebungen, sondern zugleich die an n«S tretende i« steter Steigerung begrm v' scheveu, um das Blatt iu immer weitere Kreise als gern gesehenen Familieufr,»nd ei«z«führe». A«ff»rder«ng, auch in 3^««tt weder« n uolitischeu Zeitsrage« auch die wtchtigsteu Kult«ra«fgabeu der Gegenwart aus «irthschaftltchem. Die Redaktion wird daher bemüht skm, Wxjse zu behandeln, dabei aber auch den Begebenheiten nnd Ereignisse« des OrteS, des HeimathSkreise^ foztaltm «nd kirchlichem Gebiete tag « Das Feuilleton sowie die „Sonntags-Beilage" werden gediege«en ««tex- nnd des eugere« Heimathslandes die Ich g - mache« ganz besonders ans die mit dem 1. Jannar beginnende, iiutzerst spannende Original-Novelle vv» 4 hnttnugsftoff für Familie «ud Haus liefern ««o wir m«», » » «mitte Heturichs aufmerksam: Die blinde Gräfin". Die als offiziös geltende „Provinzial-Korrespondenz" brachte unmittelbar vor dem Feste unter dem Titel: „Ein alter Gegner Preußens" einen sehr bemerkenswerthen Artikel, der in Wien wahrscheinlich Mancherlei zu denken geben wird. Es ist darin der frühere Minister, Herr von Schmerling, als in Aussicht genommener Nachfolger des Fürsten Auersperg bezeichnet und das erwähnte offiziöse Blatt nüpft daran eine sehr herbe Kritik. Dir ganze Vergangenheit dieses Politikers, heißt es in dem Artikel, wurzelte in dem doppelten Bestreben, einerseits die gesammten Staaten und Völkerstämme der österreichisch-ungarischen Monarchie in 4, einem einheitlich konstitutionellen Staatswesen zusammen- zufaßen — andererseits dieses fest geeinigte Oesterreich zur — leitenden und herrschenden Macht eines deutschen Bundes- H staates- zu machen. Von diesem Standpunkte trat Herr von Schmerling 1848 den Versuchen, einen deutschen Bundesstaat unter Preußens Führung, jedoch in enger "" Verbindung mit der österreichischen Monarchie zu gründen, mit aller Entschiedenheit und mit allen Mitteln politischer , Taktik entgegen, und ihm ist in der That ein wesentlicher in Antheil an dem Scheitern des damaligen Strebens zu- eu zuschreiben. Jetzt nun — heißt es weiter, nach einem Hin- weis auf die politische Neugestaltung Deutschlands — jetzt in tritt dieser Mann plötzlich wieder in die politische Ve- wegung ein, und sofort sammeln sich um ihn die ver- "i schiedenen Gruppen, welche einerseits unter dem Vorwande >e- KFmbergerAMigerM wie Redaktion de- . Handlung zu senden, und Tageblatt.